Heinz von Sardinien

Heinz von Sardinien
König Enzio mit seinen Truppen, Bildnis aus einem mittelalterlichen Manuskript

Enzio (ital. für Heinz), König von Sardinien 1239-1249/1272 (* um 1220; † 14. März 1272 in Bologna), war ein unehelicher Sohn Kaiser Friedrichs II. und der schwäbischen Adligen Adelheid, vermutlich aus dem Hause der Herzöge von Urslingen.


Inhaltsverzeichnis

Jugend und militärische Erfahrungen

Enzio war ein Liebling seines Vaters, dem er einigen Quellen zufolge in Aussehen und Charakter sehr ähnlich gewesen sein soll und mit dem er die Liebe zur Poesie teilte. 1238 von Friedrich II. zum Ritter geschlagen, heiratete er im gleichen Jahr Adelasia de Lacon-Gunale (* um 1207, † 1255), Iudicessa (wörtlich übersetzt: Richterin) von Torres (der Nordwesten Sardiniens), Tochter des Richters Mariano II. von Torres und der Agnes de (Lacon-)Massa, und Witwe des Richters von Gallura (der Nordosten Sardiniens), Ubaldo Visconti. 1246 wurde diese Ehe auf Betreiben Adelaisias wieder geschieden. Die Insel Sardinien war damals in vier Teilkönigreiche (Judikate) geteilt, deren Herrscher den Titel "iudex", d.h. Richter, führten. Tatsächlich aber hatten sie eine königgleiche Stellung inne. Adelasia brachte in ihre Ehe mit Enzio zwei der vier Teilkönigreiche ein.1239 wurde Enzio von seinem Vater zum König von Sardinien und Generallegaten in Mittel- und Oberitalien ernannt. In dieser Funktion führte er in der Romagna, in den Marken und in der Toskana militärische Unternehmungen gegen die aufständischen Guelfen.

Enzio bereitete die Gefangennahme hoher kirchlicher Würdenträger vor, die von Gregor IX. zu einem Konzil nach Rom gerufen waren, um Friedrich II. zu exkommunizieren. Die eigentliche militärische Operation führte aber nicht er, sondern ein kaiserlicher Admiral, der 1241 jene genuesischen Schiffe bei der Giglio-Insel abfing, auf denen sich Bischöfe und Kardinäle aus ganz Europa befanden. Zusammen mit Ezzelino da Romano kämpfte Enzio danach in Oberitalien gegen die guelfischen Kommunen. 1245 von den Mailändern bei Gorgonzola gefangengenommen, wurde er sofort gegen Gefangene ausgetauscht. 1247 nahm er an der glücklosen Belagerung Parmas teil. In dieser Zeit (1247/48) schloss er seine zweite Ehe mit Freiin von Enne (di Egna), einer Tochter des Henricus III., Podestà von Verona und Nichte von Ezzelino da Romano.

Gefangennahme und Haftzeit

Wenige Monate nach seiner zweiten Vermählung geriet er am 26. Mai 1249 nach der Schlacht bei Fossalta bei Modena zusammen mit zahlreichen Deutschen und Cremonesen in bolognische Gefangenschaft. Obwohl Friedrich II. seine sofortige Freilassung forderte, beschloss die Kommune Bologna, Enzio bis zu seinem Tode gefangenzuhalten, gleichsam als lebendes Symbol des Stolzes der Stadt.

Enzio lebte danach mehr als 22 Jahre in ritterlicher Haft in jenem "Palazzo Nuovo" der Kommune, der nach ihm bis heute "Palazzo di re Enzo" heißt. Hier meditierte er in melancholischen Versen nach Art der Scuola poetica siciliana (Sizilianische Dichterschule) über sein eigenes tragisches Schicksal und den Untergang seines Hauses. Von ihm sind zwei Canzonen, ein bekanntes Sonett ("Tempo vene che sale chi discende") und ein Fragment erhalten.

Literarisches Nachleben

Enzios Grabinschrift stammt von dem berühmten Magister der Ars Notaria, Rolandino de' Passeggeri, dem irrtümlich auch die Verfasserschaft des stolzen Briefes der Bolognesen an Friedrich II. zugeschrieben wurde, in welchem dem Kaiser die Auslösung seines Sohnes verweigert worden ist.

Die Gestalt des unglücklichen jungen Herrschers, dessen Tapferkeit, Bildung und blonde Schönheit von allen gerühmt wurde, inspirierte Giovanni Pascoli zu seinen "Canzoni di re Enzio" (1909).

Nachfahren

Enzio hinterließ nachweislich keine ehelichen Nachkommen. In seinem Testament erwähnt er eine Tochter namens Elena (als Tochter einer gewissen Frascha), die den Pisaner Guelfo della Gherardesca heiratete und mit diesem mehrere Kinder hatte. Des weiteren werden in Enzios Testament die beiden Töchter Magdalena und Costanza genannt, allerdings ohne Nennung der Mutter. Hinweise auf andere Nachkommen, z.B. einen vermeintlichen Sohn mit Namen Heinrich, sind spekulativ. Die Geschichte von einem angeblichen Sohn namens Bentivoglio, auf den sich später das gleichnamige bologneser Geschlecht berief, ist dem Bereich der Legende zuzuordnen.

Literatur

  • Christian Sperle: König Enzo von Sardinien und Friedrich von Antiochia. Zwei illegitime Söhne Kaiser Friedrichs II. und ihre Rolle in der Verwaltung des Regnum Italiae, Peter Lang, 2001, ISBN 3631374577.

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