Heerstraße (Charlottenburg-Wilmersdorf)

Heerstraße (Charlottenburg-Wilmersdorf)
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Heerstraße in Berlin (Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau). Weitere Bedeutungen unter Heerstraße.
Beginn der Heerstraße am Theodor-Heuss-Platz

Die Heerstraße verläuft im Westen Berlins vom Theodor-Heuss-Platz bis zur westlichen Stadtgrenze in Staaken. Auf ihrer gesamten Länge ist sie Teil der Bundesstraße 5; vom Theodor-Heuss-Platz bis zur Wilhelmstraße ist sie gleichzeitig auch die Bundesstraße 2. Sie ist mit etwa 10 Kilometern Länge eine der längsten Straßen in Berlin und eine wichtige Ein- und Ausfallstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planung und Bau

Die Straße wurde 1874 als Chaussee von Charlottenburg nach Pichelsberg angelegt. 1910 feierlich in Anwesenheit Kaiser Wilhelm II. als Döberitzer Heerstraße dem Verkehr übergeben. Sie diente als Aufmarschstraße zum Truppenübungsplatz Döberitz, auf dem – an Stelle des bisherigen Übungsplatzes auf dem Tempelhofer Feld – die Paraden der Garderegimenter abgehalten wurden.

Die Heerstraße wurde zwischen 1903 und 1911 in Teilabschnitten erbaut und trägt seit 1908 den Namen Heerstraße, der von ihrer ursprünglichen Bedeutung als schnelle Verbindung zum Truppenübungsplatz Döberitz-Döberitz stammt.

Heutiger Zustand

Bis zum Jahr 1964 verkehrten auf der Heerstraße Straßenbahnen. Die ehemalige Straßenbahntrasse ist heute auf der nördlichen Seite der Heerstraße zwischen Theodor-Heuss-Platz und Stößenseebrücke als Grünstreifen erhalten. In diesem Bereich befindet sich auf der südlichen Seite ebenso ein etwas schmalerer Grünstreifen. Jenseits beider Streifen befindet sich jeweils eine zweispurige Parallelstraße, die vor allem zum Parken der Anlieger und Radfahrern genutzt wird. Die Heerstraße selbst ist hier als fünfspurige Kraftfahrstraße ausgewiesen. Ab der Stößenseeebrücke befindet sich beidseitig ein Radweg. Ab der Pichelsdorfer Straße ist die Heerstraße dann vierspurig, wobei sich bis zur Gatower Straße wieder beidseitig jeweils eine zweispurige Parallelstraße zum Parken und für den Anliegerverkehr befindet.

Erwähnenswert ist, dass sich im Verlauf der Heerstraße zwischen Theodor-Heuss-Platz und Pichelsdorfer Straße ein Ampel- und Verkehrsleitsystem befindet, das die Verkehrsströme durch die Anzeige der optimalen Fahrgeschwindigkeit lenkt und eine „Grüne Welle“ ermöglicht. Über diese Anlage lässt sich auch die mittlere Spur der Heerstraße bei Bedarf öffnen oder sperren (beispielsweise um den Berufsverkehr oder den Veranstaltungsverkehr des Olympiastadions oder der Waldbühne zu leiten).

Verlauf

Theodor-Heuss-Platz bis S-Bahnhof Heerstraße

Die Heerstraße beginnt am Theodor-Heuss-Platz im Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, in dessen unmittelbarer Nähe sich das Messegelände der AMK Berlin mit dem Funkturm, das Haus des Rundfunks und das Internationale Congress Centrum (ICC) sowie der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) befinden.

In Ost-West-Richtung verläuft sie durch dicht bebautes Gebiet bis zum S-Bahnhof Heerstraße, an dem sie die Spandauer Vorortbahn kreuzt. Bis zum 30. März 1950 hieß dieser Teil der Heerstraße noch Kaiserdamm. Auf der Nordseite befindet sich das denkmalsgeschützte Bürogebäude Heerstraße 12–16, das 1938–1941 unter anderem für die Reichsleitung der Hitlerjugend errichtet wurde. Hinter dem Bahnhof zweigt links die Teufelsseestraße ab, die später Teufelsseechaussee heißt und zum Teufelssee sowie zum – aus Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs aufgeschütteten – höchsten Berg Berlins, dem Teufelsberg, führt.

S-Bahnhof Heerstraße bis Scholzplatz

Das Corbusier-Hochhaus
(1956–1959) in der Nähe der Heerstraße

Danach verläuft sie durch lockere Bebauung südlich des „Georg-Kolbe-Hains“ und des Olympiastadions und passiert danach die ehemaligen Häuser der Britischen Streitkräfte in Berlin. Das Gebiet gehörte während des Besatzungsstatuts bis zur Wiedervereinigung zum Britischen Sektor. Südlich der Heerstraße beginnt der bis nach Wannsee reichende Grunewald und auch neben der Straße belegen zahlreiche Kiefern die Nähe zum Wald.

An der Glockenturmstraße 18 wurde 1992 in 800 m Tiefe eines der größten unterirdischen Erdgaslager Europas mit einem Fassungsvermögen von 6 Mio. Kubikmetern in Betrieb genommen. Die Kapazität reicht für die Versorgung der Berliner Haushalte für etwa ein Jahr aus. In der Nähe befindet sich die Waldbühne, ein Veranstaltungsort für 22.000 Zuschauer.

