Havlickuv Brod

Havlickuv Brod
Havlíčkův Brod
Wappen von Havlíčkův Brod
Havlíčkův Brod (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Kraj Vysočina
Bezirk: Havlíčkův Brod
Fläche: 6496 ha
Geographische Lage: 49° 36′ N, 15° 35′ O49.60333333333315.58422Koordinaten: 49° 36′ 12″ N, 15° 34′ 48″ O
Höhe: 422 m n.m.
Einwohner: 24.296 (3. Juli 2006)
Postleitzahl: 580 01
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 14
Verwaltung (Stand: 2006)
Bürgermeister: Jana Fischerová
Adresse: Havlíčkovo náměstí 57
58061 Havlíčkův Brod
Website: www.muhb.cz/
Hauptplatz von Havlíčkův Brod
Kirche Mariä Himmelfahrt

Havlíčkův Brod (deutsch Deutschbrod, tschechisch bis 1950 Německý Brod) ist eine Stadt in der Region Vysočina in Tschechien. Sie ist Sitz des Okres Havlíčkův Brod. Die Stadt liegt 24 Kilometer nördlich von Jihlava.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Havlíčkův Brod liegt am Fuß der Böhmisch-Mährische Höhe (Českomoravská vrchovina) an einer Furt (= Brod) über die Sázava. Nachbarorte sind Knyk und Česky Dvůr im Norden, Kratká Ves, Žižkovo Pole, Stříbrné Hory und Pohled im Osten, Dlouhá Ves und Bartoušov im Südosten, Svatý Křiž und Šmolovy im Süden, Krásna Hora im Südwesten, Okrouhlice im Westen und Veselý Žďar im Nordwesten.

Geschichte

Eine erste slawische Siedlung, die in der Cosmas-Chronik als Habrysteig erwähnt wird, entstand vermutlich schon im 12. Jahrhundert. Nachdem in der Nähe reiche Silbererzlager entdeckt wurden, erfolgte 1257 die Gründung einer Untertanenstadt, deren Besitzer Smil von Lichtenburg (Smil Světlický z Lichtenburka) war. Auf diesen geht vermutlich der erstmals 1269 erwähnte Ortsname „Brod Smilonis“ (Smilův Brod) zurück. Die für den Bergbau benötigten Begleute kamen aus Sachsen, dem Harz und aus Tirol. 1278 erhielt Smilův Brod das Iglauer Stadt- und Bergrecht. Die Ortsbezeichnung „Broda Theutunicalis“ (Deutschbrod) ist erstmals für das Jahr 1308 nachgewiesen. 1310 wurde die Stadt ummauert und ein Lager für Marktwaren errichtet. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich Deutschbrod zu einem wirtschaftlich bedeutenden Ort mit Bergbau, Handwerk und Landwirtschaft. Da die Verwaltung der Stadt in der Hand der deutschsprachigen Bürger lag, die auch die städtische Oberschicht und die Zünfte bildeten, und die ansässigen Tschechen zumeist als Handwerker und Bauern tätig waren, kam es zu nationalen Spannungen.

Die deutschen Bergleute führten um 1300 neue Bergbautechniken ein, z. B. die Ableitung des Grubenwassers durch horizontale Stollen oder mit Wasserrädern. Nach 1320 verlor der Silberbergbau an Bedeutung. Zum einen zeichnete sich die Erschöpfung der Silbererzvorkommen ab, zum anderen entwickelte sich das unweit gelegene Kuttenberg zu einem Zentrum des Silberbergbaus. Eine zusätzliche wirtschaftliche Schwächung verursachte ein Standbrand im Jahre 1340. Trotzdem konnte nach 1360 eine Wasserleitung gelegt und die Hauptstraßen gepflastert werden. Durch den Niedergang des Silberbegbaus erfolgte eine wirtschaftliche Umstrukturierung Deutschbrods zu einem Handels-, Handwerks- und landwirtschaftlichen Zentrum.

