Hu Yaobang

Hu Yaobang

Hú Yàobāng (chinesisch 胡耀邦, * 20. November 1915; † 15. April 1989) war ein chinesischer Politiker, dessen Tod im April des Jahres 1989 zu den Studentenprotesten am Platz des Himmlischen Friedens führte. Hu Yaobang gehörte der zweiten Chinesischen Führungsgeneration und der Reformfraktion während der 1980er Jahre an. Hu war lange Zeit der Wunschkandidat Deng Xiaopings als potenzieller Nachfolger. Er verlor 1987 seine politische Reputation durch die Studentendemonstrationen von 1986, da er nach Meinung der dogmatischen Sozialisten zu nachsichtig agierte.

Inhaltsverzeichnis

Beginn der Karriere Hu Yaobangs

Über Hus erste Kontakte mit den Kommunisten kursieren unterschiedliche Angaben. So habe er sich bereits 1927 während des Herbsternte-Aufstandes einem Kinderkorps (genannt die 'Kleinen Roten Teufel') angeschlossen. Andere Quellen berichten, dass er 1929 seine Heimat verließ und sich den Kommunisten anschloss. Als gesichert gilt, dass er 1933 im Jiangxi-Sowjet auftauchte. Dort wurde er Mitglied der KPCh und nahm am langen Marsch teil. Schon in dieser Zeit diente er unter Deng Xiaoping als politischer Offizier. Nach Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 wurde er Vorsitzender der Kommunistischen Jugendliga.

Der dritte Aufstieg Deng Xiaopings in den Jahren 1977-1978 half auch seinem protegierten und langjährigen Mitstreiter Hu. Auf dem Dritten Plenum des XI. Zentralkomitees (ZK) im Dezember 1978 wurde er gemeinsam mit Chen Yun, Wang Zhen und Deng Yingchao auf Betreiben Deng Xiaopings in das Politbüro geholt. Des Weiteren wurde Hu Parteigeneralsekretär und löste Zhang Pinghua als Direktor der Propagandaabteilung des Zentralkomitees ab.

Der Aufstieg Hu Yaobangs und der Fall Hua Guofengs

Zwischen 1977 und 1981 stieg Hu Yaobang innerhalb der Partei über mehrere Stationen bis zum Führer der KPCh auf. Der zügige Aufstieg ging mit dem Fall Hua Guofengs einher. Dabei verstand es Hu ein intellektuelles Netzwerk zu etablieren, zu dem unter anderem Wang Ruoshui, You Zhang und Su Shaozhi gehörten. Auf dem fünften Plenum des XI. ZK im Februar 1980 konnte die Reformfraktion mit Hilfe Deng Xiaopings den Sturz der sogenannten Viererbande bewirken. Das Mitglied Wang Dongxing wurde von Hu Yaobang und Zhao Ziyang beerbt, die nun beide anstelle Wangs in den Ständigen Ausschuss des Politbüros berufen wurden.

Ende 1980 verstärkte sich der Druck auf Hua Guofeng derart, dass dieser gezwungen war, eine Selbstkritik vor den Parteigranden zu verkünden. Das Politbüro kam zu dem Schluss, dass Hua Guofeng nie Vorsitzender der Partei hätte werden dürfen: er habe zwar auch Gutes für die Partei geleistet aber der Mangel an Führungsqualitäten überwiege. Hua blieb danach zwar nominell Vorsitzender, aber schon zu diesem Zeitpunkt trat Hu Yaobang als designierter Parteivorsitzender an seine Stelle und Deng Xiaoping wurde designierter Vorsitzender der Zentralen Militärkommission. Mit dem Sechsten Plenum des XI. ZK am 29. Juni 1981 wurde Hu offiziell Vorsitzender der Partei und hatte damit seinen politischen Zenit erreicht.

Die Verdienste Hus

Hu trat als Befürworter einer liberalen Politik gegenüber Intellektuellen und einer pragmatischen reformorientierten Politik auch für politische Reformen innerhalb des bestehenden Systems ein. Er milderte mit Hilfe seines intellektuellen Netzwerkes die Tragweite von verschiedenen Kampagnen, wie z.B. der Kampagne gegen Bai Hua von 1981, der Kampagne gegen Geistige Verschmutzung von 1983 und der Kampagne gegen Bourgeoise Liberalisierung von 1985. Durch diesen Einsatz war Hu der ständigen Kritik durch die politischen Hardliner innerhalb der Partei ausgesetzt. Des weiteren hat Hu Yaobang sich in der Tibet-Frage verdient gemacht, so ließ er 1980 den 1. Sekretär des autonomen Gebiets Tibet, Ren Rong, durch Yin Fatang ersetzen. Dieser war im Gegensatz zu seinem Vorgänger in der Sprache des Gebiets bewandert und kannte die tibetischen Verhältnisse sehr gut. Ein Jahr später traf Hu Yaobang sich mit dem älteren Bruder des Dalai Lama, Jiale Dunzhu.

