Heracleum mantegazzianum

Heracleum mantegazzianum
Riesen-Bärenklau
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Bärenklau (Heracleum)
Art: Riesen-Bärenklau
Wissenschaftlicher Name
Heracleum mantegazzianum
Somm. & Lev.
Knospe des Riesen-Bärenklaus
Blüte im August, kurz vor dem Absterben
Hauptdolde mit Nebendolden
Hauptdolde mit Nebendolden von unten, zwei Tage später
Behaarung

Der (gelegentlich auch die) Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude oder Herkuleskraut genannt, ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Pflanze ist in Europa und Nordamerika ein etablierter Neophyt.

Beim Umgang mit der Pflanze ist größte Vorsicht geboten. Der Riesen-Bärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen namens Furanocumarine, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Bloße Berührungen und Tageslicht können bei Menschen zu schmerzhaften Quaddeln oder sogar schwer heilenden Verbrennungserscheinungen (Photodermatitis) führen. Es wird deshalb empfohlen, bei der Bekämpfung der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört.

Die Herkulesstaude wurde 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Erscheinungsbild

Der Riesen-Bärenklau ist eine oft bis zu 3,4 Meter hohe krautige, zwei- bis mehrjährig-einmalblühende Pflanze mit sehr großen, dekorativen Blütendolden. Die Pflanze ist in der Lage, innerhalb weniger Wochen eine derartige Höhe auszubilden. Die größte bisher gemessene Pflanze, die ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde, erreichte eine Höhe von 3,65 Meter. Die mäßig dicht behaarten und meist purpurn gefleckten Stängel der Pflanze sind an der Basis im Durchmesser 2 bis 10 Zentimeter dick. Sie besitzen oft zahlreiche große dunkle oder weinrote Flecken.

Die Blätter des Riesen-Bärenklaus erreichen normalerweise eine Länge von 1 Meter, können jedoch auch 3 Meter lang werden. Sie können dreiteilig oder fünf- bis neunteilig fiederschnittig sein. Die seitlichen Blattabschnitte können über 1 Meter lang und mehr als 20 Zentimeter breit werden. Sie sind meist wiederum tief geteilt.

Blüten und Samen

Die einzelnen Dolden erreichen häufig einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimeter. Sie sind 30- bis 150-strahlig. Die Dolden einer einzigen Pflanze können bis zu 80 000 Einzelblüten enthalten und bis zu 15 000 Früchte (Doppelachänen mit jeweils zwei Samen) ausbilden. Die äußeren Blüten sind einseitig vergrößert. Ihr Durchmesser beträgt 1 bis 2 Zentimeter. Der Durchmesser der Blüten im Inneren der Dolden dagegen beträgt nur 4 bis 8 Millimeter. Die Blütenfarbe ist weiß; die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Juli.

Der Aufbau der Blüte entspricht der Grundform aller Doldenblütler und wird mit folgender Blütenformel beschrieben: \star K_5 \; \; C_5 \; A_5 \; G_{\overline{(2)}}.

Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab. Kommt sie nicht zur Blüte, kann die Pflanze mehrere Jahre leben.

Die Achänen sind oval, flach, 10 bis 14 Millimeter lang, 6 bis 8 Millimeter breit und haben aufwärtsgebogene, borstig behaarte Randrippen. Aufgrund der hohen Zahl von Samen ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze mit ausgeprägter Ausbreitungsfähigkeit. Ihre Samen bleiben zudem über mehrere Jahre hinweg keimfähig. Auf die maximale Dauer der Keimfähigkeit kann aufgrund einzelner Erfahrungsberichte bei der Beseitigung von Riesen-Bärenklaustauden geschlossen werden. Bei zumindest einem Fall entstanden nach einer siebenjährigen Beweidung durch Schafe keine neuen Keimlinge mehr und der Bestand an dem Standort erlosch vollständig.

