Hochvogel

Hochvogel
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Hochvogel

Höhe 2.592 m ü. A.
Lage Grenze Tirol, Österreich / Bayern, Deutschland
Gebirge Hochvogel- und Rosszahngruppe, Allgäuer Alpen
Dominanz 5,4 km → Urbeleskarspitze
Schartenhöhe 572 m ↓ Hornbachjoch
Geographische Lage 47° 22′ 52″ N, 10° 26′ 14″ O47.38111111111110.4372222222222592Koordinaten: 47° 22′ 52″ N, 10° 26′ 14″ O
Hochvogel (Bayern)
Hochvogel
Typ Felsgipfel
Gestein Hauptdolomit[1]
Alter des Gesteins Trias
Erstbesteigung 1832 durch Trobitius
Normalweg Bad HindelangPrinz-Luitpold-Haus – Hochvogel

Der Hochvogel ist ein 2.592 m hoher Berg in den Allgäuer Alpen. Über seinen Gipfel verläuft die Landesgrenze zwischen Deutschland und Österreich. Geübte Bergsteiger können den Gipfel auf zwei markierten Routen besteigen.

Inhaltsverzeichnis

Gestein und Aufbau

Der Hochvogel besteht aus Hauptdolomit. Die höchsten und markantesten Berge der Allgäuer Alpen sind alle aus Hauptdolomit aufgebaut. Tektonisch gehört der Hochvogel mit dem Hauptdolomit der sogenannten Lechtaldecke an. Diese Gesteinspakete wurden im Zuge der Alpenauffaltung über jüngere Gesteinsschichten übergeschoben. Der Hauptdolomit ist teilweise brüchig, bildet jedoch im Zusammenspiel mit den erosiven Kräften teilweise markante Gipfelgestalten. Die Hüttenchronik des Prinz-Luitpold-Hauses berichtet über einen gewaltigen Bergsturz vom 27. Mai 1935, bei dem tausende Kubikmeter Gestein aus der Südwestwand ins Tal stürzten. Obwohl nur der dreizehnthöchste Gipfel der Allgäuer Alpen, dominiert der Hochvogel weite Teile der Allgäuer Alpen und der unmittelbar benachbarten Gebirgsgruppen. Dies hat seine Ursache darin, dass die meisten der höheren Gipfel sich im zentralen und westlichen Teil der Allgäuer Alpen konzentrieren. Der Hochvogel steht frei im Ostteil der Gebirgsgruppe, die nächstgelegenen Gipfel sind 200 bis 300 Meter niedriger.

Ersteigungsgeschichte

In den inzwischen vergriffenen älteren Auflagen des Alpenvereinsführers Allgäuer Alpen wird von einer frühzeitigen Besteigung des Berges ausgegangen. Eine der bemerkenswertesten touristischen Ersteigungen war die Überschreitung des Berges durch Hermann von Barth.

Hermann von Barth übernachtete im Jahr 1869 am Gipfel. Am 19. Juli des Jahres startete er morgens in Sonthofen und erreichte – ausschließlich zu Fuß gehend – Hinterstein, wo er nach einer Mittagsrast um 12 Uhr weiterging. Über die Bärgündlealpe, die Balkenscharte und den Kalten Winkel erreichte er abends gegen 20 Uhr den Gipfel des Hochvogels. Am nächsten Tag stieg er nach Süden an der Ostseite des Südsüdwestgrats ins Rosskar und weiter nach Hinterhornbach ab. An diesem Tag kam er noch bis zur Mündung des Schwarzwasserbachs in den Lech, wo er in einer verlassenen Alphütte nächtigte. Am nächsten Tag wanderte er über Weißenbach und den Gaichtpass nach Nesselwängle, schob noch eine Besteigung des Aggensteins ein und nächtigte in Schattwald. Am vierten Tag seiner Gewalttour war er frühmorgens in Sonthofen zurück.

