Health Level 7

Health Level 7

Health Level 7 (HL7) ist eine Gruppe internationaler Standards für den Austausch von Daten zwischen Organisationen im Gesundheitswesen und deren Computersystemen.

HL7 wird als Bezeichnung für die Organisation verwendet, die Standards im Gesundheitswesen entwickelt und unterstützt, sowie für die Versionen 2.x und die Version 3 der Standards und anderer Standards, die von den lokalen HL7-Organisationen in 30 Ländern entwickelt werden.

Die Zahl 7 des Namens HL7 bezieht sich auf die Schicht 7 des ISO/OSI-Referenzmodelles für die Kommunikation (ISO7498-1) und drückt damit aus, dass hier die Kommunikation auf Applikationsebene beschrieben wird.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

HL7 wurde 1987 in den USA gegründet, um eine Industrienorm (engl.: Standard) für klinische Informationssysteme zu verfassen. HL7, Inc. ist eine US-amerikanische Normengruppe, die von dem nationalen US-amerikanischen Normeninstitut, dem American National Standards Institute (ANSI) seit 1994 akkreditiert ist. Der Schwerpunkt von HL7 in den USA liegt in der Datenverarbeitung für medizinische Daten und Verwaltungsdaten.

HL7 verbundene Organisationen, sämtlich als gemeinnützige Gesellschaften, existieren inzwischen in über 40 Ländern. Die erste Partnergesellschaft wurde bereits 1993 in Deutschland gegründet. Auch in USA ist HL7 lediglich eine von vielen akkreditierten Gruppen, die Industriestandards im Gesundheitswesen bearbeiten.

Ausbreitung

Inzwischen arbeitet HL7 als Normengremium auf internationaler Ebene als assoziierte Organisation mit ISO, CEN, der IHTSDO (International Health Terminology Standardization Organization) und CDISC im Joint Initiative Council des ISO TC 215 zusammen [1]. In Deutschland hat sich als Spiegel dieser Initiative das Kompetenznetz zu eHealth Standards zusammengeschlossen.

Kooperationen bestehen auch mit verschiedenen anderen Gruppierungen, wie beispielsweise Integrating the Healthcare Enterprise als Initiative von europäischen Anwendern und Herstellern mit dem Ziel den Informationsaustausch zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen zu standardisieren und zu harmonisieren.

HL7 in Deutschland

Die deutsche Organisation von HL7 ist seit 1993 ein eingetragener Verein.

Die freiwillige Mitgliedschaft in der nationalen HL7-Organisation beruht auf persönlichem Engagement klinischer Nutzer und vor allem auf industriellem Interesse: Mitgliedschaften von Kliniken (ca. 1000 in Deutschland) sind in der Minderzahl (ca. 25 Mitglieder). Administrationen oder Körperschaften öffentlichen Rechts fehlen fast ganz (<10 Mitglieder).

In Deutschland wird HL7 praktisch nur innerhalb von Krankenhäusern eingesetzt und so gut wie nie zum Austausch von Daten zwischen dem klinischen und dem niedergelassenen Sektor im Gesundheitswesen. Dies liegt zum Teil daran, dass sich in der Praxis-Software im niedergelassenen Bereich eine Fülle von Datenaustauschformaten entwickelt hat, wobei die xDT wohl die Formate mit der größten Verbreitung sind.

HL7 und Normung im NAMed

HL7 arbeitet in Deutschland als informelle Gruppe kooperativ mit den Gremien der nationalen Normung [2]. In der Normung arbeiten Mitgliedsunternehmen von HL7 e.V. im Normenausschuss NAMed des DIN mit. HL7 selbst ist nicht Mitglied im DIN. Der erste Normvorschlag zu HL7 wurde beim DIN 2008 als Übernahme der ISO-Norm 10781 vorgelegt (DIN EN ISO DIS 10781, Ausgabe : 2008-05, Entwurf).

Wirkung von HL7

Infolge der föderalen Struktur der deutschen Verwaltung auch im Gesundheitswesen, bleibt die Standardisierung auch unter Bezug auf HL7 weit hinter den Möglichkeiten der Volkswirtschaft zurück. Zudem ist es nie Ziel der Industrie, einer Normenorganisation ein Mandat für eine den Wettbewerb beschränkende Vereinheitlichung zu geben.

Daher ist die erkennbare Leistung zur aktuellen Diskussion gering, beispielsweise zur elektronischen Patientenakte (siehe DIN EN ISO 10781, Entwurf) und ohne Beitrag zur Diskussion der Ausgewogenheit zwischen Datenverfügbarkeit und Datensicherheit. Eine Wirkung auf die Produktivität klinischer Informationssysteme (KIS = Krankenhaus-Informationssysteme) durch die Tätigkeit von HL7 e.V. wird nicht berichtet, die Variabilität des Angebots an KIS wird durch die Standardisierung nach HL7 bisher nicht beeinflusst.

Öffentliche Förderung für einen breiteren Einsatz von HL7 existiert nicht, weder auf Bundesebene noch in Länderprogrammen. Eine andere Situation besteht in den Niederlanden: Dort gibt es ein nationales Programm zur Einführung Umsetzung der HL7 Normen in den nationalen Gebrauch. Diese Aktivitäten werden durch ein deutsches Unternehmen als Auftragsleistung aus den Niederlanden gestützt.

Technische Zielsetzung von HL7

Ziel von HL7 Normen ist die Vereinfachung der Umsetzung der medizinischen Prozessabläufe zwischen den beteiligten Systemen und die Schaffung von Interoperabilität zwischen verschiedenen Betreibern und Herstellern.