Wuchseigenschaften

Die Samen des Riesen-Bärenklaus keimen sehr früh im Jahr aus. Abhängig vom Mikroklima des jeweiligen Standorts kann dies bereits Anfang bis Mitte Februar geschehen. Zusammen mit dem starken Wachstum der Pflanzen hat der Riesen-Bärenklau damit gegenüber konkurrierenden Pflanzenarten einen wesentlichen Vorteil. Einjährige Pflanzen erreichen zu Beginn des Monats Mai, wenn die meisten in Mitteleuropa heimischen Pflanzen noch kein stärkeres Längenwachstum aufweisen, bereits eine Höhe von bis zu einem Meter. Die großen Blätter verschatten die übrige Vegetation und behindern damit deren Entwicklung. Ende Juni können ausgewachsene Pflanzen bereits eine Höhe von 3,2 m erreicht haben.

Die Pflanze speichert Stärke in einer rübenartigen Verdickung an der Basis des Sprosses und den oberen Teilen der Wurzel. Dies ermöglich ihr sowohl im zweiten Jahr sehr früh auszutreiben als auch nach Rückschnitt erneut nachzutreiben. Der Riesen-Bärenklau kann daher trotz mehrfachen Mähens zur Blüte gelangen. Blüht die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht und die Pflanze stirbt danach ab.

Standortansprüche

Der Riesen-Bärenklau zählt zu den stickstoffliebenden Pflanzen, stellt ansonsten aber wenig Ansprüche an den Boden. Lediglich mit sehr sauren Böden kommt er nicht zurecht. Selbst wenn der Samen keimt, sterben Keimlinge in stark saurem Milieu (pH 3,3 und weniger) innerhalb weniger Wochen wieder ab. Zur Bildung von Dolden und damit von Diasporen kommt es nur an sonnigen Standorten. Pflanzen an Standorten mit wenig Sonnenbestrahlung können allerdings mehrere Jahre überleben ohne zur Blüte zu gelangen.

Inhaltsstoffe

Der Riesen-Bärenklau enthält photosensibilisierende Substanzen sowie ätherische und fette Öle; letztere sind jedoch nur in den Früchten vorhanden. Zu den toxischen Komponenten zählen u. a. Xanthotoxin, Psoralen, Bergapten. Sie sind in allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind die Stängel erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und nur noch das weiße Zellskelett steht.

Vorkommen

Natürliches Verbreitungsgebiet

Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wird daher auch als Kaukasischer Bärenklau bezeichnet. Sie ist in Gärten, Parks, an Straßenrändern, in Bach- und Flusstälern sowie auf Brachen anzutreffen und kann dort die heimische Vegetation verdrängen. Sie besitzt dekorative Fruchtstände, die oft als Zierde verwendet werden. Die reifen Dolden werden zu diesem Zweck transportiert, wodurch der Mensch zur Ausbreitung beiträgt. Der Riesen-Bärenklau ist inzwischen in ganz Mitteleuropa und Teilen Nordamerikas verbreitet und zählt dort zu den Neophyten. Aufgrund seiner guten Aussamung wurde er schnell zu einer Plage und bildet in kürzester Zeit große Bestände, die sich nur sehr schwer entfernen lassen.

Einführung nach Europa

Die Ausbreitung in Mitteleuropa geht auf den russischen Zaren Alexander I. zurück. Er schenkte dem Fürsten Metternich nach dem Wiener Kongress (1815) eine riesige Malachitvase voll Samen des Riesen-Bärenklaus. Der Fürst wiederum pflanzte diese in den Treibhäusern seiner Sommerresidenz in Böhmen im Schloss Königswart als Zierpflanze an.

Im restlichen Europa wurde der Riesen-Bärenklau etwa 1890 als Zierpflanze eingeführt und zuerst in den Parks des englischen Königshofs angepflanzt. Als Zierpflanze wird er noch heute gelegentlich in Gärten und Parks verwendet.

Zur mitteleuropäischen Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus hat wesentlich beigetragen, dass der Pflanze ein wirtschaftlicher Nutzen unterstellt wurde. Imkern wurde er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederholt als Bienenweide empfohlen und in der Forstwirtschaft verwendete man sie, weil man mit den dichten Beständen dieser Pflanze dem Wild zusätzliche Deckung geben wollte und man der Überzeugung war, mit dieser Pflanze Böschungen befestigen zu können. Aufgrund dieses unterstellten wirtschaftlichen Nutzens wurde sie wiederholt in freier Natur angesalbt. In Deutschland ist dies allerdings nach § 41 des Bundesnaturschutzgesetzes genehmigungspflichtig.

