Hospitalkirche (Hof)

Hospitalkirche (Hof)
50.32442511.91921
Die Hospitalkirche in Hof (Saale) von der Vorstadt aus (1268)
Der Mittelschrein des spätgotischen Marienaltars von 1511 in der Hospitalkirche Hof. Links die Hl. Katharina (mit Bibel und Schwert), in der Mitte Maria mit dem Christuskind, rechts die Hl. Barbara (mit Kelch)
Die Kanzel der Hospitalkirche in Hof (Kanzelkorb 1561, Kanzeldeckel mit Figuren von Hans Nicol Knoll 1693, Engel am Treppenaufgang und Glasfenster von Helmut Ammann 1938)
Der Innenraum der Hospitalkirche von der Altarstufe aus (Kassettendecke 1688)

Die Hospitalkirche ist nach der Mutterkirche St. Lorenz die zweitälteste Kirche in Hof (Saale). Ihre Ursprünge reichen in das ausgehende 13. Jahrhundert zurück, in dem das Hospital, ein Alten- und Armenhaus für Hofer Bürger am Unteren Tor außerhalb der Stadtmauern Hofs gebaut wurde (1268). Vom Hospital aus gab es einen eigenen Zugang in die für seine Bewohner errichtete Hospitalkirche.

Noch 1675 hieß es: „Es ist das Kirchlein gewesen wie ein armes Waislein, um welches sich niemand groß gekümmert hat und das von den großen Herren und Frauen der Stadt wenig oder gar nicht besucht worden ist.“

Ihrem Standort hat die Kirche zu verdanken, dass sie, anders als alle anderen historischen Kirchen Hofs, von der Zerstörung durch Stadtbrände verschont blieb. 1529 wurde sie evangelisch. Heute ist die Hospitalkirche eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Hofs. „Schatzkästlein“ wird sie aufgrund ihrer reichen Ausstattung genannt. „Siemakerng“ heißt sie bei den Hofern, weil ihr Hauptgottesdienst bis vor wenigen Jahren um sieben Uhr morgens begann.

Die Hospitalkirche gehört zum Evangelisch-Lutherischen Dekanat Hof.

Geschichte

Erbaut wurde die Hospitalkirche Mitte des 13.Jahrhunderts (nach 1260) - wie viele andere Hospital- oder Spitalkirchen zusammen mit dem Armenspital, das sich Heiligen-Geist-Spital nannte und wie andere Spitäler des Mittelalters außerhalb der Stadtmauern und an einem Fluss, hier der Saale, gelegen war. Der Hospitalkirche wurde der Name Zu unserer lieben Frau beigefügt.

Ein Grundgedanke der frommen Stifter war, durch Werke der Barmherzigkeit den Armen die milde Hand zu reichen und dadurch Vergebung von Sünden und ewige Seligkeit zu erlangen. 1262 erließ Papst Urban IV. einen Schutzbrief an die Bistümer zu Bamberg, Würzburg und Mainz, in dem er diesen die Unterstützung des Hofer Armenspitals anvertraute. Bischof Berthold zu Babenberg erließ einen Ablassbrief, zum Unterhalt der Armen (pauperes). Er gewährte jedem, der diesen Ablass kaufte, Befreiung von 20 Tagen Fegefeuer.

Am 25. Januar 1430 fielen die Hussiten in Hof ein. Martini 1464 wurde die Kirche erneuert. Am 5. September 1529 begann mit einer Deutschen Messe, die Magister Kaspar Löner in St. Michaelis feierte, das evangelische Kirchenwesen in Hof, wodurch auch die Hospitalkirche lutherisch wurde. 1553 führte der Landesherr, Markgraf Albrecht Alcibiades, Krieg gegen Bamberg, Würzburg und vor allem gegen den Burggrafen von Nürnberg. Dieser sandte den Kriegsobristen Heinrich Reuß von Plauen, Burggraf zu Meißen mit „zwei Fähnlein“ zur Belagerung nach Hof. Die Hospitalkirche wurde als Kriegslager benutzt. Die Markgräfler schossen die Kirche daraufhin bis auf die Grundmauern zusammen.

1557 wurde die Kirche erneuert und kam zu ihrem spätgotischen Marienaltar, der ursprünglich für die erste Kapelle der Michaeliskirche geschnitzt, durch die Reformation aber frei geworden war. Er ist das bedeutendste Kunstwerk der Stadt Hof. Der Schöpfer war lange Zeit unbekannt. Bis zum Jahr 2007 wurde gerätselt, wem die Initialen MH im Wappen links und rechts der Predella zuzuordnen sind. Rudolf Strößner fand den entscheidenden Hinweis auf den Künstler im Zwickauer Dom (Marienkirche) bei der Betrachtung des dortigen Heiligen Grabes mit einem identischen Wappen von Michael Heuffner, einem Zeitgenossen Peter Breuers (1472-1541). Er schuf den Altar der Hospitalkirche 1511 auf der Höhe seines Schaffens. Im gleichen Jahr soll er in Zwickau mit nur 28 Jahren gestorben sein.

Der Altarschrein enthält drei Figuren: Maria mit dem Christuskind in der Mitte, die Heilige Katharina links und die Heilige Barbara rechts, vom Betrachter aus gesehen. Die beiden Altarflügel enthalten Motive aus der Weihnachtsgeschichte.

Besonders bemerkenswert ist die Kassettendecke der Kirche. Sie besteht aus 90 Tafeln, die auf Vorschlag des damaligen Pfarrers Nikolaus Meyer von dem Hofer Maler Heinrich Andreas Lohe gestaltet wurden. Die Darstellungen von Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament lehnen sich eng an die Bilder von Matthäus Merian dem Älteren (Merianbibel) und eine mit Kupferstichen des Niederländers Cornelius Fischer versehene Osianderbibel von 1665 an. Die Gemälde wurden innerhalb eines Jahres von Juli 1688 bis August 1689 vollendet. Die Arbeit fand solchen Beifall, dass der Maler im gleichen Jahr den Auftrag erhielt, den Orgelchor mit Bildern musizierender Engel und die obere Empore mit Szenen aus der Passionsgeschichte zu schmücken. 1693 erhielt die Kanzel ihren geschnitzten Schalldeckel mit Figuren von Johann Nikolaus Knoll.

Die Bilder an der unteren Empore stammen von dem Historienmaler Anton Bischof aus Weißenhorn, der sie anlässlich der Renovierung der Kirche im Jahre 1905 malte. Sie sind nicht so gut erhalten wie die übrigen Bilder der Kirche, da bereits moderne Lackfarben verwendet wurden. 1938 versah der Künstler Helmut Ammann (1907-2001) aus München die Fenster an der Ostseite mit Glasmalerei. Im gleichen Jahr bekam die Kanzel einen neuen Treppenaufgang, an dessen Fuß zwei ebenfalls von Helmut Ammann geschaffene Engel stehen. 1947 wurde Gemeinde der Hospitalkirche selbständig und von St. Michaelis unabhängig. Die Orgel aus dem Jahr 1968 stammt von dem Orgelbauer Simon aus Landshut. Im Jahr 2005 wurde sie gründlich gereinigt und überholt. Altar, Kanzeldeckel und der Epitaph Teich von Bethesda wurden ebenfalls im Jahr 2005 gereinigt und restauriert. 2007 folgten der Rotgussleuchter von 1710 und 1711 und die Wandleuchten auf den Emporen. Vier neue Beleuchtungskörper bestrahlen seitdem auch die Decke.

Literatur

Weblinks


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