Herberstein (Adelsgeschlecht)

Herberstein (Adelsgeschlecht)
Das Wappen der Herberstein

Herberstein ist ein seit 1287 in der Oststeiermark nachweisbares Adelsgeschlecht. Es geht auf den Stammvater Otto von Aflenz († 1340) zurück, der sich auch “von Hartberg” nannte. Nachdem er 1290 die Burg Herberstein erworben hatte, nannte er sich nach ihr. 1537 stiegen die Herbersteiner in den Reichsfreiherrenstand auf. 1644 erlangten sie den erbländisch-österreichischen Grafentitel und wurden 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Steirische Linie

Die Herbersteiner begannen ihre jahrhundertelangen Dienste in den Ländern der Habsburger als Lehensträger landesfürstlicher Güter. Nahezu 400 männliche Träger des Namens sind bekannt. Sie stellten fünf Landeshauptleute der Steiermark, Offiziere aller Grade bis zum Feldmarschall, Diplomaten, Beamte, Hofleute und einen Staatsminister sowie Geistliche und Bischöfe. Unter den Vertretern der Familie finden sich auch Mathematiker sowie Professoren der Philosophie, der Grammatik und der Weltgeschichte.

Gezielte Besitzerweiterungen und günstige Heiratsverbindungen im 14. und 15. Jahrhundert trugen zur zunehmenden Festigung ihrer Position bei. So gelangte unter anderen durch die Heirat des Reichsgrafen Leopold von Herberstein mit Eleonore von Eggenberg auch die bedeutendste Schlossanlage der Steiermark, das Grazer Schloss Eggenberg in den Besitz der Familie. 1938 wurde es vom Land Steiermark erworben.

Der Stammsitz Herberstein blieb über 700 Jahre bis heute im Besitz der Familie. Die gleichnamige Herrschaft war eine der größten in der Steiermark.

Persönlichkeiten

  • Günther von Herberstein († 1421), Schlosshauptmann von Graz, Feldhauptmann der Steiermark
  • Bernhardin von Herberstein († 1554), Oberst des steirischen Kriegsvolks
  • Siegmund von Herberstein (1486–1566), österreichischer kaiserlicher Rat und Gesandter am russischen Hof
  • Caspar von Herberstein († 1572), Feldhauptmann und Obersthofmeister
  • Georg von Herberstein (1529–1586), Landeshauptmann der Steiermark. Dessen Sohn:
    • Bernhardin von Herberstein (1566–1624), Obersthofmarschall
  • Leopold von Herberstein († 1606), Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber, Hofkriegsratspräsident
  • Adam von Herberstein (1577–1626), österreichischer Kämmerer Erzherzog Matthias, späteren Kaisers; kaiserlicher Gesandter in Konstantinopel
  • Johann Georg von Herberstein (1591–1663), Bischof von Regensburg
  • Georg Sigmund von Herberstein (1594–1663), Reichshofrat, Obersthofmeister, kaiserlicher Gesandter in Paris; trat 1631 in den Dominikanerorden ein, dessen Provinzial er wurde
  • Ferdinand von Herberstein (1605–1673), Jesuit, Professor für Dialektik, Ethik, Scholastik und Kirchenrecht in Graz, Judenburg und Linz
  • Maximilian von Herberstein (1601–1680), Landeshauptmann der Steiermark
  • Sigismund Christoph von Herberstein (1644–1716), Bischof von Laibach
  • Maximilian von Herberstein (1609–1688), General der Republik Venedig. Dessen Söhne:
    • Ernst Gundakar von Herberstein (1654–1723), Generalfeldmarschall-Leutnant und Hofkriegsrat
    • Matthias Gundakar von Herberstein (1658–1737), kursächsischer Geheimer Rat; Oberhofrichter zu Leipzig
Feldmarschall-Leutnant Heribert von Herbertstein, 1917
  • Ferdinand Ernst von Herberstein († 1691), Generalfeldwachtmeister und Hofkriegsrat
  • Johann Joseph von Herberstein († 1692), Generalfeldzeugmeister, Großprior des Malteserordens in Ungarn, später Kommandierender General in Kroatien, Slawonien und den österreichischen Seeküsten
  • Ferdinand Ehrenreich von Herberstein († 1692), Reichshofrat
  • Ferdinand Ernst Karl von Herberstein († 1720), Mathematiker; Landrechtsbeisitzer in Böhmen
  • Johann Ferdinand von Herberstein (1663–1721), Feldmarschall-Leutnant, Vizepräsident des innerösterreichischen Hofkriegsrats
  • Carl Leopold von Herberstein († 1726), Generalfeldmarschall-Leutnant und Hofkriegsrat, Großprior des Malteserordens
  • Leopold von Herberstein (1655–1728), Adjutant des Prinzen Eugen; Generalfeldmarschall und Hofkriegsratspräsident
  • Ferdinand Leopold von Herberstein (1695–1744)[1], Gesandter in Stockholm, später Oberhofmeister und Staatsminister. Dessen Söhne:
  • Johann Seyfried von Herberstein(1706–1771), Hofkammerpräsident, Präsident der Kommerzial-Intendanz in Triest
  • Johann Leopold von Herberstein (1712–1789), Landeshauptmann der Steiermark
  • Johann Karl von Herberstein (1719–1787), Bischof von Laibach
  • Joseph von Herberstein (1757–1816), Finanzwissenschaftler, Vizepräsident der Hofkammer
  • Heribert von Herberstein (1863–1940), Feldmarschall-Leutnant und Obersthofmeister des Erzherzogs Friedrich

