Henryk Bereska

Henryk Bereska

Henryk Bereska (* 17. Mai 1926 in Szopienice bei Katowice; † 11. September 2005 in Berlin; eigentlich Heinrich Bereska) war ein deutscher Übersetzer polnischer Literatur.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Geboren in einer zweisprachigen Arbeiterfamilie in Oberschlesien ließ er sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR nieder und studierte Germanistik und Slawistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bis 1955 war er Redakteur des Aufbau-Verlages, bis er aus politischen Gründen ausschied. Bereska gehörte zu den Mitunterzeichnern gegen die Ausbürgerung von Biermann. Er hat seine Unterschrift nicht zurückgezogen, trotz Schwierigkeiten, so durfte er zeitweilig nicht nach Polen reisen und seine Frau wurde drangsaliert. Seitdem lebte er als freier Übersetzer in Berlin-Mitte und dem märkischen Kolberg. Bereska war neben Karl Dedecius der wichtigste Übersetzer polnischer Literatur in Deutschland. Er übertrug eine dreistellige Anzahl von Büchern und Gedichtbänden ins Deutsche, darunter so bekannte Namen wie Zbigniew Herbert, Tadeusz Różewicz und Adam Zagajewski.

Zudem wirkte er unermüdlich für die Förderung polnischer Schriftsteller in Deutschland. Eigene Aphorismen und Gedichte veröffentlichte er ab 1963 in Anthologien und Zeitschriften. 1980 erschien sein erster eigener Gedichtband in Westberlin. Seit 1990 erscheinen seine Gedichte und Aphorismen in der Corvinus Presse Berlin.

Für seine Verdienste wurde er im Jahr 2000 mit dem Hans-Sahl-Preis, 2001 mit dem Samuel-Bogumil-Linde-Preis und 2005 mit dem Transatlantyk-Preis des polnischen Buchinstituts ausgezeichnet. 2002 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau. Hinzu kamen weitere staatliche Auszeichnungen aus Deutschland (Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 1997, auf Vorschlag seines Verlegers Hendrik Liersch) und Polen (Kommandeurskreuz zum Verdienstorden der Republik Polen, 1998). 2002 war er Burgschreiber der Gemeinde Beeskow. Weitere Stipendien in Ahrenshoop, Krokow, Straelen und Wiepersdorf. Im Jahr 2000 war er Teilnehmer am internationalen Lyrikfestival in Struga (Mazedonien).

Sein Archiv übergab er bereits im Frühjahr 2004 dem Karl Dedecius Archiv der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Werke (Auswahl)

als Autor

  1. Märkische Gedichte. ISBN 3-910172-38-5.
  2. Und wenn die mageren Jahre die Fetten waren?. ISBN 3-910172-46-6 (mit einem Vorwort von Günter Kunert und Zeichnungen von H. Hussel, Aphorismen)
  3. Das schwer verwischbare Zeugnis. Verstreute Gedichte. ISBN 3-910172-50-4.
  • Berliner Spätlese. Kneipengedichte. Corvinus Presse, Berlin, ISBN 3-910172-04-0.
  • Burgschreiber zu Beeskow. Märkische Streifbilder. Aphaia-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-926677-40-6.
  • Gilda Bereska (Hrsg.): Der Himmel legt die Stirn in Falten. Gedichte, Aphorismen, Zeichnungen. Aphaia-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-926677-50-3 (Zeichnungen von Ralf Bergner).
  • Kolberger Hefte. Die Tagebücher von Henryk Bereska 1967–1990. Edition Büchergilde, Frankfurt/M. 2008, ISBN 3-940111-39-2.
  • Lautloser Tag. Gedichte. Verlag AmBEATion, Berlin 1980 (mit 7 Offsetlithogr. von Dieter Viehöfer u. e. Text von Werner Kilz).
  • Mitlesebuch. Aphaia-Verlag, Berlin 2002.

als Übersetzer

Literatur

  • Barbara Grażyna: Henryk Bereska. Poeta, tłumacz, popularyzator literatury polskiej w Niemczech/Szewczyk. Katowice 2006, ISBN 978-83-60209-05-9.
  • Jürgen Joachimsthaler: Henryk Bereska. Ein Gedenkblatt. In: Orbis Linguarum 29 (2005), S. 5-14.
  • Lothar Jordan, Regina Wyrwoll (Hrsg.): Oder – Rhein. Grenzen im Fluss; eine Anthologie. Kleist-Gedenk- u. Forschungsstätte, Frankfurt/Oder 2007, ISBN 978-3-938008-15-7.
  • Hendrik Liersch (Hrsg.): Die mir nicht verliehenen Preise häufen sich beträchtlich. Zum 70. Geburtstag von Henryk Bereska. Corvinus Presse, Berlin, 1996, ISBN 3-910172-39-3.
  • Agata Paluszek: Henryk Bereska als Vermittler polnischer Literatur in der DDR (1949-1990). Leipzig 2007, ISBN 978-3-933816-37-5.

Weblinks


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