Homosexualität im Neuen Testament

Homosexualität im Neuen Testament

Obwohl Homosexualität im Neuen Testament der Bibel kaum explizit genannt wird, haben die wenigen Aussagen starken Einfluss auf die Morallehre der christlichen Kirchen genommen. Da der gegenwärtige theologische Diskurs von den theoretischen Konzepten des „sozialen Konstruktivismus“ und des „Essenzalismus“ ebenso geprägt ist wie durch unterschiedliche Positionen von Seiten der liberalen Theologie einer- und der konservativen Theologie andererseits, findet sich eine große Bandbreite von Auslegungen und philologisch orientierten Forschungsergebnissen die Homosexualität betreffende Bibelstellen des Neuen Testamentes, die sich auf gleichgeschlechtliches Verhalten beziehen (Röm 1,26/27 EU; 1 Kor 6,9 EU; 1 Tim 1,10 EU).

Inhaltsverzeichnis

Liberale hermeneutische Standpunkte

Sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Personen werden nur in den Paulusbriefen (im Römerbrief und im Ersten Brief an die Korinther) sowie im Ersten Brief an Timotheus erwähnt, der möglicherweise erst um das Jahr 100 n. Chr. von einem unter dem Namen des Paulus schreibenden Autor im Umfeld der frühkirchlichen Gemeinden verfasst wurde.[1] Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bestand ein praktisch universeller Konsens der Bibelausleger, dass sexuelle Handlungen nur zwischen Mann und Frau innerhalb der heterosexuellen Ehe akzeptiert seien, während gleichgeschlechtliche Handlungen sündhaft und entgegen Gottes Willen für die menschliche Sexualität wären. Heute gibt es ein weites Spektrum von hermeneutischen und exegetischen Varianten bezüglich der Bibelauslegung des Neuen Testamentes im Bereich der ethischen Bewertung gleichgeschlechtlicher Beziehungen.[2][3]

Den Ergebnissen der Mehrheit der gegenwärtigen Altertumsforscher sowie vieler nicht-evangelikaler Theologen zufolge war anlagebedingte Homosexualität damals nicht im Blick der neutestamentlichen Autoren, weil die diesbezüglichen sexualwissenschaftlichen, medizinischen und psychologischen Erkenntnisse, die seit dem 19. Jahrhundert das moderne, wissenschaftliche Verständnis von Homosexualität prägen, zur Entstehungszeit der Quellentexte des Neuen Testamentes, also während des ersten Jahrhunderts n. Chr., noch nicht vorhanden waren.[4][5][6][7] Allerdings wird von Seiten dieser Forscher eingeräumt, dass die Vorstellung einer eventuell naturellbedingten, „konstitutionellen“ Affinität des Menschen zu Partnern des eigenen Geschlechts punktuell in den Schriften einzelner klassisch-griechischer sowie hellenistisch-griechischer Philosophen des vierten bis ersten Jahrhunderts v. Chr. durchaus erkennbar sei, und zwar in dem um 380 v. Chr. entstandenen Symposion des Platon, in der Nikomachischen Ethik des Aristoteles, bei Pseudo-Aristoteles sowie bei Ptolemaios.[8] Hierbei sei jedoch zum einen zu betonen, dass diese antike Denkfigur keineswegs vollständig mit dem neuzeitlichen Verständnis von „Homosexualität“ im Sinne des medizinisch-psychologischen Theoriezusammenhangs des 19. Jahrhunderts in Einklang gebracht werden könne und dass zum anderen diese „platonisch-aristotelische Sexualvorstellung“ in den meisten übrigen griechischen ebenso wie in nahezu sämtlichen römischen Quellentexten nicht erkennbar sei, da in diesem, von den Schriften der oben genannten Philosophen abweichenden, Quellenkorpus völlig unterschiedliche Termini, Darstellungskategorien und Deutungsmuster mit Blick auf gleichgeschlechtliche Sexualität zum Tragen kämen.[9] Der Hauptunterschied zwischen der Idee von einer „konstitutionellen“ Neigung zum eigenen Geschlecht bei den oben genannten vier griechischen Philosophen des Altertums und dem modernen Konzept von „Homosexualität“ als „sexueller Orientierung“ im Sinne der Moderne wird von konstruktivistischen Forschern u. a. darin gesehen, dass die erwähnten klassischen-griechischen bzw. hellenistischen Philosophen den Fokus ihrer Ausführungen auf die hellenische Päderastie als mögliche „konstitutionelle“ Neigungsform beschränken und somit nicht sämtliche Erscheinungsformen gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens vor Augen hätten.[10] Während des ersten Jahrhunderts n. Chr. sei demzufolge – wie überhaupt innerhalb der antiken, mittelalterlichen und vormodernen Geschichte – „Homosexualität“ als phänomenologischer Bestandteil der Identität eines Menschen, der durch eben dieses Merkmal sich einerseits selbstreflexiv als „homosexuell“ einstuft und wahrnimmt sowie andererseits von der ihn umgebenden Gesellschaft als „Homosexueller“ angesehen und behandelt werde, weitgehend unbekannt gewesen und selbst die Denkkategorie einer „seelischen Affinität“ zum eigenen Geschlecht im Sinne Platons bzw. des Aristoteles habe in den meisten Räumen und Zeitabschnitten des antiken Zeitalters und der antiken Welt eine eher marginale Rolle gespielt. Als charakteristisch für die sexualkonzeptionelle und gesellschaftliche Konfiguration gleichgeschlechtlichen Verhaltens im klassischen Altertum erachtet diese Gruppe von Forschern die sozialhistorischen Kategorien von „Freiheit“ versus „Unfreiheit“ sowie von „sexueller Aktivität“ versus „sexuelle Passivität“ bezüglich der damals beteiligten, antiken Sexualpartner.[11] Demnach gehe auch Paulus von Tarsus in seinen Briefen nicht von polymorphen „sexuellen Orientierungen“ bzw. „Geschlechterphänomenen“ im Sinne des medizinisch-sexualwissenschaftlichen Theoriezusammenhangs des 19. bis beginnenden 21. Jahrhunderts aus.[12] Wissenschaftstheoretisch wird dieser Ansatz der Forschung hinsichtlich Sexualwissenschaft, geschlechtergeschichtlicher Phänomene und bezüglich des Themas „Bibel und Homosexualität“ als „sozialer Konstruktivismus“ bezeichnet.[13]

Ansätze, welche die verschiedenen und der Meinung konstruktivistischer Forscher zufolge in ihrer Phänomenologie historisch auf die antik-griechische bzw. antik-römische Gesellschaft beschränkten Erscheinungsformen gleichgeschlechtlichen Verhaltens im Altertum (also die klassisch-griechische Päderastie, Sexualkontakte zwischen römischen und hellenistischen „Herren“ einerseits und sowohl erwachsenen als auch halbwüchsigen männlichen Sklaven andererseits, die „römisch-priapische“ Form der Päderastie, gleichgeschlechtliche Prostitution, Tempelprostitution, mann-männliche Sexualbeziehungen innerhalb männerbündisch organisierter Gefolgschaftsverbände) zusammenfassend als „Varianten von Homosexualität“ im Sinne einer neuzeitlichen Konzeption von „sexueller Orientierung“ interpretieren, werden von konstruktivistischen Wissenschaftlern mit der Begründung kritisiert, dass die im griechischen und römischen Quellenmaterial vorzufindenden Begriffe, mit denen diese unterschiedlichen Erscheinungsformen antiken gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens bezeichnet werden (z. B. paiderastia, arsenokoitai, malakoi, arrenomixia, aschämosünä [griech.] oder puer delicatus, pathicus, cinaedus, corpore infamis [lat.]), stets jeweils nur auf Teilaspekte innerhalb einer größeren Bandbreite gleichgeschlechtlicher Verhaltensformen und Verhaltensmuster anwendbar seien und somit ein phänomenologisch zusammenfassender Oberbegriff, der alle diese partikularen Einzelerscheinungen in generalisierender Weise beschreiben würde, wie ein solcher mit dem modernen Neologismus „Homosexualität“ seit dem 19. Jahrhundert innerhalb der neuzeitlichen Kultur Europas und Nordamerikas vorliegt, im Quellenbild der griechischen wie auch in der römischen Antike fehle.[14][15][16] Die Frage, ob Paulus bei der Abfassung des Römerbriefes sowie des Ersten Korintherbriefes von den oben erwähnten platonischen bzw. aristotelischen Ideen beeinflusst wurde, beantwortet die aktuelle liberale Forschung zudem eher negativ.[17]