Heutige Verbreitung

Ausgehend von Gärten und Parks sowie insbesondere von Standorten, an denen er angesalbt wurde, besiedelte der Riesen-Bärenklau Straßenränder, Brachen sowie Bach- und Flusstäler und ist heute in Europa von Zentralrussland bis Frankreich, auf den Britischen Inseln, von Norwegen bis Ungarn zu finden. Auch in Nordamerika sind Bestände bekannt.

Das Spektrum an Standorten, an denen der Riesen-Bärenklau gedeiht, ist dabei sehr viel größer als im Ursprungsgebiet. Er breitet sich in Europa auch auf trockeneren und wärmeren Standorten aus als in seiner Heimat und ist deshalb nicht nur in der Saumvegetation von Hecken, Waldrändern, Bächen und Flüssen zu finden, sondern auch auf Halden und Ruderalstandorten.

Ausbreitungsmechanismus

Wind- und Schwimmausbreitung

Riesen-Bärenklau breitet seine Diasporen auch über Schwimmausbreitung aus.
Nahaufnahme der Dolde

In Europa und Nordamerika ist der Riesen-Bärenklau eine durch Menschen eingeführte Pflanze, die auf natürlichem Wege diese Lebensräume nicht erreicht hätte. Sie wird deswegen auch als hemerochore Pflanze bezeichnet. Sie nutzt sowohl in ihrem neuen als auch in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet unterschiedliche Ausbreitungsstrategien.

Der Riesen-Bärenklau breitet seine Samen überwiegend durch den Wind (Anemochorie) aus. Die Ausbreitungsdistanzen, die dabei von der Mutterpflanze ausgehend überwunden werden, betragen allerdings nur 8 bis 10 Meter. Die Fähigkeit der Pflanze, schnell große Flächen zu besiedeln, ergibt sich insbesondere aus der Schwimmfähigkeit der Samen von bis zu drei Tagen . Samen einer Pflanze, die am Rand eines Gewässers steht, können so große Distanzen zurücklegen (Schwimmausbreitung, Nautochorie).

Untersuchungen von Invasionsbiologen haben am Beispiel der Verbreitung am Bach Auschnippe nördlich von Dransfeld (Landkreis Göttingen) zeigen können, dass offenbar alle Riesen-Bärenklauansiedlungen entlang dieses Baches auf eine in der Mitte von Dransfeld stehende Einzelpflanze zurückgingen. Vom Bach aus eroberte der Riesen-Bärenklau durch Windausbreitung erfolgreich weitere angrenzende Flächen wie Wiesen oder Brachland sowie Weiden.

Ausbreitung durch Tiere und unbeabsichtigten Transport

Die Untersuchungen ergaben jedoch auch, dass zur Ausbreitung der Diasporen auch unbeabsichtigter Transport beiträgt (so genannte Agochorie). Vor allem landwirtschaftliche Fahrzeuge sind daran beteiligt. Als Beispiel führt Kowarik (siehe Literaturangaben) eine Anpflanzung durch einen Imker in der Mitte der 1980er Jahre am Kleinen Drakenberg an. Obwohl an diesem Ort keine Fließgewässer die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus förderten, befanden sich 15 Jahre später Pflanzen bis zu 3,5 Kilometer von diesem ursprünglichen Ausbreitungsraum entfernt. Damit war die Art in der Lage, jährlich eine durchschnittliche Distanz von 233 Meter zu überwinden. Die Anpflanzungen fanden sich überwiegend entlang von Wegen, die durch Kraftfahrzeuge genutzt wurden sowie entlang von Wildwechseln, die vor allem von Wildschweinen passiert wurden. Letzteres wird als Beleg dafür angeführt, dass Riesen-Bärenklau auch zoochor, also durch Tiere ausgebreitet werden kann.

Riesen-Bärenklau als invasiver Neophyt

Der Riesen-Bärenklau wird als invasiver (= problematischer) Neophyt eingestuft und seine Ausbreitung häufig sehr emotional wahrgenommen oder reißerisch in der Presse kommentiert. Diese Reaktion ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die Pflanze erhebliche gesundheitliche Risiken in sich birgt und bereits bloße Berührungen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen nach sich ziehen können.

