Hokkaidō

Hokkaidō
北海道
Präfektur Hokkaidō
Lage der Präfektur Hokkaidō in Japan
Basisdaten
Verwaltungssitz: Sapporo
Region: Hokkaidō
Insel: Hokkaidō
Fläche: 83.456,25 km²
Wasseranteil: 6,4 %
Einwohner: 5.507.456
(1. Okt. 2010)
Bevölkerungsdichte: 66 Einwohner je km²
Landkreise: 68
Gemeinden: 180
ISO 3166-2: JP-01
Gouverneur: Harumi Takahashi
Website: www.pref.hokkaido.lg.jp
Symbole
Präfekturflagge:
Flagge der Präfektur Hokkaidō
Präfekturbaum: Picea jezoensis
Präfekturblume: Kartoffel-Rose
Präfekturvogel: Mandschurenkranich
Präfekturlied: Hokkaidō-min no uta
(„Lied der Bürger von Hokkaidō“)
Gymnastik: Dosanko taisō

Hokkaidō (Zum Anhören bitte klicken! [hokːaidoː], jap. 北海道, dt. „Nordmeerbezirk“) ist die zweitgrößte Insel Japans. Bei den auf der Insel lebenden Ainu heißt die Insel Aynu Mosir (アィヌ・モシㇼ, „Land der Ainu/Menschen“). Zusammen mit mehreren umliegenden kleinen Inseln bildet sie die nördlichste Präfektur des Landes. Deckungsgleich mit der Präfektur bezeichnet Hokkaidō auch eine Region in Japan.

Die Präfektur zählte Ende 2005 etwa 5,7 Millionen Einwohner, darunter etwa 25.000 der indigenen Minderheit der Ainu. Die größte Stadt, zugleich Sitz der Präfekturverwaltung, ist Sapporo.

Die in Hokkaidō geborenen Japaner nennen sich Dosanko (道産子, dt. etwa: „In Hokkaidō geborenes Kind“).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hokkaidō ist die Heimat des Volkes der Ainu, aus deren Sprache viele geographische Bezeichnungen auf der Insel, zum Beispiel auch der Name der Hauptstadt Sapporo, resultieren.

Erste japanische Siedlungen entstanden im 15. Jahrhundert im Süden der Insel als Handelsposten. Da die in Japan üblichen Formen der Landwirtschaft aber auf der Insel wegen des kühlen Klimas unbrauchbar waren, wurde der größte Teil der Insel erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Japanern besiedelt. Zu dieser Zeit ermöglichten westliche Neuerungen die Landwirtschaft auch hier, zugleich entstand zunehmend ein Bedarf für Verteidigungsstellungen gegen Russland. Die Insel erhielt erst in dieser Zeit ihren heutigen Namen. Die Hauptstadt Sapporo entstand in den 1860er Jahren; in den 1870ern vervierfachte sich die Einwohnerzahl der Insel von 58.000 auf 240.000.

Kurz nach dem Boshin-Krieg 1868 beanspruchte eine Gruppe von Tokugawa-Loyalisten, angeführt von Enomoto Takeaki, die Insel als Republik Ezo. Dieser Aufstand wurde im Mai 1869 niedergeschlagen.

Sitz der Hokkaidō-Behörde

Am 8. Juli 1869 wurde die Entwicklungsbehörde (開拓使, kaitakushi) eingerichtet und am 15. August Hokkaidō in elf Provinzen untergliedert: Chishima, Hidaka, Iburi, Ishikari, Kitami, Kushiro, Oshima, Shiribeshi, Teshio und Tokachi. Am 8. Februar 1882 erfolgte die Auflösung der Entwicklungsbehörde und die Einteilung in die drei Präfekturen Hakodate, Nemuro und Sapporo. Die Präfekturen wurden am 1. Januar 1886 aufgelöst, zugunsten der neu gegründeten Hokkaidō-Behörde (北海道庁, Hokkaidō-chō) mit Sitz in Sapporo und Außenstellen (支庁, shichō) in Hakodate und Nemuro. Am 2. November 1897 wurden die heutigen 14 Außenstellen und die Außenstelle Shana eingerichtet. Im Dezember 1903 wird Shana Nemuro zugeschlagen. Am 3. Mai 1947 wurde die Hokkaidō-Behörde aufgelöst und die Präfektur Hokkaidō eingerichtet.

Am 28. Juni 2008 beschloss das Präfekturparlament die Ersetzung der 14 Außenstellen durch neun Sōgō Shinkō-kyoku (総合振興局, dt. „Samtförderamt“) und fünf nachgeordnete Shinkō-kyoku (振興局, dt. „Förderamt“), was zum 1. April 2010 dann erfolgte.

Name

Bis zur Meiji-Restauration wurden die Ainu auch als Ezo (in deutsch veraltet: Jezo, Jesso[1] oder Iesso[2]) bezeichnet. Hokkaidō wurde damals folglich Ezochi (蝦夷地, dt. „Ezo-Land“) oder Ezo-ga-shima (蝦夷ヶ島, dt. „Insel der Ezo“) genannt.

