Heimatklänge

Heimatklänge

Das Heimatklänge-Festival war ein Berliner Weltmusik-Festival, dass zwischen 1988 und 2006 jährlich im Sommer stattfand. Es begann 1988 als Bestandteil des Programms der europäischen Kulturhauptstadt. Spielorte waren 1988 bis 2002 die jeweiligen Standorte des Tempodroms, 2003 bis 2006 das Kulturforum Berlin.

Der Name für das Festival sollte vermutlich mit dem in Deutschland nicht unbedingt positiv besetzten Wort Heimat spielen und provozieren.

Die Festivalleitung und Auswahl der Acts lag 1988 bis 2001 in den Händen des Chefs des Berliner Plattenlabels „piranha“ Christoph Borkowsky Akbar. Dieses Label produzierte auch - lückenhaft - Sample-CDs mit Livemitschnitten der Konzerte unter dem jeweiligen Motto des Festivals.

Mit einem südosteuropäisch-maghrebinisch-nahöstlichen „Rundumschlag“ 1988 beginnend , widmete sich das Festival ab 1989 mit seinen Motti thematisch den unterschiedlichen geografischen und musikalischen Regionen. (Siehe unten.)

Der Slogan „umsonst und draußen“ bezog sich darauf, dass Mittwoch bis Sonnabend kostenfreie Konzerte neben dem Zirkuszelt (bei Regen im Zelt) stattfanden. Hier traten bis dahin in Deutschland unbekannte Gruppen, Bands, Orchester und Künstler auf, die in ihren Heimatländern Superstars oder zumindest sehr erfolgreich waren.

Am Sonntag kamen dann zum Konzert noch Interviews mit den Künstlern, die Hintergründe zu Musik, Instrumenten, Kultur und Künstlern lieferten und von Moderatoren des SFB- resp. RBB-Programms Radio Multikulti geführt wurden.

Die Konzerte lösten sich in den kommenden sieben Wochen mit denen anderer Gruppen ab.

Es gehörte zum Wesen dieser Festivalreihe, dass den Besuchern ein komprimierter Eindruck vermittelt wurde, welche Musikstile von welchen Acts in den jeweils präsentierten Regionen vorherrschten.

Diese waren der Nahe Osten („Orient de luxe“ 1989), das südliche Afrika („2Beat Apartheid“ 1990), Indien („Music Mahal“ 1991), die Karibik („Carnevale Caribe“ 1992), Westafrika („No Make Palaver“ 1993), der Balkan („Odyssee“ 1994), die früheren Kolonien von Portugal („LusoMania“ 1995), der Indische Ozean („Sindbads Reise“ 1996), Kuba („CubaniSíMo“ 1997), Louisiana („Tiefer Süden“ 1998), Zentralamerika(„Humboldts Reise“ 1999), Brasilien(„Brasil 500“ 2000), Afrika und Amerika („Soul 2 Soul“ 2001). Weitere Motti , deren Regionalbezug nicht in jedem Fall klar ist, waren „Heiratsklänge“ 2002, „Gypsi“ 2003, „Bands of New York“ 2004, „Copa Americana“ 2005, „World Club“ 2006.

Außerdem wurden durch die Konzerte die gemeinsamen kulturellen Wurzeln in unterschiedlichen Weltregionen offengelegt. So dass die Basis des auf Haiti praktizierten Voodoo darin bestand, mit den aus dem heutigen Benin gewaltsam in die Karibik verschifften Sklaven dorthingekommen zu sein.

Da die Veranstaltung im Verlauf der 1990er Jahre immer weniger Finanzmittel durch den Berliner Senat erhielt, änderte sich das Motto mit der Zeit in „fast umsonst und draußen“. Mit dem durch die Fertigstellung des neuen Kanzleramts verbundenen Umzug des Tempodroms in die neue Spielstätte mussten sich auch die Heimatklänge nach einer neuen Spielstätte umsehen. Die Veranstaltung fand zwischenzeitlich am Ostbahnhof statt, ab 2003 auf dem Kulturforum Berlin.

Mit den Umzügen und dem Bruch der „umsonst und draußen“-Tradition verlor das Festival immer mehr Publikum. 2006 fand das Festival in enger Anlehnung an das Public viewing der Fußball-WM statt, wobei zwischen den Spielen die jeweiligen internationalen Bands auftraten. Seit dem 23. Juni 2006 wurden alle weiteren Konzerte abgesagt, da das achtzehn Jahre dauernde Festival und seine Veranstalter von „Piranha-events“ das finanzielle Risiko und die bis dato aufgelaufenen Schulden nicht weiter tragen konnten. Das traditionelle Berliner Multikulti-Festival ist aller Voraussicht nach mit der Fußball-WM für immer zu Ende gegangen.

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