Heizenergiebedarf

Heizenergiebedarf

Der Heizbedarf ist allgemein die Größe, welche thermische Energie zum Heizen notwendig ist. Für die bautechnischen Anwendungen steht speziell die Größe Heizenergiebedarf (Qh, HEB) zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis

Heizbedarf

Der Heizbedarf ist eine Größe der Energie (Wärmemenge), und wird in Joule (J), auch Kilojoule (kJ) oder Megajoule (MJ), oder (messtechnisch veraltet, in der Technik aber noch verbreitet) in Kilowattstunden (kWh) bzw. Megawattstunden (MWh) angegeben (1 kWh = 3,6 MJ). Er bemisst sich also aus

Heizbedarf = thermische Leistung in Kilowatt (kW) × Heizzeit in Stunden (h)

Es ist zweckdienlich, den Heizbedarf auf eine Heizperiode (bzw. ein Jahr) zu bemessen, und gibt den Jahresenergiebedarf dann in Joule bzw. Kilowattstunden pro Jahr (kWh/a) bzw. Watt, in Einheiten der Leistung (Physik), den vom Heizsystem auf das Gebäude übertragenen Wärmestrom, bzw. die notwendige Heizlast. Auch monatliche Angaben sind üblich.

Für die wirtschaftliche Rechnung interessant ist der Heizstoffbedarf, daher rechnet man Heizbedarf in Einheiten der Heizmittelmenge um:

Heizbedarf = Heizwert (in J oder kWh/m3 oder kg) × Heizmittelmenge (Gewicht oder Volumen, in Einheiten Kilogramm kg, Tonnen t, Kubikmeter m3, Liter l oder ähnlichem, je nach Material)

Damit ergibt sich die nötige Versorgungsmenge. Für die Vergleichsrechnung steht hier etwa das Heizöläquivalent (oe) oder die Steinkohleeinheit (SKE) zur Verfügung.

An der Dimenson der Größe, Fläche×Masse÷Zeit2 (L2·M·T−2), ist zu sehen, dass neben dem Baukörper im Besonderen die Zeit in der zweiten Potenz eingeht. Natürlich ist der Energiebedarf einerseits für ein Gebäude typisch, schwankt aber andererseits enorm mit den Witterungsverhälnissen des Jahres, daher gibt man neben dem aktuellen Heizbedarf auch einen mittleren Heizbedarf an, der sich aus den mittleren meteorologischen Daten (meist bemessen auf 30 Jahre) des Standorts bezieht.

Um aber speziell Gebäude unabhängig von Standort und Nutzung bautechnisch zu vergleichen, gibt man auch eine spezifische Gebäudekenngröße, den (spezifischen) Heizenergiebedarf an. Er wird je Heizzeit und Quadratmeter als Kennwert gerechnet, und dann in Megawattstunden je Quadratmeter und Jahr (MWh/m²a) ermittelt.

Jahresheizbedarf = (spezifischer) Heizenergiebedarf × Gebäudefläche × Heizzeit

Heizenergiebedarf

Der Heizenergiebedarf (Qh, HEB) ist die Energiemenge, die für die Heizung eines Gebäudes notwendig ist. (EN 832)[1]

Auf die Masse des Baukörpers bezogen ist der (spezifische) Heizenergiebedarf nurmehr von der Zeit abhängig, von der aber in der dritten Potenz: Der Heizenergiebedarf ist eine Größe, die für ein Gebäude in Bauform und besonders Standort und seine Nutzung kennzeichnend ist, und wird etwa nach ÖNORM B 8110-1 Flächenbezogener Heizwärmebedarf genannt und mit HWBBGF bezeichnet. Bezugsgröße für die Fläche ist dabei nicht die Wohnfläche, sondern nach in Deutschland gültiger Norm (EnEV) die Gebäudenutzfläche, in Österreich (OIB Leitfaden ua.)[2] die beheizte Bruttogeschossfläche und in der Schweiz die Energiebezugsfläche (ebenfalls brutto, geschoßbezogen).

