Hexaprotodon madagascariensis

Hexaprotodon madagascariensis

Als Madagassische Flusspferde wird eine Reihe heute ausgestorbener Flusspferdarten bezeichnet, die auf der Insel Madagaskar lebten. Es wurden die fossilen Überreste von drei Arten entdeckt, von denen zumindest eine bis vor tausend Jahren überlebte.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Es ist unklar, wann und wie oft die Flusspferde Madagaskar erreichten, dementsprechend ist auch umstritten, ob die drei Arten eine systematische Gruppe sind oder das Ergebnis mehrerer unabhängig voneinander stattfindender Besiedlungen darstellen.

Alle Arten überlebten bis in das Holozän, vermutlich stand ihr Aussterben mit der Besiedlung ihrer Heimatinsel durch die Menschen in Zusammenhang. Diese erreichten vor rund 1500 Jahren die Insel, und in der Folgezeit kam es zu einem Massenaussterben größerer Tiere, das unter anderem einige Riesenlemuren, Elefantenvögel und eben die madagassischen Flusspferde betraf. Ob allein die Menschen dafür verantwortlich sind oder ob auch klimatische Veränderungen eine Rolle spielten, ist umstritten. Einige Knochen zeigen menschliche Bearbeitungsspuren, was andeutet, dass Menschen und Flusspferde eine Zeitlang gemeinsam auf Madagaskar vorkamen.

Mündliche Überlieferungen der Madagassen, die von Étienne de Flacourt im 17. Jahrhundert gesammelt wurden, und vereinzelte Berichte könnten andeuten, dass in entlegenen Regionen Flusspferde länger auf der Insel lebten. Es gibt auch Berichte aus dem 19. Jahrhundert, sogar noch aus den 1970er-Jahren über ein Ungeheuer namens Kilopilopitsofy, das einem Flusspferd ähneln soll. [1] Der Wahrheitsgehalt dieser Sichtungen ist umstritten, unabhängige Bestätigungen gibt es nicht.

Die Arten

Hippopotamus laloumena

Hippopotamus laloumena ist die größte madagassische Flusspferdart. Sie war etwas kleiner als das auf dem Festland lebende Großflusspferd, ähnelt diesem aber ansonsten sehr. Bislang sind allerdings nur ein Unterkiefer und Teile der Gliedmaßenknochen bekannt, die an der Ostküste gefunden und 1990 von Faure und Guerin erstbeschrieben wurden.

Hippopotamus lemerlei

Hippopotamus lemerlei ist von mehreren Fundorten im südlichen Teil der Insel bekannt, die meist in Küstennähe liegen. Diese Art erreichte eine Länge von rund zwei Metern und eine Schulterhöhe von 81 Zentimetern, was in etwa dem Zwergflusspferd entspricht. Der lange Gesichtsschädel und die hoch am Kopf liegenden Augenhöhlen sprechen für eine zumindest teilweise wasserbewohnende Lebensweise, ähnlich dem Großflusspferd. Auffällige Größenunterschiede bei verschiedenen Schädeln könnten ein Anzeichen für einen Geschlechtsdimorphismus sein. H. lemerlei war die erste wissenschaftlich bekannte madagassische Flusspferdart, Alfred Grandidier beschrieb sie 1868.

Hippopotamus madagascariensis

Hippopotamus madagascariensis (Guldberg, 1883) ist annähernd gleich groß wie H. lemerlei. Die weiter unten am Schädel liegenden Augenhöhlen und andere Merkmale sowie die Fundorte im zentralen, bewaldeten Hochland lassen auf eine stärker landbewohnende Lebensweise schließen. Manche Untersuchungen sehen in H. madagascariensis einen nahen Verwandten des heute noch in Westafrika lebenden Zwergflusspferdes und ordnen die Art in die gleiche Gattung ein. Da die Gattung des Zwergflusspferdes umstritten ist, finden sich sowohl Hexaprotodon madagascariensis als auch Choeropsis madagascariensis für die ausgestorbene Art. Sollte diese Art tatsächlich nahe mit dem Zwergflusspferd verwandt sein, wäre dies ein Hinweis darauf, dass Madagaskar zumindest zweimal von Flusspferden besiedelt wurde. Es ist aber auch denkbar, dass alle madagassischen Flusspferde einen gemeinsamen Vorfahren hatten und H. madagascariensis lediglich eine konvergente Evolution zum Zwergflusspferd darstellt.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David A. Burney, Ramilisonina: The Kilopilopitsofy, Kidoky, and Bokyboky: Accounts of Strange Animals from Belo-sur-mer, Madagascar, and the Megafaunal "Extinction Window". In: American Anthropologist, 100, No. 4 (1998), S. 957-966 Abstract

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