Heinrich Lersch

Heinrich Lersch

Heinrich Lersch (* 12. September 1889 in Mönchengladbach; † 18. Juni 1936 in Remagen) war ein deutscher Arbeiterdichter und Kesselschmied.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Lersch wurde in München-Gladbach (heute Mönchengladbach) geboren. Nachdem er von seinem Vater das Handwerk des Kesselschmieds erlernt hatte, ging Lersch auf Wanderschaft und arbeitete in verschiedenen deutschen Städten.

1914 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde Mitte 1915 - wegen den Folgen einer Verschüttung (Asthma, nervöse Magenbeschwerden) - für dienstuntauglich erklärt. Die Kesselschmiede seines Vaters führte er noch bis 1924 und gab sie danach wegen eines Lungenleidens auf. Infolge seiner Krankheit kam es zu mehreren Erholungsaufenthalten im Ausland: 1926 in Davos, 1926 bis 1928 sowie 1931 in Capri und 1931 in Griechenland. Als Schriftsteller war Lersch Autodidakt und gilt neben seiner sozialistischen Ausrichtung als Vertreter eines katholisch geprägten Expressionismus.

Obelisk in Putbus mit aktualisierter Inschrift von Heinrich Lersch

1932 zog Lersch mit seiner Familie nach Bad Bodendorf an der Ahr, um in der Nähe des Heilpraktikers Matthias Leisen zu sein.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus, im Mai 1933, wurde er in die Preußische Akademie der Künste berufen. Im Oktober 1933 gehörte er zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten.[1] Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg unterzeichnete er am 19. August 1934 einen Aufruf der Kulturschaffenden anlässlich der Volksbefragung zur Vereinigung des Amtes des Reichskanzlers und Reichspräsidenten in der Person von Adolf Hitler.[1] 1935 erhielt Lersch den mit 200 Mark dotierten Rheinischen Literaturpreis.

Heinrich Lersch starb 1936 in Remagen im Alter von 46 Jahren an Lungenentzündung, verbunden mit einer Rippenfellentzündung.[1] Zu seinem Ehrenbegräbnis erschienen einige tausend Trauernde.

Nach Kriegsende wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Lerschs Werke Deutschland muß leben (1914), Herz! Aufglühe dein Blut! (1916), Klinge hinaus, schlagender Schall (1940), Wir Werkleute (1936) und Das dichterische Werk (1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt,[2][3] jedoch wurden in den Obelisken von Putbus anlässlich der Bodenreform 1945 die Worte Lerschs aus dem Morgenlied der neuen Arbeiter[4]:

„Was des Volkes Hände schaffen,
soll des Volkes Eigen sein“

aktualisierend abgewandelt in:

„Was des Volkes Hände schaffen,
ist des Volkes Eigen“

eingemeißelt.

Im Stadtarchiv Mönchengladbach existiert heute ein Heinrich-Lersch-Archiv. Außerdem wurden in Deutschland mehrere Straßen (z.B. in Düsseldorf, Duisburg, Herten, Hilden und Köln) und eine Schule (die Gemeinschaftshauptschule Heinrich-Lersch in Lürrip) nach ihm benannt. Unter seinen zahlreichen Enkeln befinden sich auch der Florist Gregor Lersch sowie der Maler und Zeichner Martin Lersch.

In der österreichischen Stadt Graz wurde 2011 der Heinrich-Lersch-Platz in Helene Serfecz-Platz umbenannt. Während Lersch den Nazis nahe stand, wurde Helene Serfecz als Widerstandskämpferin 1943 von den Nazis ermordet. In internationalen Medien hat die Umbenennung eine positive Resonanz gefunden. In den USA, Frankreich, Polen, Kroatien und Griechenland gab es Berichte darüber, welche die Stadt Graz in einem positiven Licht erscheinen lassen.[5]

Künstlerisches Schaffen

Lersch beschrieb in seinen Gedichten die Härte des Arbeiterdaseins, wandte sich aber auch politischen Themen zu. In einigen Gedichten verherrlichte er den Nationalsozialismus. Er hielt Vorträge vor der Hitlerjugend und anderen Organisationen. Zur Kampfparole wurde nach 1918 eine Zeile seines Gedichts Soldatenabschied (1914): „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“ Dieser Satz findet sich auf zahlreichen Kriegerdenkmälern, etwa in Hamburg, aber auch als Leitspruch des Soldatenfriedhofes in Langemarck. In abgewandelter Form wurde der Satz als „Deutschland muß sterben, damit wir leben können“ in dem Song Deutschland muß sterben von der deutschen Punkband Slime in satirischer Weise aufgegriffen.

