Hauswirtschaft

Hauswirtschaft

Der Ausdruck Hauswirtschaft bezeichnet die in einem Haushalt in Betracht zu ziehenden ökonomischen Aspekte und Tätigkeiten. Hauswirtschaft bezeichnet auch die bis ins 19. Jahrhundert hinein dominierende Wirtschaftsform. Sie bezieht sich auf das Haus in seiner Gesamtheit als Arbeit- und Wohnort.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Hauswirtschaft bezeichnet heute die professionelle, verantwortungsvolle Wirtschaftsführung in städtischen und ländlichen Klein-, Mittel- oder Großbetrieben. Dazu gehören Einrichtungen für Kinder, Jugendliche, Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung, Sozialstationen, Kranken-, Erholungs- und Rehabilitationseinrichtungen, Tagungsstätten, Jugendherbergen, Hotels, Restaurants und Dienstleistungszentren (Großwäschereien, Cateringunternehmen, Servicegesellschaften).

Professionelle Hauswirtschaft beinhaltet die Planung und die Organisation des gesamten hauswirtschaftlichen Bereiches, wie Küche, Wäscheversorgung, Schneiderei/Näherei, Gebäudereinigung und je nach Ausbildungsgrad die Mitarbeiterführung und Ausbildung von hauswirtschaftlichem Nachwuchs sowie Beratungstätigkeiten. Hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte sind verantwortlich für die optimale Versorgung des Klientels, für die Einhaltung hygienischer Gesetze und der Arbeitssicherheit, für den Umweltschutz und die Einhaltung des Budgets.

Die kleinste hauswirtschaftliche Einheit ist der private Haushalt.

Die Hauswirtschaft ist Gegenstand der Ernährungs- und Haushaltswissenschaften. Die Berufsbezeichnungen Hauswirtschaftler/-in, Wirtschaftler/-in sind fehlerhaft und in der Praxis nicht vorhanden. Im Gegenzug heißen die Berufe Hauswirtschafter/-in, Wirtschafter/in.

Geschichte

Die Hauswirtschaft im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert gehörten zur Hauswirtschaft folgende Bereiche (nach Henriette Davidis): Als Hauptaufgaben das Kochen, Einkochen, Einschlachten, Wurstmachen, Pökeln, Milchwesen, Viehhaltung, Kindererziehung, Umgang mit Dienstboten, Buchführung, Reinigung von Räumen, Geräten und Wäsche, Anfertigen und Behandeln des Bettwerks einschließlich der Matratzen, das Konservieren der Garderobe, das Nähen, Flicken und Stopfen der Kleidung, Spülen des Geschirrs und Bestecks, Heizen, Reparaturen von Geräten und in Räumen, Vorbereitung von Umzügen, Einkauf, Färben von Textilien und Kleidung, Tapezieren, Anstrich und Politur von Möbeln, Ungezieferbekämpfung

Die Krankenpflege wird bei Davidis nicht erwähnt, die doch eine der wichtigsten Aufgaben der Hausfrau war.

Die Lebensreform um 1900

Die Lebensreform fiel zusammen mit der Frauenbewegung. Beide setzten sich das Ziel, die Hausarbeit zu reduzieren. Die Wohnung wurde verkleinert, die aufwändige Dekoration radikal reduziert, die Kleidung vereinfacht. Die Pläne der Hauswirtschaftsreformatorinnen gingen dahin, das Kochen in der eigenen Wohnung überhaupt abzuschaffen, Großküchen und Wäschereien sollten die Arbeit der Hausfrauen und Dienstmädchen ersetzen. Funktionale Einbaumöbel machten das stundenlange Staubwischen überflüssig. In den Kindergärten und Schulen wurden warme Mittagsmahlzeiten eingeführt.

Im Zusammenhang mit der Frauenbewegung entstanden aber so genannte Haushaltsschulen, in denen junge, bürgerliche Frauen als spätere Hausfrau und Ehefrau hauswirtschaftliche Fähigkeiten, wie Kochen, Backen, Nähen, Handarbeiten und „Putzen“ erlernten. Zunächst wurde die Ausbildung nicht als Beruf, sondern eher als eine Vorbereitung auf die Ehe angesehen. Wer es sich leisten konnte, stellte sich eine Haushälterin ein.

