Hedge-Fonds-Strategien

Hedge-Fonds-Strategien

Hedge-Fonds-Strategien sind verschiedene Verhaltensweisen bei der Verwaltung eines Hedge-Fonds.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

Die Vielzahl der möglichen Hedgefondsstrategien, die ein Fondsmanager je nach Risikobereitschaft für einen Hedge-Fonds nutzen kann, lassen sich fünf Hauptkategorisierungen zuordnen:

Hedge-Fonds
Equity Hedge Relative Value Event Driven Managed Futures/ CTAs Global-Macro-Strategie
    Equity Long/Short     Anleihen- Arbitrage     Merger- Arbitrage
    Equity Market Neutral     Wandelanleihen- Arbitrage     Distressed Securities
    Sektor Long/Short     Kapitalstruktur- Arbitrage
    Statistische Arbitrage

Übersicht nach Marktrisiko:

 Relative Value (Relativer Wert - Marktneutrale Strategien)        Event Driven (Ereignisorientierte Strategien)        Opportunistic (Gelegenheitsorientiert - Opportunistische Strategien)  
    Equity Market Neutral     Merger Arbitrage     Global Macro
    Fixed Income Arbitrage     Distressed Securities     Long-Short Equities
    Convertible Arbitrage     Short Selling (Leerverkauf)
    Emerging Markets (Marktneutrale Aktienanlage)
niedrig  <======== ===<=====    Marktrisiko    =====>=== ========>  hoch

Long/Short Equity Strategies

"Make money on alpha." Long-Short Equity setzt sich aus 3 Begriffen zusammen. Unter Equity wird das Eigenkapital (engl. Equity) eines Unternehmens verstanden. Da Aktien Anteile an diesem Eigenkapital verkörpern, ist es offensichtlich, dass diese Strategie oft auf Aktienmärkten angewendet wird. Mit Modifikationen kann sie jedoch auch auf andere Märkte übertragen werden. Long bedeutet in der Börsensprache, eine Aktie zu kaufen. Short bedeutet umgekehrt, eine Aktie zu verkaufen. Bei einer Long-Strategie kauft der Hedge-Fonds-Manager seiner Meinung nach unterbewertete Aktien, während er bei einer Short-Strategie von ihm als überbewertet eingestufte Aktien verkauft. Dieser Kauf oder Verkauf kann auch mittels Fremdkapitaleinsatzes geschehen (siehe hierzu Leerverkauf, Margin Trading). Es gibt drei mögliche Ausprägungen: Equity Hedge, Equity Non-Hedge und Short Selling.

  1. Bei Equity Hedge kann der Manager durch gezieltes Einsetzen von Derivaten, wie z.B. Futures, Forwards, Optionen etc., sein Aktienportfolio absichern.
  2. Bei Equity Non-Hedge ist dieses Hedgen (Absichern) nicht möglich. Die Strategie ähnelt der von traditionellen Investmentfonds, allerdings mit dem Unterschied, dass der Fonds-Manager Fremdkapital einsetzen kann (Leverage).
  3. Beim Short Selling ist der Hedge-Fonds-Manager in der Lage, auch von fallenden Aktienkursen zu profitieren.

Relative Value-Strategies

"Make money on spreads." Vertreter von Relative Value- bzw. Arbitrage-Strategien generieren ihre Profite, indem sie Preisunterschiede zwischen verbundenen Wertpapieren ausnutzen (Spread). Ein Manager kauft beispielsweise an einer Börse kurzfristig unterbewertete Aktien, um sie gleichzeitig an einem anderen Handelsplatz zu einem höheren Kurs zu veräußern.
Je nach Anlageschwerpunkt unterscheidet man zwischen vier Subkategorien:

Convertible (Bond) Arbitrage-Strategien

nutzen Preisanomalien bei Wandelanleihen im Verhältnis zu Aktien. Der Manager kauft beispielsweise eine unterbewertete Wandelanleihe und verkauft dagegen die höher bewertete Aktie, in die sie umgetauscht werden kann.

Fixed Income Arbitrage-Fonds

konzentrieren sich auf Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen festverzinslichen Wertpapieren.

Capital Structure Arbitrage-Strategien

gehen gleichzeitig verschiedene Positionen in Eigen- und Fremdkapitaltiteln eines Unternehmens ein, um relative Fehlbewertungen zwischen diesen auszunutzen. - Bei der

Equity Market Neutral-Strategie

schließlich versucht der Manager, das Marktrisiko zu hedgen. Er kauft etwa unterbewertete Aktien einer Branche und verkauft für dieselbe Summe vermeintlich überbewertete Aktien des gleichen Sektors leer. Solche Leerverkäufe sind in Deutschland nicht zulässig. Jedoch kann sich der Manager sogenannter Short-Selling-Methoden bedienen.