Neben gesundheitlichen Gefährdungen, die durch den Riesen-Bärenklau verursacht werden, gibt es noch folgende:

  • In Schweden kam es aufgrund hoher Riesen-Bärenklaustauden an Straßenrändern zu Sichtbeschränkungen im Straßenverkehr.
  • Da die Wurzeln des Riesen-Bärenklaus keine böschungsbefestigende Wirkung haben, diese Pflanze jedoch häufig am Rand von Fließgewässern gedeiht, kann von ihnen eine erhöhte Erosionsgefahr ausgehen.
  • Erosionsgefährdung trat auch an den Hängen von Hohlwegen auf.
  • Zu Ertragsverlusten kann es kommen, wenn Riesen-Bärenklaustauden sich auf Äckern und Wiesen etablieren.
  • Standorte, die von Riesen-Bärenklau dominiert werden, weisen im Vergleich zur benachbarten Vegetation ein geringeres Artenspektrum auf. Er breitet sich vorwiegend an solchen Standorten aus, die durch menschliche Eingriffe stark verändert sind – in der Botanik werden solche als „anthropogen gestörte Standorte“ bezeichnet. Arten, die sich wegen ihrer Gefährdung auf der Roten Liste befinden, sind auf solchen Standorten selten zu finden. Vereinzelt dringt der Riesen-Bärenklau in gefährdete Biotope ein und konkurriert mit seltenen Arten oder behindert Pflegemaßnahmen des Naturschutzes.

Der ökologische Schaden, der vom Riesen-Bärenklau ausgeht, ist verglichen mit anderen invasiven Neophyten wie beispielsweise der Späten Traubenkirsche oder der Gewöhnlichen Robinie eher gering. Die breite öffentliche Wahrnehmung des Riesen-Bärenklaus als problematischer Neophyt resultiert daher vor allem aus den Risiken für die menschliche Gesundheit.

Gesundheitliche Schädigungen durch den Riesen-Bärenklau

Gesundheitliche Risiken

In der gesamten Pflanze (auch im Wurzelsystem) sind photosensibilisierende Substanzen namens Furanocumarine enthalten, die nach Hautkontakt bei anschließender Bestrahlung durch Sonnenlicht phototoxische Reaktionen hervorrufen. Bei empfindlichen Menschen genügt bereits ein einfacher Kontakt mit der Oberfläche der Blätter. Die Reaktionen zeigen sich in Rötungen, Hautentzündungen, Reizungen und in schlimmen Fällen in einer Wiesendermatitis die sich mit entzündlichen, schmerzhaften Blasenbildungen äußert. Diese können großflächig sein und Verbrennungen ersten bis zweiten Grades hervorrufen. Die Hautreizungen beziehungsweise Blasen können wochenlang anhaltende nässende Wunden verursachen und mit anhaltenden Pigmentveränderungen einhergehen. Auch Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufschocks können die Folge des Umgangs mit der Pflanze sein.

Unter Umständen können Reaktionen auch wenige Tage später durch dann auf die betroffene Haut einstrahlendes Sonnenlicht ausgelöst werden. An heißen Tagen werden zudem die Furanocumarine von der Pflanze an die Umgebung abgegeben und es kann bereits bei einem längeren Aufenthalt unmittelbar neben den Pflanzen zu den oben beschriebenen Erscheinungen oder auch zu Atemnot kommen. Ausgasende Furanocumarine können eine (bis zu drei Wochen anhaltende) akute Bronchitis verursachen.

Bei Arbeiten mit dem Rasentrimmer oder beim Abhacken der Pflanze kann der Pflanzensaft auch durch die Kleidung hindurch Schwierigkeiten bereiten (siehe „Schutzkleidung“ weiter unten).

Nach Kontakt mit Teilen der Pflanze kann es hilfreich sein schattige Orte aufzusuchen und die betroffenen Kontaktstellen mit Wasser und Seife zu reinigen. Es ist zu empfehlen, nach einem Hautkontakt mit der Pflanze einen Arzt aufzusuchen.