Auszeichnungen

Werke

Heinrich Lersch: Mensch im Eisen, Stuttgart 1925, 6. Tausend
  • Abglanz des Lebens. Gedichte (1914)
  • Brüder (1915)
  • Herz! Aufglühe dein Blut! Gedichte im Kriege (1916)
  • Deutschland! Lieder u. Gesänge von Volk und Vaterland (1918)
  • Die ewige Frau. Liebesgedichte (1919)
  • Mensch im Eisen. Gesänge von Volk und Werk (1925) - hier schreibt Lersch mit großem Pathos über sein bisheriges Leben und Erleben
  • Capri. Dichtungen (1926)
  • Manni! Geschichten von meinem Jungen. Aufgeschrieben vom Vater (1926) - ein Kinderbuch für Erwachsene, das Anekdoten und Begebenheiten in der Familie schildert, Lerschs erfolgreichstes Buch
  • Der grüßende Wald. Legenden und Geschichten (1927)
  • Stern und Amboß. Gedichte und Gesänge (1927)
  • Hammerschläge. Ein Roman von Menschen und Maschinen (1930)
  • Mit brüderlicher Stimme. Gedichte (1934)
  • Die Pioniere von Eilenburg. Roman aus der Frühzeit der deutschen Arbeiterbewegung (1934)
  • Im Pulsschlag der Maschinen. Novellen (1935)
  • Deutschland muß leben! (1935)

Literatur

  • Ernst Wilhelm Balk: Heinrich Lersch. München: Deutscher Volksverl. 1939.
  • Rolf Busch: Imperialismus und Arbeiterliteratur im Ersten Weltkrieg. In: Archiv für Sozialgeschichte, Bonn, 14 (1974), S. 293-350.
  • Ralf Georg Czapla: Katholizismus, Nationalismus, Sozialismus. Zur Interferenz weltanschaulicher Formationen im Werk des Arbeiterdichters Heinrich Lersch. In: Wilhelm Kühlmann, Roman Luckscheiter (Hg.): Moderne und Antimoderne. Der »Renouveau catholique« und die deutsche Literatur. Beiträge des Heidelberger Colloquiums vom 12. bis 16. September 2006. Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008 (Catholica. Quellen und Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte des modernen Katholizismus, Bd. 1), S. 325-359. ISBN 978-3-7930-9546-0
  • Wolfgang Delseit: Heinrich Lersch. In: Bernd Kortländer (Hrsg.): Literatur von nebenan (1900-1945). 60 Portraits von Autoren aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen. Bielefeld: Aisthesis. 1995. ISBN 3-89528-113-1
  • Steffen Elbing: Heinrich Lersch – der Arbeiterdichter. In: Rolf Düsterberg (Hrsg.): Dichter für das »Dritte Reich«. Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie, Aisthesis Verlag, Bielefeld 2009. ISBN 978-3-89528-719-0
  • Hans Eiserlo: Heinrich Lersch, ein Dichter des schaffenden Volkes. Würzburg-Aumühle: Triltsch. 1938.
  • Otto Gmelin (Hrsg.): Chor der Freunde. Dichter zeugen für Hein Lersch. Köln: Staufen-Verl. 1939.
  • Fritz Hüser (Hrsg.): Heinrich Lersch. Kesselschmied und Dichter. 1889-1936. Dortmund : Städtische Volksbüchereien. 1959. (= Dichter und Denker unserer Zeit; 27)
  • Johannes Klein (Hrsg.): , Heinrich Lersch, Ausgewählte Werke, (Einführung und Anmerkungen), Düsseldorf und Köln: Diederichs 1966
  • Edgar Lersch: Es hat ein jeder Toter des Bruders Angesicht. Reflexionen eines Nachgeborenen über Heinrich Lersch. In: Muschelhaufen. Jahresschrift für Literatur und Grafik. Nr. 43. Viersen 2003. ISSN 0085-3593
  • Hans Hermann Schulz: Das Volkstumserlebnis des Arbeiters in der Dichtung von Gerrit Engelke, Heinrich Lersch und Karl Bröger. Ein Beitrag zur Morphologie des Problems. Würzburg: Triltsch. 1940. (= Stadion; 5)
  • Jutta Stratmann (Bearb.): Verzeichnis der Archivbestände zu den Arbeiterdichtern Paul Zech (1891- 1946), Gerrit Engelke (1890-1918) und Max Barthel (1893-1975) sowie Übersicht über den Nachlaß von Heinrich Lersch (1889-1936) und Katalog zur Ausstellung "Arbeiterdichter zu Krieg und Arbeitswelt". Nachlässe von Arbeiterdichtern der 20er Jahre im Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur. Dortmund: Fritz-Hüser-Inst. für dt. und ausländ. Arbeiterliteratur. 1984.
  • Claus Weber (= Curt Letsche): Heinrich Lersch, Dichter und Arbeiter. Freiburg im Breisgau: Schmied. 1936.
  • Johannes Kirschweng: Wiedersehen mit der Eifel. (mit 2 Abb. zu Heinrich Lersch). In: Eifel-Kalender von 1939. S. 51–53.

Siehe auch

Weblinks

 Wikisource: Heinrich Lersch – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 363.
  2. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-l.html
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-l.html
  4. Erstveröffentlichung in: Heinrich Lersch: Mit brüderlicher Stimme, DVA, Stuttgart 1934
  5. Kein „Raum für NS-Dichter: Graz benennt Platz um“, diepresse.com, 17. April 2011

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