Horrheim

Horrheim
Horrheim
Ehemaliges Wappen von Horrheim
Koordinaten: 48° 59′ N, 8° 59′ O48.9796694444448.9880722222222Koordinaten: 48° 58′ 47″ N, 8° 59′ 17″ O
Einwohner: 2.543
Eingemeindung: 1. März 1972
Postleitzahl: 71665
Vorwahl: 07042

Horrheim ist ein Weinbauort im Landkreis Ludwigsburg am Stromberg. Er gehört zur Stadt Vaihingen an der Enz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte Horrheims

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Horrheim im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch stammt von 771 n. Chr. Ausgrabungsfunde im Mettertal bei Horrheim weisen jedoch auf mittelsteinzeitliche Lagerstätten (rund 10.000 v. Chr.), auf Ansiedlungen der jungsteinzeitlichen Bandkeramiker (um 4.500 v. Chr.) und der Urnenfelderleute der Spätbronzezeit (1.200–800 v. Chr.) sowie auf römische Niederlassungen und auf eine alemannisch-fränkische Vorgeschichte hin.

Im 12. und 13. Jahrhundert wird mit den „Herren von Horrheim“ ein Ortsadel in Horrheim erwähnt, später zählte Horrheim mit Hohenhaslach zum Besitz der Herren von Eselsburg, der über die Grafen von Vaihingen bis 1356 zur Grafschaft Württemberg kam. Anlässlich jenes Besitzerwechsels sowie in weiteren Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts wird Horrheim als Stadt bezeichnet, doch ist von der Verleihung eines Stadtrechts nichts bekannt, so dass die Bezeichnung Stadt wohl nur auf den wehrhaften Charakter des Ortes zurückgeht. Noch heute sind Reste der ehemaligen Befestigungsanlage vorhanden (Ummauerung, Wallgraben, Rundturm, „Zollhäusle“). Innerhalb Württembergs war Horrheim dem Oberamt Vaihingen zugeordnet. 1972 wurde Horrheim in die Stadt Vaihingen an der Enz im Rahmen der damaligen Gebietsreform eingemeindet.

Horrheim um 1902

Die Horrheimer werden im Regionaljargon gerne als „Misthäufles-Türken“ bezeichnet. Ursprung ist eine Sage, laut derer zur Zeit der Belagerung von Wien durch die Türken in einer kalten Nacht ein Horrheimer Mauerwächter den Dampf der zur Düngung ausgestreuten Misthaufen für den Rauch der Lagerfeuer einer feindlichen Armee hielt und deshalb den Ort zu den Waffen rief. Erst im Morgengrauen wurde klar, dass die „türkischen Feuer“ nichts als Dunghaufen waren. Als Reaktion darauf nannten die Horrheimer ihren Wein „Türkenblut“, ab 1971 wurde dieser Wein dann aber mit der korrekten Lagenbezeichnung in „Klosterberg“ umbenannt.

Fundamente des Klosters Augustiner-Nonnenpriorat zur Heiligen Dreifaltigkeit, das nach der Reformation geräumt und dem Verfall preisgegeben worden war, befinden sich noch heute unterhalb des Baiselbergs, auf dem ein alter heidnischen Opferplatz nachgewiesen wurde. Der Baiselsberg, an dessen Fuß Horrheim liegt, ist auch der höchste Punkt des Stromberg-Gebiets.

Siehe dazu: Württemberger Weinstraße und Württemberg (Weinbaugebiet)

Politik

Wappen und Flagge

Das Horrheimer Wappen zeigt in Silber oben eine liegende schwarze württembergische Hirschstange, an der ein mit dem Mundstück linksgewendetes rotes Hifthorn mit goldenem Beschlag an roter Fessel hängt. Die Wappenfiguren sind bereits in Siegeln des 15. Jahrhunderts belegt. Am 10. August 1957 wurde Horrheim außerdem eine Flagge in den Farben Rot-Weiß verliehen.

Partnerschaftliche Verbindung

Seit längerer Zeit bestehen zwischen dem Ortsteil Horheim, Wutöschingen, und dem Stadtteil Horrheim partnerschaftliche Verbindungen. Eingeleitet wurden die Kontakte des damaligen Ortschaftsrates mit Kurt Büche aus Horheim und Klaus Bramm aus Horrheim.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Pfarrkirche St. Clemens

Clemenskirche

Die evangelische Clemenskirche ist ursprünglich eine romanische Chorturmanlage mit einem Wehrturm. Im Inneren befinden sich Wandmalereien von 1330. In der Gotik wurde sie umgebaut und erweitert; aus jener Zeit finden sich Grabmäler der Herren von Vaihingen im Inneren. Aus der Renaissance-Zeit stammen Fensterumrahmungen, der Altar mit Stuck-Rollwerk und der Taufstein von 1579. 1619–1625 wurde sie durch Heinrich Schickhardt und Friedrich Vischlin umgebaut zu einer protestantischen Predigerkirche. Von Schickhardt stammt auch der achteckige Turmaufsatz. Die barocke Empore ist mit Brüstungsbildern bemalt. Der ebenfalls barocke Orgelprospekt wurde 1768 erbaut.

