Holzessig

Holzessig
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Holzessig (lat. Aceturn lignorum oder auch Acidum pyrolignosum) ist ein Produkt aus der Holzverarbeitung.

Herstellung

Wenn Holz nach Art der Gassteinkohlen der trocknen Destillation unterworfen wird, so hinterlässt dasselbe circa 20–30 % Kohle und die abgetriebenen Destillationsprodukte sind teils wirkliche Gase (Leuchtgas), teils Dämpfe von Flüssigkeiten, die durch Kühlvorlagen wieder tropfbar verdichtet werden. Sie bilden ein Gemisch zahlreicher Substanzen, das sich aber bei ruhigem Stehen schon von selbst in zwei Schichten trennt, nämlich Holzteer, welcher die untere Stelle einnimmt, und roher Holzessig. Beide sind Verkaufsware, soweit nicht der letztere sofort weiter verarbeitet wird.

Bei der Verkohlung von Holz nach hergebrachter Weise in Meilern gehen die Destillationsgase und Dämpfe natürlich in die Luft; dagegen bieten Holzgasfabriken die beste Gelegenheit zur Zugutemachung sämtlicher Produkte; während hier das Gas die Hauptsache ist, geben Kohle, Teer und Essig gute Nebeneinkünfte, wenn überhaupt die Bezugs- und Absatzverhältnisse günstig liegen. Andererseits verlegt man sich jetzt immer mehr darauf, auch bei der eigentlichen Kohlenbrennerei das Destillationsverfahren an Stelle der Meilerverkohlung einzuführen, wodurch der Holzessig und Teer gewonnen und das auftretende Gas dadurch noch einigermaßen benutzt wird, dass man es in den Retortenofen leitet und mit verbrennen lässt.

Diese verbesserte Köhlerei findet namentlich in England seit Ende des 19. Jahrhunderts und in großem Umfange statt, da dort auch der Holzgeist eine besondere Bedeutung hat, der aus dem Holzessig gewonnen wird. Wo große Wälder so wenig Transportmöglichkeiten nach außen haben, dass das Holz weder als Nutz- noch Brennmaterial abzusetzen ist, sind Kohlenbrennereien am Platze. Wo jetzt statt dessen Holzdestillationen angelegt werden, würde die Beschaffung und der Transport von Fässern wieder Schwierigkeiten machen; man zieht es daher vor, die Essigsäure an Kalk zu binden. Der trockene holzessigsaure Kalk bildet dann ein leicht in Säcken transportables Material zur Herstellung von Essigsäure.

Der rohe Holzessig, eine braune, saure, unangenehm teerig und rauchig riechende und schmeckende Flüssigkeit, besteht neben Wasser aus Essigsäure, Holzgeist und kleinen Mengen von Kreosot, Brandharzen und Brandölen, Aldehyd und anderen Produkten der Destillation, die hier nur die Rolle von Unreinigkeiten spielen.

Die Ausgiebigkeit an den Bestandteilen des Essigs ist verschieden je nach den verschiedenen Holzarten und zu einem guten Teil auch nach den Apparaten und der mehr oder weniger guten Leitung der Feuerung. Die meiste Essigsäure enthält das Destillat von Buchen- und Birkenholz. Im allgemeinen wechselt der Gehalt zwischen 5 und 9 % Essigsäure.

Verwendung

Der rohe Holzessig dient für sich als fäulniswidriges, auch wohl Motten und andere Insekten abhaltendes Mittel, zur Konservierung von Holz und zum Bestreichen von Fleischwaren (kalte Räucherung).

Für Färbereien und Druckereien hat derselbe viel Verwendung zur Herstellung des zu gewissen Farben erforderlichen holzessigsauren Eisens, ferner dient er statt gewöhnlichen Essigs zur Herstellung von Bleizucker, essigsaurer Tonerde und anderer Präparate. (Vergleiche: Essigsäure).

Durch Umdestillieren des rohen Holzessig in der Weise, dass nur drei Viertel vom Ganzen abgezogen werden, erhält man den gereinigten oder rektifizierten Holzessig, der in der Medizin verordnet wird, aber noch kein reiner Essig ist, denn derselbe riecht immer noch brenzlig und verliert unter Einfluss von Luft und Licht seine anfängliche Farblosigkeit wieder, indem die ihm noch inwohnenden Brennstoffe durch Sauerstoffaufnahme sich färben und die Flüssigkeit gelblich oder bräunlich erscheinen lassen.

Die Reinherstellung von Essigsäure und Holzgeist wurde Ende des 19. Jahrhunderts in großem Maßstab betrieben.

Siehe auch


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