Herz-Jesu-Kirche (Freiburg im Breisgau)

Herz-Jesu-Kirche (Freiburg im Breisgau)
Die Herz-Jesu-Kirche in Freiburg

Die Herz-Jesu-Kirche ist eine katholische Kirche in Freiburg im Breisgau im Stadtteil Stühlinger. Sie wurde 1897 geweiht und erinnert wegen ihres polychromen Außenputzes und der Formgebung der Doppelturmfassade an den Limburger Dom. Stilistisch fügt sich die Kirche in den Historismus ein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Außenansicht
Innenansicht der Herz-Jesu-Kirche

Gründung der Kirche

Nach der Erschließung und einsetzenden Bebauung des Freiburger Stadtteils Stühlinger ab den 1870er Jahren wuchs bei der Leitung des Erzbistums Freiburg die Sorge um die Betreuung der dort ansässigen, überwiegend katholischen Bevölkerung, die damals noch zur Innenstadtgemeinde St. Martin gehörte. Schon im Jahre 1884 war ein örtliches Komitee für den Kirchenbau gegründet worden, das sich vor allem mit den Platz- und Finanzierungsfragen beschäftigte.

Nachdem der Freiburger Erzbischof Johann Baptist Orbin 1886 gestorben war, wurde der Limburger Bischof Johannes Christian Roos neuer Erzbischof von Freiburg. Dieser setzte nach dem Tod des Baumeisters der geplanten Kirche im Stühlinger im Jahre 1891 den ehemaligen Limburger Dombaumeister Max Meckel als neuen Baumeister ein, der zwischen 1885 und -86 bereits die benachbarte Blaue Brücke gebaut hatte. Nachdem schon im Januar des Jahres 1892 die fertigen Pläne von Meckel für die Kirche vorlagen, erfolgte am 10. Juni 1892 der erste Spatenstich. Im folgenden April wurde mit dem Turmbau begonnen. Die Kirche wurde schließlich im am 2. Mai 1897 durch Erzbistumsverweser Justus Knecht geweiht. Sie erhielt den Namen Herz-Jesu-Kirche wie viele im 19. Jahrhundert neu erbaute katholische Kirchen, da die Herz-Jesu-Verehrung im 19. Jahrhundert in der katholischen Kirche großen Raum einnahm.

Zu den Künstlern, die Meckel bei der Ausgestaltung unterstützt hatten gehörten der Freiburger Glasmaler Fritz Geiges, der Offenburger Bildhauer Franz Simmler, seine Kollegen Georg Busch und Balthasar Schmitt, der Münchner Architekt Jakob Angermeier, der Freiburger Bildhauer Julius Seitz sowie der Frankfurter Bildhauer Hermann Jehs. Im Giebelfeld der Hauptfassade befindet sich unterhalb einer Herz-Jesu-Figur eine Portraitbüste Meckels. Die Kanzel mit Reliefs von Georg Busch wurde vom Ofenfabrikanten Carl Roth in Baden-Oth zweimal aus Terrakotta gefertigt. Die eine Ausgabe ging an die ehemalige Klosterkirche Gengenbach. Die zweite Kopie wurde vor ihrem Einbau in der Herz-Jesu-Kirche im Jahr 1901, auf der Pariser Weltausstellung 1900 präsentiert.[1]

Zerstörung und Wiederaufbau

Am Abend des 27. November 1944 bombardierte die britische Royal Air Force Freiburg; dabei erhielt die Herz-Jesu-Kirche zwar keinen direkten Treffer, wurde aber durch den Luftdruck in der Nähe einschlagender Bomben stark beschädigt. Am 17. Dezember 1944 erhielt die Kirche durch Jagdbomber zwei Volltreffer. Das nördliche Querschiff und die Sakristei stürzten in unmittelbarer Folge ein. Die Gottesdienste fanden in den nachfolgenden Jahren im nahe gelegenen Gemeindesaal St. Klara statt. Im September 1945 übertrug Erzbischof Conrad Gröber dem Architekten Gregor Schroeder die Leitung des Wiederaufbaus. Die Kanzel wurde wegen massiver Witterungsschäden nicht wieder eingebaut. [2] Die Kirche konnte mit Spenden und viel tatkräftiger Hilfe der Bewohner des Stühlinger unter Verwendung von allein 20.000 Pflastersteinen, 400 m² Holz und Ersatzglas wiederaufgebaut werden. Am 27. April 1952 weihte Erzbischof Wendelin Rauch die Kirche erneut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Vor der Kirche steht der 1954 errichtete Marienbrunnen, der von einer Madonnenstatue des jüdischen Bildhauers Richard Engelmann gekrönt wird. Der Freiburger Oberbürgermeister Wolfgang Hoffmann hatte die wesentlich kleinere erste Fassung des Werkes bereits 1947 im Atelier des Künstlers gesehen und setzte sich danach massiv für die Aufstellung der großen Variante ein. [3]

1962 wurde auf dem Marienaltar im südlichen Seitenschiff eine Marienstatue von Siegfried Fricker platziert.[4]

Die neuen Anforderungen aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden ab 1969 umgesetzt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der Altar ohne Mensa und Predella auf einen Kunststeinsockel und durch einen Zelebrationsaltar von Bruno Knittel ergänzt.[4]

Seit 1984 steht die Kirche unter Denkmalschutz.[5] Zum 100-jährigen Bestehen 1997 wurde sie außen renoviert und dabei der ursprüngliche Zustand (z.B. glasierte Ziegel auf den Turmdächern) weitgehend wieder hergestellt. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine solch aufwändige Ausstattung nicht leisten können.

In den Jahren 2007/2008 wurde die Kirche innen grundlegend renoviert und konnte daher zeitweise nicht genutzt werden. Neben wichtigen Restaurierungsarbeiten wurde das Taufbecken in den vorderen Bereich der Kirche versetzt und aus den Seitenschiffen wurden die Bänke entfernt.

Gemeinde

Die Gemeinde Herz-Jesu bildet mit der Gemeinde St. Joseph die Seelsorgeeinheit Freiburg-Stühlinger. Pfarrer der Gemeinden ist der stellvertretende Stadtdekan Hansjörg Rasch. Neben der Pfarrgemeinde Herz-Jesu nutzt auch die kroatische Gemeinde Freiburg die Pfarrkirche für ihre Gottesdienste.

Einzelnachweise

  1. Wolf-Holzäpfel, S. 177
  2. herz-jesu-freiburg.de: Zwei Kanzeln, Zugriff am 10. Februar 2010
  3. Ursula Grässlin: Viel Wirbel um die Madonna vom Marienbrunnen, in: Bürgerverein Stühlinger: Leben im Stühlinger 2008
  4. a b Seelsorgeeinheit Freiburg-Stühlinger: Pfarrkirche Herz-Jesu – Die Neugestaltung des Chores und der Seitenaltäre; Zweite Kanzel (1952–1969), Zugriff am 23. Mai 2010
  5. Konradsblatt, Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, 11. September 2005

Literatur

  • Franz Frank: 100 Jahre Herz-Jesu-Kirche Freiburg im Breisgau. Schnell und Steiner, Regensburg, 1997. ISBN 3-7954-1122-X
  • Das Freiburger Architektenbuch - Bauen am Ende des Jahrhunderts 1898–1998. Poppen & Ortmann, Freiburg 1998, S. 86-97. ISBN 3-7930-9206-2
  • Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000. ISBN 3-9337-8462-X

Weblinks

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