Honoratiorenpartei

Honoratiorenpartei

Als Honoratiorenpartei bezeichnet man den Typus einer politischen Partei, die wesentlich durch die politische Betätigung von Honoratioren getragen wird.

Die Honoratiorenparteien werden weitgehend durch ehrenamtliche Arbeit am Leben gehalten und kommen mithin ohne einen besonderen Verwaltungsapparat mit hauptamtlichen und besoldeten Funktionären aus. Sie zählen zumeist auch nur wenige Mitglieder. Diese entstammen dem wohlhabenden Großbürgertum und Bildungsbürgertum und sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit in der Lage, sich unentgeltlich politisch zu engagieren. Die Fraktion ist das Zentrum der Partei, eine enge Verbindung der obersten Parteielite zur Basis gibt es nicht.

Die Parteienforschung verwendet den Begriff insbesondere für die geschichtliche Anfangszeit der konservativen und vor allem der liberalen Parteien.

Entwicklung

Mit wachsender Größe und Bedeutung von Wahlen bildeten sich während des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich Wahlkomitees, die angesehene Bürger "von Besitz und Bildung" vereinigten. Für den Zusammenhalt der Gruppen sorgten diejenigen, die es bereits ins Parlament geschafft hatten; hauptberufliche Politiker gab es nur in Gestalt von Journalisten. Ein aktives Leben herrschte nur in der Wahlzeit; in seinem Mittelpunkt stand das Aufstellen und Durchbringen von Kandidaten für die Volksvertretung. Örtliche politische Klubs unterstützten die Werbung einzelner parlamentarischer Gruppen. Insbesondere die bislang nicht Vertretenen mussten Komitees gründen, um die neuen Eliten bekannt zu machen, die fähig waren, bei den Wählern mit dem Ansehen der alten in Wettbewerb zu treten.

Ein typisches Beispiel ist die 1861 gegründete Deutsche Fortschrittspartei.

Erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts bildeten sich allmählich die heute bekannten Parteitypen heraus, etwa wie Volkspartei, Weltanschauungspartei oder Allerweltspartei.

Literatur

  • Thomas Nipperdey: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918. Droste Verlag : Düsseldorf 1961.
  • Maurice Duverger: Die politischen Parteien. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) : Tübingen 3. Aufl. 1959

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