Herbert Häber

Herbert Häber
Herbert Häber (rechts) mit Norbert Engel, Oskar Lafontaine und Erich Honecker in Berlin (1982)

Herbert Häber (* 15. November 1930 in Zwickau) war Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees (ZK) der SED in der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Häber war 1945 Hilfsarbeiter im Metallwerk Zwickau. 1946 trat er der FDJ und der SED bei. Er war von 1947 bis 1949 Mitglied des FDJ-Kreisverbandes und der SED-Kreisleitung Zwickau sowie Korrespondent des Sowjetischen Nachrichtenbüros und des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes. 1949 absolvierte er ein Studium an der Landesparteischule und war danach Parteiinstrukteur und Sektorenleiter in der Abteilung Presse und Rundfunk beim Zentralkomitee der SED.

Von 1954 bis 1955 studierte er an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau. Danach war er bis 1960 Sektorenleiter und bis 1965 als Leiter der Westkommission hauptamtlicher Mitarbeiter des Politbüros des ZK der SED. Von Juni bis November 1965 war er stellvertretender Leiter der Westabteilung des ZK der SED und bis 1971 Staatssekretär für gesamtdeutsche Fragen.

Von 1971 bis 1973 amtierte er als Direktor des Instituts für Internationale Politik und Wirtschaft. 1973 bis 1985 war er Leiter der Westabteilung beziehungsweise der Internationalen Politik und Wirtschaft beim ZK der SED. 1976 bis 1978 war er Kandidat, bis 1986 Mitglied des ZK und 1984–1985 Mitglied des Politbüros des ZK der SED.

Häber erhielt 1980 den Vaterländischen Verdienstorden.

Häber hatte als Leiter der Westabteilung des ZK der SED enge Kontakte zu Politikern der Bundesrepublik aufgebaut. Die Dialogpolitik Erich Honeckers und der Wunsch nach engerer Zusammenarbeit der DDR mit der Bundesrepublik machten ihn zum idealen Fürsprecher Honeckers Westpolitik im Politbüro. Honeckers Politik des deutsch-deutschen Dialoges stieß aber in der Sowjetunion und besonders bei Tschernenko und Ustinow auf deutlichen Widerstand. Honecker musste selbst seine geplante Reise in die Bundesrepublik absagen.[1]

„Die versteckte Drohung Tschernenkos, ein Abweichen von der bisherigen Rolle der SED als Gefolgschaft der KPdSU könne auch Konsequenzen für Honecker persönlich haben, veranlasste diesen, nach einem Sündenbock zu suchen. Er fand ihn schnell in Herbert Häber.“[2]

Häber wurde politisch isoliert. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde am 18. August 1985 in das Regierungskrankenhaus in Berlin-Buch eingeliefert, wo ihm Honecker am 16. September das Rücktrittsgesuch „aus gesundheitlichen Gründen“ diktierte. Das ZK der SED entließ ihn am 22. November 1985 „auf eigenen Wunsch“ aus dem Politbüro. Bis März 1986 war Häber im Krankenhaus Bernburg (Saale). Danach war er bis 1989 Mitarbeiter bei der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Politbüro des ZK der SED.

Am 11. Mai 2004 wurde Häber vom Landgericht Berlin wegen der Anstiftung zum dreifachen Mord schuldig gesprochen.[3] Der Angeklagte sei als Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED (mit-)verantwortlich für den Tod von drei an der früheren innerdeutschen Grenze erschossenen Menschen, so das Gericht. Von einer Bestrafung Häbers wurde aber abgesehen, da sich der Angeklagte bereits während der Zugehörigkeit zur politischen Führung der DDR für eine Abmilderung des sogenannten Grenzregimes eingesetzt habe und daraus für ihn erhebliche auch persönliche Nachteile entstanden sind.

Literatur

Medien

  • Paul Kohl: Der Fall Herbert Häber – Vom Politbüro in die Psychiatrie (Feature), Regie: Holger Jackisch (Produktion: MDR/DLF/RBB 1999)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Absage erfolgte am 4. September 1984; Andreas Malycha, Peter Jochen Winters, Die SED: Geschichte einer deutschen Partei, Beck, München, ISBN 3-406-59231-7, S. 261ff; 271-278.
  2. Andreas Malycha, Peter Jochen Winters, Die SED: Geschichte einer deutschen Partei, Beck, München, ISBN 3-406-59231-7, S. 274.
  3. http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Archiv;art1291,2034876

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