Herrensitz Dürrerhof

Herrensitz Dürrerhof
Der Dürrerhof - Ansicht von Süden (um 1858)

Der einstige Herren- oder Landsitz Dürrerhof, von dem heute nur noch einige Grundmauern erhalten sind, befand sich etwa drei Kilometer nordöstlich von Eisenach, in der Gemarkung Hötzelsroda, am nordwestlichen Rand des heutigen Dürrnhofer Parks gelegen. Eine Kastanienallee, die am oberen Karolinental begann und über das Ziegelfeld führte, verband das Herrenhaus mit der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Flurname Dürrnhof erinnert, wie ein gleichnamiges Beispiele aus dem Ort Dürrnhof in den fränkischen Haßbergen belegt, an einen hier im Mittelalter vermuteten wehrhaft befestigten Speicherbau. Die Gemarkung dieser Siedlung Dürrnhof gehörte ursprünglich zum benachbarten Stockhausen, einem nordöstlichen Vorort von Eisenach im Nessetal. Im Jahr 1403 wurde ein Ort Merczrit genannt, dessen Bewohner in die nahe Stadt Eisenach übersiedelten, schon 1420 wird dieser Ort als wüst bezeichnet. Nach dem Bauernkrieg entwickelte sich am gleichen Platz der Meierhof Metschrieden. Der Name Dürrerhof, auch Dürrnhof oder Doerrnhof, als ein Teil der Siedlung Metschrieden tritt seit dem 18. Jahrhundert verstärkt auf. Der einstige Meierhof wurde in ein repräsentatives Herrenhaus mit Park umgebaut. Die Eisenacher Industriellenfamilie Eichel war durch ihre Tuchmanufakturen zu Wohlstand gelangt und erwarb die nördlich der Stadt vorhandenen Landgüter als Wohnsitz und Wirtschaftsbetriebe (Schafzucht). Der Dürrerhof gelangte in den Besitz von Carl Eichel, der auch schon die westlich angrenzenden Nachbargüter Mittelshof und Vorwerk Landstreit übernommen hatte. Rings um den Dürrerhof ließ Eichel einen klassischen Landschaftspark durch den Gartenarchitekten Petzold anlegen, von dem heute noch beachtliche Reste erkennbar sind.

Dank der exponierten Lage besaß der Dürrerhof direkte Sichtbeziehungen zu zahlreichen Landmarken in der Umgebung – u.a. Petersberg, Hörselberg, Inselsberg, Wartburg und die Bergkulisse des Thüringer Waldes.[1]

Die Anlage blieb bis in die 1930er Jahre unberührt. 1936 wurde ein am Südrand des Parks befindliches Areal für den Bau eines Flugzeugmotorenwerks von BMW abgetreten. Dieser Rüstungsbetrieb, in dem zahlreiche Zwangsarbeiter den Tod fanden, erlangte strategische Bedeutung und war mehrfach Ziel von Bombardierungen. Daran erinnert seit 2007 ein separater Gedenkstein an der Zufahrtsstraße.

Der Dürrerhof war zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Hauptverbandsplatz beim „Kampf um die Werralinie“ Anfang April 1945. Aus der zugehörigen Begräbnisstätte zusammen mit Zubettungen anderer gefallener Soldaten wurde später der Ehrenfriedhof Dürrerhof für 358 deutsche Soldaten angelegt. Er befindet sich 300 Meter nördlich der Siedlungshäuser in Richtung Hötzelsroda.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die letzten Besitzer des Herrenhauses Dürrerhof enteignet, und das nach Kriegsende stark baufällig gewordene Herrenhaus 1947 als nicht erhaltenswürdig eingestuft und abgerissen. An gleicher Stelle entstanden die heute noch vorhandenen Neubauernhöfe. Das Parkgelände wurde durch Straßenbau am Rande zerschnitten und teilweise in Ackerland umgewandelt, der Park sich selbst überlassen. Seit den 1970er Jahren kümmerte sich die Schule Hötzelsroda um ihn, fachlich begleitet von der Gartendenkmalpflege. 1984 wurde er Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung und wird seit 1992 von der Stadt Eisenach betreut.

Bauliches

Von dem im klassizistischen Baustil errichteten Herrenhaus sind seit 1947 keine sichtbaren Reste vorhanden.

Impressionen

Literatur

  • Bernd Mähler, Heinrich Weigel: Gärten, Parke und parkähnlich gestaltete Täler und Waldpartien im Kreis Eisenach. Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 33. Eisenach 1985 S.71-76.
  • Blatt Dürrerhof In: Album der Residenzen, Schlösser und Rittergüter Thüringens, insbesondere der Sächsischen Lande Ernestinischer Linie. In bildlicher Darstellung. In Verbindung mit Mehreren mit Text begleitet u. herausg. von Prof. Dr. J.. Gersdorf, Archivar in Altenburg, Schuldir. Dr. A.. M.. Schulze in Gotha, Hofr. L.. Bechstein in Meiningen, Prof. Dr. W.. Rein in Eisenach, Dr. Fr. Hoffmann in Hildburghausen. I.Heft. Leipzig, Expedition. (Werl.) Qu.Fol. (Erstausgabe 1858)
  • Constanze Werner: Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW, Oldenbourg Verlag, München 2005, S. 447, ISBN 3-48657-792-1
  • Frederic Gümmer: Die Rolle der Untertageverlagerung in der deutschen Rüstungsproduktion 1943-1945, Grin Verlag, Hamburg 2008, S. 120, ISBN 3-63892-393-2

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, Kreisfreie Stadt Eisenach. In: CD-ROM Reihe Top10. CD 2, Erfurt 1999.
  2. Eisenachonline: Gedenkstein am Dürrerhof eingeweiht. 3. September 2006, abgerufen am 27. November 2008

Weblinks

 Commons: Dürrerhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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