Hauswirtschaftliche Bildung wurde als Teil der Fürsorgepflicht von Frauen verstanden, fand gesellschaftlich jedoch keine hohe Anerkennung. Eine erwerbstätige Frau, die z. B. als Haushälterin, Wäscherin, Näherin oder Reinigungskraft arbeitete, durfte ihre Rolle als Hausfrau und Mutter in der Familie nicht vernachlässigen. In der Zeit der Jahrhundertwende (19.–20.Jahrhundert) entwickelten sich die ersten Lehrbücher für den hauswirtschaftlichen Unterricht.

Wichtige Vertreter waren:

  • Henriette Davidis (1801–1876), die als Hauswirtschaftslehrerin tätig war und zahlreiche Bücher für die Ausbildung von Frauen des Bürgertums schrieb,
  • Elise Hannemann, die am Berliner Lette-Verein die hauswirtschaftlichen Ausbildungsgänge prägte,
  • Lina Morgenstern (1830–1909), die als eine der ersten Vorkämpferinnen der Frauenbewegung und der sozialen Hilfsarbeit bekannt wurde und 1866 die erste Berliner Volksküche einrichtete, 1872 den Berliner Hausfrauenverein gründete und 1878 die erste Kochschule des Berliner Hausfrauenvereins eröffnete.

Aus dem ursprünglichen Privathaushalt entwickelten sich die hauswirtschaftlichen Berufe mit unterschiedlichen Funktionen, wie z. B. die Haushälterin, die Gouvernante, die Beschließerin, die Hauswirtschaftslehrerin.

20. und 21. Jahrhundert

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden erste wissenschaftliche Untersuchungen zur Ernährung und Haushaltsführung durchgeführt. Arbeitsstudien führten unter anderem zu neuen Küchenkonzeptionen, daraus entwickelte sich z. B. die Einbauküche.

Im Nationalsozialismus wurde die Haushaltsführung Teil der Politik, denn staatliche Institutionen kümmerten sich um die Versorgungssituation der Bevölkerung.

In den 50er, 60er und 70er Jahren wurde der Konsumgütermarkt wiederentdeckt und hohe Ansprüche an die Hausfrauen formuliert, wie z. B. die Entwicklung von Haushaltsgeräten wie Waschmaschine, Handrührgerät, elektrischer Herd, das elektrische Bügeleisen. Eine Hauswirtschaftsschule im Stil der 1950er Jahre wurde 2006 experimentell für die Dauer von 6 Wochen im Rahmen der Dreharbeiten für die ARD-Fernsehserie Die Bräuteschule 1958 eingerichtet[1].

In den 80er Jahren ergriffen ökologische Themen, wie Vollwerternährung, Energieeinsparung, Lebensmittelzusatzstoffe, Recycling von häuslichen Abfallstoffen auch die Hauswirtschaft. Bedingt durch den demographischen Wandel, veränderte Lebensformen (Wegfall der Großfamilie) und Lebensstile (Einzelhaushalten) sind im privaten Haushalt die hauswirtschaftlichen Berufe, wie z. B. Hauswirtschafter/-in und Hauswirtschaftshelfer/-in wichtiger geworden.

Zunehmend werden auch Männer in den hauswirtschaftlichen Berufsfeldern ausgebildet.

Hauswirtschaftliche Dienstleistungen gehören zu den Kernleistungen sozialer Einrichtungen. Sie orientieren sich an den Bedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen (Schulverpflegung, Senioreneinrichtungen, Tagungsstätten). Hauswirtschaftliche Dienstleistungen können zur Profilierung der Einrichtung beitragen und schaffen damit Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten.

Die Hauswirtschaft ist ein Fachbereich, der sich im Umbruch und in der Neuorientierung befindet. In der Zukunft wird die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen, wie z. B. der Altenpflege, Außer-Haus-Verpflegung, Familienbetreuung eine immer größere Bedeutung bekommen.

Zukunftsforscher prognostizieren, dass sich der Gesundheitszustand der Weltbevölkerung immer mehr verändern wird. Daraus resultieren Übergewicht und ernährungs- und bewegungsbedingte Krankheiten. Die Menschen leben immer mehr in sogenannten Parallelwelten, d. h., die Erlebniswelt beschränkt sich nur auf den Computer und das Fernsehen. Die Haushaltstechnik wird sich so stark weiter entwickeln, so dass kompetente Beratung und Betreuung von geschulten hauswirtschaftlichen Fachkräften benötigt wird.