Nach EN 832 rechnet man die Summe der Wärmemengen durch Wärmeleitung:

Q_\mathrm{h} = (Q_\mathrm{T} + Q_\mathrm{V}) - \eta \cdot (Q_\mathrm{i} + Q_\mathrm{s})

mit

QT: Transmissionswärmeverluste infolge Wärmeleitung in den Bauteilen und Wärmeübergang an den Oberflächen
QV: Lüftungswärmeverluste infolge Luftaustausch
Qi: interne Wärmegewinne infolge Betrieb elektrischer Geräte, künstlicher Beleuchtung und Körperwärme von Personen
Qs: solare Wärmegewinne über transparente Bauteile
η: Ausnutzungsgrad der Wärmegewinne (vereinfacht 1,00 für schwere Bauweisen bis 0,90 für leichte Bauweisen)

Nach gewissen Berechnungsarten gliedert man in Heizwärmebedarf (HWB) und Heiztechnikenergiebedarf (HTEB), und rechnet den Warmwasserwärmebedarf (WWWB) getrennt, oder gemeinsam

HEB = HWB + HTEB ( + WWWB)

Er wird als spezifische Größe auch vereinfacht aus dem Jahresnutzungsgrad Hh des Heizsystems (ÖNORM H 5055)[3] ermittelt.

HEB = HWB/hH

Der Jahresnutzungsgrad ist dabei ein Wert des Wärmebereitstellungssystems, Wärmeverteilsystems, Regelmesssystems[3], und ist eine numerischer Faktor (Dimensionslose Größe), der (dezimal) den Prozentsatz der Zeit gibt, den das Heizsystem in Betrieb sein muss, um die Innentemperator konstant auf dem Zielwert zu halten (allgemein die Heizperiode in Tagen, spezieller die Heizzeit in Stunden, oder in genauer Rechnung aus den lokalen Heizgradtagen ermittelt, die neben der Zeit auch die mittlere Temperaturdifferenz Heizziel Norminnentemperatur zu langfristig mittlerer Außentemperatur gibt).

Heizwärmebedarf

Der Heizwärmebedarf (HWB) ist die errechnete Energiemenge, die einem Gebäude innerhalb der Heizperiode zuzuführen ist, um die gewünschte Innentemperatur aufrechtzuerhalten, z. B. wie durch Heizkörper an einen beheizten Raum abgegeben wird.

Er ist eine Baukenngröße, also für ein spezielles Gebäude typisch, und wird von der Gebäudehülle (Bauform, Dämmung), Standort (Groß- und kleinklimatische Bedingungen) und seine bauliche Nutzungsart bestimmt, ist aber vom Nutzerverhalten unabhängig. Die Bauform des Gebäudes geht über den Kompaktheitsgrad[4] ein, die Wärmedämmung über die Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) der Außen- und Trennflächen, außerdem enthält sie die Gesamtenergiedurchlassgrade (g-Wert) aller Fensterflächen, einschließlich Orientierung und allfällige Abschattung der Glasflächen, also Wärmegewinne durch Sonneneinstrahlung (ÖNORM B 8110-1)[5]

Allgemein dient der Heizwärmebedarf für die Definition von Energiestandards bei Häusern: Angestrebte Minimalforderungen für effiziente moderne Wärmedämmungen liegen bei etwa HWB ≤ 100, für neugebaute Häuser wird etwa laut der deutschen Energieeinsparverordnung (EnEV) etwa der Niedrigenergiehaus-Standard mit einem spezifischen Heizwärmebedarf zwischen 40–70 kWh/m²a gefordert, für unsanierte Altbauten liegt der Wert typischerweise über 150 bis weit über 300 kWh/m²a.