Besondere Gefährdung von Kindern

Riesen-Bärenklau vor einer finnischen Kindertagesstätte

Auch andere, kleinere Bärenklau-Arten wie der in Deutschland einheimische und sehr häufige Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) oder der Berg-Bärenklau (Heracleum montanum) können Photodermatitis auslösen. Häufig finden sich zahlreiche Pflanzen auch auf Wegrändern und begrünten Verkehrsinseln, so dass auch hier eine akute Gefahr der Berührung besteht. Die Giftigkeit des Riesen-Bärenklaus ist im Vergleich zu diesen Pflanzen jedoch deutlich höher.

Problematisch ist beim Riesen-Bärenklau insbesondere, dass Kinder versucht sind, mit diesen auffälligen und attraktiven Pflanzen zu spielen. Wie verführerisch die Pflanzen als Spielzeug sind, zeigen einige Vergiftungsfälle, bei denen Kinder anschließend stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Kinder hatten zuvor die Stängel als Schwerter in Ritterspielen verwendet, sie als Blasrohr benutzt oder sich zwischen den Blättern versteckt.

Pflanzen, die an Standorten wachsen, an denen sich Kinder aufhalten, sollten daher in jedem Fall entfernt werden. Auch sollten Kinder über die Gefährlichkeit der Pflanze aufgeklärt werden und die Gemeinden sollten Sorge tragen, öffentliche Flächen zu bereinigen.

Kulturgeschichte

Austrieb einer Riesen-Bärenklaustaude

Der Riesen-Bärenklau ist in Europa eine verhältnismäßig junge Pflanze, die bisher wenig Eingang in die Kulturgeschichte gefunden hat. Eine Ausnahme stellt der Song The Return of the Giant Hogweed der Rockband Genesis dar, der auf satirische Weise den Riesen-Bärenklau als ernsthafte Gefahr darstellt. Im Song heißt es unter anderem „[…] turn and run, nothing can stop them, around every river and canal their power is growing […]“. Der Song ist 1971 auf dem Album Nursery Cryme erschienen.

Dass eine reiche kulturgeschichtliche Tradition hilfreich ist, Aufklärung über die von einer Pflanze ausgehenden Risiken zu bewirken, zeigt sich am Beispiel des nordamerikanischen Gift-Efeus oder Gift-Sumachs. Gift-Efeu spielt eine große Rolle in der amerikanischen Folklore – „Unfälle“ mit dieser Pflanze werden immer wieder in filmischen und literarischen Anekdoten erwähnt. Diese Pflanzen nicht zu erkennen, ist ein Merkmal des „City-Slickers“, des naturunerfahrenen Stadtmenschen. Mit dem Merksatz “Leaflets three, let it be” werden nordamerikanische Kinder bereits sehr früh über die Gefahren dieser Pflanzen aufgeklärt. Europäische Kinder, die häufig amerikanische Fernsehserien sehen, kennen das vom Gift-Efeu ausgehende Gefahrenpotenzial unter Umständen besser als das des heimischen Riesen-Bärenklaus.

Eine dem Gift-Efeu vergleichbare Thematisierung des Riesen-Bärenklaus in Film oder Literatur würde vermutlich dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit des Kontakts mit dieser Pflanze zu verringern. Kommt es trotzdem zum Kontakt mit entsprechenden Gesundheitsschädigungen, ist außerdem die Wahrscheinlichkeit höher, dass Eltern, Erzieher, Apotheker oder Ärzte dem Krankheitsbild die richtige Ursache zuordnen und frühzeitiger eine zielgerichtete Therapie eingeleitet wird.

Quellen

Literatur

  • D. Aichele, H. W. Schwegler (Hrsg.): Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 3. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2001. ISBN 3-440-08048-X.
  • D. Frohne, H. J. Pfänder: Giftpflanzen. Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1997. ISBN 3-8047-1466-8.
  • Ingo Kowarik: Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003. ISBN 3-8001-3924-3.
  • Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000. ISBN 3-405-15776-5.
  • Miloš Říha: Schloss Kynžvart. Vega-L, Nymburk 2005. ISBN 80-7276-004-1.
  • Senghas K., Seybold S. 2003: Schmeil – Fitschen et al. Flora von Deutschland und angrenzenden Gebieten. 93. Auflage, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim.

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