Heckenmünze

Heckenmünze

Eine Heckenmünze ist eine geheime, nicht legale Münzstätte.

Je nach Wert bezeichnet man deren Elaborate als Heckpfennige, Heckgroschen oder Hecktaler. Um an das entsprechende Grundmaterial zu gelangen, wurden meist gute Münzen mit einem hohen Münzfuß (= Gehalt an Edelmetall] eingeschmolzen, mit minderwertigeren Beischlägen als bei bekannten und eingeführten Münzen versetzt und aus diesem so vermehrten Grundmaterial neue Münzen geschlagen. Ein übliches Verfahren war es dabei, Produkte anderer Münzstätten nachzuahmen. Mehrdeutige Wappen oder veränderte bzw. abgekürzte Umschriften ließen den wahren Münzherren möglichst schwer erkennen.

Gemäß der deutschen Reichsmünzverfassung von 1559 war der Betrieb einer Münzstätte nur denjenigen Landesherren oder Freien Reichsstädten erlaubt, die eigenen Silberbergbau betrieben. Besonders im Mittelalter gab es viele Münzstätten, die Heckenmünzen waren. Zum einen betrieben legitimierte Münzherren nebenbei eine Heckenmünze, um zusätzliches Geld zu verdienen, zum anderen wurden diese illegitimen Münzstätten von Fürsten und Städten, die kein Prägerecht besaßen, eröffnet und unterwertiges Kleingeld geprägt – salopp: es wurde schlicht Falschmünzerei betrieben. Mangels einheitlicher Gesetzgebung in den zahlreichen deutschen Kleinstaaten war diesem Unwesen nur schwer Einhalt zu gebieten. Die Hochzeit dieser Spirale der Münzverschlechterung war in den Jahren von 16191623, der sogenannten Kipper- und Wipperzeit, sowie von 16701690 (Kleine Wipperzeit).

Eine bekannte Heckenmünze im Mittelalter war die um 1458 von Dietrich II. von Moers errichtete Münze in Deutz (bei Köln). Dort wurden die berüchtigten Postulatsgoldgulden gemünzt. Die Stadt Köln weigerte sich nach der Entdeckung, diese als vollwertig anzuerkennen und teilte dieses Dietrich von Moers unmissverständlich mit. Im großen Stil wurde bis 1830 auch von der Stadt Coburg eine Heckenmünze betrieben.

Begünstigt wurde die Heckenmünzerei durch das Greshamsche Gesetz, nach welchem schlechtes Geld immer wieder eine Chance hat, sich gegen gutes Geld durchzusetzen.

Literatur

  • Alfred Noss: Die Münzen und Medaillen von Köln - zweiter Band 1306-1547. Köln 1913, Herausgeber: Stadt Köln.
  • Herders Conversations-Lexikon. Ausgabe von 1854.
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 35.

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