Bereiche der Hauswirtschaft

  • Nahrungszubereitung in der Gemeinschaftsverpflegung unter ernährungsphysiologischen und klientelbezogenen Gesichtspunkten (kindgerechte oder seniorengerechte Ernährung)
  • Kundenorientierung (Klientel und Mitarbeiter)
  • Betriebsorganisation und Wirtschaftlichkeit
  • Einkauf und Lagerhaltung
  • Controlling, Inventur, Abrechnung
  • Etatplanung und Investitionsmittelplanung
  • Einhaltung einschlägiger Gesetze, wie Lebensmittelhygieneverordnung, HACCP (Analyse der kritischen Kontrollpunkte), Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, Umweltschutz
  • Arbeitsorganisation, Organisation der Arbeitsabläufe, Zeitmanagement, Mitarbeitermotivation und -führung, Schnittstellenplanung und -überwachung
  • Ausbildung von Berufsnachwuchs im Bereich Großküche, Wäscherei und Gebäudereinigung, Weiterbildung
  • Beratung und Planung von Großküchen und Wäschereien
  • Ausstattung der Bewohner- und Gästeräume
  • Überwachung hauswirtschaftlicher Fremdfirmen
  • Sozialkompetenz

Hauswirtschaft als Schulfach

Als Unterrichtsfach wird Hauswirtschaft an Haupt- und Realschulen, sowie an Privat- und Fachschulen unterrichtet. Die Fachbezeichnung variiert je nach Schule und Bundesland. Gängige Bezeichnungen sind: Hauswirtschaft, Hauswirtschaftslehre, Arbeitslehre, MuU (Mensch und Umwelt), WAG (= Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit) oder BQM (Berufsqualifizierende Maßnahme) zum Erwerb des Hauptschulabschlusses.

Ein großer Teil der Unterrichtszeit wird mit praktischen Tätigkeiten abgedeckt. Die Schüler werden aktiv auf die Führung eines eigenen Haushaltes vorbereitet. Gleichzeitig erhalten sie Einblicke in die Arbeitswelt bestimmter Berufsgruppen im Ernährungs- Textil- und (Raum-)Pflegebereich.

Folgende Themenbereiche werden gelehrt:

  • Nahrungszubereitung und Ernährungslehre umfasst die Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen, die dazu befähigen, Personen und Personengruppen (Kinder, Erwachsene, Senioren) aus ernährungsphysiologischer Sicht optimal zu versorgen.
  • Betriebsorganisation beinhaltet die Aspekte Wirtschaftlichkeit eines Haushalts (Führen eines Haushaltsbuchs), Hygiene, Arbeitssicherheit, Arbeitsorganisation und umweltbewusstes Handeln, sowie Pflege und Wartung von Wohnbereichen und Textilien
  • weitere Aspekte sind Körperpflege, Wäschepflege und Bedienung bzw. Wartung von elektrischen Klein- und Großgeräten

Hauswirtschaft als akademische Disziplin

Im Rahmen der Einführung des Studienganges Ökotrophologie an deutschen Hochschulen im Laufe der 1960er Jahre wurde die Hauswirtschaft als Haushaltswissenschaft auch akademisch institutionalisiert. An verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen werden Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten.

Hauswirtschaftliche Berufe

Diplom-Ökotrophologe/in

bezeichnet den Studienabschluss des Studiums der Haushalts- und Ernährungswissenschaften. Die Haushaltswissenschaften untersuchen die betriebswirtschaftlichen, technischen und sozialen Aspekte bei der Führung sowohl von Privathaushalten als auch Großhaushalten.

Die Ernährungswissenschaften befassen sich mit den ökonomischen, physiologischen und technologischen Grundlagen einer gesunden und vollwertigen Ernährung. Sie grenzen sich von den Disziplinen Lebensmittelchemie und Lebensmitteltechnologie ab.

Diplom-Ökotrophologen arbeiten vorwiegend in der Haushalts-, Ernährungs- und Verbraucherberatung, in der Marktforschung und als Lehrer in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Staatlich geprüfte/r hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in (HBL)

Die Ausbildung zum/r hauswirtschaftlichen Betriebsleiter/in ist landesrechtlich geregelt und wird an speziellen Fachschulen, Berufskollegs und Fachakademien angeboten. Daher kann die Abschlussbezeichnung je nach Bundesland unterschiedlich sein.

Weitere gleichartige Berufsbezeichnungen sind:

  • staatlich geprüfte/r landwirtschaftlich-hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in,
  • staatlich geprüfte/r Hauswirtschaftsleiter/in (HWL),
  • staatlich geprüfte/r Ökotrophologe/in,
  • staatlich geprüfte/r Techniker/in für Hauswirtschaft und Ernährung.

Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre in Vollzeit (in einigen Bundesländern drei Jahre) und erfordert mindestens einen mittleren Schulabschluss (Realschulabschluss) sowie die Abschlussprüfung zum/r staatlich geprüfte/r Assistent/in der Hauswirtschaft (auch Wirtschafter/in genannt).

Während der Ausbildung werden folgende Inhalte vermittelt:

  • Allgemeinbildende Fächer: Deutsch, Englisch, Mathematik, Informationstechnik,
  • Sozialkunde und Verbraucherschutz
  • Ernährung und Haushaltsmanagement:
    • Ernährung und Gesundheit, Nahrungszubereitung, Service unter Berücksichtigung der Hygienegesetzte (Lebensmittelhygieneverordnung, HACCP)
    • Objektgestaltung und Gerätetechnik, wie z. B. bauliche und gerätetechnische Anforderungen an Großküchen und Wäschereien unter Berücksichtigung von Ergonomie, Arbeitssicherheit und Umweltschutz
    • Gebäudereinigung bzw. Objektreinigung
    • Textilien und Wäscheversorgung
    • in der landwirtschaftlichen Ausbildung kommen noch Agrarproduktion, Direktvermarktung und Hausgarten hinzu
  • Führungsmanagement:
    • Betriebslehre, Rechnungswesen und Controlling
    • Qualitätsmanagement und Marketing
    • Berufsbildung und Personalwirtschaft
    • Betriebsorganisation, Projektmanagement

Der/die hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in übernimmt Management- und Führungsaufgaben. Er/sie entwickelt Leistungsangebote und Betriebsabläufe, und koordiniert deren Umsetzung, die betriebswirtschaftliche Organisation des Einkaufs, der Großküche, der Wäscherei, der Näherei, der Gebäudereinigung, Personaleinsatzplanung und Personalführung. Er/sie erstellt Speisepläne unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer Aspekte.

Außerdem ist er/sie für die Ausbildung von Berufsnachwuchs verantwortlich. Bei einer Mitgliedschaft in einem Berufsverband oder einer Gewerkschaft kann eine staatliche Berufung zum/zur ehrenamtlichen Prüfer/-in von Hauswirtschaftern und Hauswirtschaftshelfern bei den Zwischen- und Abschlussprüfungen erfolgen.

Folgende Zusatzqualifikationen können unter anderem erworben werden:

  • Studium der Betriebswirtschaft, der Ökotrophologie oder der Lebensmitteltechnologie
  • Ausbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten, zum Auditor, zum Qualitätsmanager, zur Hygienebeauftragten und zum Desinfektor oder zum Arbeitssicherheitsbeauftragen
  • sonderpädagogische Zusatzqualifikation.

Meister/in der Hauswirtschaft

Voraussetzung: staatlich geprüfte/r Hauswirtschafter/in und danach mindestens zwei Jahre Berufspraxis in der Hauswirtschaft oder fünf Jahre Berufspraxis auf Meisterniveau.

Qualifikationsschwerpunkte sind:

  • hauswirtschaftliche Versorgungs- und Betreuungsleistungen
  • Betriebsführung
  • Mitarbeiterführung
  • Berufsausbildung.

Mit bestandener Meisterprüfung wird die fachliche Ausbildereignung erworben.

Staatlich geprüfte/r Assistent/in der Hauswirtschaft

Voraussetzung: Mindestens Realschulabschluss und einjährige hauswirtschaftliche Vorbildung (z. B. einjähriges Berufskolleg). Die Ausbildung findet in einer Fachschule statt und dauert zwei Jahre inklusive Praktika. Während der Ausbildung wird die Fachhochschulreife erworben (gilt für Baden-Württemberg). Weiterbildung zum hauswirtschaftlichen Betriebsleitern nach mindestens zweijähriger Berufserfahrung möglich.[2]

Staatlich geprüfte/r Fachhauswirtschafter/in (FHW)

Diese Berufsausbildung ist nach § 53 Berufsbildungsgesetz auf Bundesebene eine Fortbildung in der Hauswirtschaft. Voraussetzung: Erstausbildung zum/zur staatlich geprüfte/r Hauswirtschafter/in und zwei Jahre Berufspraxis oder alternativ eine mindestens sechsjährige Berufserfahrung im Berufsbild des/der Fachhauswirtschafter/in.