Warmwasserwärmebedarf (Trinkwasserwärmebedarf)

Der Warmwasserwärmebedarf (WWWB), auch Trinkwasserwärmebedarf (TWWB) ist die Energiemenge, die zur Erwärmung dem Brauchwasser zugeführt werden muss. Verluste bei der Energieumwandlung (z. B. Verluste des Heizkessels), der Verteilung und sonstige technische Verluste sind nicht enthalten. Der Warmwasserwärmebedarf ist eine Größe der Nutzung, im Besonderen der Anzahl der Personen im Haushalt. Der Trinkwasserwärmebedarf wird bei manchen Verfahren pauschal mit 12,5 kWh/m²a angesetzt. Dies entspricht einem Bedarf von 23 l pro Person und Tag.

Heiztechnikenergiebedarf

Der Heiztechnikenergiebedarf (HTEB) ist die Energiemenge, die für den Betrieb des Heizsystems notwendig ist, wie Umlaufpumpen der Zentralheizung, Zündenergien bei Elektrozündung, Gebläse der Feuerung bei Holzvergaser und Pellets, Motor des Förderers bei Pellets und Hackschnitzel, Steuerelektronik, usw. (ÖNORM H 5056)[6]

Heizenergiebedarf und Energiebilanz

Heizenergiebedarf ergibt zusammen mit dem Kühlenergiebedarf KEB für die sommerliche Kühlperiode, besteht aus Kühlbedarf KB selbst, und dem Kühltechnikenergiebedarf KTEB für die Anlage (ÖNORM H 5057)[7], dem Beleuchtungsenergiebedarf BelEB (ÖNORM H 5059)[8] und dem Raumlufttechnikenergiebedarf RLTEB, das umfasst den Energieverbrauch der Klimaregelung und Lüftung wie Frischluft/Luftaustausch, Luftfeuchteregelung (ÖNORM H 5059)[9] den Endenergiebedarf (EEB) eines Gebäudes

EEB = HEB + KEB (= KB + KTEB) + BelEB + RLTEB (Energiebedarfsberechnung nach Richtlinie 2002/91/EG EPBD[10], gemäß Leitfaden Energietechnisches Verhalten von Gebäuden des OIB[11] bzw. gemäß Vorschlag ÖNORMEN B 8110, H 5055–H 5059)

Daraus ergibt sich der Primärenergiebedarf, über die Energieverluste die Energieeffizienz und die Energiebilanz des Gebäudes, und direkt die CO2-Emissionen des Gebäudes (als Faktor der Umweltbilanz).

Literatur

  • Österreichisches Institut für Bautechnik (OIB): Leitfaden für die Berechnung von Energiekennzahlen. März 1999, Nummer OIB-382-010/99.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. EN 832 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden - Berechnung des Heizenergiebedarfs - Wohngebäude. dt. DIN EN 832:2003-06 (Vorversion 1998-12), österr. ÖNORM EN 832:1999-07.
  2. OIB: Leitfaden für die Berechnung von Energiekennzahlen. (siehe Literatur)
  3. a b ÖNORM H 5055:2002 Energieausweis für Gebäude. Raumheizung und Wasererwärmung.
  4. etwa als charakteristische Länge lc, lc = VB / AB, die brutto beheizten Volumina und Grundflächen (ÖNORM B 8110-1)
  5. ÖNORM B 8110 Wärmeschutz im Hochbau
  6. ÖNORM H 5056 Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Heiztechnik-Energiebedarf
  7. ÖNORM H 5057 - Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Raumlufttechnik-Energiebedarf für Wohn- und Nichtwohngebäude.
  8. ÖNORM H 5059 - Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Beleuchtungsenergiebedarf.
  9. ÖNORM H 5058 - Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Kühltechnik-Energiebedarf.
  10. Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Gesamteffizienz von Gebäuden, engl. Energy Performance of Buildings Directive (EPBD)
  11. Österreichisches Institut für Bautechnik (OIB): Leitfaden Energietechnisches Verhalten von Gebäuden. Version 2.6, April 2007, Nummer OIB-300.6-039/07 (pdf; 111 kB).

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