Hubmaier

Hubmaier
Balthasar Hubmaier

Balthasar Hubmaier (Huebmör, Hubmör, Hubmair, Hubmayr) (* 1485 in Friedberg bei Augsburg; † 10. März 1528 in Wien (hingerichtet)) war eine führende Täuferpersönlichkeit der Reformationszeit.

Inhaltsverzeichnis

Hubmaier als katholischer Theologe und Priester

Hubmaier war ursprünglich römisch-katholischer Priester. Er promovierte 1512 zum Doktor der Theologie und war zunächst Universitätsprofessor in Freiburg im Breisgau und Ingolstadt. Ab 1518 hatte Hubmaier die Stelle eines Dompredigers in Regensburg inne. In dieser Funktion rief er zur Verfolgung der Juden auf und beteiligte sich an der Zerstörung der Regensburger Synagoge. Als späterer Wallfahrtsprediger an der Kapelle „Zur schönen Maria“ wurde er bekannt durch seine fanatische Marienverehrung.

Begegnung mit der Reformation

1521 suchte Hubmaier in Waldshut die innere Einkehr und begann ab 1522, die reformatorischen Schriften Martin Luthers zu lesen, wobei ihn besonders die dort dargestellte paulinische Theologie faszinierte. Er kam in Kontakt mit evangelischen Kreisen und schloss Freundschaft mit Huldrych Zwingli. In dessen Umfeld lernte er auch die Täufer kennen, unter ihnen Konrad Grebel und den späteren Märtyrer Felix Manz. Anfang 1525 ließ Hubmaier sich in Zürich taufen.

Hubmaier als Täufer

„Die warheit ist untödtlich.“
Gedenktafel für Balthasar Hubmaier

Es kam zum endgültigen Bruch mit Zwingli, nachdem er in seiner wohl bedeutendsten Schrift Vom christlichen Tauff der Gläubigen seine Taufauffassung gerechtfertigt hatte. Er wurde daraufhin in Zürich verhaftet und widerrief seinen täuferischen Standpunkt, nachdem er mit der Todesstrafe bedroht worden war. Nach einer erfolgreichen Flucht aus dem Gefängnis fand er Asyl in Nikolsburg. Dort stellte er sich gegen die in vielen Täuferkreisen gelehrte und praktizierte Gewaltlosigkeit. Er rief – seine Schutzherrschaft in Nikolsburg unterstützend – zum bewaffneten Widerstand gegen die „türkische Gefahr“ auf.

In Mähren verfasste Hubmaier weitere 18 Schriften, durch die er großen Einfluss auf die täuferischen Kreis ausübte. Diese Schriften kreisen thematisch um die bekannten täuferischen Lehrauffassungen: Ablehnung der Kindertaufe, Gemeindezucht und Ablehnung des Eides. Historische Quellen berichten, dass Hubmaier in Mähren mehr als 2000 Anhänger getauft habe.

Hubmaier kehrte nach Waldshut zurück und gründete auch dort eine Täufergemeinde. Der Erzherzog von Österreich, Ferdinand I., ließ ihn dort unter dem Vorwurf des Aufruhrs verhaften. Während seiner Haft schrieb er seine bekannte „Rechenschaft meines Glaubens“, in der er sich eindeutig als Täufer bekannte. Das Angebot eines Widerrufs schlug er aus und wurde 1528 bei lebendigem Leibe beim Stubentor in Wien auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine letzten Worte waren: „Die Wahrheit ist untödlich!“ Drei Tage nach seinem Märtyrertod wurde seine Ehefrau ertränkt.

Werke

Balthasar Hubmaiers berühmte Taufschrift von 1525
  • Ain Summ aintz gantzen Christlichen lebens. Durch Baldasaren Frydberger, Predicant yetz zu Waldßhütt, verzeichnet an die drey Kirchen Regensburg, Jngolstat und Frydberg, seinen lieben herren, briedern vnd schwestern in gott dem herren. Sonderlich ain bericht den kinder Touff vnd das Nachttmal belangent. (1525)
  • Von dem christlichen Tauff der Gläubigen (1525)
  • Kurzes Vaterunser (1526)
  • Ein gesprech Balthasar Huebmörs von Fridberg, Doctors, auf Mayster Vlrichs Zwinglens zu Zürich Taufbuchlein von der Kindertauf, (1526)
  • Ein Christennliche Leertafel, die ein yedlicher mensch, ee vnd er im Wasser getaufft wirdt, vor wissen solle (1526)
  • Von der Briederlichen straff. Woe die nit ist, da ist gewißlich khain Kirch, ob schon der Wassertauff vnd das Nachtmal Christj daselbs gehaltenn werdent (1527)
  • Vom christlichen Bann (1527)
  • Von der Freyhait des Willens, die Gott durch sein gesendet wort anbeüt allen menschen, vnd jnen dar jn gewalt gibt seine Khinder ze werden, auch die waal gutes zu wöllen vnd zethon. Oder sy aber Khinder des Zorns, wie sy denn von natur seind, ze bleiben lassen (1527)

Eine edierte Sammlung seiner Schriften findet sich in:

  • Hubmaier, Balthasar: Schriften, hrsg. von Gunnar Westin, Gütersloh 1962 (Quellen zur Geschichte der Täufer 9).

Literatur

  • Christof Windhorst: Balthasar Hubmaier. Professor, Prediger, Politiker. In: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Radikale Reformatoren. 21 biografische Skizzen von Thomas Müntzer bis Paracelsus. München, 1978, S. 125-136
  • Bergsten, Torsten: Balthasar Hubmaier : seine Stellung zu Reformation und Täufertum. – Kassel : Oncken, 1961
  • Dollinger, R.: Balthasar Hubmaier. – in: RGG, 3.1959 – Spalte 464 f
  • Loserth, Johann: Doctor Balthasar Hubmaier und die Anfänge der Wiedertaufe in Mähren. – Brünn : Rohrer, 1893
  • Mabry, Eddie L.: Balthasar Hubmaier's understanding of faith. – Lanham : Univ. Pr., 1998. – ISBN 0-7618-1220-2
  • Sachsse, Carl: D. Balthasar Hubmaier als Theologe. – Aalen : Scientia-Verl., 1973. – ISBN 3-511-04290-9 (Repr. d. Ausg. Berlin 1914)
  • Alfred Stern: Hubmaier, Balthasar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 264–267.

Siehe auch

Weblinks


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