Eher kritisch sehen manche konstruktivistische Ausleger auch den hermeneutischen Ansatz, die Aussagen des Paulus zum gleichgeschlechtlichen Verhalten seiner (heidnischen) Zeitgenossen in seinen Briefen mit dem Textbestand der Evangelien in direkte interpretatorische Beziehung zu setzen, da zum einen Paulus nicht der Autor der Evangelientexte sei und zum anderen in den Evangelien überhaupt keine Aussagen zu gleichgeschlechtlicher Sexualität getroffen würden. Aus diesem „Schweigen der Evangelien“ könne jedoch aus methodischen Gründen weder im Positiven noch im Negativen irgendeine Aussage zur Frage der Einschätzung gleichgeschlechtlichen Verhaltens abgeleitet werden, da ansonsten ein methodisch unergiebiges argumentum e silentio entstünde, zumal das in den Evangelientexten anzutreffende völlige Schweigen Jesu zu dieser Problematik eher darauf hindeute, dass Jesus im Rahmen seiner Verkündigung die gleichgeschlechtliche Phänomenologie für irrelevant erachtet habe.[18]

Insgesamt ist festzuhalten, dass die liberale Forschung großen Wert auf die ideen- und kulturgeschichtliche Kontextualisierung sowie auf die begriffliche und mentalitätshistorische Historisierung der in den biblischen Quellen getroffenen Aussagen legt.[19] Da die in der Bibel genannten verschiedenen Erscheinungsformen gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens jeweils unterschiedlich strukturiert und gesellschaftlich konfiguriert gewesen und zudem bei verschiedenen antiken Völkern aufgetreten seien [versuchte Ritualvergewaltigung im Alten Testament (AT), kanaanäische Sexualkulte, kultische Prostitution zur Zeit des AT im Unterschied zu sexuellen Kontakten zwischen Herren und Sklaven, profaner Prostitution sowie „römisch-priapischer Päderastie“ zur Zeit der Entstehung des Neuen Testamentes im Römischen Reich], lehnt die liberale Theologie eine sammelbegriffliche Zusammenfassung der verschiedenen in der Bibel erwähnten Erscheinungsformen gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte unter dem modernen Begriff der „homosexuellen Handlungen“ als anachronistisch ab und negiert darüber hinaus die Möglichkeit eines unmittelbaren Transfers des in der Bibel zu Tage tretenden antiken Sexualverständnisses sowie der antiken Sexualkonzeptionen hinsichtlich gleichgeschlechtlichen Verhaltens auf die Lebenssituation gegenwärtiger homosexueller Mitglieder christlicher Gemeinden aus methodischen Gründen.[20]

Unter sexualwissenschaftlichem Blickwinkel werden konservative und evangelikale Autoren als „Essenzialisten“ bezeichnet, die der Auffassung seien, dass der Begriff einer homosexuellen Veranlagung im Sinne einer der modernen Vorstellung von „sexueller Orientierung“ als Persönlichkeitsmerkmal entsprechenden Form in der Antike durchaus existiert habe.[21]

Nicht-liberale hermeneutische Standpunkte

Während liberale Autoren sich oft auf ausschließlich auf die wenigen Stellen konzentrieren, in denen direkt von gleichgeschlechtlichen Handlungen gesprochen wird, stellen nicht-liberale Autoren diese Aussagen in der Regel in den Kontext der allgemeinen biblischen Aussagen über den Menschen als Mann und Frau und über sexuelle Beziehungen, wobei im Neuen Testament insbesondere auf die diesbezüglichen Aussagen von Jesus verwiesen wird.[22] Ebenso wird neben der griechischen und römischen Sicht bezüglich gleichgeschlechtlichen Handlungen auch die Sicht des frühen Judentums berücksichtigt.[23]

Ebenso Robert A. J. Gagnon, der aus dem Gesamtkontext von Römer 1-8 schließt, dass Paulus die sündigen Neigungen und Passionen der Menschheit als angeboren und den Menschen kontrollierend angesehen habe.[24] Gagnon stellt die paulinischen Aussagen in den Gesamtkontext der neutestamentlichen Aussagen über Sexualität insbesondere auch in den Evangelien[25] und setzt sie in Beziehung zu denen jüdischer Zeitgenossen von Paulus.[26]

Wolfhart Pannenberg geht ebenfalls vom Menschenbild der Schöpfungsgeschichte aus. Die paulinischen Aussagen sind für ihn eindeutig Teil des biblischen Zeugnisses zu dem Thema und nicht relativierbar als Ausdruck einer überholten kulturgeschichtlichen Situation.[27]

Der Neutestamentler und Historiker N.T. Wright kommt aufgrund des Studiums der Klassiker zu dem Schluss, dass in der klassischen Antike ähnlich viel über Varianten von Homosexualität bekannt gewesen sei wie heute.[28] Ebenso betont er, dass es sich bei der Ablehnung von gleichgeschlechtlichen Handlungen nicht um eine enge Auslegung weniger Paulus-Verse handle sondern um die einmütige Lehre der ganzen Bibel, von Jesus selbst und der gesamten christlichen Tradition.[29]

Richard B. Hays argumentiert, dass die Ätiologie von Homosexualität für normative christliche Ethik irrelevant sei, da die christliche Ethik bereits im Neuen Testament klar nicht davon ausgehe, dass alle angeborenen Wesenszüge gut und wünschenswert seien.[30]

Paulusbriefe und der Erste Brief an Timotheus

Im Römerbrief erwähnt Paulus den mannmännlichen Beischlaf in Bezug auf vom Glauben abgefallene bzw. nicht an Gott glaubende Menschen, wobei er vermutlich auch die polytheistischen Römer und Griechen der ihn umgebenden hellenistisch-heidnischen Welt der römischen Kaiserzeit vor Augen hat. Nach der Ansicht liberaler Ausleger wendet sich Paulus dort in Lasterkatalogen vor allem gegen sexuelle Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse.[31] Innerhalb der paganen römisch-hellenistischen Gesellschaft der Kaiserzeit waren gleichgeschlechtliche Sexualbeziehungen derart strukturiert, dass Sexualkontakte zwischen freien römischen Herren bzw. freien Einwohnern der römischen Provinzen einerseits und Sklavenknaben bzw. dem Sklavenstand zugehörigen Lustknaben (pueri delicati) andererseits toleriert, teilweise offen akzeptiert wurden und offenbar weite Verbreitung fanden, während parallel dazu gleichgeschlechtliche Beziehungen sowohl zwischen freigeborenen römischen Bürgern und freien römischen Jünglingen als auch zwischen erwachsenen römischen Bürgern sexualethisch abgelehnt, zum Teil offenbar auch strafrechtlich geahndet wurden, so u.a. durch die um 149 v. Chr. erlassene Lex Scantinia.[32][33][34] Bei derartigen Sexualbeziehungen zwischen erwachsenen und freien römischen Bürgern einerseits und Sklaven(knaben) andererseits hatte nach römischem Verständnis der mit dem römischen Bürgerrecht ausgestattete der beiden Sexualpartner die aktive, der unfreie hingegen die passive Rolle einzunehmen.[35] Die sexuelle Passivität eines freien Römers verfiel einem ethischen Verdikt, die aktive Rolle im Rahmen sexueller Kontakte mit Sklaven beiderlei Geschlechts erschien im Kontext der römisch-paganen Sexualvorstellungen hingegen als durchaus legitim. Nur in diesem konzeptionellen Rahmen wurden gleichgeschlechtliche Sexualkonatkte in der römisch-hellenistischen, heidnischen Umgebung des Paulus toleriert bzw. affirmativ zur Kenntnis genommen.[36] Dass Sexualbeziehungen zwischen Sklavenhaltern und ihren Sklaven, die als „Eigentum“ ihrer jeweiligen Herren galten, eben wegen des damit verbundenen enormen Machtgefälles zwischen den beteiligten Sexualpartnern in vielen Fällen Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse darstellten, liegt auf der Hand. So wie die Menschen in ihrer Religion Geschöpfe statt den Schöpfer verehrten, so habe der Schöpfer – Paulus zufolge – die nicht an den „Logos“ glaubenden Heiden zur Strafe für ihren Unglauben der schändlichen "Vertauschung" ihrer Leidenschaften überlassen.[37]

Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers - gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen. Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. (Röm 1,25-27 EU).

Der gleichgeschlechtliche Verkehr wird im Römerbrief als Folge, nicht als Ursache der Ablehnung Gottes dargestellt. Letztlich erscheint das von Paulus erwähnte gleichgeschlechtliche Verhalten der hellenistisch-römischen bzw. griechischen "Heiden" demzufolge als monokausale Folge von Götzendienst und Unglauben, wird nach Ansicht mancher Ausleger jedoch nicht auf Angehörige der frühchristlichen Gemeinden angewendet.[38] Ob der Satz über widernatürlichen Verkehr bei Frauen sich auf lesbische Sexualität oder auf heterosexuellen Analverkehr oder gar auf sexuelle Kontakte zwischen Frauen und Tieren[39] bezieht, ist nach manchen Auslegern unklar, da bei der Rede vom natürlichen Verkehr der Frauen die Präzisierung "mit Männern" fehle und keine dahingehende Präzisierung erfolge, mit wem die Frauen denn "unnatürlich" verkehrten. Eine pastorale Anwendung dieser Stelle auf gleichgeschlechtliche Sexualität unter weiblichen Angehörigen christlicher Kirchen erscheint manchen liberalen Auslegern als problematisch.[40]

Wenige Ausleger haben die Ansicht vertreten, dass der Abschnitt des Römerbriefs (1,19 EU bis 2,1 EU, also einschließlich 1,26.27 EU) nicht aus der Hand des Apostels stamme, sondern eine spätere Einfügung sei.[41]

Neben dem Römerbrief gibt es auch zwei weitere Stellen, an denen mannmännlicher Beischlaf verurteilt wird. So heißt es im ersten Korintherbrief (und ähnlich im ersten Brief an Timotheus, 1,9f EU):

Wißt ihr denn nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben. (1_Kor 6,9 EU).

Die Begriffe, die der Autor im griechischen Original benutzt, sind μαλακός (malakos eigentlich „weich“, „schwach“[42]) in der Bedeutung von „schmachtend“, „effeminiert“ und ἀρσενοκοίτης (im Griechischen außerhalb des NT hauptsächlich ἀρρενοκοίτης: arsenokoites/arrhenokoites, „mit-Männern-Lieger“), ein aus im Textbestand der griechischen Septuaginta vorfindlichen Wortbausteinen [arsenos und koiten] zusammengesetzer paulinischer Neologismus. Die Einheitsübersetzung (im NT ökumenisch), welche diese Bezeichnungen mit „Lustknabe“ bzw. „Knabenschänder“ übersetzt, deutet diese Begriffe altersbezogen in Richtung einer Verurteilung der Päderastie. Vor dem historischen Hintergrund, dass die nicht mit sozialer Ächtung oder Strafe bedrohten Erscheinungsformen gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens innerhalb der römisch-heidnischen Welt sich hauptsächlich zwischen Herren bzw. Sklavenhaltern einerseits und Sklaven bzw. Sklavenknaben anderseits vollzogen, zudem häufig mit dem Bereich der Prostitution eng verwoben waren oder direkt in Gestalt von Prostitution erschienen, wird klar, warum sich μαλακός und ἀρσενοκοίτης im Ersten Korintherbrief jeweils auf den passiven (μαλακός, d. h. den Lustknaben) bzw. aktiven (ἀρσενοκοίτης, d. h. den erwachsenen, römischen Bürger als Sklavenhalter bzw. als jemand, der gegen Geld die Dienste zumeist versklavter männlicher Prostituierter in Anspruch nimmt) Partner im Rahmen einer in die Zusammenhänge von „Herr“ und „Sklave“ bzw. „Kunde“ und „Prostituierter“ eingebundenen Konfiguration der „römisch-priapisch“ strukturierten, antiken und daher vormodernen Sexualität beziehen[43][44]: Es ging einerseits um Sexualbeziehungen zwischen freien Römern und Sklaven, also um ein deutliches rechtliches und gesellschaftliches Machtgefälle zwischen den Beteiligten, andererseits waren diese Kontakte oftmals in den Rahmen gleichgeschlechtlicher Prostitution eingebunden, im Osten des Imperium Romanum zudem möglicherweise auch noch verbunden mit dem Phänomen der kultischen Prostitution im Rahmen polytheistischer Gepflogenheiten.[45] Auf das monogame Zusammenleben zweier erwachsener Männer der Gegenwart, die in beiderseitigem Einverständnis und auf gleicher gesellschaftlicher Augenhöhe freiwillig zusammenleben, lassen sich allein aufgrund dieser geschichtlichen Hintergründe weder Röm. 1, 27 noch 1. Kor. 6,9 noch 1. Tim. 1, 9/10 anwenden.[46]

Diese Stellen in den oben genannten "echten" Paulusbriefen sowie im pseudo-paulinischen ersten Brief an Timotheus sind die einzigen Belegstellen des Neuen Testamentes, in denen antike Erscheinungsformen gleichgeschlechtlichen Verkehrs ausdrücklich erwähnt und verurteilt werden.

Evangelien

In den Evangelien werden gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen nicht erwähnt. Das wird von liberalen und konservativen Autoren sehr unterschiedlich interpretiert.