Mit der Einrichtung der Entwicklungsbehörde wollte die Meiji-Regierung den Namen ändern. Der Forscher Matsuura Takeshirō machte diese sechs Namensvorschläge: Kitakaidō (北加伊道, dt. „Nord-Kai-Bezirk“), Kaihokudō (海北道, dt. „Meeresnordbezirk“), Kaitōdō (海東道, dt. „Meeresostbezirk“), Hitakamidō (日高見道), Tōhokudō (東北道, dt. „Nordostbezirk“) und Chishimadō (千島道, dt. „1000-Inseln-Bezirk“). Schließlich wurde als Kompromiss zwischen Kitakaidō und Kaihokudō sowie in Anlehnung an die historischen Regionen des Gokishichidō Tōkaidō (dt. „Ostmeerbezirk“) Nankaidō (dt. „Südmeerbezirk)“ und Saikaidō (dt. „Westmeerbezirk“) der Name Hokkaidō gewählt. Matsuura schlug Kitakaidō vor, weil die Ainu die Region Kai nannten. Auch historisch wurden die Ainu und ihre Inseln als Kuyi, Kuye, Qoy usw. bezeichnet, welche mit dem frühmodernen Kai in Verbindung stehen könnten. Kai ähnelt außerdem stark der sinojapanischen Lesung der Zeichen 蝦夷 /ka.i/ – üblichere Kun-Lesung /emisi/ – die über tausend Jahre lang in China und Japan zur Bezeichnung der Ainu und verwandter Völker verwendet wurden. Es ist möglich, dass Matsuuras Kai eine durch diese sino-japanische Lesung beeinflusste Variante des Niwchisch-Exonyms Qoy für die Ainu war.

Geographie

Die Präfektur bestand neben der Hauptinsel aus vielen vorgelagerten Inseln in den angrenzenden Meeren, dem Japanischen Meer, dem Pazifischen Ozean und dem Ochotskischen Meer. Die direkt nordöstlich anschließenden Kurilen werden seit Kriegsende von Russland verwaltet; Japan sieht die Inseln jedoch als Teil Hokkaidōs und verlangt bis heute vergeblich die Rückgabe. Die höchste Erhebung bildet der Asahi mit 2291 Meter über Normalnull. Im Süden grenzt Hokkaidō an die Tsugaru-Straße, die die Insel von der japanischen Hauptinsel Honshū trennt.

Hokkaido befindet sich in einer gemäßigten Monsunzone, jedoch mit recht kalten Wintern. Auf der Insel gibt es aktive Vulkane.

Von Hakodate und Tomakomai besteht eine Fährverbindung nach Honshū. Außerdem werden beide Inseln durch den zweitlängsten Tunnel der Welt verbunden, den 54 Kilometer langen Seikan-Eisenbahn-Tunnel unter dem Meer. Häfen an der Nordseite sind Wakkanai und Abashiri.

Politik

Gouverneurin von Hokkaidō ist in dritter Amtszeit Harumi Takahashi. Sie beendete 2003 eine seit 1983 anhaltende Siegesserie sozialistischer und mitte-links-gestützter Gouverneurskandidaten. Im Parlament, das zuletzt bei den einheitlichen Regionalwahlen im April 2011 gewählt wurde, ist die Fraktion Jimintō – dōmin kaigi („LDP – Bürgerkonferenz“) mit 52 der insgesamt 104 Sitze stärkste Kraft, die DPJ-geführte Fraktion hat 37 Mitglieder. Die Kōmeitō verfügt über acht Mandate, die Regionalpartei Shintō Daichi über zwei, die Kommunistische Partei Japans über eines. Vier Sitze entfallen auf die zentristische Fraktion Frontier (Stand: 14. Juni 2011).[3]

Hokkaidō ist zwar überwiegend ländlich geprägt und in einigen Gegenden ist die LDP dominant, allerdings war besonders Sapporo in der Nachkriegszeit eine Hochburg der Sozialistischen Partei Japans (SPJ) und die Präfektur galt insgesamt als kakushin ōkoku, „progressives Königreich“, also als Hochburg der linken Opposition zur LDP. Nach der Neuformierung der Parteienlandschaft in den 1990er Jahren konnte die DPJ bei nationalen Wahlen in Hokkaidō gut abschneiden; sie war dort bereits 1996 stärker als die LDP und die NFP, die damals landesweit zweitstärkste Partei war. Im Shūgiin, dem Unterhaus des nationalen Parlaments, gewannen Demokraten 2009 elf der zwölf Shūgiin-Wahlkreise, die LDP nur einen (2010 konnte die LDP bei einer Nachwahl einen zweiten Wahlkreis zurückgewinnen). Im Oberhaus, dem Sangiin, wurde die Sitzzahl Hokkaidōs in den 1990er Jahren von acht auf vier halbiert, die Präfektur wählt nun also zwei Abgeordnete pro Wahl und verteilt diese wie die meisten Zweimandatswahlkreise auf beide große Parteien.