Gebäude im Ort

  • Das Rathaus ist ein dreistöckiger Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert.
  • Die breite Kelter von 1788 beherbergt heute das Weinmuseum. Der gewaltige Kelterbaum im Inneren ist zehneinhalb Meter lang und einen Meter stark; mit seinem Sandsteingewicht beschwert konnte er einen Druck von fünfzig Tonnen erzeugen.
  • Das Gebäude in der Unteren Kirchgasse 2 besitzt ein Renaissance-Sockelgeschoss mit einer sehenswerten Türumrahmung, circa aus dem Jahr 1620. Die Fachwerkgeschosse darüber stammen aus dem 18. Jahrhundert.
  • Das Fachwerkgebäude Alte Schulstraße 16 stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es diente als Quartier der württembergischen Herzöge, wenn sie zur Jagd in die Gegend kamen.
  • Das Fachwerkhaus Klosterbergstraße 36, ein Wohnstallhaus mit Krüppelwalmdach, wurde circa 1540 erbaut.
  • Ebenfalls in der Klosterbergstraße befindet sich das ehemalige Gasthaus Zum Ochsen.
  • Das Untere Backhaus von 1837 ist aus behauenen Steinen gesetzt und besitzt einen Fachwerkgiebel.
  • Das Obere Backhaus von 1844 ist ein verputzter Bau mit drei Blendarkaden auf der Giebelseite.
  • Das Gebäude Mühltorstraße 5 zeigt über der verzierten Tür einen Ochsenkopf und die Jahreszahl 1713.
  • Am Fachwerkhaus Mühltorstraße 7 finden sich Reste der Stadtmauer sowie an der Südwestecke ein aus Bruchsteinen gemauerter Rundturm mit Schießscharten und achtflächigem Dach.
  • Das ehemalige Zollhaus in der Mühltorstraße 17 zeigt an der Giebelseite ein aus dem Mühltor stammendes Württembergisches Landeswappen von 1426.
  • Im Friedhof östlich des mittelalterlichen Stadtgebietes steht, in die Mauer einbezogen, ein Häuschen von ca. 1700 mit hohem spitzem Dach.

Landschaft

Naturschutzgebiet Unterer See

Naturschutzgebiet Unterer See

Unmittelbar östlich des Ortes befindet sich das Naturschutzgebiet Unterer See. Das Zentrum des 61,5 ha großen Areals wird von einem Feuchtbiotop, bestehend aus einigen Teichen, gebildet. Die Ufer sind von ausgedehnten Röhricht- und Seggenried-Zonen gesäumt. Seit den 1930er Jahren wurde das Gebiet zwecks landwirtschaftlicher Nutzung entwässert. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich trotz der Trockenlegung dort keine rentable Landwirtschaft betrieben ließ. Ab 1970 kaufte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Teile des Geländes auf und renaturierte es. Der Nabu kümmert sich seitdem auch um die Pflege des Geländes; beispielsweise indem er durch regelmäßige Rodungsarbeiten verhindert, dass die offenen Feuchtwiesen in der Nähe der Gewässer verbuschen. 1989 wurde das Gelände schließlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Das Gebiet beherbergt eine ganze Reihe von seltenen Pflanzen- und Tierarten. In den Feucht- und Hochstaudenwiesen gedeihen beispielsweise das Fleischfarbene Knabenkraut und die Sumpfblütige Binse. Vogelarten wie die Teichralle, die Wasserralle, die Bekassine, der Neuntöter, der Pirol, der Baumfalke, der Schwarzspecht und der Mittelspecht finden hier ihre Nistplätze.

Baiselberg

Der Baiselberg unmittelbar nördlich des Ortes ist die höchste Erhebung des Stromberges. Die Weinlagen reichen bis über 350 m Höhe hinauf. In den Lagen darüber ist der Berg mit dichtem Mischwald bedeckt. Von den Wegen am Waldrand hat man einen Panoramablick weit über das gesamte Ludwigsburger Unterland bis hin zur Schwäbischen Alb. In den Weinbergwegen ist ein Weinberg-Lehrpfad mit rund hundert verschiedenen Rebsorten eingerichtet.

Einzelnachweise

  1. Werner Günzel (lez): Gäste aus dem Schwäbischen. In: Südkurier vom 12. Mai 2007

Weblinks

 Commons: Horrheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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