Die Ausbildung erfolgt im dualen System, d. h. die Fachinhalte werden sowohl schulisch als auch fachpraktisch in Senioreneinrichtungen vermittelt. Die hauswirtschaftlichen Kompetenzen wie Verpflegung, Textilpflege, Reinigung und Betreuung werden vertieft. Hinzu kommen pflegerische Kompetenzen, wie grundpflegerische Maßnahmen, Alltags- und Milieugestaltung, sowie Beratung und Anleitung von Senioren.

Der/die Fachhauswirtschafter/-in grenzt sich von Kernprozessen der Pflege ab, ergänzt sie jedoch in der hauswirtschaftlichen Versorgung, der sozialen Betreuung und der Grundpflege. Er/sie arbeitet vorwiegend in Senioreneinrichtungen und in der häuslichen Seniorenbetreuung.

Dorfhelfer/in

Voraussetzung:staatlich geprüfte/r Hauswirtschafter/in und ein Mindestalter von 25 Jahren. Die Ausbildung zum/r Dorfhelfer/in erfolgt vollschulisch in der Regel in zwei Jahren und enthält Praktika in landwirtschaftlichen Betrieben, im Kindergarten, in der Alten- und Säuglingspflege und in der Tierhaltung.

Nach erfolgreichem Berufsabschluss arbeitet er/sie als Vertretung der Bäuerin bzw. der Hausfrau in landwirtschaftlichen oder ländlichen Haushalten zur Bewältigung von Krisensituationen. Er/Sie ist in der Regel Angestellte von Dorfhelferdiensten, Sozialstationen oder Wohlfahrtsverbänden in der Familien- und Altenpflege und in der Behindertenarbeit.

Hauswirtschafter/in (Schweiz: Fachfrau/ Fachmann Hauswirtschaft)

Voraussetzung: Hauptschulabschluss sowie Freude an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, am praktischen Arbeiten, am Umgang mit Menschen, am Organisieren und kreativ Arbeiten. Die Ausbildung dauert drei Jahre und findet entweder vollschulisch in einer Berufsfachschule mit Praktika oder im dualen System statt.

Die duale Ausbildung erfolgt im ersten Jahr an einer Berufsschule, an der Grundfertigkeiten gelehrt werden und im zweiten und dritten Jahr findet die Ausbildung vorwiegend in Betrieben, wie z. B. in Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Senioren statt. An einigen Tagen findet der Unterricht in der Berufsschule statt.

Das Berufsbildungsgesetz sieht die Möglichkeit der Teilnahme an einer externen Prüfung zur/zum staatlich geprüften Hauswirtschafter/in unter der Bedingung vor, dass mindestens 4,5 Jahre ein Mehrpersonenhaushalt selbstständig geführt wurde (§ 45 Abs. 2 Berufsbildungsgesetz, Zulassung in besonderen Fällen).


Nach der Ausbildung kann der/die Hauswirtschafter/in in Privat- oder Großbetrieben tätig werden (wie oben beschrieben). Er/sie kann sich auch zum/r Dorfhelfer/in, zum/r Fachhauswirtschafter/in und in den höheren Qualifikationen weiterbilden.

Schweiz: Die dreijährige Grundbildung zur Fachfrau/ Fachmann Hauswirtschaft EFZ (eidgenössiches Fähigkeitszeugnis)wird im dualen System angeboten. Trägein der Grundbildung ist die Dachorganisaton OdA Hauswirtschaft Schweiz. Ausbildungsorte sind vor allem Grosshaushalte wie Heime, Spitäler, Hotels. Berufsfachschulunterricht erfolgt regelmässig an einem Tag pro Woche. Überbetriebliche Kurse (obligatorisch) werden von den regionalen Organisationen der Arbeitswelt (OdA) durchgeführt.

Hauswirtschaftshelfer/in (Schweiz: Hauswirtschaftpraktikerin/ Hauswirtschaftspraktiker)

Voraussetzung: Jugendliche, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben und z. B. keinen Hauptschulabschluss nachweisen können. Die Ausbildungsfähigkeit sowie der sonderpädagogische Förderbedarf werden von der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit bestätigt.

Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird in dualer Form angeboten. Die duale Ausbildung findet wöchentlich an vier Tagen in betrieblicher Ausbildung und an einem Tag in einer Berufsschule statt. Im dritten Ausbildungsjahr werden sechs Monate in der Schwerpunktausbildung im Bereich

  • Nahrungszubereitung: Zubereiten von Speisen und Getränken, Eindecken und Dekorieren von Tischen, Anrichten von Speisen und deren Verteilung, Ernährungs- und Nahrungsmittellehre oder
  • Hausreinigung und Entsorgung: Reinigen und Pflegen von Räumen, Einrichtungsgegenständen und Arbeitsplätzen, umweltgerechte Abfallentsorgung, Blumenpflege oder
  • Wäschereinigung und- instandhaltung: Vorbereiten, Waschen und Bügeln von Wäscheteilen und Kleidung, Instandhaltung von Textilien verbracht.