Naturschutz

Die in Deutschland liegende Seite des Hochvogels einschließlich der benachbarten Berge und Hochtäler befindet sich im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Auf österreichischer Seite befindet sich in unmittelbarer Gipfelnähe kein Schutzgebiet. Der Talgrund des Hornbachtals, das den Hochvogel im Süden begrenzt, wurde am 1. Dezember 2004 zusammen mit großen Teilen des Lechtals und seiner Seitentäler zum Naturschutzgebiet Tiroler Lech erklärt. Es hat eine Größe von 41,38 km².

Alpinismus

Talorte / Stützpunkte

Hinterhornbach ist der Talort auf der Südseite (Österreich, Bundesland Tirol). Hinterstein ist der Talort auf der Nordseite (Deutschland, Freistaat Bayern). Die Anmarschwege von den beiden Talorten sind sehr unterschiedlich. Hinterhornbach befindet sich direkt am Fuß des Hochvogels, der Gipfel – freilich nicht mit seiner Schauseite – ist vom Ort aus zu sehen. Hinterstein befindet sich relativ weit talauswärts. Von Hinterstein wie auch von den benachbarten Tälern aus ist der Hochvogel nicht zu sehen.

Auf der deutschen Seite gibt es mit dem Prinz-Luitpold-Haus des Deutschen Alpenvereins einen Stützpunkt. Das Prinz-Luitpold-Haus erreicht man von Hinterstein auf der für den öffentlichen Kraftfahrzeugverkehr gesperrten Straße bis zum Giebelhaus (Busverkehr), sodann auf dem Wirtschaftsweg ins Bärgündletal und auf dem Alpenvereinsweg zur Hütte.

Besteigung

Die Besteigung des Hochvogel ist eine Bergtour mit einigen Kletterstellen (I). Der Normalweg führt vom Prinz-Luitpold-Haus (1.846 m) in 2½ Stunden über die Balkenscharte und das Schneefeld des Kalten Winkels zum Gipfel. Im Frühsommer sollte man für die Begehung des besagten Schneefeldes Steigeisen oder Grödeln mit sich führen. Der Kalte Winkel kann durch einen teilweise gesicherten Steig über die Kreuzspitze umgangen werden, der oberhalb des Schneefelds auf die Route vom Prinz-Luitpold-Haus mündet. Von Süden führt der etwas anspruchsvollere Bäumenheimer Weg mit Ausgangspunkt Hinterhornbach im Lechtal gelegen in 4½ Stunden auf den Gipfel. Der Bäumenheimer Weg kann auch im Winter begangen werden.

Mit Ausgangspunkt Prinz-Luitpold-Haus kann über den Normalweg aufgestiegen und über den Bäumenheimer Weg abgestiegen werden. Am Fuß des Bäumenheimer Wegs beginnt ein Verbindungsweg über den Fuchsensattel, der zum Prinz-Luitpold-Haus zurückführt.

Die heute vergriffenen älteren Auflagen des Alpenvereinsführers Allgäuer Alpen verzeichnen auch einige Kletterrouten. Dies sind:

  • Westpfeiler, Schwierigkeitsgrad IV+
  • Südwestwand, Schwierigkeitsgrad III–IV
  • Nordostwand, Schwierigkeitsgrad IV+–VI−
  • Nordpfeiler, Schwierigkeitsgrad III
  • Hochvogel-Ostschulter, Nordwand, Schwierigkeitsgrad IV+–VI
  • Hochvogel-Nordwestschulter, Südwestgrad, Schwierigkeitsgrad IV
  • Ostnordostgrad, Schwierigkeitsgrad III
  • Südostwand, Schwierigkeitsgrad IV–VI

In der aktuellen 16. Auflage des Alpenvereinsführers sind nur noch Routen bis zum Schwierigkeitsgrad II enthalten. Dies bedeutet, dass in der Literatur heute nur noch die beiden Normalwege auf den Hochvogel beschrieben sind. Die DAV Sektion Allgäu-Immenstadt e.V. hat jedoch 2006 einen DAV-Hüttenführer zum Prinz-Luitpold-Haus vorgelegt, der auf einem Foto die vier aktuellen Kletterrouten auf der Nordseite des Hochvogels wieder neu präsentiert und durch Texte beschreibt und bewertet.

