- Heiducken
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Heiduck, auch Hayduken, Heiducke oder Hajduke, bezeichnete im Osmanischen Reich zuerst Gesetzlose auf dem Balkan, im besonderen Wegelagerer und Plünderer. Später verwendete man den Ausdruck auch für Freiheitskämpfer.
Inhaltsverzeichnis
Wortbedeutung und Definition
Die Herkunft des Wortes ist nicht ganz geklärt. Der Begriff mag sich aus dem türkischen haydut für Räuber, Gesetzloser, entwickelt haben; oder von ungarischen hajtó (plural hajtók) für Ochsentreiber, bulgarisch хайдутин. Eine Theorie geht davon aus, dass das deutsche Wort Haudegen von Kämpfern in Freikorps in österreichischen und anderen Armeen zur Zeit der Türkenkriege aufgeschnappt worden sein könnte. Wahrscheinlich hat das Wort Heiduck sich aus mehreren Quellen gebildet. In Südosteuropa kann das Wort sowohl Aufständische und Freiheitskämpfer und ebenso Räuber und Gesetzlose meinen. Der Begriff ist demnach mehrdeutig. Er bezeichnet sowohl einfache Räuber, die Leute ohne Unterschied auf Herkunft und sozialen Status überfallen und gemordet haben, wie auch irreguläre Milizen oder Freiheitskämpfer bis hin zu sozialistischen Revolutionären. Ursprünglich mag Heiduck eher einen Räuber oder einen Abgefallenen gegenüber der staatlichen Obrigkeit gemeint haben. Während der nationalen Befreiungskämpfe der südosteuropäischen Völker im 19. Jahrhundert hat sich in diesen Nationen vermehrt ein romantisch verklärtes Bild der Heiducken als Volkshelden und Vorkämpfer für die nationale Befreiung und/oder soziale Gerechtigkeit verbreitet.
Geschichte
In Österreich und Ungarn bezeichnete Heiduck Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts besoldete Infanteristen, die den Grenzschutz versahen, sowie später bewaffnete Wachen in Städten, Gespanschaften und auf Gütern Adliger. Die Habsburgermonarchie benannte 1740 die drei regulären ungarischen Infanterieregimenter Hayduken.[1]. Das Heiduckentum in Südosteuropa nahm seinen Aufschwung Ende des 16. Jahrhunderts, nach ersten militärischen Misserfolgen der Osmanen. Im Österreichisch-Türkischen Krieg 1716–1718 waren Heiducken österreichische Fußsoldaten in Serbien und im Banat. Heiducken im Dienst Venedigs (Uskoken) fielen im 17. Jahrhundert als semi-reguläre Truppen in das Osmanische Reich ein. Der Heiducken-Anführer wurde, ebenso wie bei den Haramija, harambaša genannt.
Einige Gründe für das Heiduckenleben waren: Widerstand gegen die osmanische Gewalt und Ausbeutung, bessere Verdienstmöglichkeiten, Rache für erfahrene Ungerechtigkeit, Entkommen vor drohender Vergeltung. Heiducken hielten sich überwiegend in entlegenen Gebieten auf, die dem Zugriff des Rechts entzogen waren (Gebirge, Wälder, Sümpfe), und genossen manchmal die Unterstützung lokaler osmanischer Sicherheitsbehörden (Panduren, Martologen, Derbendschi).
In Serbien, das mit wichtigen osmanischen Handelsstraßen durchzogen war, stellte das Heiduckenwesen eine Form der Raubwirtschaft dar. Die osmanische Repression infolge der relativ erfolglosen Islamisierung Serbiens begünstigte das Heiduckenwesen, das gelegentlich zu Aufständen aufflammte und den Charakter einer Volksbefreiungsbewegung annahm. Alle späteren serbischen Aufstände und nationalen Befreiungsbewegungen hatten ihren Ursprung im Heiduckentum.
Zu Beginn des Österreichischen Erbfolgekrieges 1741 übernahm Erzherzogin Maria Theresia drei regulierte ungarische Infanterie-Regimenter und errichtete weitere drei Einheiten: Ujvary (1769: No. 2), Leopold Pálffy (No. 19), Haller (No. 31), Forgach (No. 32), Andrassy (No. 33), Vettes (No. 34). Allen Regimentern war wohl gemeinsam, dass sie zu Beginn nur aus Kriminellen und Gesindel gebildet wurden. So wird vom Regiment Haller berichtet, dass es auf dem Marsch nach Peterwardein einen Offizier ermordete und eine lokale Räuberherrschaft eröffnet habe, „bis Komitatsmilizen es entwaffnen und vor Gericht bringen“.[2] Dennoch weist schon das Infanterieregiment Forgach 1746/47 in Italien einigen Erfolg auf. Vor allem im Siebenjährigen Krieg treten die Heiducken diszipliniert auf, vor allem die Esterházy-Regimenter (1769: No. 33 und No. 37).[3]
Gegenwart
Das Wort haiduc wurde auch von der rumänischen Bewegung Haiducii Muscelului, die in den Jahren 1947 und 1959 den Aufstand gegen die Sowjets probte, benutzt.
Die serbischen Fußballclubs Hajduk Kula, Hajduk sa Liona oder der kroatische Fußballclub Hajduk Split, die rumänischen Musikgruppen Taraful Haiducilor oder Haiducii oder der Familienname der Schauspielerin Stacy Haiduk tragen das Wort im Namen.
In Ungarn gibt es mehrere Toponyme, die auf Hajduk basieren, wie Hajdú-Bihar, Hajdúdorog, Hajdúhadház, Hajdúnánás, Hajdúböszörmény, Hajdúszoboszló.
Bekannte Heiducken
Bulgarische Hajduten
- Filip Totju
- Chadschi Dimitar
- Iljo Wojwoda
- Indsche Wojdowa
- Panajot Chitow
- Kapitan Petko Wojwoda
- Scheljo Wojwoda
- Stefan Karadscha
- Tschawdar Wojwoda
Herzegowina
Kroatische Hajduci
- Andrijica Šimić
- Ivan Bušić Roša
- Petar Mrkonjić
- Stojan Jaković
Rumänische Haiduci
- Toma Alimoș (Legende)
- Gruia lui Novac (Legende)
- Andrei Budac (1872–1912)
- Grigore Pintea, bekannt als Pintea Viteazul (1670–1703)
- Iancu Jianu († 1817)
- Andrii Popa
- Avram Iancu (1824–1872)
Serbische Hajduci
- Deli Marko
- Baba Novak
- Bajo Pivljanin
- Limo Barjaktar
- Karađorđe
- Veljko Petrović
- Stanoje Glavaš
Ungarische Hajdúk
- András Nagy Haiduckengeneral (um 1600)
- Gergely Nemethy (um 1600)
Siehe auch
Literatur
- Hans Bleckwenn: Der Kaiserin Hayduken, Husaren und Grenzer – Bild und Wesen 1740–1769. In: Joachim Niemeyer (Hrsg.): Zum Militärwesen des Ancien Régime. Drei grundlegende Aufsätze. (Neugedruckt zu Ehren des Verfassers anläßlich seines 75. Geburtstags am 15. 12. 1987). Biblio Verlag, Osnabrück 1987, S. 23–42.
Einzelnachweise
- ↑ Bleckwenn 1987: 31f
- ↑ Bleckwenn 1987: 31.
- ↑ Regimentshinhaber: Nikolaus Joseph Esterházy und Joseph Esterházy. Zu den Stammlisten: Liste der Infanterieregimenter der kaiserlich-habsburgischen Armee der Frühen Neuzeit
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