Etliche liberale Theologen vertreten den Standpunkt, dass Jesus im Rahmen seiner Verkündigung die gleichgeschlechtliche Problematik soteriologisch und ethisch für irrelevant erachtet habe und dass deshalb das Ausleben einer monogamen homosexuellen Beziehungen zwischen Christen unter dem Signum der gegenseitige Annahme und Liebe im gegenwärtigen Christentum den Stellenwert eines Adiaphoron, d.h. eines nicht heilsrelevanten, wertneutralen "Mitteldinges", einnehme.[47] Jedoch ist innerhalb der aktuellen theologischen Forschung umstritten, ob die sexualethischen Positionen Jesu als Verschärfungen und Radikalisierungen des traditionellen Gesetzesverständnisses der Thora anzusehen sind, oder ob es sich dabei nicht vielmehr um eine konsequente Umsetzung des jesuanischen Prinzips des Primats der Philanthropie im Sinne der Erhaltung und Heiligung mitmenschlicher Gemeinschaften und gegenseitiger Nächstenliebe handele.[48] Nach Mohr spitzt Jesus dem Zeugnis der Evangelien zufolge das jüdisch-hellenistische Eheverständnis gemäß seinem Konzept der mitmenschlichen bzw. göttlichen Philanthropie zu (Mt 5,27-30 EU; wobei in allen drei synoptischen Evangelien die Ehescheidung mit der Begründung, dass eine Wiederheirat Ehebruch sei (Mt 5,23 EU) (Mk 10,11-12 EU) (Lk 16,18 EU) (1 Kor 7,11-12 EU), verboten wird. Der Bruch der Ehe habe zugleich den Bruch einer menschlichen Gemeinschaft dargestellt, welcher vor allem die geschiedenen Frauen in der damaligen patriarchalen Gesellschaft in eine prekäre soziale Lage gebracht habe und dem geschiedenen Ehepartner, zumeist der geschiedenen Gattin, Herzeleid zugefügt habe.[49] Liberale Ausleger argumentieren, dass eine bloße positive Darstellung der heterosexuellen Ehe an und für sich noch keineswegs beinhalten müsse, dass parallel dazu auch sämtliche anderen Formen von zwischenmenschlicher Partnerschaft abzulehnen seien, da von der Hochschätzung eines Phänomens üblicherweise den Prinzipien der philosophischen und theologischen Logik zufolge methodisch nicht automatisch auf die angeblich damit einhergehende Negierung sämtlicher übrigen denkbaren Erscheinungsformen und Phänomene eines Themenkreises rückgeschlossen werden dürfe.[50] Jesus erscheine in den Schilderungen der Evangelien insgesamt als deutlicher "Nonkonformist" mit Blick auf die Moral- und Gesellschaftsvorstellungen seiner Zeit, der sich - z.B. was seinen Umgang mit Prostituierten anbelangte, die auch nicht in gesetzeskonforme heterosexuelle Ehen eingebunden gewesen seien - als im philanthropischen Sinne eher milde und von der Strenge pharisäischer Kreise deutlich abweichend positioniert habe (Lk 7,36-50 EU). Dieser Umstand deute darauf hin, dass nicht einfach davon auszugehen sei, Jesus habe bezüglich aller durch ihn direkt nicht erwähnten Phänomene und Themenkreise automatisch mit der traditionell-pharisäischen bzw. saduzzäischen Thorauslegung seiner Zeit übereingestimmt. [51]

Konservative Autoren betonen, dass Jesus überall in allen von ihm überlieferten konkreten Aussagen bezüglich sexueller Reinheit in seinen Erwartungen deutlich über das hinausgehe, was im Alten Testament und im palästinischen Judentum des ersten Jahrhunderts üblich war. So radikalisiere Jesus das alttestamentliche Ehebruchsverbot (Mt 5,27-30 EU) und verbiete in allen drei synoptischen Evangelien und bei Paulus die Ehescheidung mit der Begründung, dass eine Wiederheirat Ehebruch sei (Mt 5,23 EU) (Mk 10,11-12 EU) (Lk 16,18 EU) (1 Kor 7,11-12 EU). Im Markusevangelium begründet Jesus das Ehescheidungsverbot mit der Schöpfungsgeschichte und der dort von Gott eingesetzten, untrennbaren heterosexuellen Ehe,(Mk 10,2-12 EU) was von konservativen Autoren als implizite Ablehnung von gleichgeschlechtlichen sexuellen Beziehungen interpretiert wird.[52][53]

Konservative Ausleger verweisen zudem darauf, dass Jesus sich konkret Sündern zugewandt habe, sexuelle Sünder eingeschlossen, aber nicht um sie in ihrem Verhalten zu bestärken sondern um sie zur Umkehr zu bewegen. Auch in den konkreten drei Beispielen im Umgang mit Frauen, die sich sexuell verfehlt hatten, gäbe es keine Anzeichen, dass er ihr Fehlverhalten gutheisse. Er habe die Ehebrecherin nicht verurteilt (wobei nach konservativer Lesart eine Verurteilung in dieser Situation nicht ein moralisches Urteil sondern konkret die Vollstreckung der Steinigung gewesen wäre) aber er habe ihr gesagt, sie solle nicht mehr sündigen, was sexualmoralisch und nicht ontologisch zu verstehen sei. Der Sünderin in Lukas 7 werden laut Gagnon ihre Sünden vergeben, jedoch nicht toleriert. Die Samaritanerin am Brunnen (Joh 4 EU) wird zur Evangelistin. [54]

Das Schweigen Jesu bezüglich gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen wird von konservativen Autoren damit begründet, dass diese Thematik im Judentum des 1. Jahrhunderts so wenig ein Thema wie Inzest oder Zoophilie (die Jesus auch nicht erwähnt) gewesen sei, da die alttestamentlichen Aussagen eindeutig negativ und die Haltung des religiösen Judentums diesbezüglich so ungeteilt gewesen sei, dass er keinen Grund gehabt habe, sich mit einer Sache zu befassen, die mutmaßlich keinen Streitpunkt dargestellt habe und bei der er keine abweichende Meinung gehabt habe - im Gegensatz zu Fragen bezüglich heterosexueller Untreue und Ehescheidung, über die gestritten wurde, und wo er eine von der gängigen Sicht abweichende Meinung vertrat. [55]

Pro-homosexuelle Autoren erwähnen Mt 19,12 EU, wo Jesus davon spricht, dass „manche von Geburt an zur Ehe unfähig“ sind, dies ohne Verurteilung. Auch heilt Jesus den Diener eines römischen Hauptmannes auf dessen Bitte hin. Es ist ungewöhnlich, dass ein heidnischer Hauptmann sich für einen einfachen Sklaven so vor einem Juden demütigt. Dies wird von manchen liberalen Auslegern so interpretiert, dass es sich um einen Geliebten des Römers gehandelt habe, was für Jesus dann ebenso offensichtlich gewesen wäre. Diese These wird allerdings vom Neutestamentler Robert A. J. Gagnon als weit hergeholter Missbrauch bezeichnet.[56]

Der Autor Bob Arthur[57][58] ist der Ansicht, die folgende Stelle aus der Bergpredigt könne als Verurteilung von Homophobie ausgelegt worden: :"[...] wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein." (Mt 5,22 EU). Das Wort "raka", das so im griechischen Text des NT zu finden ist und oft unübersetzt belassen wird, ließe Raum für andere Interpretationen als das übliche "Dummkopf". Das Wort, das normalerweise als griechische Transliteration des aramäischen reyqah ("hohl" bzw. "Hohlkopf") aufgefasst wird, könne auf die hebräisch-aramäische Wurzel rakak, "weich sein", zurückgeführt werden. Arthur ist der Auffassung, es handele sich hier um die weibliche Form rakkah des entsprechenden Adjektivs und dies lege die Vermutung nahe, Jesus habe eine schimpfliche Redewendung tadeln wollen, die einen Mann als "effeminiert" bezeichnet. Robert Gagnon wendet ein, dass das Verbot einer solchen Beschimpfung im Gegenteil deutlich darauf hinweisen würde, dass Homosexualität nicht akzeptiert ist. Diese Interpretation erweist sich jedoch ihrerseits als problematisch, da im antik-hellenistischen bzw. römerzeitlichen Kontext keineswegs sämtliche Erscheinungsformen gleichgeschlechtlicher Sexualität mit der Eigenschaft der "Effeminiertheit" in Verbindung gebracht wurden und sich dieser Vorwurf der "Effeminiertheit" (lat. pathicus, cinaedus) eigentlich nur auf die sexuelle Passivität römischer Bürger bzw. persönlich freigeborener Männer und Jünglinge bezog. Verschiedene renommierte Bibelwissenschaftler wie z. B. Joachim Jeremias lehnen zudem diese Bedeutung von raka als unbezeugt ab, worauf Gagnon hinweist.[59]

