Hauptbahnhof Braunschweig

Hauptbahnhof Braunschweig
Braunschweiger Hauptbahnhof und der Berliner Platz

Der Braunschweiger Hauptbahnhof südöstlich der Braunschweiger Innenstadt wurde am 1. Oktober 1960 eröffnet und ersetzte den Alten Bahnhof im Süden der Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Standort

Lageplan des Hauptbahnhofes
Standortfrage

Aufgrund des wachsenden Verkehrsaufkommens der Nachkriegszeit wurde der Bedarf eines neuen Hauptbahnhofes immer dringender, Bau und Lage des alten Kopfbahnhofs waren schon lange unvorteilhaft und nicht mehr zeitgemäß. Man entschloss sich zum Bau eines neuen Durchgangsbahnhofes am Rande der Stadt im heutigen Stadtquartier Viewegs Garten.

Auf dem Gelände befand sich zuvor der Braunschweiger Ostbahnhof (auch Bahnhof bzw. Haltestelle St. Leonhard, Rangierbahnhof, Güterbahnhof) [1] [2]. Bereits in den 1930ern begann man mit dem Verlegen der Gleise für den zukünftigen neuen Hauptbahnhof. Der endgültige Standort war ein Kompromiss, mit dem Kosten und die zu abreißenden Flächen so gering wie möglich gehalten wurden.

Erste Überlegungen und Entwürfe für einen neuen Bahnhof gab es bereits 1870 im Stadterweiterungsplan von Tappe [3]. Schon damals wurde der heutige Standort favorisiert.

Mehrere Planungen von 1870 bis 1934, u.a. der Rincklake'sche Bahnhofsplan von 1889 sahen einen neuen Bahnhof im Bereich des heutigen Messegeländes in der Nähe von Eisenbüttel bzw. zwischen Eisenbüttel und dem alten Bahnhof vor. 1889 wurde ein um 180 Grad gedrehter Bahnhof am selben Standort vorgeschlagen. Eine andere außergewöhnliche Überlegung war die Idee von 1908, den künftigen Hauptbahnhof in Nord-Süd-Richtung an das Ende der heutigen Jasperallee zu setzen. Diese Idee fand jedoch wenig Anklang. [2]

Über Jahre konnten keine Einigungen erzielt werden. Der Umbau des alten Bahnhofes wurde abgelehnt, da er höhere Mehrkosten fordern würde als der Bau eines neuen Bahnhofes. Die Überlegungen für einen neuen Durchgangsbahnhof stellten sich als schwierig dar, da Braunschweig bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts um die Altstadt herum dicht bebaut war. So hätte man auch nur mit großem Aufwand eine neue Gleistrasse verlegen können.

Zwischen 1909 und 1932 gab es konkrete Planungen für einen neuen Durchgangsbahnhof im Bereich des heutigen Messegeländes, also südlich des alten Bahnhofes. Nördlich vor dem Bahnhof sollte der Kaiser-Wilhelm-Platz entstehen. Vom Kaiser-Wilhelm-Platz aus sollte eine neue breite Hauptstraße in Nord-Süd-Richtung den neuen Bahnhof mit der Altstadt verbinden. Auf den Plänen wurde auch bereits nordöstlich des Bahnhofes und des Platzes Wohnbaugebiet ausgewiesen. Für die Realisierung hätten jedoch für die Gleise östlich des Bahnhofes wahrscheinlich der Südteich im Bürgerpark mit Erde aufgeschüttet werden müssen und Teile der Industriegebäude (Feldschlößchen, etc.) an der heutigen Böcklerstraße abgerissen werden müssen.

1938 wurde jedoch wieder der Entwurf von 1870 diskutiert, die ersten Planungen begannen, Gleise wurden verlegt. Der Zweite Weltkrieg führte zum vorzeitigen Ende der Arbeiten. In den 1950ern wurden die Planungen wieder aufgenommen und man entschied sich 1953 dazu, den 1938 geplanten Standort beizubehalten.

