Hauptbahnhof (Lübeck)

Hauptbahnhof (Lübeck)
Lübeck Hauptbahnhof
Bahnhofsgebäude
Bahnhofsdaten
Kategorie Regionalknoten, Fernverkehrshalt
Art Reiterbahnhof
Bahnsteiggleise

8

Reisende

rund 31.000

Tägliche Zugfahrten

werktags rund 220

Abkürzung

AL

Architektonische Daten
Eröffnung

1908

Architekt Fritz Klingholz

Grunderneuerung 2001-2007: Gössler Kinz Kreienbaum Architekten BDA

Stadt Hansestadt Lübeck
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 52′ 2″ N, 10° 40′ 9″ O53.86722222222210.6691666666677Koordinaten: 53° 52′ 2″ N, 10° 40′ 9″ O
Eisenbahnstrecken

Der Lübecker Hauptbahnhof ist der größte und wichtigste Personenbahnhof der Hansestadt Lübeck. Die vierschiffige Bahnsteighalle ist 130 m lang, 85 m breit und überspannt zehn Gleise. Mit rund 31.000 Reisenden und Besuchern pro Tag ist Lübeck Hauptbahnhof der frequenzstärkste Bahnhof Schleswig-Holsteins. Von der Einstufung her ist er der Bahnhofskategorie 3 zugeordnet. Der Bahnhof wurde 1908 nach Entwurf von Fritz Klingholz von der Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) erbaut, die damals den größten Teil der Eisenbahnverbindungen rund um Lübeck einschließlich der Schnellzugverbindungen betrieb, um das bisherige, veraltete Gebäude zu ersetzen.

Der Lübecker Hauptbahnhof ist ein Reiterbahnhof, dessen Personensteg über insgesamt zehn Gleise mit vier Bahnsteigen führt. Eine Besonderheit sind die breiten Holztreppen, die zu den Bahnsteigen führen. Nach der Modernisierung des Bahnhofs wurde er komplett elektrifiziert und ist nunmehr an das elektrische Bahnnetz angeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der alte Hauptbahnhof
Lage des alten HBF auf der Wallhalbinsel vor dem Holstentor

Der alte Hauptbahnhof

Der Vorläufer des heutigen Hauptbahnhofes wurde 1851 auf der Wallhalbinsel in der Nähe des Holstentores von der Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) errichtet. Er hatte anfangs nur einen Bahnsteig, wurde aber infolge von Ausbaumaßnahmen auf zum Schluss vier Bahnsteige ausgebaut. Der Betrieb war insofern mit wachsendem Verkehr problematisch, da die Züge den Bahnhof direkt über eine Hauptstraße verließen und die Schienen mehrere Gewässer überqueren mussten. Mit Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofes 1908 verlor das Gebäude letztlich seine Funktion.

Nach verschiedenen anderen Nutzungen (unter anderem der Hafenbahnverwaltung) wurde es in den 1930er Jahren im Zuge der Umgestaltung des Holstentorplatzes abgerissen.

Entstehung des heutigen Hauptbahnhofs

Als um die Jahrhundertwende offensichtlich wurde, dass das alte Bahnhofsgebäude zu klein geworden war, wurde nach einem neuen Standort gesucht. Die problematische Lage der Lübecker Innenstadt, welche auf einer Insel liegt, hatte schon bei dem ersten Bahnhofsbau und -betrieb für große Schwierigkeiten gesorgt, so dass der neue Standort für die Lösung dieser Probleme nur außerhalb der Innenstadt liegen konnte. Der Standort wurde schließlich in den Rethteich-Wiesen einige hundert Meter östlich der Innenstadt bei der St. Lorenzkirche gefunden. Der neue Hauptbahnhof, erbaut nach einem Entwurf von Fritz Klingholz, wurde schließlich 1908 eröffnet, die Gleisanlagen an den neuen Standort verschwenkt.

Während des Zweiten Weltkriegs blieben das Hauptgebäude und die Zughalle des Bahnhof weitgehend intakt, dennoch beschädigten bei dem Bombenangriff vom 29. März 1942 einige Treffer den Personensteg, welcher teilweise ausbrannte, und den Bahnhofsflügel, welcher in vereinfachter Form wieder aufgebaut wurde.

Die Bundesbahnzeit

Die Empfangshalle im Eröffnungsjahr

Von 1945 bis 1990 war Lübeck Grenzbahnhof zur Sowjetischen Besatzungszone und später zur DDR. Der Bundesgrenzschutz hatte auf dem östlichsten Bahnsteig eigene Grenzkontrollanlagen. Diese mussten von allen in Lübeck zusteigenden Reisenden passiert werden. Die Interzonenzüge verkehrten etwa ein bis zwei Mal täglich nach Rostock. Sie kamen üblicherweise aus Hamburg oder Köln.