Da während der Hussitenkriege das deutsche Patriziat und die Kommende des Deutschen Ordens auf der Seite des Königs Sigismund standen, nahmen die nationalen Spannungen besonders zu. Wohl deshalb wurde die Stadt am 22. Januar 1422 von Jan Žižka erobert und völlig zerstört. Erst 1429 erfolgte die Neubesiedlung der Stadt. 1436 gelangte Deutschbrod an die Trčka von Lípa, unter denen die Stadt eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebte. 1561–1600 war sie im Besitz der Herren von Thurn und kam anschließend wiederum an die Trčka von Lípa. Nach dem Tod des Jan Rudolf Trčka von Lípa 1634 und einem nach seinem Tod gegen ihn geführten Gerichtsverfahren wurden dessen Besitzungen 1636 vom Kaiser konfisziert. Ein Jahr später erhob Kaiser Ferdinand III. Deutschbrod zur freien königlichen Stadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt mehrmals geplündert und gebrandschatzt. Zudem wurde die Bevölkerung durch eine Pestepidemie dezimiert. 1654 waren nur noch 213 Häuser bewohnt, in denen 1.200 Menschen lebten. Ab 1850 war Deutschbrod Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, zu der 81 Ortschaften gehörten.

Im 19. Jahrhundert erfolgte eine industrielle Entwicklung. Vor allem siedelten sich Spinnereien, Strickereien und Textil- sowie Maschinenindustrie an. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde 1871 durch die Inbetriebnahme der Österreichischen Nordwestbahn, die von Wien über Znaim und Iglau nach Prag führte, gefördert. Nachfolgend wurde Deutschbrod zu einem wichtigen Eisenbahnknoten, an dem sich von mehrere Bahnen kreutzen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung von „Německý Brod“ in „Havlíčkův Brod“. Die Neubenennung erfolgte nach dem Schriftsteller Karel Havlíček Borovský. Die Textil- und Landmaschinenindustrie wurde weiter ausgebaut. Daneben entwickelte sich die Lebensmittel- und chemische Industrie. Da in der Umgebung von Havlíčkův Brod auf großen Ackerflächen Kartoffeln angebaut werden, befindet sich in der Stadt ein entsprechendes Versuchs- und Forschungsinstitut.

Die Einwohnerzahl nahm kontinuierlich zu: 1880 betrug sie 5.549 (davon 123 Deutsche), 1910 waren es 10.702, 1930: 12.702, 1950: 15.122, 1950: 15.122 und 1991: 24.872 Einwohner.

Kultur und Bildung

Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich das Schul- und Bildungswesen in Deutschbrod. Um 1600 wirkte der aus dem ungarischen Komitat Neutra stammende

  • Lorenz Benedikt von Nedožery (1555–1615; Vavřinec Benedikt z Nudožer)

als Leiter der Stadtschule. Er schuf hier die erste systematische Darstellung der tschechischen Sprache. Das 1730 gestiftete Gymnasium, das zunächst von den Augustinern und später von den Prämonstratensern geleitet wurde, besuchten u. a. die Schüler:

Seit 1844 fanden auf Initiative Havlíčeks Theateraufführungen in tschechischer Sprache statt. Heute verfügt die Stadt über Fachschulen und eine Handelsakademie.

Sehenswürdigkeiten

  • Marktplatz und Umgebung mit zahlreichen gotischen, Renaissance- und Barockhäusern
  • Die Mariensäule auf dem Marktplatz ist von 1715. Sie wurde vermutlich von Giovanni Battista Bulla geschaffen. An ihrem Sockel befinden sich die Figuren der Heiligen Andreas, Florian, Johannes von Nepomuk und Wenzel.
  • Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aus dem 13. Jahrhundert wurde in den Hussitenkriegen zerstört und erst 1633–1637 unter Jan Rudolf Trčka von Lípa wieder aufgebaut. Der Hauptaltar mit Schnitzereien stammt aus dem Jahr 1661. Die Kuppel wurde von Johann Jakob Stevens von Steinfels ausgemalt.
  • In dem nicht zerstörten Kirchturm der Pfarrkirche befindet sich die älteste Glocke Böhmens. Sie wurde um 1300 gegossen.
  • Das Augustinerkloster mit der Klosterkirche der Hl. Familie wurde 1678–1733 errichtet.

Persönlichkeiten

Partnerstädte

  • Brixen, Italien (dort lebte Karel Havlíček 1851–1855 im Exil)

Literatur

  • Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 107–109
  • Anne Kotzan: Knaurs Kulturführer Tschechische Republik. Mnchen 1993, ISBN 3-426-26609-1, S. 84–86
  • K. Hinterlechner: Geologische Verhältnisse im Gebiet des Kartenblattes Deutschbrod (Zone 7/XIII). Geol. Reichsanst., Band 57. Wien 1907. (S. 115-374)

Weblinks


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