Planung

1956 wurden Verträge zwischen der Stadt Braunschweig, der Bundesbahn und der Staatsbank zum Bau des Durchgangsbahnhofes geschlossen. Im Mai 1956 wurde ein Ideenwettbewerb für den neuen Hauptbahnhof ausgeschrieben, 51 Vorschläge wurden für den Neubau eingereicht. Am 28. Mai 1956 begannen die Erdarbeiten für den Bahnsteigtunnel. Am 27. Juni 1956 wurde durch das Preisgericht das Ergebnis des Architektenwettbewerbs verkündet. Es wurden zwei zweite Preise an Dipl.-Ing. Erwin Dürkop aus Hannover und Dipl.-Ing. Architekt J. Kiesewetter aus Bayreuth vergeben.

Bau

Eingangsbereich
Empfangshalle
Unterführung

Der erste Spatenstich des Neubaus wurde 1957 durch den damaligen Bundesverkehrsminister Seebohm vollzogen. Am 7. November 1958 wurde der Bahnsteigtunnel fertiggestellt, am 21. November 1958 wurde das Richtfest gefeiert.

Am 24. März 1959 erfolgte die Grundsteinlegung für das Empfangsgebäude, und am 15. Oktober 1959 fand das Richtfest statt. Nach dreijähriger Bauzeit und zehnjähriger Planungszeit wurde der neue Braunschweiger Hauptbahnhof am 1. Oktober 1960 eröffnet. Entworfen wurde das Gebäude, dessen Bürogebäude 29 Meter hoch und 98 Meter breit ist, durch den Architekten Bundesbahnoberrat Dipl.-Ing. Erwin Dürkop. Vorbild war der Bahnhof Roma Termini in Rom.

Der Hauptbahnhof ist seit 1979 an das InterCity-Netz und seit 1993 an das InterCityExpress-Netz angeschlossen. Im Mai 1993 fuhr zum ersten Mal ein Regional-Express von Braunschweig nach Magdeburg.

Seit 1993 steht das Bahnhofsgebäude unter Denkmalschutz.

Umgebung

Im Umfeld des neuen Hauptbahnhofes begann man mit umfangreichen Bauarbeiten. Wesentliche Ziele waren die Realisierung der Weiterführung des Wilhelminischen Ringes, der ringförmigen Straßenanlage die im 19. Jahrhundert von Ludwig Winter konzipiert und geplant wurde, der Bau eines Bahnhofplatzes und das Errichten einer Bahnhofstraße, die den neuen Bahnhof mit dem Zentrum der Stadt verbinden sollte. Im Zuge dieser Realisierungen wurden mehrere Häuser abgerissen. Im August 1958 begannen die Abbrucharbeiten der Häuser an der Heitbergstraße um der neuen Straßenführung zu weichen. Im Februar 1960 folgte der Abbruch von Wohnhäusern am Friedrichsplatz. Vor dem Bahnhof entstand der Berliner Platz. Der Berliner Platz wurde erst im Laufe der 1960er und 1970er mit Häusern bebaut. Im Zuge der Verlegung des Hauptbahnhofes wurde auch die Hauptpost an den Berliner Platz verlegt.

1970 wurde zwischen Hauptbahnhof und Atrium eine Fußgängerüberführung (Freigabe am 15. Juni 1970) über den Berliner Platz fertiggestellt (1999 abgebrochen), mit ihr wurde eine Schänke errichtet.

In den folgenden Jahren wurde das Bahnhofsviertel in Sanierungsmaßnahmen aufgenommen. Der erste Abschnitt wurde 1992 abgeschlossen, der Zweite im Juni 2006.