Seine größte Bedeutung erlangte der Lübecker Hauptbahnhof als wichtiger Haltebahnhof der Vogelfluglinie von Hamburg nach Skandinavien seit dem 14. Mai 1963. Zahlreiche D-Züge mit langen Laufwegen bedienten den Bahnhof. Zu ihnen gehörten der Italia-Express und der Alpen-Express, die zwischen Rom und Kopenhagen verkehrten, und der TEE Merkur, der von Stuttgart nach Kopenhagen fuhr.

Die Kleinbahn nach Segeberg stellte am 26. September 1964 den Personenverkehr ein, am 31. Dezember 1967 wurde sie stillgelegt.

1967 wurde der Bahnhof anlässlich des Besuchs des iranischen Schahs Mohammad Reza Pahlavi in der Stadt Lübeck restauriert. Die vorgenommenen Umbauten, welche dem damaligen Zeitgeist entsprachen und heute teilweise als von zweifelhaften ästhetischen Wert empfunden werden, hielten sich bis zu dem Umbau von 2003. Unter anderem wurde der Durchgang zum Bahnhofsflügel geschlossen, Fenster zugemauert und das Innere der Halle stark vereinfacht. Ebenfalls aus der Bundesbahnzeit stammte die metallene Gepäckbrücke, welche den Blick von der Bahnhofsbrücke auf den Bahnhof verstellte.

Entwicklungen nach der Wende

Empfangsgebäude, rechts ist der Bahnhofsflügel

Nach Eröffnung der kombinierten Auto-/Eisenbahnbrücke Storebæltforbindelsen über den Großen Belt in Dänemark Ende der 1990er Jahre ließ die Bedeutung des Bahnhofes im internationalen Verkehr nach, da damit die längere Route über Flensburg attraktiver geworden war. Zugleich kam es zunehmend zu einem Verfall der Substanz durch die Zurückhaltung der Deutschen Bahn, in Lübeck zu investieren. So wurden in Lübeck Ende der 1990er Jahre noch immer alle Formsignale per Hand geschaltet, am Bahnhofsgebäude machte sich mangelnde Pflege bemerkbar, und Lübeck war die größte deutsche Stadt ohne elektrischen Bahnanschluss. Zudem verfiel der Bahnhofsflügel, nachdem das dort ansässige Restaurant schließen musste. Um 2000 war das gesamte Gebäude völlig veraltet und den Anforderungen eines modernen Bahnbetriebs nicht mehr gerecht.

Die Wende in der Politik der Deutschen Bahn für den Raum Lübeck kam 2003. In diesem Jahr wurden alle Formsignalanlagen durch zentral gesteuerte Ks-Signale ersetzt. Zugleich wurde der groß angelegte Umbau des Hauptbahnhofes gestartet, welcher diesen modernisieren und auf eine zukünftige Elektrifizierung vorbereiten sollte. Der Umbau wurde am 20. Juli 2007 in der Hauptarbeit abgeschlossen.

Die Elektrifizierung der Strecke Hamburg – Lübeck – Lübeck-Travemünde, und damit von Lübeck Hauptbahnhof, wurde Ende 2006 begonnen und ging im Dezember 2008 in Betrieb. Am 1. Oktober 2008 wurde der Strom eingeschaltet.

Betrieb

Lübeck Hauptbahnhof, Bahnhofshalle von 2007

Vom Lübecker Hauptbahnhof gab es Bahnstrecken in sechs Richtungen. Davon wurde lediglich die 1916 eröffnete Strecke der Lübeck-Segeberger Eisenbahn (LSE) nach Bad Segeberg 1964 stillgelegt. Die folgenden Strecken führen zum Lübecker Hauptbahnhof:

Der Lübecker Hauptbahnhof

Internationale Verbindungen bestehen heute mit Intercity-Express- und Eurocity-Zügen über die Vogelfluglinie nach Kopenhagen sowie mit Regional-Express-Zügen (RE) nach Stettin in Polen über Bad Kleinen, Neubrandenburg und Pasewalk. Diese RE-Züge haben dank ihres langen Zuglaufs den Charakter von Heckeneilzügen. Zudem ist Lübeck Intercity-Bahnhof. Einmal täglich hält erst ein Intercity-Zug nach Puttgarden, und später der Gegenzug nach Frankfurt am Main.

Ein Teil der Fernverkehrsreisenden im Lübecker Hauptbahnhof benutzt Züge nach Lübeck-Travemünde Skandinavienkai, um zu den Fähren nach Schweden oder Finnland zu gelangen.

Der größte Teil des Reisezugverkehrs entfällt auf Pendlerzüge auf der Strecke Hamburg Hauptbahnhof–Lübeck, betrieben von der DB Regio. Hier gibt es einen etwas unregelmäßigen 30-Minuten-Takt. Auf allen anderen Strecken, die zum Lübecker Hauptbahnhof führen, herrscht generell Stundentakt.

