Harrasfelsen

Harrasfelsen

Die Harrassage ist eine Sprungsage aus dem sächsischen Zschopautal. Heute schreibt man sie dem Ritter Diedrich von Harras zu.

Die folgende Fassung der Sage ist dem „Sagenbuch des Königreiches Sachsen“ von A. Meiche entnommen. Die mündlich überlieferte Sage ist erstmals am 4. Juli 1801 im „Chemnitzer Anzeiger“ veröffentlicht worden. Darin kamen Reiter und Pferd unverletzt ans Ufer. Theodor Körner, der 1810 seine berühmte Ballade „Harras, der kühne Springer“ unter der Harraseiche sitzend verfasste, hat sicher diesen Artikel gekannt, dennoch schilderte er, dass das Ross in den Fluten ertrank. Seitdem wurde die Sage in zahlreichen Sagenbüchern erwähnt, sogar im Sagenbuch der Gebrüder Grimm. Zur Entstehung der Sage machte man sich schon oft Gedanken. In der eher langweiligen Hügellandschaft würden hohe und bizarre Felsen und tiefe Täler hervorstechen und zu kühnen Gedanken anregen. Man verknüpfte dies mit geschichtlichen Ereignissen und es entstanden eine Reihe von sogenannten Sprungsagen.

Blick vom Harrasfelsen
Blick auf den Harrasfelsen aus einer Entfernung von 0,9 km
Körnerkreuz (Großansicht der Inschrift)
Harrasfelsen mit Körnerkreuz auf einer Postkarte vor 1905

Sage

Ritter Dietrich von Harras saß im 15. Jahrhundert auf Burg Lichtenwalde. Das gute Einvernehmen mit dem Besitzer der Schellenburg hatte durch irgendwelche Einflüsse Trübung erfahren, und Feindschaft herrschte zwischen beiden. Harras war unbeweibt, und er hatte sich in Luitgard, die schöne Tochter des Schellenbergers verliebt. Alle Versöhnungsversuche blieben umsonst. Die Feindschaft wurde größer.

Eines Tages brachte ein Knappe dem Ritter Götz die Botschaft, dass Harras in wenigen Stunden sich mit seinen Knappen nach der Flöhamündung begeben werde, um dort Besuch zu erwarten. Schnell war der Plan gefasst, den verhassten Gegner dort zu überwältigen. Götz begab sich zur Flöha und verbarg sich mit seinen Rittern im Walde. Groß war die Freude, als Harras arglos heranritt. Schon brachen die feindlichen Reiter aus dem Walde hervor. Harras riss blitzschnell sein Ross herum und sprengte in den Wald hinein, während seine Knappen sich gegen die Feinde wendeten. Bald lagen sie tot oder verwundet am Boden, und die Verfolgung wurde aufgenommen. Schon hörte Harras die Verfolger hinter sich. Da sah er eine lichte Stelle im Walde. Es war der Haustein. Drüben lag seine Burg, tief unter ihm flossen die Wasser der Zschopau, und hinter ihm erschienen die Feinde - nirgends ein Ausweg! Was sollte er tun? In der größten Not befahl Harras seine Seele Gott, gab seinem sich scheuenden Pferde die Sporen, und hinab ging es in die schaurige Tiefe. Der kühne Sprung gelang. Zwar ertrank das zerschmetterte Ross, aber Harras war unversehrt geblieben. Er schwamm zum anderen Ufer und dankte Gott. Dies sei im Jahre 1449 geschehen. Übrigens soll der Abdruck des Hufeisens eines sich bäumenden Pferdes noch heute im Fels zu sehen sein. Die wunderbare Rettung und die Bitten Luitgards sollen Götz bewogen haben, in eine Aussöhnung einzuwilligen. Beide, Luitgard und Harras, lebten dann lange und glücklich miteinander.

Harras unternahm daraufhin eine Wallfahrt zur Stiftskirche Ebersdorf. Zum Andenken an die glückliche Rettung hinterließ er dort ein silbernes Hufeisen. Sein Sohn Georg II. von Harras soll dieses aber 1529 gegen ein eisernes getauscht haben.

Die mit der Sage in Zusammenhang gebrachten Personen auf der Schellenburg haben wohl nie existiert. Es ist auch nicht bekannt, dass Dietrich mit einer Luitgard vermählt war.

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