Gewinn/Verlust-Beispiel einer Equity Market Neutral-Strategie: Leerverkauf einer Short-Aktie X - zwei Long-Aktien Y; wenn nur eine Aktie steigt oder fällt, kommt es zu einem Gewinn oder Verlust.

2 Y - vereinfacht und ohne Fremdkapital mit Leerkauf Aktie X 3 Y - vereinfacht und mit Fremdkapital mit Leerkauf Aktie X
Aktien X=1
Y=2 80 90 100 110 120 130
40 0 -10 -20 -30 -40 -50
45 10 0 -10 -20 -30 -40
50 20 10 0 -10 -20 -30
55 30 20 10 0 -10 -20
60 40 30 20 10 0 -10
65 50 40 30 20 10 0
70 60 50 40 30 20 10
Aktien X=1
Y=3 80 90 100 110 120 130
40 -10 -20 -30 -40 -50 -60
45 5 -5 -15 -25 -35 -45
50 20 10 0 -10 -20 -30
55 35 25 15 5 -5 -15
60 50 40 30 20 10 0
65 65 55 45 35 25 15
70 80 70 60 50 40 30

Event-Driven Strategies

"Make money on events." Der Event-Driven-Manager konzentriert sich auf Unternehmen, die vor einer außergewöhnlichen Situation stehen. Erfahrungsgemäß wirken sich dramatische Ereignisse in einem Unternehmen deutlicher auf den Aktienkurs aus, als es das allgemeine wirtschaftliche Umfeld rechtfertigt. Je nach strategischem Schwerpunkt unterscheidet man zwischen Risk Arbitrage (Merger Arbitrage), Distressed Securities und Special Situations. Erstere konzentrieren sich auf Unternehmensfusionen und -übernahmen, zweitere reagieren auf schwierige Firmensituationen, wie drohende Insolvenz oder Bonitätsverlust. Bei Special Situations werden Ereignisse wie Joint-Ventures, Buy Outs oder Spin-offs ins Visier genommen.

Global Macro Strategies

"Make money on trends." Bei Global-Macro-Strategien GMS versuchen die Manager, makroökonomische Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen und gewinnbringend auszunutzen, z.B. bei der Spekulation für oder gegen eine Währung (siehe Leerverkauf). GMS haben kein einheitliches Risikoprofil. Sie betreiben wirtschaftliche Analysen und beobachten gesellschaftliche und politische Entwicklungen, um dann die Kurse/Währungskurse oder ähnliches vorhersagen zu können. Ihr Erfolg hängt von der korrekten Deutung und Auswertung ökonomischer Faktoren wie der Zinsentwicklung oder Währungsschwankungen ab.

Ein Beispiel ist der Quantum Funds, ein Hedge-Fonds von George Soros mit einer Global Macro-Strategie, die 1992 die Überbewertung des Englischen Pfunds beobachtete und durch strategische Verkäufe (auch zusammen mit anderen Investoren) von geschätzten 10 Milliarden GBP die Zentralbank sowie die unterstützenden Zentralbanken der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs zwang, ihre Käufe des Britischen Pfunds einzustellen. Dadurch wurde das Pfund auf sein reales Niveau abgewertet und verließ somit das unter ECU bekannte Währungsabkommen, aus dem später die Europäische Währungsunion wurde. Das Abkommen sollte das Pfund mit fester Schwankungsbreite im Vergleich zu den anderen europäischen Währungen halten, die Bewertung war jedoch politisch motiviert und zu hoch. Die Überbewertung war taktisch nötig, damit Großbritannien in das Europäische Währungssystem (EWS) hätte eintreten können. Großbritannien schied aus dem EWS nach dem Eingriff von Quantum Funds aus und nahm somit auch später nicht an der Umstellung auf die Gemeinschaftswährung Euro teil.

Vertreter der Global-Macro-Strategie setzen zahlreiche Finanzinstrumente wie Futures und Optionen in den Bereichen Währungen, Rohstoffe, Zinsen und Aktienindizes, festverzinsliche Produkte und weitere Derivate ein. Global-Macro-Strategien lassen sich unterteilen in Currencies (Währungen), Emerging Markets (Volkswirtschaften an der Grenze zur Industrienation, z.B. Korea), Market Timing und Commodities (Rohstoffe).

Konvergenz

Es werden zwei gegenläufige Anlageinstrumente parallel eingesetzt in der Erwartung, dass sich die Kursentwicklung zweier Anlagemöglichkeiten annähert (konvergiert). Diese Konvergenz soll durch geeignetes Anlageverhalten strategisch ausgenutzt werden.