Seit dem 9. Dezember 2007 werden mit dänischen IC3 gefahrenen Eurocity-Züge schrittweise durch dieselbetriebene ICE-TD ersetzt, womit Lübeck an diesem Tag zum ICE-Bahnhof wurde.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 besitzt Lübeck erstmalig eine ICE-Direktverbindung über Hannover nach München.

Der Umbau

Lübeck Hauptbahnhof, Bahnhofshalle 1998
Lübeck Hauptbahnhof, April 2007

Nach langem Zögern der Deutschen Bahn wurde 2003 der Start für eine umfassende Modernisierung des Lübecker Hauptbahnhofes freigegeben. Dabei mussten Bestimmungen des Denkmalschutzes beachtet werden. Sie sahen vor, das Empfangsgebäude und die Zughalle ganz, den Personensteg in seiner Grundsubstanz wiederherzustellen.

Baumaßnahmen neben allgemeinen Modernisierungen:

  • Abriss und Neubau aller vier Bahnsteige
  • Demontage der Zughalle und anschließender Wiederaufbau. Dabei wurden etwa 70 % der alten Stahlträger wiederverwendet. Das Dach der Halle wurde stärker verglast, die Konstruktion insgesamt durch neue Stahldoppelbögen stabilisiert
  • Installation eines modernen Licht- und Lautsprechersystems
  • Abriss des Personenstegs und anschließender Neubau unter größtmöglicher Einbeziehung alter Stahlbauteile. Dabei wurde der Steg um 60 cm angehoben, um die Elektrifizierung des Bahnhofes zu ermöglichen
  • Verglasung der Hallenseite des Personenstegs, dessen Fenster in den 1960er Jahren zugemauert wurden
  • Bau einer zweiten Treppe für jeden Bahnsteig
  • Jeder Bahnsteig erhielt einen Aufzug für maximal 20 Personen
  • Sanierung des Empfangsgebäudes
  • Abriss des überflüssig gewordenen Poststegs
  • Alle Bahnsteige erhielten digitale Zugzielanzeiger
  • Einbau einer doppelseitigen Zugabfahrtstafel im Personensteg

Die meisten Arbeiten waren am 20. Juli 2007 abgeschlossen. Die offizielle Einweihung wird am 13. Dezember 2008 zum 100. Jubiläum des Hauptbahnhofes stattfinden. Sieben Geschäfte zogen in den Personensteg ein, darunter ein Schnellrestaurant, eine Buchhandlung und ein Brezelbäcker. Die alte Gepäckbrücke ist mittlerweile (April 2008) komplett entfernt worden, und die verbliebenen Restarbeiten (wie der Umzug des Reisezentrums) werden nun angegangen.

Eine weitere, allerdings bislang noch nicht ausgeführte, Baumaßnahme ist der Umbau des nördlichen Bahnhofsflügels, welcher nun schon seit einigen Jahren leer steht, nachdem das darin befindliche Stadt-Restaurant und der folgende Discobetrieb schließen mussten.

Elektrifizierung

Lübeck war für lange Zeit die größte deutsche Stadt ohne elektrischen Bahnanschluss. Seit den 1970er Jahren bemühte sich die Stadt um eine Anbindung an das elektrische Bahnnetz, jedoch sprachen zuerst die Zonenrandlage direkt an der Grenze zur DDR, dann die Geschäftspolitik der Deutschen Bahn dagegen.

Dieser Zustand wurde schließlich 2005 beendet, als offiziell der Vertrag für die Elektrifizierung unterschrieben wurde. Darin wurde die Elektrifizierung der Bahnstrecke HamburgLübeck-Travemünde vereinbart. Die Einbindung in das elektrische Bahnnetz kommt neben dem Personenverkehr vor allem dem immer weiter steigenden Güterverkehr zwischen dem Lübecker Hafen und Hamburg zugute. In dem Vertrag enthalten ist auch der zweigleisige Ausbau zwischen Bad Schwartau Waldhalle und Lübeck-Kücknitz. Dabei werden keine speziellen Bahnstromleitungen vom nächsten Umrichterwerk gebaut, sondern ein neues Werk in Lübeck-Genin errichtet.

Die Elektrifizierung ging nach Plan am 14. Dezember 2008 offiziell in Betrieb. Am 1. Oktober 2008 wurde der Strom eingeschaltet und es fanden bis zur offiziellen Eröffnung Testfahrten statt.

Busanbindung

In der Nähe des Bahnhofs, erreichbar durch einen 2007 verbreiterten Durchgang durch eine Häuserzeile, liegt der Lübecker ZOB mit Verbindungen des Stadtverkehrs Lübeck sowie der Autokraft und der Firma Dahmetal.

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