Heinrich Vetter (Unternehmer)

Heinrich Vetter (Unternehmer)

Heinrich Vetter (* 24. Dezember 1910 in Mannheim; † 3. Februar 2003 in Ilvesheim) war ein deutscher Unternehmer.

Heinrich Vetter, Graphitzeichnung von Lars Gölz, 2000
Der Heinrich-Vetter-Weg im Luisenpark

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Vetter wurde am 24. Dezember 1910 als Sohn einer Mannheimer Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Abitur und einem Praktikum in einem Textilhaus studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Handelshochschule Mannheim. Danach trat er in die Geschäftsführung des elterlichen Kaufhauses Vetter in Mannheim ein. Das Kaufhaus war 1885 von Vetters Großmutter Barbara Müller gegründet worden und ermöglichte seinen Kunden als eines der ersten Warenhäuser Warenkauf auf Kredit. Die Leitung des Kreditbüros oblag ab 1933 dem Juniorchef Heinrich Vetter.[1]

Zwischen 1934 und 1938 kaufte die Familie mehrere bedeutende Gebäudekomplexe, die sich zuvor teilweise auch in jüdischem Besitz befanden. Im Zuge der Enteignung jüdischer Kaufleute und der Arisierung ging 1938 die Mannheimer Samt und Seide GmbH, eine der bedeutendsten Putzgroßhandlungen in Deutschland, mit Niederlassungen in Frankfurt und Köln in den Besitz der Familie Vetter über.[2] Im November 1936 bezog das Vetter-Kaufhaus den für damalige Begriffe spektakulären fünfstöckigen Turmbau des jüdischen Architekten Fritz Nathan. Das Gebäude in N7 wurde zum Wahrzeichen des Kaufhauses Vetter.

Mit Kriegsbeginn 1939 zog Vetter als Freiwilliger in den Krieg. Als Offizier nahm er an schweren Kämpfen gegen die Sowjetunion teil und überlebte 1942 nur knapp einen Bauchschuss. Aus der französischen Gefangenschaft zurückgekehrt, wurde er 1946 Geschäftsführer des Kaufhauses Vetter. Ende der sechziger Jahre übergab er das Kaufhaus an die Horten AG und fungierte als deren Generalbevollmächtigter. 1985 zog sich Vetter ins Privatleben zurück und widmete sich dem Aufbau einer umfangreichen Bilder- und Skulpturensammlung.[3]

Mäzenatentum

1997 gründete Heinrich Vetter die „Heinrich-Vetter-Stiftung“, die die Förderung Mannheims und seiner Bürger zum Ziel hat. Der unverheiratete, kinderlose Kaufmann setzte in seinem Testament die Stiftung als Alleinerbin ein.[3] Sein mäzenatisches Wirken prägt dadurch die Stadt Mannheim über seinen Tod hinaus. Zahlreiche Einrichtungen sind mit seinem Namen verbunden, wie ein mit seinen Großplastiken gesäumter Weg im Luisenpark, eine Einkaufs-Passage in der Mannheimer Innenstadt, ein Forum in der Kunsthalle Mannheim, oder ein Hörsaal in der Universität Mannheim und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim. Auch nach ihm benannte Preise, wie der Mannheimer Heinrich-Vetter-Literaturpreis erinnern an ihn.

Für sein Mäzenatentum wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. 2001 verlieh ihm die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim die Ehrendoktorwürde. 1993 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Ilvesheim verlieh ihm 1990 die Ehrenbürgerwürde, ebenso die Stadt Mannheim im Jahr 1999. Die jüdische Gemeinde Mannheim zeichnete Vetter 1998 mit der Ehrenmedaille aus.[4]

Literatur

  • Rudolf Herzfeldt: Handel im Wandel. 75 Jahre Kaufhaus Vetter Mannheim [1885 - 1960]. Verlag für Wirtschaftspublizistik, Wiesbaden 1960.
  • Ulrich Nieß: Heinrich Vetter. In: Die höchste Auszeichnung der Stadt: 42 Mannheimer Ehrenbürger im Portrait. Mannheim 2002, ISBN 3-926260-55-6
  • Heinrich-Vetter-Stiftung: Auf den Spuren Heinrich Vetters. Ilvesheim 2008.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Herzfeldt: Handel im Wandel. 75 Jahre Kaufhaus Vetter Mannheim [1885 - 1960]. Wiesbaden 1960.
  2. Arbeitskreis Justiz in Mannheim: Die Rolle des Fachhandels bei der Verwertung des jüdischen Eigentums in Mannheim und die Nachkriegsgeschichte der VVV. 13. Januar 2005, abgerufen am 14. Juni 2008 (Referate des Arbeitskreis Justiz zur „Aktion 3“ in Mannheim).
  3. a b Heinrich-Vetter-Stiftung: Heinrich Vetter. Abgerufen am 15. Juni 2008 (Würdigung Vetters durch die Heinrich-Vetter-Stiftung).
  4. Ulrich Nieß: Heinrich Vetter: Ich will Kaufmann bleiben. In: Auf den Spuren Heinrich Vetters, hrsg. von der Heinrich-Vetter-Stiftung, Ilvesheim, 2008, S. 37.

Weblinks


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