Hesiod von Askra

Hesiod von Askra
Früher oft fälschlich als Seneca gedeutetes mögliches Abbild des Hesiod

Hesiod (griech. Ἡσίοδος Hēsíodos) (* vor 700 v. Chr., vermutlich in Askra in Böotien), war ein griechischer Dichter, der dort als Ackerbauer und Viehhalter lebte. Neben Homers Ilias und Odyssee sind Hesiods Werke die Hauptquelle der griechischen Mythographie, aber auch des Alltagslebens seiner Zeit. Er gilt als Begründer des didaktischen Epos, also des Lehrgedichtes, das später von den Römern, bes. Vergil, als carmen Ascraeum bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die einzigen authentischen Hinweise über Hesiods Leben sind Ereignisse, die er in seinen Epen der Nachwelt hinterlassen hat. An drei Stellen seiner Arbeiten fügte er biografische Elemente ein. Sie lassen sich in seinen Werken Theogonie und Werke und Tage (Verse 633 - 640) finden. Allerdings wird von einigen Forschern bezweifelt, ob es sich tatsächlich um Hinweise auf Hesiods wirkliches Leben handelt - manche Gelehrte gehen von einer literarischen Fiktion aus.

Hesiod wurde, nimmt man die Angaben in seinen Werken ernst, in Askra, einer kleinen Burg in Böotien geboren. Sein Vater stammte aus Kyme, das an der kleinasiatischen Küste in Ionien gelegen war, sein Name ist unbekannt. Die Überlieferung ordnete ihn den Adligen zu, was aber durch eine falsche Übersetzung der Passage Persē, dīos genos (griech.Πέρση, δῖος γένος“) in 'Perses, Kind der Adligen' anstatt in 'Perses, das wohlgeborene Kind' erklärt werden kann. Hesiods Vater besaß ein kleines Handelsunternehmen, das Handel mit anderen griechischen Städten über die damals übliche Küstenschifffahrt betrieb. Er war jedoch nicht erfolgreich und ruinierte sich. Daraufhin überquerte er die Ägäis und ließ sich in Askra nieder, wo er ein kleines Stück Land am Fuße des Berges Helikon erwarb. Dort heiratete er Pykimede, mit der er zwei Söhne hatte: Hesiod und Perses.

Askra war ein armer Ort. Hesiod beschrieb ihn als „eine verwünschte Burg“. Sein Leben war durch „harte Winter“ geprägt, „ein karges Dasein, das niemals angenehm wurde“.

Werk

Gustave Moreau: „Hesiod und Muse

Hesiods Hauptwerke sind das epische Lehrgedicht Werke und Tage sowie die Theogonie, ferner die sogenannten Eoien, ein auch als Katalog der Frauen (γυναικών κατάλογος, gynaikōn katalogos) bekanntes, nur in Fragmenten erhaltenes Gedicht. Außerdem wird ihm der Schild des Herakles, ein Epyllion in 460 Versen, zugeschrieben.

Sein Epos Theogonie, in dem er in über tausend Hexametern die Entstehung der Welt und der Götter schildert, ist weitgehend Grundlage für die heutige Kenntnis der griechischen Mythologie. In seinem als Anleitung für bäuerliche Arbeiten verfassten Lehrgedicht Werke und Tage (Erga kai hemerai) verherrlicht er die Arbeit als Hauptaufgabe der Menschen (Arbeitsethik). Damit setzt er sich der Homerischen Adelsethik entgegen und betont das Selbsterworbene gegen das Angeborene. Werke und Tage enthält auch den Mythos von der Büchse der Pandora; außerdem wird darin eine Abfolge der Weltzeitalter geschildert. Nach einem vollkommenen Goldenen Zeitalter folgen ein Silbernes und ein Ehernes (= bronzenes) Zeitalter, dann das so genannte „Zeitalter der Heroen“, in dem unter anderem auch Odysseus und Achilles gelebt haben sollen und der Trojanische Krieg stattfand, schließlich folgt das Eiserne Zeitalter, sein eigenes, das durch allgemeine Verfinsterung und Verrohung der Sitten gekennzeichnet ist. In Anbetracht von Willkür und Gewaltherrschaft fordert Hesiod zu redlicher Arbeit und gesittetem Lebenswandel auf.

Aus den in der Theogonie gemachten geografischen Angaben lässt sich das erste von den Griechen entworfene Weltbild rekonstruieren. Dieses Weltbild umfasst hauptsächlich Gebiete, die sich im östlichen Mittelmeerraum und in Kleinasien befinden. Das westliche Mittelmeer war Hesiod nur sehr schemenhaft bekannt. Weiterhin erwähnt wurden das Schwarze Meer (Pontos), die Donau (Istros) sowie die Alpen, die als Rhyphaen-Gebirge bezeichnet werden. Alle Teile Europas, die sich nördlich der Alpen befinden, waren Hesiod jedoch gänzlich unbekannt.

Pausanias berichtet von einem Werk Lied auf den Seher Melampus. Von dieser, heute auch Melampodie genannten Dichtung, sind nur Fragmente erhalten.


Herodot berichtet: "Homer und Hesiod haben den Griechen die Götter geschaffen."

Quellen

  • Pausanias, Reisen in Griechenland, 9, 31, 5.

Literatur

  • Albert von Schirnding (Übers.): Hesiod: Theogonie / Werke und Tage. Griechisch-deutsch. 3. Auflage, Artemis und Winkler, Zürich/Düsseldorf, 2002, ISBN 3-7608-1665-7
  • Ernst Heitsch (Hg.): Hesiod (Wege der Forschung 44). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1966
  • Hans Schwabl: Hesiodos, in: Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike, Bd. 2, Sp. 1113ff.
  • Thassilo von Scheffer, "Hesiod" " "Sämtliche Werke-Theogonie/Werke und Tage/Der Schild des Herakles", In der Dieterich'schen Verlagsbuchhandlung, Leipzig, Band 38, 1938

Weblinks


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