Nahverkehrsterminal

In den Jahren 1999 bis 2000 entstand zur EXPO 2000 ein Nahverkehrsterminal vor dem Bahnhofsgebäude. Die Einweihung erfolgte im Mai 2000. Gleichzeitig wurden die ersten Schienen für die zukünftige RegioStadtBahn im Bereich des Hauptbahnhofes verlegt. Am Nahverkehrsbahnhof sollen zukünftig die Linien 1, 2, 3 und 10 der RegioStadtBahn halten. Sie verbinden in der ersten Ausbaustufe den Hauptbahnhof mit dem Nordbahnhof und mit Salzgitter, Goslar, Bad Harzburg, Schöppenstedt, Gifhorn und Uelzen. 2005 wurde eine neue Straßenbahnverbindung über den Heinrich-Büssing-Ring zum Hauptbahnhof eröffnet. Sie verbindet den Hauptbahnhof mit den Stadtteilen Heidberg, Melverode und Stöckheim im Süden Braunschweigs. Der Streckenast nach Stöckheim wurde am 15. Oktober 2006 in Betrieb genommen. In einem neuen Bauabschnitt soll die zukünftige RegioStadtBahn eigene Bahnsteige im Nahverkehrsbahnhof erhalten und in unmittelbarer Nähe an das Schienennetz der DB angeschlossen werden.

Verkehrsanbindung

Nahverkehr

Siehe auch Hauptartikel: Verkehr in Braunschweig

Nahverkehrsbahnhof mit Bus und Straßenbahn

Der Hauptbahnhof verfügt über Anbindungen und Umsteigemöglichkeiten mit folgenden Linien des Nahverkehrs:

Straßenbahn

M1 Stöckheim - Hauptbahnhof - Rathaus - Wenden

M2 Heidberg - Hauptbahnhof - Rathaus - Siegfriedviertel

M5 Hauptbahnhof - Zentrum - Weststadt - Broitzem

Bus

M19 Hauptbahnhof - Ostring - Westring - Helenenstraße

420 Wolfenbüttel Bahnhof - Hauptbahnhof - Rathaus

431 Melverode - Hauptbahnhof

M11 Mascherode - Bebelhof - Hauptbahnhof - Rathaus - Lehndorf - Lamme

461 Hauptbahnhof - Zentrum - Lehndorf - PTB - Völkenrode

415 Hauptbahnhof - Zentrum - Weststadt (An der Rothenburg)

601 620 Salzgitter-Lebenstedt - Hauptbahnhof

603 631 Salzgitter-Bad - Hauptbahnhof

730 Wilhelmstr. - Hauptbahnhof - Sickte - Evessen - Schöppenstedt

Fernverkehr

Braunschweig ist mit jeweils zwei ICE- und Intercity-Linien an das Fernverkehrssystem der Deutschen Bahn angeschloßen. Die ICE-Linien 11 und 12 verdichten die Strecke Berlin OstbahnhofMannheim Hauptbahnhof gemeinsam zu einem Stundentakt, während die Intercity-Linien 55 und 56 die Strecke Leipzig–Hannover in einem stündlichen Takt bedienen.[4][5]

Linie Strecke Taktfrequenz
ICE 11 Berlin Ostbahnhof - Berlin Hauptbahnhof - Braunschweig - Göttingen - Fulda - Frankfurt am Main - Mannheim - Stuttgart - Augsburg - München 2-Stunden-Takt
ICE 12 Berlin Ostbahnhof - Berlin Hauptbahnhof - Braunschweig - Göttingen - Fulda - Frankfurt am Main - Mannheim - Karlsruhe - Freiburg - Basel Badischer Bahnhof - Basel SBB (- Zürich - Interlaken Ost) 2-Stunden Takt
IC 55 Leipzig - Halle - Magdeburg - Braunschweig - Hannover - Bielefeld - Hamm- Dortmund - Wuppertal - Köln 2-Stunden-Takt
IC 56 Leipzig - Halle - Magdeburg - Braunschweig - Hannover - Bremen - Oldenburg (Oldenburg) (- Emden) 2-Stunden-Takt

Abseits der Taktverbindungen verbinden einzelne Züge Braunschweig mit:

Architektur

Hauptbahnhof 1961
Hauptbahnhof 1961

Das achtgeschossige Bürogebäude des Empfangsgebäudes ist 98 m lang und 29 m hoch und bildet einen architektonischen Abschluss der Kurt-Schumacher-Straße. [2]

Prägend sind die Kunst- und Natursteinfassade aus grünem Serpentinit mit Kupferelementen und die große Scheibenfassade im Eingangsbereich. Abgeschlossen wird das Gebäude links von einem Restaurantgebäude und rechts von einer Einzelhandelsfläche.

