Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland

Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland
Titelblatt des ersten Jahrgangs von 1838

Die Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland waren eine von 1838 bis 1923 erscheinende Zeitschrift. Wegen ihres Umschlags wurden sie auch Gelbe Hefte genannt. Sie gelten als einflussreichstes Organ der konservativen Richtung innerhalb des katholischen Milieus in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Der Anstoß zur Gründung ging 1838 auf Joseph Görres zurück. Hinzu kamen Karl Ernst Jarcke und Georg Phillips. Die Zeitschrift war zunächst im gemeinsamen Besitz der Familien Görres und Phillips. Seit 1859 gehörte sie allein der Familie Görres.

Auflage und Erscheinungsweise

Die Erscheinungsweise war vierzehntäglich. Zusammengefasst in Halbjahresbänden erschienen zwischen 1838 und 1923 171 Bände. Dabei konnte der Umfang eines Bandes bei 900 Seiten liegen.

Die Auflage lag zwischen 1500 und 2000 Exemplaren. Ihre Reichweite war allerdings weitaus größer, da sie in Bibliotheken, Priesterseminaren oder sonstigen katholischen Einrichtungen gehalten wurde. Es war letztlich das führende Blatt der gebildeten katholischen Elite.

Herausgeber und Autoren

Herausgeber waren bis 1849 Georg P. Phillips und Guido Görres. Bis 1852 war Görres dann der alleinige Herausgeber. Die Position übernahm danach Josef Edmund Jörg lange Zeit gemeinsam mit Franz Binder. Seit 1903 war Georg Maria von Jochner Mit- und ab 1914 alleiniger Herausgeber. Die jeweiligen Herausgeber haben die inhaltliche Ausrichtung der Zeitschrift stark geprägt. Jarcke war neben Joseph Görres in den ersten Jahren auch einer der wichtigsten Autoren. Er schrieb vor allem über eher tagesaktuelle Fragen. Für die Zeitschrift schrieben neben den Herausgebern führende katholische Publizisten, Politiker und Wissenschaftler wie Joseph Görres, Ignaz von Döllinger, Georg von Hertling, Matthias Erzberger oder Romano Guardini. Verbindungen bestanden zur katholischen bayerischen Patriotenpartei beziehungsweise später zum Zentrum.

Inhalt und Profil

Die Artikel behandelten zahlreiche Gebiete, ihr Schwerpunkt waren aber kulturelle, historische und politische Aspekte. Auch sozialpolitische Fragen wurden thematisiert. Dabei spielten die Verhältnisse von Staat und Kirche eine besonders wichtige Rolle. Die Zeitschrift war zur Zeit der Herausgeberschaft von Jörg katholisch, großdeutsch und föderalistisch. Er verdammte in seinen Kolumnen sowohl den „ketzerischen“ Protestantismus, den kleindeutschen Nationalstaatsgedanken, den Liberalismus und den Sozialismus gleichermaßen.[1] Zur Zeit von Jochner war es katholisch sowie national-monarchisch.

Ende

Der Zeitschrift mit ihrer konservativen Ausrichtung gelang es nicht, sich nach der Revolution von 1918/1919 an die Veränderungen anzupassen, die auch vor dem katholischen Milieu nicht Halt machten. Die Zeitschrift verlor zunehmend an Einfluss und wurde nach dem Tod des Herausgebers Jochner 1923 eingestellt.

Einzelnachweise

  1. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 3: Von der deutschen Doppelrevolution bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. 1849–1914. München 1995, ISBN 3-406-32490-8. S.249

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland — Titelblatt des ersten Jahrgangs von 1838 Historisch politische Blätter für das katholische Deutschland war eine von 1838 bis 1923 erscheinende Zeitschrift. Wegen ihres Umschlags wurden sie auch Gelbe Hefte genannt. Sie gelten als… …   Deutsch Wikipedia

  • Historisch-politische Blätter — für das katholische Deutschland, eine in München monatlich zweimal erscheinende, in ultramontanem Geist geleitete Zeitschrift, die 1838 von Guido Görres (s. d.), Georg Philips und Ernst Jarcke begründet und von den beiden erstern bis zu Görres… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Historisch-politische Blätter — Historisch politische Blätter,   eigentlich Historisch politische Blätter für das katholische Deutschland, 1838 in München von J. und Guido Görres u. a. gegründete, halbmonatlich erscheinende Zeitschrift; suchte die politischen und sozialen… …   Universal-Lexikon

  • Johann Josef von Görres — Joseph Görres Erste Ausgabe des Rheinschen Merkur vom 23. Januar 1814 Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres) (* 25. Januar 1776 in …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Joseph von Görres — Joseph Görres Erste Ausgabe des Rheinschen Merkur vom 23. Januar 1814 Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres) (* 25. Januar 1776 in …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Joseph von Görres — Joseph Görres Erste Ausgabe des Rheinschen Merkur vom 23. Januar 1814 Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres) (* 25. Januar 1776 in …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Görres — Joseph Görres Erste Ausgabe des Rheinschen Merkur vom 23. Januar 1814 Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres) (* 25. Januar 1776 in …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Görres — Johann Joseph Görres (seit 1839 von Görres) (* 25. Januar 1776 in Koblenz; † 29. Januar 1848 in München) war ein deutscher Gymnasial und Hochschullehrer sowie katholischer Publizist …   Deutsch Wikipedia

  • Jarcke — Carl Ernst Jarcke, Lithographie von Josef Kriehuber, 1834 Carl Ernst Jarcke (* 10. November 1801 in Danzig; † 27. Dezember 1852 in Wien) war ein Jurist und politischer Publizist …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Ernst Jarcke — Carl Ernst Jarcke, Lithographie von Josef Kriehuber, 1834 Carl Ernst Jarcke (* 10. November 1801 in Danzig; † 27. Dezember 1852 in Wien) war ein Jurist und politischer Publizist …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”