Helmut Maletzke

Helmut Maletzke

Helmut Maletzke (* 8. Oktober 1920 in Neustettin) in Hinterpommern ist ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Drei Jahre nach der Geburt Helmut Maletzkes zog seine Familie von Neustettin nach Kolberg, wo sein Vater, ein Volksschullehrer 1926 starb. 1939 legte Helmut Maletzke sein Abitur ab und wurde anschließend zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im gleichen Jahr wurde er einberufen und war bis 1945 Soldat. Mehrfach verwundet, studierte er während seiner Lazarettaufenthalte 3 Semester Jura an der Universität Greifswald.

Nach Kriegsende arbeitete er freischaffend als Grafiker in Greifswald, wo er zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Die Buhne" gehörte. Von 1947 bis 1957 arbeitete er an der Chirurgischen Klinik der Universität Greifswald als wissenschaftlicher Zeichner. 1950 wurde er Mitglied beim Verband Bildender Künstler (VBK). In den Jahren 1951 bis 1953 besuchte er in Greifswald Seminare bei den Professoren Herbert Wegehaupt und Schmidt-Walther. Anschließend studierte er bis 1957 Kunstgeschichte am „Caspar-David-Friedrich-Institut" der Greifswalder Universität.

1955 war Maletzke erstmals im Bereich der baugebundenen Kunst im Greifswalder Rathaus tätig, wo er „Das mittelalterliche Greifswald" gestaltete. Erste eigene Ausstellungen richtete er 1959 in Greifswald, Schwerin und Magdeburg aus. 1960 unternahm er auf der MS Magdeburg eine viermonatige Reise, die ihn nach Afrika und Ostasien führte. 1962 kam es nach wiederholten Auseinandersetzung mit Kulturfunktionären der DDR zu ernsthaften Konflikten. Ein Wandbild für die Schiffbautechnische Fakultät der Universität Rostock, mit dessen Vorlage er einen Wettbewerb gewonnen hatte, durfte er nicht ausführen. 1965 hatte er in Moskau seine erste Auslandsausstellung. Zwischen 1965 und 1973 führte er fast ausschließlich baugebundene Arbeiten aus, dazu gehörte auch die Gestaltung von Schiffsneubauten.

1972 leitete der VBK ein Ausschlussverfahren gegen Maletzke ein, in dem ihm „Verbildung des Bewusstsein der Menschen" vorgeworfen wurde, das einem Berufsverbot gleichgekommen wäre. Der Vorstand untersagte ihm schließlich 1973 die weitere Arbeit an baugebundener Kunst, die Mitgliedschaft im VBK blieb bestehen. Helmut Maletzke ging dazu über, zeitkritische Ölgemälde zu schaffen, die in der DDR in Kirchen ausgestellt wurden. 1977 erhielt er die Genehmigung, eine Grafikausstellung bei der Galerie Hüning im westfälischen Münster auszurichten, die Fahrt zur Eröffnung wurde ihm jedoch untersagt. 1985 gestaltete er die Gedenktafel in der Greifswalder Marienkirche für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen zu einem Mahnmal gegen den Krieg um.[1]

Nach der Wende erhielt Maletzke Einladungen zu zahlreichen Auslandsausstellungen, unter anderem nach New York, Los Angeles, Paris und St. Petersburg. Von 1994 bis 2002 leitete er Kurse an der Greifswalder Volkshochschule. 1997 konnte er seinen bereits 1987 fertiggestellten autobiografischen Roman „Signum B. T.“ veröffentlichen. Im gleichen Jahr erschien auch ein Erzählband und er gründete die Greifswalder Kunsthalle „Pommernhus“, als deren ehrenamtlicher Leiter er nationale und internationale Ausstellungen organisierte.

Maßgeblich wirkte Maletzke bei der Neugründung des „Pommerschen Künstlerbundes e. V.“ in Ostdeutschland mit, dessen Vorsitzender für den gesamtdeutschen Verband er von 1997 bis 2002 war. Im Jahr 2000 wurde er erster Sprecher der Ortsgruppe der Freischaffenden Bildenden Künstler Greifswalds. Er gehörte 2002 zu den Mitbegründern des deutsch-polnischen Künstlerbundes „Ars Pomerania“. 2004 gründete er das Kunsthaus „Neues Pommernhus“ in Greifswald, das er ehrenamtlich leitet. 2005 richtete er die „Helmut-Maletzke-Stiftung“ ein. Im gleichen Jahr fand im Pommernhus mit 120 Werken die bisher größte Ausstellung seiner Arbeiten statt.[2]

Der Norddeutsche Rundfunk berichtete am 8. Oktober 2010, dass Helmut Maletzke Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des MfS war. Laut einer circa 800-seitigen IM-Akte hatte er sich bereits 1961 zur Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit bereit erklärt. Unter dem Decknamen „Erwin Schreiber“ wurden Berichte Maletzkes über den Verband Bildender Künstler im Raum Greifswald, andere Künstler, seine Auslandsreisen und auch über seine eigene Entwicklung gesammelt. Auf Nachfrage des NDR räumte Maletzke, der sich laut Akte letztmalig 1989 mit seinem Führungsoffizier traf, aktive Kontakte mit der Staatssicherheit ein. Ihm sei jedoch nicht bekannt gewesen, dass er als IM unter einem Decknamen geführt worden sei. [3] Der Oberbürgermeister von Greifswald, Arthur König, forderte Maletzke auf, seine nun unerwünschten Bilder aus dem Rathausfoyer abzuholen.[4]

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Bildtafel im Turm der Marienkirche
  2. KULTUR-Ticker - Greifswald, Schwerin, Stavenhagen und Rhena (16. Oktober 2005) bei Meck-Pomm-Hits.
  3. Künstler Maletzke war Stasi-IM. NDR.de, 8. Oktober 2010, abgerufen am 10. Oktober 2010.
  4. Frank Pergande: Greifswald. Hängt ab, was Euch kaputtmacht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2010

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