Aufgrund der Tatsache, dass die Zuhörer und Anhänger Jesu mehrheitlich illiterate Angehörige der Mittel- und Unterschichten (Aramäisch: die soziale Gruppe der 'am ha'ares) der damaligen jüdischen Bevölkerung Galiläas und Judäas und nur zu einem geringen Teil mit dem Tanach vertraute Gelehrte, also Sadduzäer und Pharisäer, waren, erscheint es der liberalen Forschung zufolge als unwahrscheinlich, dass Jesus mit der Verwendung des griechisch-hellenistischen Begriffs der „Porneia“ (also des römerzeitlichen Verständnisses der Unzucht), in Matthäus. 15, 19 (und ähnlich auch in Markus 7, 21) lediglich eine sammelbegriffliche, inhaltliche Wiederholung des Verbots sämtlichen im Buch Levitikus verurteilten Sexualverhaltens, und somit auch pauschal gleichgeschlechtlicher Sexualität unter Männern, gemeint habe. Liberale Theologen interpretieren diese beiden Jesusworte also nicht im Sinne einer bloßen Wiederaufnahme alttestamentlicher Sexualverbote, sondern vielmehr als Rede über diejenigen spezifischen geschlechterhistorischen Phänomene, die man zur Zeit Jesu im hellenistisch geprägten Osten des Römerreiches eben mit dem Begriff der „Porneia“ zu bezeichnen pflegte: nämlich Prostitution sowohl mit Frauen als auch mit Männern, Götzendienst im Rahmen von Tempelprostitution, (heterosexuellen) Ehebruch sowie die damals weit verbreiteten sexuelle Kontakte zwischen römischen oder hellenistischen Herren einerseits und Sklavinnen und Sklaven andererseits.[60] Eine direkte Übertragung dieses antiken „Porneia“-Verständnisses auf die gegenwärtigen Lebensformen moderner homosexueller Männer und Frauen lehnen liberale Ausleger aus Gründen der kulturhistorischen und mentalitätsgeschichtlichen Historisierung des Quellenmaterials ab.[61]

Im Johannesevangelium wird von einem namentlich nicht genannten Jünger stets mit der Wendung „der, den Jesus liebte“ gesprochen (Joh 13,23 EU; 21,7 EU; 21,20 EU) und deswegen in der Exegese auch als Lieblingsjünger bezeichnet. Nach traditioneller Sicht und nach dem Schlusswort des Evangeliums (Joh 21,24 EU) handelt es sich dabei um den Evangelisten Johannes selbst.

Im Mittelalter sahen manche Quellen Jesus und Johannes (analog zu den alttestamentlichen Gestalten von David und Jonathan) als „geschworene Brüder“.

In der frühen Neuzeit wurde des Öfteren auf Jesus und Johannes Bezug genommen, um die Existenz intimer Freundschaften zwischen Männern zu rechtfertigen. So antwortete beispielsweise König Jakob I. im Jahr 1617 auf die Vorwürfe des englischen Parlaments, das ihn wegen seines Verhältnisses zu George Villiers attackierte:

Ihr könnt sicher sein, dass ich den Herzog von Buckhingham mehr als jeden anderen liebe und mehr als euch, die ihr hier versammelt seid. Ich wünsche für mich selbst zu sprechen und nicht, dass dies für einen Mangel gehalten wird, denn Jesus Christus hat dasselbe getan und daher kann ich nicht beschuldigt werden. Christus hatte seinen Sohn Johannes, und ich habe meinen George.

Der Theologe Theodore Jennings hat das Johannes-Evangelium herangezogen, um die gleichgeschlechtliche Liebe gegen religiöse Angriffe zu rechtfertigen. In seinem 2003 erschienenen Buch The Man Jesus Loved hat er unter Verweis auf das Johannesevangelium und auf andere Stellen der Evangelien die Ansicht vertreten, dass der Mann, den Jesus liebte, dessen „schwuler Freund“ gewesen sei. Diese Theorie wird als Außenseiterhypothese abgelehnt.[62]

Judasbrief

Der Brief des Judas enthält einen Verweis auf die Sodomerzählung (Genesis 19):

Die Engel, die ihren hohen Rang missachtet und ihren Wohnsitz verlassen haben, hat er mit ewigen Fesseln in der Finsternis eingeschlossen, um sie am großen Tag zu richten. Auch Sodom und Gomorrha und die umliegenden Städte sind ein Beispiel: In ähnlicher Weise wie jene trieben sie Unzucht und wollten mit Wesen anderer Art verkehren; daher werden sie mit ewigem Feuer bestraft. (Jud 1,6-7 EU)

Das „anders geartetem Fleisch nachgehen“ dieser Verse wird von vielen nicht-liberalen Exegeten (z. B. Wuppertaler Studienbibel, Wesley Notizen zur Bibel, Jamieson-Fausset-Brown Bible Commentary) als homosexuelle Handlungen verstanden. Die liberale Theologie hingegen sieht in Jud 1, 6-7 eine Parallele zwischen den Göttersöhnen, die Menschen begehrten (1.Mose 4, in Henochs Auslegung Engel) und den Einwohnern Sodoms, die Engel begehrten (Gen 19,1-11 EU[63]); dies auch vor demjenigen Hintergrund, dass bei der Formulierung des "anders gearteten Fleisches" im griechischen Urtext vermutlich an Sexualkontakte zwischen Menschen und nicht-menschlichen Wesen (Göttersöhnen, Engeln) zu denken sei, da sexuelles Verhalten zwischen Menschen desselben Geschlechts im sonstigen griechischen Sprachgebrauch der römischen Kaiserzeit üblicherweise nicht mit der Metapher des "anders gearteten Fleisches" umschrieben werde.[64]