Die flächenmäßig größte Präfektur Hokkaidō gehört trotz ihrer vergleichsweise großen Bevölkerungszahl zu den finanzschwächeren Präfekturen des Landes. Viele ländliche Gebiete sind zusätzlich zur landesweit ohnehin abnehmenden Bevölkerung stark von Abwanderung in die Städte betroffen; mit der ehemaligen Bergbaustadt Yūbari liegt in Hokkaidō heute die einzige insolvente Stadt Japans.

Erdbeben

Am 25. September 2003 wurde der Südwesten der Insel von einer Erdbebenserie – 54 Erdstöße bis zum 18. Oktober über Stärke 4,5 Mw – betroffen. Das Hauptbeben (Tokachi-oki Jishin, dt. „Tokachi-Seebeben“) am 25. September 19:50 Uhr UTC hatte eine Stärke von 8,3 Mw. Es war bis dahin das stärkste Beben in Japan seit Anfang 2001 und das insgesamt drittstärkste in dieser erdbebenreichen Region.

Verwaltungsgliederung

Lage der einzelnen Unterpräfekturen (Shichō) auf Hokkaidō

Die Präfektur Hokkaidō ist in 9 Sōgō Shinkō-kyoku (総合振興局, wörtlich: „Samtförderamt“, engl. General Subprefectural Bureau) und fünf nachgeordnete Shinkō-kyoku (振興局, wörtlich: „Förderamt“, engl. Subprefectural Bureau) aufgeteilt. Diese wurden zum 1. April 2010 gehen aber direkt auf die vorherigen 14 Shichō (支庁, engl. Subprefecture) zurück. Als Verwaltungsebene ähneln sie den bundesdeutschen Regierungsbezirken und ermöglichen eine effektive Verwaltung, auch in für japanische Verhältnisse sehr weitläufigen und im Winter unzugänglichen Teilen der Präfektur.

Shichō
(1903–2010)
Sitz Sōgō Shinkō-kyoku und Shinkō-kyoku
(ab 2010)
Name Kanji Name Kanji
Sorachi 空知支庁 Iwamizawa Sorachi[f 1] 空知総合振興局
Ishikari 石狩支庁 Chūō-ku, Sapporo └ Ishikari 石狩振興局
Shiribeshi 後志支庁 Kutchan Shiribeshi 後志総合振興局
Iburi 胆振支庁 Muroran Iburi 胆振総合振興局
Hidaka 日高支庁 Urakawa └ Hidaka 日高振興局
Oshima 渡島支庁 Hakodate Oshima 渡島総合振興局
Hiyama 檜山支庁 Esashi └ Hiyama 檜山振興局
Kamikawa 上川支庁 Asahikawa Kamikawa 上川総合振興局
Rumoi 留萌支庁 Rumoi └ Rumoi[f 2] 留萌振興局
Sōya 宗谷支庁 Wakkanai Sōya 宗谷総合振興局
Abashiri 網走支庁 Abashiri Ochotsk オホーツク総合振興局
Tokachi 十勝支庁 Obihiro Tokachi 十勝総合振興局
Kushiro 釧路支庁 Kushiro Kushiro 釧路総合振興局
Nemuro 根室支庁 Nemuro └ Nemuro 根室振興局
  1. Horokanai zum Kamikawa Sōgō Shinkō-kyoku
  2. Horonobe zum Sōya Sōgō Shinkō-kyoku

Größte Orte

Gemeinde Einwohner
1. Oktober 2000
Einwohner
1. Oktober 2005
Einwohner
1. Oktober 2006
Sapporo 1.822.368 1.880.875 1.888.953
Asahikawa 359.536 354.988 353.540
Hakodate 305.311 294.212 290.927
Kushiro 201.566 190.477 188.653
Tomakomai 172.086 172.755 173.013
Obihiro 173.030 170.586 170.064
Otaru 150.687 142.165 140.089
Kitami 132.125 129.365 128.630
Ebetsu 123.877 125.589 125.497
Muroran 103.278 98.373 97.322
Iwamizawa 96.302 93.677 93.155
Chitose 88.897 91.439 92.124
Eniwa 65.239 67.614 67.955

Siehe auch

Literatur

  • Rolf-Harald Wippich: Japan als Kolonie? Max von Brandts Hokkaido-Projekt 1865/67. Abera Meyer, Hamburg 1997, ISBN 3-931567-53-2.
  1. Jesso. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 9. Band, Seite 905.
  2. Japanisches Meer. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 9. Band, Seite 872.
  3. Präfekturparlament Hokkaidō: Abgeordnete nach Wahlkreis und Fraktion

Weblinks

 Commons: Präfektur Hokkaidō – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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