Im Zeitalter des Sportkletterns werden die Kletterrouten am Hochvogel, die sich durch brüchiges Gestein und lange Anmarschwege auszeichnen, kaum mehr begangen.

Aussicht

Die Aussicht ist weitumfassend und grandios. Sie umfasst viele Gipfel der Allgäuer Alpen sowie der südlich benachbarten Lechtaler Alpen. Im Osten reicht die Sicht über weitere Ketten der Nördlichen Kalkalpen bis zum Wetterstein und Karwendel. Im Süden ist der Zentralalpenkamm von den Hohen Tauern über die Zillertaler, Stubaier und Ötztaler Alpen bis zur Silvretta und den Albulabergen aufgeschlossen. Im Westen zeigen sich die Schweizer Alpen mit dem Alpstein (Säntis) und den Glarner Alpen (Tödi). Nach Norden reicht die Sicht weit über das schwäbische Alpenvorland bis zum Schwarzwald und zur Schwäbischen Alb. Die Chancen für gute Sicht sind im Herbst und Winter besser als im Frühjahr und Sommer.

Flugzeugabsturz

Am 14. Dezember 1945 zerschellte an der Westflanke des Hochvogels eine amerikanische B-17, ein viermotoriger Bomber, auch als Flying Fortress bekannt. Die Maschine kam aus Belgien und wollte eigentlich am Stützpunkt Lechfeld landen. Bei dem Unglück starben alle sechs Besatzungsmitglieder, ihre sterblichen Überreste konnten wegen der Lage in steilem Hang und gewaltiger Schneemassen erst Monate später geborgen werden.[2]

Laut der amerikanischen Luftwaffe war das Unglück auf einen Navigationsfehler zurückzuführen, der die Maschine in einen Schneesturm führte. Das Wrack der Maschine wurde in den 50er Jahren zerlegt und abtransportiert.

Bilder

Literatur / Karten

  • Alpenvereinsführer Allgäuer Alpen 9. Auflage 1974, Bergverlag Rudolf Rother, ISBN 3-7633-1101-7, vergriffen;
  • Alpenvereinsführer Allgäuer Alpen und Ammergauer Alpen alpin 16. Auflage 2004, Bergverlag Rudolf Rother, ISBN 3-7633-1126-2;
  • Alpenvereinskarte 2/2 Allgäuer-Lechtaler Alpen – Ost 1:25000 7. Ausgabe 2002;
  • Gipfelziele Allgäuer Alpen 1987, Bruckmann Verlag, ISBN 3-7654-2095-6, vergriffen
  • Kristian Rath und Tobias Burger, Prinz-Luitpold-Haus DAV-Hüttenführer – Wandern, Klettern, Abenteuer rund um den Hochvogel, Kempten 2006, ISBN 3-9810320-2-0.
  • Wanderführer Hinterhornbach. Natur- und kulturkundlicher Wanderführer von Gustav und Georg Dinger, hrsg. v. d. Sektion Donauwörth d. Deutschen Alpenvereins, Verlag Ludwig Auer, ISBN 978-3-9807169-6-3
  • Hermann von Barth, Einsame Bergfahrten, Albert Langen Verlag München, o.J. (Darin die Beschreibung der oben erwähnten Gipfelüberquerung)

Weblinks

 Commons: Hochvogel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geologische Karte von Bayern mit Erläuterungen (1:500.000). Bayerisches Geologisches Landesamt, 1998.
  2. Flugzeugabsturz am Hochvogel 1945. In: www.wanderpfa.de. Abgerufen am 24. Juli 2010.

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