Literatur

  • Monja Elisabeth Art: "Liebt einander!" Die Vereinbarkeit von Homosexualität und christlichem Glauben. Wien, 2008, darin insbesondere Teil III zur Exegese neutestamentlicher Passagen, S. 134-182.
  • John Boswell: Christianity, Social Tolerance, and Homosexuality, 1981. ISBN 978-0226067117.
  • Klaus Dede: Jesus - schwul? Die Kirchen, die Christen und die Liebe - Eine Antwort, Schutter Verlag: Lahr, 2006, ISBN 978-3932429170
  • Robert A. J. Gagnon: The Bible and Homosexual Practice: Texts and Hermeneutics, 2002. ISBN 978-0687022793
  • Robert A. J. Gagnon: Sexuality in Dictionary for Theological Interpretation of the Bible, S. 739-748. Baker Academic, 1995. ISBN 978-0801026942
  • Marlis Gielen: Der Leib aber ist nicht für die Unzucht...“ (1Kor. 6, 13). Möglichkeiten und Grenzen heutiger Rezeption sexualethischer Aussagen des Paulus aus exegetischer Perspektive, in: Marlis Gielen (Hrsg.): Paulus im Gespräch – Themen paulinischer Theologie (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Bd. 186), Stuttgart 2009, S. 223-246.
  • Stanley J. Grenz: Welcoming but not affirming: An Evangelical Response to Homosexuality, 1998, ISBN 978-0664257767
  • Deryn Guest, Robert E. Goss, Mona West (Hrsg.): The Queer Bible Commentary, London 2006.
  • Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, Stuttgart, Weimar 1998, Sp. 703-707. ISBN 978-3476014702
  • Daniel A. Helminiak, What the Bible Really Says About Homosexuality, 2000. ISBN 978-1886360099.
  • Karl Hoheisel: Art. Homosexualität, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 16, Stuttgart 1994, Sp. 335-350.
  • Theodore W. Jennings: The Man Jesus Loved: Homoerotic Narratives from the New Testament, 2003. ISBN 978-0829815351.
  • Richard B. Hays: Homosexuality S 376-400 in The Moral Vision of the New Testament, 1996, ISBN 978-0060637965
  • Wilhelm Korff, Wunibald Müller: Art. Homosexualität, III. Theologisch-ethisch; IV Rechtlich bzw. Kirchenrechtlich , in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5, Basel, Freiburg, Wien 1996, Sp. 255-260. ISBN 978-3451220128
  • Hartmut Kreß: Art. Homosexualität. Ethik und Theologiegeschichte, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3, Tübingen 2000, Sp. 1884-1887.
  • Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kassel 2007.
  • Wunibald Müller: Größer als alles aber ist die Liebe. Für einen ganzheitlichen Blick auf Homosexualität, Ostfildern 2009.
  • Wunibald Müller: Homosexualität. Eine Herausforderung für Theologie und Seelsorge, Mainz 1986.
  • Jack Rogers: Jesus, the Bible and Homosexuality. Explode the Myths, heal the Church, Louisville (KY) 2009. (Online-Version hier: [1], eingesehen am 15. Dezember 2010)
  • Thomas E. Schmidt: Romans 1, 26-27: The Main Text in Context in Straight & Narrow?: Compassion & Clarity in the Homosexuality Debate, 1995, ISBN 978-0830818587
  • Robin Scroggs: The New Testament and Homosexuality. Contextual Background for Contemporary Debate, 1983.
  • Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn. Zur Diskussion um Segnung und Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare im Pfarrhaus, 2006. ISBN 978-3825896102 (Online-Version hier: [2], eingesehen am 15. Dezember 2010)
  • Martin Stowasser: Homosexualität und Bibel: Exegetische und hermeneutische Überlegungen zu einem schwierigen Thema, in: New Testament Studies 43 (1997), S. 503-526.
  • Michael Theobald: Röm. 1, 26 f.: Eine paulinische Weisung zur Homosexualität? Plädoyer für einen vernünftigen Umgang mit der Heiligen Schrift, in: Michael Theobald: Studien zum Römerbrief (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, Bd. 136), 2. Auflage, Tübingen 2003, S. 511-518.
  • Holger Tiedemann: Die Erfahrung des Fleisches: Paulus und die Last der Lust, 1998. ISBN 978-3-87173-162-4
  • Holger Tiedemann: Paulus und das Begehren. Liebe, Lust und letzte Ziele, oder: Das Gesetz in den Gliedern, 2002.
  • Dan O. Via und Robert A. J. Gagnon: Homosexuality and the Bible: Two Views, 2003, ISBN 978-0800636180
  • Klaus Wengst: Paulus und die Homosexualität. Überlegungen zu Röm. 1, 26 f., in: Zeitschrift für evangelische Ethik, Bd. 31, 1987.
  • Mona West: Take Back the Word: A Queer Reading of the Bible, Pilgrim Press, 2000. Co-editiert mit Robert Goss.