Scholzplatz bis Pichelsdorfer Straße

Der 1963 errichtete Sendemast Scholzplatz

Am Scholzplatz macht die Heerstraße einen leichten Knick in west-nordwestliche Richtung. Auf der rechten Seite befindet sich die Hochhaussiedlung an der Angerburger Allee.

In der Ortslage Pichelsberg (auf der linken Seite der Heerstraße) befindet sich der Britische Soldatenfriedhof („Berlin War Cemetery“) und der Jüdische Friedhof Heerstraße, auf dem sich unter anderen die Gräber von Hans Rosenthal und Heinz Galinski befinden. Hinter dem Friedhof steht der rd. 230 Meter hohe Sendemast Scholzplatz des RBB. Weiter westlich überquert die Heerstraße die Stößenseebrücke, unter der die Havelchaussee und ein Ausläufer des Stößensees verlaufen. Gleichzeitig wird hier der Bezirk Spandau erreicht und an der 800 m dahinter liegenden Freybrücke die – in diesem Bereich kanalisierte – Havel überquert. In der Ortslage Pichelsdorf bietet sich ein wechselndes Bild zwischen lockerer und engerer Bebauung sowie der landschaftsgeschütze Grimnitzsee und die Anlage des Südparks.

Pichelsdorfer Straße bis Stadtgrenze

Die – stadtauswärts betrachtet – rechts abzweigende Pichelsdorfer Straße bildet die Verbindung zur Spandauer Altstadt.

Hinter der Gatower Straße, an der sich auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für diverse Buslinien befindet, die u. a. bis in die City West fahren, liegt rechts der Omnibus-Betriebshof Spandau der BVG.

Neuer Hahneberg

An der dahinter liegenden Wilhelmstraße knickt die Bundesstraße 2 in südwestliche Richtung nach links ab und bildet seit der Maueröffnung wieder eine wichtige Verbindung nach Potsdam. Die bis hierhin parallel verlaufende Bundesstraße 5 verläuft weiter auf der Heerstraße. An der nächsten – westlich gelegenen – Kreuzung mit der Sandstraße erreicht man dann Staaken.Im folgenden Verlauf durchquert die Heerstraße einige Neubaugebiete mit – gerade im Bereich der Heerstraße Nord – unterschiedlichen Traufhöhen der Häuser, wie jene im Blasewitzer Ring und der Obstallee.

In Höhe Reimerweg eröffnet sich der Blick nach Richtung Süden zum Hahneberg, auf dem sich das Fort Hahneberg befindet. Dieser Teil war in den 1970er- und 1980er-Jahren ein Schuttabladeplatz und nach der Begrünung ist er nunmehr ein Park.

Kurz vor der Berliner Stadtgrenze, nahe bei der Einmündung des Nennhauser Damms, durchschneidet die Heerstraße die Flachbausiedlung „Neu-Jerusalem“ (erbaut 1923-24 von Erwin Anton Gutkind im Stil des Neuen Bauens).

Weiterer Verlauf

Die Fortsetzung der Heerstraße als B 5 im Bundesland Brandenburg heißt Hamburger Chaussee. Sie führt in das Havelland, kreuzt den Berliner Autobahnring und verläuft über Hamburg bis zur dänischen Grenze.

Diese Strecke war vor dem Bau der Autobahn 24 (Berlin–Hamburg) von großer Wichtigkeit für die Verbindung auf dieser Transitroute, da sie die einzige Transitstrecke in Form einer Landstraße war. Dadurch konnte sie auch von Radfahrern zwischen West-Berlin und dem damaligen Bundesgebiet benutzt werden. Heute ist die Heerstraße eine von vielen Ein- und Ausfallstraßen, die die Berliner Innenstadt mit den westlichen Bezirken und dem brandenburgischen Umland, unter anderem mit dem Einkaufszentrum Havelpark in Dallgow-Döberitz und dem Factory-Outlet-Center in Elstal sowie mit der A 10 (Anschlussstelle 26 – Berlin-Spandau), verbinden.

Sonstiges

Im westlichsten Teil der Heerstraße gibt es folgendes Kuriosum:
Der bis zur Bergstraße gehende Teil Spandaus ist ein Teil Staakens, eines Ortsteils von Spandau, der bis zur Teilung der Stadt zu West-Berlin gehörte, während der bis zur Stadtgrenze führende westlich anschließende Teil zur DDR gehörte. Dieser Teil (West-Staaken) kam nach der Wiedervereinigung wieder zu Berlin und bildet nun den Abschluss der Stadt, dort endet auch die Heerstraße.

Ursache hierfür war ein Gebietstausch, bei dem der westliche Teil Staakens gegen die Rieselfelder an der Gatower Heide und den Flugplatz Gatow getauscht wurden. Dadurch erhielten auch die britischen Alliierten einen Flugplatz in einem ihrer Berliner Sektoren.

52.51339444444413.1952055555567Koordinaten: 52° 30′ 48″ N, 13° 11′ 43″ O


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