Oben an der linken Hälfte der Fassade des Bürogebäudes befindet sich eine Uhr aus Kupfer. Über dem Eingangsbereich befindet sich das Logo der DB und der Schriftzug "Hauptbahnhof" aus Metall.

Sonstiges

  • Ein 1959 in Berlin gestohlenes Rembrandt-Gemälde wurde am 22. Oktober 1961 nach einem anonymen Anruf in einem Schließfach des Hauptbahnhofs wieder aufgefunden.
  • Zum 150-jährigen Bestehen der Eisenbahn in Deutschland fand am 1. Juni 1985 im Hauptbahnhof eine Veranstaltung mit Live-Sendung des Deutschlandfunks statt. 18.000 Menschen besuchten die Veranstaltung mit Ausstellungszug.
  • Am 29. September 1996 erhält der ICE 597 als erster ICE den Namen einer Universität, er wird nach der Technischen Universität Braunschweig „Carolo-Wilhelmina“ genannt.
  • Die Gleise, die zum Hauptbahnhof führen, liegen im Stadtgebiet vorwiegend auf Bahndämmen. Teilweise wurden zu deren Aufschüttung Schutt und Trümmer der Altstadt verwendet, die zuvor im Zweiten Weltkrieg bis zu 90 % zerstört wurde.
  • Der Hauptbahnhof verfügt über insgesamt 850 Stellplätze für Fahrräder. Davon befinden sich 471 Stellplätze in der bewachten Radstation im Keller des Hauptbahnhofes. Weiterhin gibt es zwei PKW-Parkplätze (Hauptbahnhof Nord und Hauptbahnhof Süd) mit insgesamt 560 Parkständen.
  • Die weißen Linien auf dem Bahnhofsvorplatz verlaufen zu den roten Stützpfeilern des Empfangsgebäudes und setzen sich in der Empfangshalle fort.
  • Nördlich vor dem Bahnhofsgebäude steht seit April 1977 eine Dampflokomotive der Baureihe 01.10 (mit der Nummer 01 1063). Die Aufarbeitung dieser 1940 in Dienst gestellten Lokomotive nach ihrem Ausscheiden aus dem Plandienst war die letzte, die vom ortsansässigen Ausbesserungswerk Braunschweig vor dessen Schließung 1977 durchgeführt wurde.[6]


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Panorama des Berliner Platzes mit dem Hauptbahnhof
Panorama des Berliner Platzes mit dem Hauptbahnhof

Quellen

  1. vgl. Karl-Heinz Löffelsend: Die Helmsteder, Braunschweig 2006; S 54ff
  2. a b c Hauptbahnhof Braunschweig 1960
  3. siehe Stadterweiterungsplan der Stadt Braunschweig, Entworfen von C. Tappe, Stadtbaumeister, 1870
  4. DB Netz AG: ICE-Netz 2009. Abgerufen am 26. Februar 2009.
  5. DB Netz AG: EC/IC-Netz 2009. Abgerufen am 26. Februar 2009.
  6. http://www.eisenbahngeschichte-bs.de/html/dampflok_01_1063.html

Literatur

  • Bundesbahndirektion Hannover (Hrsg.): Hauptbahnhof Braunschweig 1960. Gemeinsam herausgegeben zur Eröffnung des neuen Braunschweiger Hauptbahnhofs am 1. Oktober 1960 von der Bundesbahndirektion Hannover, der Stadt Braunschweig und der Industrie- und Handelskammer Braunschweig, Braunschweig 1960
  • G. Lages, A. Trapp, IHK Braunschweig (Hrsg.): Die Braunschweiger Wirtschaft und der neue Bahnhof, Braunschweig, 1960

Weblinks

52.25222222222210.5397222222227Koordinaten: 52° 15′ 8″ N, 10° 32′ 23″ O


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