Siehe auch

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Jürgen Roloff: Der erste Brief an Timotheus, 1988, S. 23-38.
  2. Stanley J. Grenz: Welcoming but not affirming, 1998
  3. Robert A. J. Gagnon: Why the Disagreement over the Biblical Witness of Homosexual Practice: D. The Scripture Argument: The New Testament Witness in Reformed Review Autumn 2005 Vol. 59 No. 1, S. 36 ff.
  4. epd:Westfälischer Präses Buß gegen Diskriminierung Homosexueller
  5. Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, 1998, Sp. 703: Der Terminus H[omosexualität] zur Bezeichnung der auf Partner des gleichen Geschlechts gerichteten körperlichen Liebe ist nicht antik. Er verfehlt insofern die typischen Züge ant[iken] Geschlechtslebens, als darin ein individuelles Charakteristikum festgelegt wird. Das sexuelle Verhalten eines Menschen wurde in der Ant[ike] aber weniger durch seine individuellen Neigungen als durch seine soziale Stellung als Freier und Unfreier, als junger oder alter Mensch, als Mann oder Frau determiniert. Der Ant[ike] war die Vorstellung weitgehend fremd, dass Sexualität sich auf ein einziges Geschlecht bezieht.
  6. Wilhelm Korff, Wunibald Müller: Art. Homosexualität, III. Theologisch-ethisch; IV Rechtlich bzw. Kirchenrechtlich, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5, 1996, Sp. 255/256: Von zentraler Bedeutung für die theologisch- eth[ische] Bedeutung der H[omosexualität] in Bibel u[nd] Trad[ition] ist die Tatsache, dass hier noch nicht die Verfasstheit, die homosexuelle Disposition, in den Blick genommen wird, sondern alles auf das Verhalten, die h[omosexuelle] Praxis, als Ausgangs- und Zielpunkt der Beurteilung abgestellt bleibt.
  7. Hartmut Kreß: Art. Homosexualität. Ethik und Theologiegeschichte, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3, 2000, Sp. 1885.
  8. Karl Hoheisel: Art. Homosexualität, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 16, 1994, Sp. 338
  9. Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, 1998, Sp. 703-707.
  10. Elke Hartmann, Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, 1998, Sp. 704/705.
  11. Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, 1998, Sp. 703.
  12. Ulrich Wilckens: Der Brief an die Römer, 1978, S. 110.
  13. Jens Damm: Homosexualität und Gesellschaft in Taiwan 1945-1995 (Berliner China-Studien), Bd. 42, Hamburg, Münster 2003, S. 19/20: Konstruktivisten argumentieren, aufbauend auf Foucault, dass man erst mit dem Begriff „Homosexualität“ und der damit einhergehenden Schaffung einer homosexuellen Identität von [eigentlicher] Homosexualität sprechen kann und für nichtwestliche Kulturen oder historische Beschreibungen andere Konstrukte und Begriffe zur Anwendung kommen müssen. […] Sexualität und sexuelle Orientierung wurde nicht länger als ein festgeschriebenes Phänomen betrachtet, sondern als gesellschaftlich [und historisch] diskursiv geprägt gesehen.
  14. Andreas Karsten Siems (Hrsg.): Sexualität und Erotik in der Antike (Wege der Forschung, Bd. 605) , 2. Auflage, Darmstadt 1994; darin: Einleitung, S. 1-16.
  15. George Devereux: Greek Pseudo-Homosexuality and the ‚Greek Miracle’, in: Andreas Karsten Siems (Hrsg.): Sexualität und Erotik in der Antike, 1994, S. 206-231.
  16. Elke Hartmann: Art. Homosexualität, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 5, 1998, Sp. 703-707
  17. Karl Hoheisel: Art. Homosexualität, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 16, 1994, Sp. 339: Mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen, deren weite Verbreitung u[nd] hohe Einschätzung in der hellenist[ischen] Welt Paulus schwerlich verborgen bleiben konnte, hat er sich unter dieser [also auf konstitutionelle Neigung hinweisenden] Rücksicht nie befasst. Vielleicht hielt er aufgrund seiner jüd[ischen] Herkunft kaum zu verändernde Neigungen zum gleichen Geschlecht für undenkbar; abgelehnt hat er H[omosexualität] jedoch nur als frei gewählte Form der Lustbefriedigung, also als Perversion u[nd] Sünde.
  18. Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie. Kommentare und Ergänzungen, Kassel 2009, darin besonders das Kapitel Das Schweigen Jesu bezüglich gleichgeschlechtlichen Verhaltens nach der Überlieferung der Evangelien, S. 42-47.
  19. Vgl. hierzu zusammenfassend Marlis Gielen: Der Leib aber ist nicht für die Unzucht...“ (1. Kor. 6, 13). Möglichkeiten und Grenzen heutiger Rezeption sexualethischer Aussagen des Paulus aus exegetischer Perspektive, in: Marlis Gielen (Hrsg.): Paulus im Gespräch – Themen paulinischer Theologie (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Bd. 186), Stuttgart 2009, S. 244/245: In Röm. 1, 26 f. bewertet Paulus, wie auch die kontextuelle Einbindung der Verse (vgl. 1, 18–32) bestätigt, homosexuelle Handlungen als bewusst und willentlich gesetzte Akte gegen die Schöpfungsordnung. Ein solches Urteil ist jedoch angesichts der Erforschung der Homosexualität in den modernen Humanwissenschaften nicht mehr haltbar. Deren Erkenntnisse, die sich verschiedenen Forschungsansätzen verdanken, konvergieren im Ergebnis darin, dass eine homosexuelle Grundveranlagung im Sinne der Neigungshomosexualität eine irreversible Ausrichtung sexuellen Empfindens für den einzelnen bedeutet. [...] Dies gilt im Übrigen nicht nur in Bezug auf den Menschen, sondern auch für die Tiere. Denn inzwischen ist homosexuelles Verhalten unter Tieren wissenschaftlich zweifelsfrei belegt, wobei gerade unter den Primaten auch eine stark emotionale Bindung zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren beobachtet werden konnte. [...] Eine solche Einsicht war Paulus freilich verschlossen. Hinzu kam sein konkreter gesellschaftlicher Erfahrungshorizont. Denn innerhalb der hellenistisch-römischen Gesellschaft war es homosexuell veranlagten Menschen nicht möglich, ihre Neigungen innerhalb einer dauerhaften Beziehung öffentlich zu leben. Eine gleichgeschlechtliche Verbindung zwischen zwei erwachsenen Menschen widersprach den fest gefügten Geschlechterrollenerwartungen, denen entsprechend ein Mann stets die sexuell aktive und eine Frau stets die sexuell passive Rolle zu übernehmen hatte. Gesellschaftlich akzeptiert waren daher im Wesentlichen nur gleichgeschlechtliche Kontakte päderastischer Art, sei es im Rahmen des Machtgefüges zwischen Herren und Sklaven, sei es im Rahmen der Prostitution. Solche päderastische Beziehungen musste Paulus – auch unabhängig von ihrer homosexuellen Orientierung – allein schon wegen der fehlenden Einbettung in eine dauerhafte und ausschließliche personale Lebensgemeinschaft ablehnen. Nur in einer solchen Lebensgemeinschaft haben sexuelle Kontakte für Paulus ihren legitimen Ort. Genau hier ist aber auch der Ansatzpunkt gegeben, seine rigoros ablehnende Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichem Verhalten aufzubrechen und gleichsam Paulus von Paulus selbst her zu korrigieren. Basis dieser Korrektur können freilich nicht die ihm vertrauten „anthropologischen Standards“ antiker Philosophie und alttestamentlich-frühjüdischer Tradition sein.
  20. Marlis Gielen: Der Leib aber ist nicht für die Unzucht, in: Gielen (Hrsg.): Paulus im Gespräch, S. 245: Genau hier dürfte der entscheidende hermeneutische Fehlschluss all der Äußerungen liegen, die Homosexualität bzw. gleichgeschlechtliches Verhalten unter Berufung auf die entsprechenden Bibelstellen als widernatürlich bzw. sündhaft beurteilen. Denn sie werten die Erkenntnisse der modernen Humanwissenschaft ab gegenüber dem Wortlaut der Schrift anstatt dessen zeitbedingte und überholte Voraussetzung zu hinterfragen und die biblischen Aussagen im Licht heutigen Wissensstandes neu zu lesen. Zu Recht merkt M. Theobald im Kontext seiner Auslegung zu Röm 1, 26 f. an: „Wer sich für seine Überzeugung, homosexuelles Tun widerspreche der von Gott gegebenen Ordnung auf die Heilige Schrift beruft (vgl. noch 1Kor 6,9, 1 Tim 1,10), ohne die geschichtliche Bedingtheit ihrer diesbezüglichen Aussagen zu berücksichtigen, behandelt die Schrift ‘biblizistisch’, das heißt: er schaut nur auf den Buchstaben und sorgt sich weder um den literarischen noch den geschichtlichen Kontext einer Schriftstelle. Einen derart naiven Umgang mit Schrifttexten hat die Kirche bei anderen Themen längst aufgegeben. Wer käme heute noch ernsthaft auf die Idee, unter Berufung auf die Schöpfungserzählungen Gen 1 – 3 das kopernikanische Weltbild bekämpfen zu wollen? So wenig die Schrift über naturwissenschaftliche Fragen belehren will, so wenig verpflichtet sie auf anthropologische Standards der hellenistisch-römischen Zeit".
  21. Jens Damm: Homosexualität und Gesellschaft in Taiwan 1945-1995, 2003, S. 19/20: Essenzialistische Ansätze hingegen streiten nicht die Erfindung des Wortes „Homosexualität“ im neunzehnten Jahrhundert ab, aber sie gehen von einer homosexuellen Identität als intrinsischem Merkmal aus, welches auch ohne entsprechende Bezeichnung in allen Kulturen und Zeiten zu finden ist, da sie den homosexuellen Menschen als eigene, spezifische Gattung definieren. Traditionelle Bezeichnungen für gleichgeschlechtliches Verhalten werden von den Essenzialisten oftmals mit den modernen Ausdrücken [für neuzeitliche Homosexualität] gleichgesetzt.
  22. Gagnon, The witness of Jesus, S. 185-228 in The Bible and Homosexual Practice
  23. Gagnon, Same-sex Intercourse as „Contrary to Nature“ in Early Judaism, S. 159-184 in The Bible and Homosexual Practice
  24. Robert A. J. Gagnon: The Bible and Homosexual Practice, Kapitel Relation of the Scientific Data to Paul′s Views, S. 430 ff.