Der Fall Hus

Zum Sturz Hu Yaobangs trugen unterschiedliche Faktoren bei: So nutzten Hardliner wie z.B. Bo Yibo, Deng Liqun, Wang Zhen und Hu Qiaomu die wirtschaftlichen und negativen sozialen Folgen der Reform- und Öffnungspolitik Deng Xiaopings, um den liberalen und reformorientierten Flügel und damit auch Hu Yaobang anzugreifen. Die Studentendemonstrationen vom Dezember 1986 lieferten nur den Vorwand, um Hu stürzen zu können. Erschwerend wirkte sich nach inoffiziellen Angaben eine Fehleinschätzung Hus aus, als er Deng Xiaoping in einer persönlichen Unterredung um dessen Rücktritt bat, damit er die volle Kontrolle erhalten könne. Die Rivalität zwischen Hu und Zhao Ziyang wirkte sich schließlich negativ für Ersteren aus: So gab es zwischen Zhao und Hu 1982 große Differenzen über das Vertragssystem des ökonomischen Managements. Der Konflikt spiegelt sich in einem Brief Zhao Ziyangs von 1984 wider, worin dieser sich beklagte, dass er durch die Einmischungen Hus in seine Angelegenheiten nicht agieren könne. Auf einer erweiterten Sitzung des Zentralen Beratungskomitees am 16. Januar 1987 wurde der Entschluss gefasst, Hu seines Postens als Generalsekretär zu entheben. Laut inoffiziellen Quellen war Zhao einer der Befürworter dieses Schrittes.

Am 17. Januar 1987 wurde Hu Yaobang seines Postens als Generalsekretär enthoben. Hu reagierte mit öffentlicher Selbstkritik und verhinderte so seinen Parteiausschluss. Er konnte bis zu seinem Tode im April 1989 im Politbüro verbleiben. Sein Tod löste die folgenschweren Studentendemonstrationen von 1989 aus, die schließlich gewaltsam beendet wurden.

Neubewertung der Rolle Hus

Anlässlich seines 90. Geburtstag wurde Hu von der chinesischen auf einem Seminar am 18. November 2005 mit einer Feierstunde geehrt, an der 300 ranghohe Kader teilnahmen. Dies kann als kleiner Schritt zur künftigen Neubewertung von Hus Rolle während der Reformperiode von 1978 bis 1987 verstanden werden.

Familie

Hu Yaobang hat einen älteren Bruder namens Hu Yaofu, beide sind Söhne eines mittelständischen Bauerns, der sogar Lesen und Schreiben konnte. 1941 heiratete Hu Yaobang die sechs Jahre jüngere Li Zhao, mit der er vier Kinder zeugte. Der älteste Sohn Hu Deping ist Forscher des Romans "Der Traum der Roten Kammer". Die beiden jüngeren Söhne, Liu Hu und Hu Dehua, sind ebenfalls in hohen akademischen und parteilichen Ämtern tätig. Hus Tochter Li Heng, die als Zeichen der Gleichberechtigung den Namen der Mutter trägt, ist als Redakteurin tätig.

Veröffentlichungen

  • Bericht auf dem XII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas. (in: Der XII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas. Dokumente. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 1982.)

Literatur

  • Richard Baum: „Burying Mao – Chinese Politics in the age of Deng Xiaoping“, Princeton University Press
  • Joseph Fewsmith: „Dilemmas of Reform in China – Political Conflict and Economic Debate“, M. E. Sharpe Inc.
  • Wolfgang Bartke: "Die großen Chinesen der Gegenwart", Insel Verlag, 1985
  • Liu Jen-Kai: "Chinas zweite Führungsgeneration - Biographien und Daten zu Leben und Werk von: Li Peng, Qiao Shi, Tian Jiyun, Zhao Ziyang, Hu Qili, Hu Yaobang, Wang Zhaoguo", Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg

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