Aloys Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

Aloys Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
Aloys Fürst zu Löwenstein, 1912
Aloys zu Löwenstein auf einer antikommunistischen Kundgebung im Berliner Sportpalast (1930)

Aloys Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 15. September 1871 in Kleinheubach (Unterfranken); † 25. Januar 1952 in Bronnbach a.d.Tauber) war Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Das Adelsgeschlecht derer zu Löwenstein geht zurück auf den Wittelsbacher Friedrich I., den Siegreichen, Kurfürst von der Pfalz (1425-1476) und dessen Sohn Ludwig.

Aloys stammt aus der Ehe von Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1834-1921) und seiner zweiten Ehefrau Sophie von und zu Liechtenstein (1837-1899), einer Tochter von Alois II. von und zu Liechtenstein. Er war der ältere von zwei Brüdern.

Leben

Nach seiner Gymnasialzeit am Jesuitenkolleg in Feldkirch absolvierte er ein Jurastudium in Prag (1889) und Freiburg in der Schweiz (seit 1890, 1895 Dr. iur. utr.)

Von Jugend auf mit dem väterlichen Einsatz für die katholische Laienbewegung vertraut, übernahm Prinz Aloys nach seiner Studienzeit und einer Englandreise zunächst seiner Rolle als in vier Staaten begüterter Standesherr gemäße Aufgaben und wurde Mitglied der Ersten Kammern in Württemberg (1895), Hessen-Darmstadt (1897), Bayern (1909) und Baden (1910). 1908, noch zu Lebzeiten seines Vaters, übernahm Aloys den Fürstentitel und alle damit verbundenen Rechte und Pflichten eines Standesherrn.[1]

1907 wurde er als Abgeordneter des Zentrums für den Wahlkreis Trier I in den Reichstag gewählt, dem er bis zum Ende der Monarchie angehörte. In dieser Funktion und der Stellung eines Reichsrats der Krone Bayern hauptsächlich wirksam, sah er darin einen Dienst am Staat, zu leisten durch die Verteidigung der katholischen Kirche und ihrer Ziele. Das Parlamentarische war ihm eher fremd. Einer diplomatischen Karriere, die ihm aufgrund seiner Vorbildung und Zugehörigkeit zum europäischen Hochadel offengestanden hätte, trat er nicht näher.

Obwohl er sich 1914 gleich als Kriegsfreiwilliger zur Verfügung stellte, versuchte er mäßigend in die Kriegszieldiskussion einzugreifen, nachdem er schon vor 1914 die deutsche Außenpolitik als zu machtorientiert kritisiert hatte. Seit 1898, als er sich in der Nachfolge seines Vaters Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1834; † 1921) der katholischen Laienbewegung zugewandt und dem Katholikentag in Neisse als Vizepräsident gedient hatte, war er Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholikentage; den Straßburger Tag 1905 leitete er erstmals selbst, auf diese Weise die Einbindung der Katholiken Elsaß-Lothringens ins Reich fördernd.

Ein Schwerpunkt seines Interesses lag in der Heidenmission, zu deren Belebung das Internationale Institut für missionswissenschaftliche Forschungen in Münster 1911 errichtet wurde; dessen Präsident war Aloys Fürst zu Löwenstein bis 1948. Zu diesem Zweck förderte er auch die Gründung von Zeitschriften. Nach 1918 galt sein Bemühen der Sammlung des Katholizismus auf religiöser Grundlage.

Aloys zu Löwenstein war seit 1920 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Er verstand es, die Politik aus der katholischen Laienarbeit weitgehend herauszuhalten. Seinem patriarchalischen Gesellschaftsverständnis entsprach auch ein aus religiöser Überzeugung kommendes Laienapostolat unter seinen adligen Standesgenossen.

Die Machtergreifung Hitlers 1933 machte die Weiterarbeit des Zentralkomitees unmöglich. Am 1933 für Wien geplanten Allgemeinen Deutschen Katholikentag konnten wegen der Nazischikanen Teilnehmer aus Deutschland faktisch nicht teilnehmen. Und vom für Gleiwitz 1934 geplanten nächsten Deutschen Katholikentag verlangte Göring als preußischer Ministerpräsident einen Treueid auf das Dritte Reich. Den hat Aloys zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg verweigert und den Katholikentag abgesagt, wofür ihm das Zentralkomitee der deutschen Katholiken immer noch Respekt zollt. Erst 1948 konnte wieder ein Katholikentag, der letzte unter Aloys zu Löwensteins Leitung, stattfinden. Er übertrug die Präsidentschaft an seinen Sohn, Karl Friedrich. Aloys zu Löwensteins integrativ wirkende Persönlichkeit vermochte das von seinem Vater geweckte laienkatholische Selbstverständnis durch eine respektable Lebensleistung über zwei Weltkriege hinweg in selbstlosem und unermüdlichem Einsatz weiterzutragen und zu entwickeln.

Der Kampf für die katholische Glaubenslehre und die Verbundenheit mit ihrer Kirche zeichnete alle Fürsten zu Löwenstein aus. Als ein führender katholischer Laie des 19. Jahrhunderts stand Fürst Karl (* 1834; † 1921) dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Präsident vor. Sein Sohn Aloys, wie auch dessen Sohn Karl, übernahmen ebenfalls diese hohe Aufgabe. Damit spielten die Löwensteins im Zentralkomitee und bei den Katholikentagen genau ein Jahrhundert eine herausragende Rolle.

Aloys zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg heiratete am 27. September 1898 Josephine Kinsky Gräfin von Wchinitz und Tettau (1874-1946). Aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor:

  • Marie Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1900-1982)
  • Marie Agnes zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1902)
  • Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1904-1990)
  • Maria Monika zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1905-1992)
  • Felix zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1907-1986)
  • Maria Theresia zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1909)
  • Franz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1909-1990)
  • Maria Anna zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1914)
  • Johannes zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1919)

Einzelnachweise

  1. Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2001, Seite 524

Literatur

  • Theologische Realenzyklopädie. Bd 18. Katechumenat/Katechumen - Kirchenrecht, ISBN 3-1101-1613-8
  • Marie-Emmanuelle Reytier, „Die Fürsten Löwenstein an der Spitze der deutschen Katholikentage: Aufstieg und Untergang einer Dynastie (1868 - 1968)“, in: Günther Schulz und Markus A. Denzel (Hrsg.), Deutscher Adel im 19. und 20. Jahrhundert. Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2002 und 2003, ISBN 3-8959-0145-8
  • Karl Buchheim, Ultramontanismus und Demokratie, 1963.

Weblinks



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