Schlesische Linie

Um 1600 begründete Freiherr Johann Bernhard d. Ä. von Herberstein († 1665) die schlesische und Glatzer Linie der Herbersteiner. Er war Kaiserlicher Kammerrat, Erbkämmerer und Erbtruchsess von Kärnten und mit der schlesischen Freiin Juliana Kunigunde von Tschentschau-Mettich († 1645) verheiratet. Die Söhne des Paares waren:

  • Johann Friedrich d. Ä. (1626−1701), gelangte 1651 durch Heirat an die große Herrschaft Grafenort in der Grafschaft Glatz. Mit Genehmigung des Landesherrn errichtete er aus seiner Herrschaft Grafenort, das bis 1930 im Besitz der Herbersteiner blieb, ein Majorat.
  • Johann Georg Bernhard Freiherr von Herberstein (* 21. April 1627 in Neisse; † 18. April 1649 in Rom), war Kanoniker von Breslau.[2]
  • Johann Bernhard II. von Herberstein (auch: Johann Bernhard d. J. von Herberstein; 1630–1685), seit 1671 Landeshauptmann von Breslau und Glogau. 1680 stiftete er für die Pfarrkirche Corpus Christi in Brieg (Brzeg Głogowski) den Stuckdekor der Langhausdecke und des Gewölbes mit einem Herberstein-Familienwappen am Triumphbogen. Am gleichen Ort errichtete er 1671–1685 an der Stelle eines früheren Gutshauses ein Barockschloss. Beide Arbeiten wurden nach Plänen des Baumeisters Carlo Lurago geschaffen.[3]

Söhne von Johann Friedrich von Herberstein d. Ä.:

  • Johann Friedrich Erdmann von Herberstein (auch: Johann Friedrich d. J.) (1658–1712) hielt sich 1678–1683 zu Studien in Italien auf. Nach der Rückkehr vermählte er sich mit Maria Carolina von Zierotin († 1719). Erbte von seinem Vater die Majoratsherrschaft Grafenort. Von 1696–1707 war er Landeshauptmann der Grafschaft Glatz.
  • Johann Leopold Erdmann von Herberstein (1659–1728) war bis 1713 schlesischer Kammerrat.[4] Er war in erster Ehe mit Maria Theresia von Althann († 1703), Tochter des Michael Wenzel von Althann und der Anna Maria von Aspremont und in zweiter mit Maria Rosalia Gräfin von Jörger, Tochter des niederösterreichischen Statthalters Johann Quintin von Jörger, verheiratet. Erbte 1701 von seinem Vater die in Schlesien gelegenen Allodialgüter Schnellendorf, Wangern u. a. und nach dem Tod seines Neffen Johann Anton von Herberstein 1720 die Majoratsherrschaft Grafenort.
    • Johann Anton von Herberstein, der einzige Sohn des Johann Friedrich d. J., war mit der Reichsgräfin Maria Antonia von Liechtenstein verheiratet. Nach dem Tod seines Vaters erbte er 1712 die Majoratsherrschaft Grafenort und 1719 von seiner Mutter das Gut (Schlosshof) in Rengersdorf. Nachdem er am 6. Juli 1720 in Prag ohne Nachkommen verstarb, erbte seine Witwe das Allodialgut Rengersdorf. Die Majoratsherrschaft Grafenort fiel an den nächsten Agnaten, Johann Leopold von Herberstein auf Wangern († 1728), den Bruder seines Vaters (s. oben).