  25. Robert A. J. Gagnon: The Witness of Jesus in The Bible and Homosexual Practice
  26. Robert A. J. Gagnon: Same-sex Intercourse as „Contrary to Nature “in Early Judaism in The Bible and Homosexual Practice
  27. Wolfhart Pannenberg: Maßstäbe zur kirchlichen Urteilsbildung über Homosexualität, 2005: Die biblischen Urteile über homosexuelles Verhalten sind eindeutig in ihrer mehr oder weniger scharfen Ablehnung, und alle biblischen Aussagen zu diesem Thema stimmen ausnahmslos darin überein. Das Heiligkeitsgesetz im dritten Buch Mose bestimmt apodiktisch- “einem männlichen Wesen darfst du nicht beiwohnen, wie man einer Frau beiwohnt; es wäre ein Gräuel” (Lev 18,22). Das zwanzigste Kapitel des Buches rechnet solches Verhalten sogar zu den todeswürdigen Verbrechen (Lev 20, 13), übrigens ebenso wie wenige Verse zuvor den Ehebruch (Lev 20, 10). Die Juden wussten sich in diesen Fragen von den sie umgebenden Völkern geschieden, und das hat auch die neutestamentlichen Aussagen zum Thema der Homosexualität bestimmt, im Gegensatz zur hellenistischen Kultur, die an homosexuellen Beziehungen keinen Anstoß nahm. Paulus hat im Römerbrief homosexuelles Verhalten zu den Folgen der Abwendung der Menschen von Gott gerechnet (Röm 1, 27), und im ersten Brief an die Korinther wird homosexuelle Praxis neben Unzucht, Ehebruch, Götzendienst, Wucherei, Trunksucht, Diebstahl und Raub zu den Verhaltensweisen gerechnet, die von der Teilhabe am Reiche Gottes ausschließen 1 Kor 6, 9 f.), und Paulus meint, die Christen seien von der Verstrickung in all solche Verhaltensweisen durch die Taufe frei geworden (1 Kor 6, 11). Diesen paulinischen Aussagen steht im Neuen Testament keine einzige Stelle gegenüber, die ein günstigeres Urteil über homosexuelle Betätigung erkennen ließe. In der Gesamtheit des biblischen Zeugnisses wird also praktizierte Homosexualität ausnahmslos zu den Verhaltensweisen gerechnet, in denen die Abwendung des Menschen von Gott besonders eklatant zum Ausdruck kommt. Dieser Befund setzt dem Urteil einer an die Autorität der Schrift gebundenen Kirche zum Thema der Homosexualität sehr enge Grenzen, zumal die biblischen Aussagen zu diesem Thema das negative Gegenstück zu den positiven Anschauungen über die schöpfungsgemäße Bestimmung des Menschen in seiner Sexualität bilden, sodass es sich also keineswegs um marginale Urteile handelt, die ohne Schaden für die christliche Botschaft im ganzen vernachlässigt werden könnten. Die biblischen Aussagen über Homosexualität lassen sich auch nicht dadurch relativieren, dass man sie als Ausdruck einer für den modernen Menschen überholten kulturgeschichtlichen Situation betrachtet. Es handelt sich hier ja gerade um ein Thema, bei dem die biblischen Zeugnisse schon ursprünglich ganz bewusst den in ihrer kulturellen Umwelt herrschenden Auffassungen entgegentraten, und zwar um des Glaubens an den Gott Israels willen hinsichtlich der von ihm dem Menschen bei seiner Schöpfung verliehenen Bestimmung.
  28. "As a classicist, I have to say that when I read Plato’s Symposium, or when I read the accounts from the early Roman empire of the practice of homosexuality, then it seems to me they knew just as much about it as we do. In particular, a point which is often missed, they knew a great deal about what people today would regard as longer-term, reasonably stable relations between two people of the same gender. This is not a modern invention, it’s already there in Plato. The idea that in Paul’s today it was always a matter of exploitation of younger men by older men or whatever ? of course there was plenty of that then, as there is today, but it was by no means the only thing. They knew about the whole range of options there. Indeed, in the modern world that isn’t an invention of the 20th century either. ... You cannot simply say, as some people have done, that in the first century homosexuality had to do with cult prostitution, and we’re not talking about that, therefore it’s something different. This simply won’t work. So yes, it is impossible to say, we’re reading this in context and that makes it different. What can you still say, of course, and many people do, is that, “Paul says x and I say y.” That’s an option that many in the church take on many issues. That raises all kinds of other issues about how the authority of scripture actually works in the church, and at what point the authority structure of scripture-tradition-reason actually kicks in." National Catholic Reporter: Interview mit N.T. Wright
  29. N. T. Wright: „The wider Christian tradition always was counter-cultural as well as counter-intuitive. Our supposedly selfish genes crave a variety of sexual possibilities. But Jewish, Christian and Muslim teachers have always insisted that lifelong man-plus-woman marriage is the proper context for sexual intercourse. This is not (as is frequently suggested) an arbitrary rule, dualistic in overtone and killjoy in intention. It is a deep structural reflection of the belief in a creator God who has entered into covenant both with his creation and with his people (who carry forward his purposes for that creation). Paganism ancient and modern has always found this ethic, and this belief, ridiculous and incredible. But the biblical witness is scarcely confined, as the shrill leader in yesterday’s Times suggests, to a few verses in St Paul. Jesus’s own stern denunciation of sexual immorality would certainly have carried, to his hearers, a clear implied rejection of all sexual behaviour outside heterosexual monogamy. This isn’t a matter of “private response to Scripture” but of the uniform teaching of the whole Bible, of Jesus himself, and of the entire Christian tradition.“ The Americans know this will end in Schism Times Online, 15. Juni 2009
  30. Richard B. Hays, The Moral Vision of the New Testament, S 397 ff.
  31. epd:Westfälischer Präses Buß gegen Diskriminierung Homosexueller
  32. Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer: Im Zeichen des Phallus, 1995, S. 67, 77/78, 80-84.
  33. Otto Kiefer: Kulturgeschichte Roms unter besonderer Berücksichtigung der römischen Sitten, 1933, S. 13-65, 327.
  34. Theodor Mommsen: Römisches Strafrecht, 1990 (Nachdruck der Ausgabe 1899), S. 703/704.
  35. Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer: Im Zeichen des Phallus, 1995, S. 80-84.
  36. Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer: Im Zeichen des Phallus, 1995.
  37. Dieter Zeller: Der Brief an die Römer, 1985, S. 58.
  38. Klaus Wengst: Paulus und die Homosexualität, 1987, S. 74 ff.
  39. Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn, 2006, S. 48-50.
  40. Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn, 2006, S. 48.
  41. Vgl. hierzu Hermann Detering "Die ursprüngliche Gestalt des Römerbriefes, Berlin 2003; W.C. van Manen, Universität Leiden "The Epistle to the Romans" in Encyclopaedia Biblica (New York: Macmillan, 4 Vols., 1899-1903) und Bart D. Ehrmann in "The Orthodox Corruption of Scripture".
  42. Vgl. Eintrag im malakos in: H. G. Liddell, R. Scott, A Greek-English Lexicon (beim Perseus-Project – en)
  43. Robin Scroggs: The New Testament and Homosexuality, 1983, S. 62-65, 101-109.
  44. Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn, 2006, S. 50.
  45. Marlis Gielen: Der Leib aber ist nicht für die Unzucht, in: Gielen (Hrsg.): Paulus im Gespräch, S. 239.
  46. Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn, 2006, S. 51: Die Auseinandersetzung mit den einschlägigen biblischen Aussagen zur Homosexualität unter Berücksichtigung ihres Kontextes und ihres sozialgeschichtlichen Hintergrundes hat zu dem Ergebnis geführt, dass in der Bibel nur ganz bestimmte Formen homosexuellen Verhaltens abgelehnt werden, und zwar homosexuelle Vergewaltigung, kultische Homosexualität, kultische Prostitution, Päderastie und pervertierte Heterosexualität. Von daher kann eine generelle Ablehnung oder gar Verurteiltung praktizierter Homosexualität aus dem biblischen Befund nicht erschlossen werden.
  47. Vgl. hierzu z.B.: Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kommentare und Ergänzungen, S. 27 - 50.
  48. Christa Spilling-Nöker: Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn op. cit., S. 50ff.
  49. Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kommentare und Ergänzungen, S. 44 - 47.
  50. Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kommentare und Ergänzungen, S. 27 - 50.
  51. Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kommentare und Ergänzungen, S. 42 -47.
  52. Thomas E. Schmidt: Straight and Narrow?, S 39-48
  53. Via und Gagnon: Homosexuality and the Bible, S 71f
  54. Rob Gagnon: Online Notes to "Two View" N65
  55. Via und Gagnon, Homosexuality and the Bible: Two Views, S 69-74
  56. Robert A. J. Gagnon: Did Jesus Approve of a Homosexual Couple in the Story of the Centurion at Capernaum?
  57. Bob Arthur. Homosexuality and the Conservative Christian, STI Publications, 1982
  58. [Auf diese Hypothese wird in der Internet Seite http://www.freeingthespirit.org/Homosexuality&Bible20.htm www.freeingthespirit.org zurückgegriffen]
  59. Robert A. J. Gagnon, The Bible and Homosexual Practice, 2001, Fußnote S.186 f.
  60. Andreas Mohr: Beiträge zur christlichen Anthropologie, Kassel 2007, S. 56/57, 73-75.
  61. Ebenda.
  62. Rob Gagnon: Was Jesus in a Sexual Relationship with the Beloved Disciple?
  63. Vgl.: Neue Jerusalemer Bibel (Herder 1985), Kommentar zu Jud 7.
  64. Andreas Mohr, Beiträge zur christlichen Anthropologie, S. 56.

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