Mit dem Abschluss der Ausbildung wird der Hauptschulabschluss erworben. Eine Weiterqualifizierung zu den oben genannten hauswirtschaftlichen Berufen ist möglich.

Schweiz: Die zweijährige Grundbildung mit Attest Hauswirtschaftspraktikerin/ Hauswirtschaftspraktiker EBA (eidgenössiches Berufsattest)wird in Grosshaushalten wie Heimen, Spitälern und Hotels angeboten. Ein Einstieg in das 2. Lehrjahr Fachfrau/ Fachmann Hauswirtschaft ist nach erfolgreicher Abschlussprüfung möglich. Berufsfachschulunterricht erfolgt regelmässig. Trägerin der Grundbildung ist die OdA Hauswirtschaft Schweiz. Die obligatorischen überbetrieblichen Kurse werden von den regionalen OdAs durchgeführt.

Berufsverbände

Die Berufsverbände bieten vielseitige Fortbildungen an.

  • Berufsverband Hauswirtschaft e. V. (frühere Bezeichnung: Berufsverband hauswirtschaftlicher Fach- und Führungskräfte (bhf)

Die Aufgabe des Verbandes ist es, hauswirtschaftliche Professionalität zu fördern und zu kommunizieren. Der Verband setzt sich für die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen seiner Mitglieder ein, leistet Öffentlichkeits- sowie Lobbyarbeit und vertritt fachpolitische Positionen. Mitglieder sind hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte, die im hauswirtschaftlichen Dienstleistungsbereich von Einrichtungen der Alten-, Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe, Krankenhäusern und Kurkliniken, Bildungszentren, Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung sowie bei Dienstleistungsunternehmen tätig sind. Landesverbände gibt es in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz/Saarland, Schleswig-Holstein/Hamburg. 30 regionale Gruppen bieten Erfahrungsaustausch und fachliche Fortbildung.

  • Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e. V.
  • Deutscher Hausfrauenbund: e. V., Berufsverband der Haushaltsführenden
  • Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh)
  • Verband der Oecotrophologen: e. V. (VDO℮)
  • VerbraucherService Bayern im KDFB e. V. (VSB)
  • Erfa-Gruppe der Bundesländer: Erfahrungsaustausch verschiedener hauswirtschaftlicher Berufsgruppen
  • Berufsverband Katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft in Deutschland e. V. (bkh)

Literatur

  • Anne Kettler, Renate Dreesen: Wirtschaftskunde, Wirtschaftslehre des Haushalts. Winkler, Darmstadt 2001, ISBN 3-8045-9532-4.
  • Claudia Blaich und Katja Mertens: Hauswirtschaft für rhw management
  • Karin Beuting-Lampe: Ausbilden in der Hauswirtschaft. Kompass, Wesel 2005, ISBN 3-00-016746-3-
  • Fachzeitschriften
    • Rationelle Hauswirtschaft (rhw). Fachzeitschriften rhw management (12 mal jährlich) und rhw praxis (4 mal jährlich)
    • Hauswirtschaft und Management. Raabe Verlag (Ordner mit Ergänzungslieferungen)
    • Hauswirtschaft und Wissenschaft. Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. dgh, Selbstverlag
  • Infodienst des Berufsverbandes der Hauswirtschaft
  • "fundus Fachmagazin Hauswirtschaft", herausgegeben vom Bundesverband hauswirtschaftlicher Berufe MdH e. V.
  • Infodienst der Agentur für Arbeit
  • Claudia Angele: Kompetenzen zur Alltagsbewältigung im privaten Haushalt. Ein Desiderat lebensnaher Allgemeinbildung. Münster/ New York/ Berlin/ München: Waxmann; Reihe: Internationale Hochschulschriften (zugleich Dissertation, Weingarten 2008)

Referenzen

  1. Vivian Vrancken 2007. Die Bräuteschule 1958 - Zehn Fräulein erleben ihr Wirtschaftswunder. 144 Seiten, Hampp Verlag, Stuttgart, ISBN 3-936682-07-0.
  2. [Laura-Schradin-Schule in Reutlingen]

Weblinks

OdA Hauswirtschaft Schweiz Hauswirtschaft Zentralschweiz


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