Beispiel

Ein Hedge Fonds erwartet [1], dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse Italiens und Deutschlands gegenseitig annähern werden. Er will dabei aber relativ unabhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sein. Daher setzt der Hedgefonds darauf, dass sich die Zinsdifferenz von Italien zu Deutschland allmählich abbaut. Das bedeutet, dass die Kurse italienischer festverzinsicher Wertpapiere im Vergleich zu den Kursen deutscher festverzinslicher Wertpapiere ansteigen werden. Der Hedge Fonds kauft also auf Termin italienische festverzinsliche Wertpapiere und verkauft auf den gleichen Termin deutsche festverzinsliche Wertpapiere. Der Hedge Fonds macht damit immer dann einen Gewinn, wenn sich die deutschen und italienischen Kurse tatsächlich annähern, auch wenn insgesamt beide fallen oder beide steigen, es kommt auf die Konvergenz an.

Dies war das Geschäft, das LTCM vor dem Hintergrund des näher rückenden Euros machte. Allerdings kam es dann zur Rubelkrise und zu weiteren Finanzmarktturbulenzen, welche Deutschland im Vergleich zu Italien wieder stärker als "sicheren Hafen" erscheinen ließen. Die Kurse entwickelten sich also auseinander. Die US-Zentralbank organisierte darauf hin eine besondere Rettungsaktion für LTCM.

Multi-Strategies

Der Multi-Strategy-Ansatz kombiniert verschiedene dieser Hedge-Fonds-Strategien. Häufig wird dieser Ansatz auch den Relative Value Strategies zugeordnet. Multi Strategies lassen sich in einem Single Hedge Fund, aber auch in einem Dachhedgefonds (Hedge Fund of Funds) umsetzen. Entweder praktiziert ein Manager mehrere Handelsstile auf einmal, oder das Kapital wird in die Hände verschiedener interner oder externer Markt- und Strategie-Experten gelegt, die einzelne Teile des Fondsvermögens betreuen.

In der neueren Literatur (vergl.: Weber, Thomas: Das Einmaleins der Hedge-Fonds, Campus Verlag 1999) werden auch Managed Futures zur Klasse der Hedge-Fonds gezählt.

Generell ist die Klassifizierung der einzelnen Strategien in der Literatur recht unterschiedlich.

Strategie Beispiele

  1. Ein Fonds-Manager wettet auf den Kursabstieg einer Aktie an der Börse. Er besitzt diese Aktie selbst nicht, daher leiht (Leerverkauf) der Fonds-Manager sich die Aktie. Er verkauft die geliehene Aktie für einen Preis von 10 USD. Danach fällt der Kurs der Aktie von 10 USD auf 9 USD wie spekuliert, und der Fonds-Manager kann die geliehenen Aktien für 9 USD zurückkaufen. Er hat einen Gewinn von 1 USD gemacht, aber ein Kursanstieg der Aktie wäre genauso gut möglich gewesen.
  2. Ein Fonds-Manager geht ein Termingeschäft ein. Er wettet auf fallende Rohstoffpreise und bietet diesen Rohstoff für einen festen Betrag zu einem festen Termin an. Wenn am ausgemachten Stichtag die Rohstoffpreise niedriger sind als der Einkaufspreis, hat der Fonds-Manager einen Gewinn erzielt, bei höheren Preisen nicht.

In diesen sehr vereinfachten Beispielen sind nicht die komplizierten Mechanismen von Hebelwirkung durch Leverage-Effekte durch die Aufnahme von Fremdkapital und andere Mechanismen enthalten.

Dachhedgefonds

Ein Dachhedgefonds setzt sich aus mehreren Subfonds, die ihrerseits Strategien eines Singlehedgefonds verfolgen, zusammen.

Auf Ebene des Dachhedgefonds werden keine Investitionen getätigt, das Investmentgeschäft läuft nur auf Ebene der Subfonds. Lediglich Investitionen in verschiedene Unterfonds werden unterschieden. Er gehört zu den "Alternative Investments". Grundsätzlich zählt er zu den offenen Fonds, Kauf und Verkauf sind allerdings zeitlich nur eingeschränkt möglich - meist einmal monatlich.

  • Geschichte

Er darf seit Anfang 2004 in Deutschland und Österreich vertrieben werden.

  • Vorteile

Sein Vorteil ist, dass hier viele Strategien gebündelt werden, um eine ausgewogene Chance-Risiko-Struktur zu erzielen.

  • Nachteile

Sein Nachteil ist, dass jeder Subfonds und der Dachfonds Gebühren verlangt, dadurch wird die Rendite geschmälert. Außerdem können die Subfonds sich widersprechende Strategien haben.

Sehr vereinfacht ausgedrückt kann es etwa sein, dass Subfonds A gegen den DAX wettet (Short-Positionen aufbaut), während Subfonds B gegenteilig agiert. Dadurch macht der Anleger zwangsläufig ein Nullsummenspiel, abzüglich den Spesen.

Einzelnachweise

  1. Beispiel nach "Nasser Saber", 1999, siehe Literatur.

Literatur


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