Allgemeine Deutsche Wappenrolle

Allgemeine Deutsche Wappenrolle

Eine Wappenrolle ist ein seit Mitte des 13. Jahrhunderts übliches Wappenverzeichnis in Form einer langen Pergamentrolle. Die Bezeichnung ging später teilweise auf Wappenbücher über, seit dem 17. Jahrhundert auch auf amtlich angelegte Wappenmatrikel.

Zürcher Wappenrolle: Linien der Tübinger Pfalzgrafen

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung früher und heute

In der Anfangszeit im 12. bis 14. Jahrhundert waren Wappenrollen erst nur Gelegenheitswerke, die bei großen Kriegszügen oder Turnieren angefertigt wurden. Sie waren dabei in der Darstellung hierarchisch geordnet. Im 16. Jahrhundert wandelten sich die Wappenrollen, auch unter dem Einfluss des Buchdrucks, zu beständig fortgeführten Wappenbüchern, aus denen dann amtliche Wappenregister hervorgingen. Erst spät wurden Wappenrollen alphabetisch sortiert, wie es bei den heutigen Scans dieser Werke im World Wide Web typisch ist.

Heute versteht man unter einer Wappenrolle das Wappenregister eines heraldischen Vereins bzw. einer heraldischen Gesellschaft. Im 19. Jahrhundert, und besonders nach der Auflösung der staatlichen Heroldsämter in Deutschland, übernahmen vorrangig die gemeinnützigen heraldischen Vereine die Aufgabe der Wappenpflege. Diese alten und als seriös angesehenen Vereinigungen führen wissenschaftlich anerkannte Wappenrollen wie die „Deutsche Wappenrolle“, die „Niedersächsische Wappenrolle“ oder auch die „Hessische Wappenrolle“.

Eine „Wappenrolle“ ist dabei stets ein nach wissenschaftlichen Kriterien geführtes offenes Dokument, in das die Eintragungen nach heraldischer, genealogischer und graphischer Qualitätsprüfung erfolgen und bei dem Registrierungen nur von den genannten Kriterien abhängen.

Ein wichtiges Kriterium einer Wappenrolle heute ist auch die Publizität. Seriöse Wappenrollen werden als Printversion in Fortsetzung hergestellt und sind an Schlüsselbibliotheken und einschlägigen Auslagestellen einsehbar und der Forschung zugänglich. Wenn weder eine Printversion noch die Verfügbarkeit sichergestellt ist, fehlt die Erfüllung wichtiger Kriterien einer Wappenrolle.

Es gibt keinerlei Verpflichtung zur Eintragung von Wappen in eine Wappenrolle. Diese wird jedoch von Wappenstiftern gerne als Publikationsorgan genutzt. Rechtsschutz nach BGB genießen geführte Wappen auch ohne Eintrag in eine Wappenrolle, im Zweifelsfall dient der Eintrag aber dem Nachweis.

Wappenregister

Ein zentrales und vollständiges Wappenregister, in dem alle Wappen erfasst sind, hat es in Deutschland zu keiner Zeit gegeben.

Heutzutage werden seriöse Wappenregister von gemeinnützigen heraldischen Vereinen auf privatrechtlicher Basis geführt. In diesen Wappenverzeichnissen werden bürgerliche und adlige Wappen, altüberkommene und neugestiftete, nach Prüfung in heraldischer, genealogischer und juristischer Hinsicht zum Selbstkostenpreis registriert und veröffentlicht.

Zu den bekanntesten deutschen heraldischen Vereinen zählt der Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin - der die „Deutschen Wappenrolle“ (DRW) führt und als Buchreihe veröffentlicht.

Der Schwesterverein Zum Kleeblatt von 1888 zu Hannover führt die Niedersächsische Wappenrolle (NWR).

Der Wappen-Löwe mit Vereinssitz in München wurde 1980 gegründet und führt seine Wappenrolle in Buchform, wobei auch Farbdruck der Wappen möglich ist. Bisher erschienen 14 Lieferungen zur Wappenrolle, zuletzt im Jahr 2006. Die 15. Lieferung ist für Anfang 2009 geplant.[1]

Münchner Wappen-Herold e.V. Herausgeber der Wappenrolle Münchner Herold. Bisher erschienen 8 Bände mit über 11500 Familienwappen. Band 9 erscheint 2009.[2]

In der Rhein-Main Wappenrolle vom Schloss Alsbach können auch Familien- und Körperschaftswappen eingetragen werden. Die Gebühren werden von dem gemeinnützigen Verein zur Erhaltung des hessischen Kulturgutes Schloss Alsbach verwendet; eine Publikation einer Printversion erfolgt nicht, die Verfügbarkeit an Auslagestellen ist nicht gegeben.

Siehe auch

Literatur

  • Johann Siebmacher's Großes Wappenbuch, erster Band Nürnberg 1596, bis 1967 in 35 Bänden, zusammen 119 Bände;
    • General-Index zu den Siebmacherschen Wappenbüchern (kurz GISW), hrsg. unter ISBN 3-201-00009-4;
    • Siebmacher's Wappenbuch von 1605, Hrsg. Horst Appuhn, Verlag Orbis-Ed., München 1999, ISBN 3-572-10050-X
  • Aschaffenburger Wappenbuch, Alfred F. Wolfert, Hrsg. Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V, 1983,

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.wappen-loewe.de
  2. http://www.muenchner-wappen-herold.de

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