Honorius von Autun

Honorius von Autun

Honorius Augustodunensis, auch Honorius von Autun, († etwa 1151) war ein sehr populärer christlicher Theologe des 12. Jahrhunderts, der zahlreiche Schriften zu vielen Themen verfasst hat. Er schrieb auf nicht-scholastische Weise, in lebendigem Stil, und lesbar für das allgemeine Laienpublikum. Er war somit gewissermaßen ein Popularisierer geistlicher Gelehrsamkeit.

Über sein Leben ist sehr wenig bekannt. Er nennt sich selbst Honorius Augustodunensis ecclesiae presbyter et scholasticus, aber darüber hinaus weiß man nichts. 'Augustodunensis' wurde als Bezug auf die Stadt Autun verstanden, aber diese Deutung wird heute allgemein verworfen. Allerdings gibt es keine andere tragfähige Deutung, und so ist der Beiname geblieben. Es ist sicher, dass er ein Mönch war, dass er nach England reiste, und für einige Zeit ein Schüler des Anselm von Canterbury war. Gegen Ende seines Lebens hielt er sich im Schottenkloster zu Regensburg auf und lebte dort wahrscheinlich als Rekluse.

Zu seinen Werken zählen:

  • Elucidarium, ein Abriss christlicher Glaubensinhalte (in England geschrieben). Es wurde häufig in Volkssprachen übersetzt, zuerst in das Angelsächsische.
  • Sigillum sanctae Maria, eine Reihe von Lektionen über die Feier der Himmelfahrt Mariens, zusammen mit einem Kommentar über das Hohelied, das sich nach seiner Auffassung hauptsächlich auf Maria bezieht.
  • Gemma animae, eine allegorische Betrachtung der Liturgie und ihrer Handlungen.
  • Ein Kommentar über das Hohelied, der es in Hinsicht auf Christus auslegt.
  • Ein langer Kommentar zu den Psalmen.
  • Clavis physicae, das Auszüge der Schriften von Johannes Scotus Eriugena enthält.
  • De luminaribus ecclesiae, eine Bibliographie christlicher Autoren, die mit einer Liste von einundzwanzig seiner eigenen Werke endet.

Sein bedeutendstes Werk ist De Imagine mundi, eine Enzyklopädie populärer Kosmologie und Geographie, kombiniert mit einer Chronik der Weltgeschichte. Es wurde in viele verschiedene Volkssprachen übersetzt und war während des Mittelalters sehr beliebt. Unter anderem enthielt es eine Darstellung des Wirkens der Schutzengel. Da die Lektüre Eriugenas 1210 verboten wurde, bezogen einige mittelalterliche Philosophen ihre Kenntnis von dessen Lehren aus dem Clavis physicae, darunter beispielsweise Nikolaus von Kues.

Literatur

  • Artikel in: Theologische Realenzyklopädie, 4. A., Bd. 15, 571ff
  • Stephen Gersh: Honorius Augustodunensis and Eriugena, remarks on the method and content of the Clavis physicae of Honorius Augustodunensis, in: Werner Beierwaltes (Hg.): Eriugena redivivus: zur Wirkungsgeschichte seines Denkens im Mittelalter und im Übergang zur Neuzeit, Vorträge des V. Internationalen Eriugena-Colloquiums, Werner-Reimers-Stiftung, Bad Homburg, 26.–30. August 1985, Abhandl. Heidelberger Akad Wiss, philosoph.-hist. Kl., Jhrg. 1987, Bericht 1 (Heidelberg, 1987), 162–73; auch in: S. Gersh: Reading Plato, tracing Plato, Aldershot/Burlington: Ashgate 2005, XV.

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