Nachdem Johann Leopold 1728 ohne Nachkommen starb, fiel die Majoratsherrschaft Grafenort testamentarisch an die steiermärkische Linie der Herberstein[5]:

  • Johann Gundacker I. von Herberstein war vermutlich ein Sohn des Generalfeldmarschalls Ernst Gundakar von Herberstein, der bereits 1723 verstarb (s. oben), so dass Johann Gundacker der nächste Agnat war, an den 1728 die Majoratsherrschaft Grafenort gelangte. Da er noch nicht volljährig war, stand er zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Maria Josefa geborene von Breuner. Ab 1735 verwaltete er seine Güter selbst. War mit Marianna N. N. verheiratet; starb 1770. Ihm folgte sein gleichnamiger Sohn:
  • Johann Gundacker II. von Herberstein († 1810). Erbte 1770 die Majoratsherrschaft Grafenort, auf der er die Kolonien Hayn und Hüttengrund anlegte. War mit Antonia von Schrattenbach verheiratet. Nach deren Tod 1778 vermählte er sich mit Reichsgräfin von Stargk. Neun Jahre vor seinem Tode übergab er die Majoratsherrschaft Grafenort seinem einzigen Sohn:
  • Johann Hieronymus von Herberstein wurde 1772 in Grafenort geboren. Erhielt 1801 von seinem Vater Johann Gundacker II. die Majoratsherrschaft Grafenort. War mit Henriette Gräfin von Salm-Kyrburg verheiratet. 1816 begründete er das Schlosstheater Grafenort. Starb im Jahre 1847 in Grafenort.

Besitzungen in Böhmen und Mähren

Wappen

Das Wappen der Familie Herberstein gespalten und zweimal geteilt, zeigt im Herzschild einen silbernen Sparren auf rotem Grund. Nach der von Siegmund von Herberstein überlieferten Tradition symbolisiert dieser Sparren die Pflugschleife und erinnert an die ersten Herbersteiner, die als Bauern ihren Grund und Boden bestellten.

  • Feld 1 und 4 auf schwarzem Grund mit silbernen Herzen bestreut, ein silberner aufspringender Wolf. Es ist das Wappenbild der Herren von Neidberg.
  • Feld 2 und 5 zeigt vorne einen goldenen, zinnenbekrönten Rundturm auf rotem Grund, hinten einen silbernen Balken auf rotem Grund. Es ist das vereinigte königlich-kastilianische und erzherzoglich-österreichische Wappen das Kaiser Karl V. dem Familienwappen hinzufügte.
  • Feld 3 und 6 ein goldenes, liegendes Pfedekummet auf rotem Grund. Es ist das Wappen der Familie Hag auf Gutenhag. Anna, Tochter des letzten Hag verehelichte sich 1379 mit Heinrich von Herberstein.

Den Wappenschild zieren die Brustbilder des Kaisers, des Königs von Spanien und des russischen Zaren.[6]

Verweise

Literatur

Weblinks

 Commons: Herberstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anton Victor Felgel: Herberstein, Ferdinand Leopold Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 32 f.
  2. Claudia Zonta:Schlesische Studenten an italienischen Universitäten. Stuttgart 2004, S. 258
  3. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien. 2005 Deutscher Kunstverlag München·Berlin. ISBN 3-422-03109-X, S. 186–187
  4. Claudia Zonta:Schlesische Studenten an italienischen Universitäten. Stuttgart 2004, S. 258
  5. Joseph August Kumar: Geschichte der Burg und Familie Herberstein. 1. Teil, Wien 1817
  6. Rudof Ardelt und Herbert Erich Baumert Die Wappen der Linzer Bischöfe Historische Jahrbuch der Stadt Linz 1981

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