Arbeitsweise

HL7 schafft internationale Standards für den Austausch zwischen Systemen und zwischen Einrichtungen, zum Markup von klinischen Dokumenten (z.B. die Clinical Document Architecture). Ein häufiger Irrglaube über HL7 ist, dass es sich dabei um ein Softwareprodukt handelt. Tatsächlich bezeichnet es lediglich Spezifikationen. Die bekanntesten sind die Versionen 2.x des HL7-Nachrichtenformats, die heute überwiegend in Krankenhäusern verwendet werden.

Mitglieder von HL7 werden als Arbeitsgruppe ('Working Group') zusammengefasst, die in technische Komitees ('Technical Committees', TCs) organisiert sind. Die TCs sind direkt verantwortlich für den Inhalt der Standards. Spezielle Interessengruppen ('Special Interest Groups', SIGs) erforschen neue Bereiche, die in zukünftigen Standards abgedeckt werden. Zum Beispiel beschäftigt sich die SIG XML mit der Einbindung von XML in den Standard. Eine Liste der technischen Komitees und der SIGs mit ihrer Aufgabenbeschreibung und der momentanen Organisationen ist auf der offiziellen Webseite HL7.org zu finden.

Anwendungszweck der HL7 Standards

Die HL7 Standards können kostenlos implementiert werden; es gibt also keine Lizenzen oder Gebühren für die Entwicklung oder für die Laufzeitumgebung. Die Verteilung der aktuellen Standards ist zwar kostenpflichtig, aber frühere Versionen der HL7 2.x-Standards können kostenfrei heruntergeladen werden. Unter [1] kann so zum Beispiel die Spezifikation der Version 2.31 heruntergeladen werden.

Implementierung von HL7 Standards

HL7 bietet Interoperabilität zwischen verschiedenen Informationssystemen im Gesundheitswesen ( z.B. Krankenhausinformationssystemen (KIS), Praxisverwaltungssystemen (PVS), Laborinformationsmanagementsystemen (LIMS), Radiologieinformationssystemen (RIS)), Systemen zur Leistungsabrechnung sowie zwischen Systemen, die als Elektronische Patientenakte fungieren.

HL7 ist nicht "plug and play". Zwar lassen sich HL7 Transportschichten (wie MLLP) und Parser für HL7- Nachrichten und ihre Segmente finden, aber die Verarbeitung von HL7-Nachrichten, -Segmenten und -Feldern ist applikationsspezifisch und muss vom Anwendungsentwickler implementiert werden.

HL7 Version 2 Nachrichtentypen und Abkürzungen

  • ADT: Patienten-Stammdaten und Aufenthaltsdaten
  • ORM: Order Message: Anforderung einer Untersuchung
  • ORU: Befundübermittlung
  • DFT: Übermittlung von Leistungsdaten zur Abrechnung
  • BAR: Übermittlung von Leistungsdaten nach dem OPS-Standard

Anwendungsbeispiel HL7 Version 2

Durch ein Ereignis (Event) wird der Versand einer Nachricht angestoßen. Ein solches Ereignis ist zum Beispiel die stationäre Aufnahme eines Patienten. Nachdem die Aufnahme am KIS eingegeben wurde, erzeugt das KIS eine Nachricht vom Typ ADT ("Admission, Discharge, Transfer", also "Aufnahme, Entlassung und Verlegung") und dem Ereignistyp A01.

Über diese Nachricht wird dies den angeschlossenen klinischen Subsystemen mitgeteilt, so dass der Patient mit seinen Stammdaten dort bereits bekannt ist. HL7-Nachrichten bestehen aus 'Segmenten', die sich in 'Felder' aufteilen, die mit bestimmten 'Datentypen' gefüllt sind.

Das MSH-Segment
Das PID-Segment
Das PV1-Segment

Das folgende Beispiel (siehe Abbildungen) einer HL7-Nachricht vom Typ ADT und dem Ereignistyp A01 (Neuaufnahme) besteht aus drei Segmenten: Message Header (MSH), Patient Identification (PID) und Patient Visit (PV1).

Das MSH-Segment steht am Anfang jeder HL7-Nachricht. Es enthält Informationen zu den verwendeten Feldtrennzeichen, den kommunizierenden Anwendungen, dem Nachrichten- und Ereignistyp und der eingesetzten HL7-Version. Die Kontrollnummer (Message Control ID) in Feld 10 ist eindeutig und wird in der Bestätigungsnachricht des Subsystems, dem sogenannten Acknowledgement, referenziert.

Das PID-Segment enthält sämtliche Stammdaten des Patienten (Name, Geburtstag, Adresse, Krankenkassennummer etc.).

Das PV1-Segment enthält Daten zu einem Fall. Dazu gehören u.a. die Aufnahmeart, die Abrechnungsart, der zugewiesene Aufenthaltsort des Patienten (Station, Zimmer, Bett) und der einweisende Arzt.

Siehe auch

  • IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) eine Initiative, um die Standards im Gesundheitswesen unter einen Hut zu bringen.

Literatur

  • Schadow, Gunther: Krankenhauskommunikation mit HL7 - Analyse, Implementation und Anwendung eines Protokollstandards für medizinische Datenkommunikation. Shaker 2000, ISBN 3826578872.
  • Smith, Barry und Ceusters Werner: HL7 RIM: An Incoherent Standard (MIE 2006), Studies in Health Technology and Informatics, vol. 124, 133–138.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. HL7 Agreements
  2. DIN NAMed Jahresbericht 2007

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