Hydraulikbagger

Hydraulikbagger

Ein Bagger ist eine Baumaschine zur Bewegung von Boden insbesondere zum Ausheben und Wiederverfüllen von Erdvertiefungen wie z. B. Baugruben.
Auch zur Bewegung von Schütt- und anderen Gütern oder bei der Gewinnung von Kohle und Erzen im Tagebau wird er eingesetzt.

Raupenbagger Caterpillar 325C

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Begriff Bagger kommt aus dem Niederländischen (vgl: Baggeren) und bezeichnet dort ursprünglich einen Sand- oder Schlammräumer (einen bei der Hafenboden-freilegenden Tätigkeit beschäftigten Arbeiter)[1]

Definitionen

US-Militärversion eines Baggerladers, der High Mobility Engineer Excavator (HMEE)
Einsatz in Hafencity
Bagger als Zweiwegefahrzeug
Minibagger
Hüllkreisbagger 8 to
Universalbagger
Seilbagger
Größenvergleich zwischen Schaufelradbagger und Mobilbagger

Unterscheidung nach Typ

  • Unstetigbagger (Aufnahme-, Transport-, Abladeprozess)
  • Stetigbagger (kontinuierliche Förderung)
    • Schaufelradbagger
    • Eimerkettenbagger

Unterscheidung nach dem dominierenden Antrieb

Die ersten Bagger waren allesamt Seilbagger, deren Ausleger und Löffel oder Schürfkübel in der Regel mit einer zweiseitigen Seilkonstruktion bewegt wird. Auf solchen Konstruktionen basieren auch die bisher größten Schwenkbagger im Bergbau. Da diese nur sehr schwer zu steuern sind, haben sich mittlerweile allgemein Hydraulikbagger durchgesetzt, deren linear bewegliche Hydraulikzylinder eine sehr viel präzisere Lenkung ermöglichen.

Unterscheidung nach Art des Fahr-/Schreitwerks

  • Raupenbagger (Kettenfahrzeug) mit einem Einsatzgewicht bis zu 1.000 t, die auf Raupen fahren. Im Tagebau wurden Löffelbagger bis zu 6.500 t auf 4 Doppel-Kettenlaufwerken bewegt.
  • Radbagger, auch als Mobilbagger bezeichnet, mit einem Einsatzgewicht von etwa 8 t bis 100 t, die immer auf Rädern fahren. Die meisten Mobilbagger besitzen einen Allradantrieb.
  • Geländegängige Schreitbagger können über den Baggerarm und das Räderpaar schreiten (Laufartiges Hoppeln), ca. 10 t. Im Tagebau schreiten die größten Schürfkübelbagger auf zwei bis vier „Schuhen“, bis jetzt 13.500 t. Während der Arbeit sitzen sie auf einer runden Grundplatte.
  • Zweiwegebagger

Unterscheidung nach Größe

  • Minibagger mit einem Einsatzgewicht von etwa 1 t bis 6 t, die regelmäßig auf Gummi-Ketten fahren. Die kleinsten Bagger haben eine Breite von unter 1 m und können somit auch gut für spezielle Aufgaben innerhalb von Gebäuden eingesetzt werden (z. B. mit Hydraulikhammer für kleinere Abbrucharbeiten).
  • Midibagger mit einem Einsatzgewicht von etwa 7 t bis 10 t, die i. A. auf Rädern fahren.

Unterscheidung nach der Konstruktion

  • Kurzheckbagger bei ihnen ragt das Kontergewicht beim seitlichen Schwenken nicht über den Unterwagen hinaus
  • Hüllkreisbagger können zusätzlich das Grabgefäß bis über den Oberwagen heranziehen, und sich daher auf engsten Raum drehen

Allgemeine Beschreibungen

Ein Standbagger zeichnet sich in der Regel durch einen um 360° drehbaren Aufbau mit einem Ausleger aus, an dessen Ende ein Anbaugerät montiert werden kann. Es gibt zweigeteilte Ausleger, die Verstellausleger genannt werden, und Monoblockausleger. Die Ausleger und die Anbaugeräte werden durch Hydraulik bewegt. Daher wird er auch Hydraulikbagger genannt. Darüber hinaus gibt es auch Seilbagger, Schaufelradbagger, Schürf- bzw. Löffelbagger, Saugbagger uvm.

Als spezielle Variante sind Zweiwegebagger in der Lage auch auf den Gleisen von Eisenbahnen zu fahren. Weiterhin gibt es Schreitbagger mit zwei Rädern und zwei Stützen speziell für unwegsames Gelände.

Im Unterschied zum Radlader ist ein Standbagger durch seinen weit heb- und senkbaren Ausleger in der Lage, auch deutlich unterhalb seiner eigenen Standebene zu arbeiten und wird dadurch bevorzugt zum Ausheben von Baugruben u. ä. eingesetzt. Eine Kombination der beiden stellt der Baggerlader dar.

Bagger haben fast immer nur einen Fahrersitz. Es wird nur die Fahrerlaubnisklasse L benötigt, da deren bauartbestimmte Höchstgeschwindigkeit in der Regel nicht höher als 20 km/h ist.

Anbaugeräte

Sieblöffel
O&K RH 30-D Hochlöffelbagger

Es gibt folgende Anbaugeräte:

Zwischen den oben genannten Anbaugeräten und dem Baggerstiel ist meist eine Schnellwechseleinrichtung eingebaut (auf dem Foto des Raupenbaggers gut zu sehen, rot lackiert). Damit lassen sich die Anbaugeräte in kürzester Zeit vom Baggerfahrer wechseln, ohne dass er sein Führerhaus verlassen muss.

Bagger für Sondereinsätze

Ein LIEBHERR-Bagger R 914 mit Böschungsausrüstung

Für spezielle Anwendungszwecke wie z. B. den Deichbau oder allgemein die Erstellung von Böschungsprofilen werden Bagger mit besonders langen oder Teleskopauslegern eingesetzt, die durch eine vergrößerte Reichweite bessere und genauere Flächenbearbeitungen erlauben.

Ein Longfrontbagger ist eine besondere Maschinengattung, die in der Regel zum Abbruch von höheren Gebäuden eingesetzt wird.

Zu unterscheiden ist der Bagger von den Long-Reach Baggern, die für andere Aufgabengebiete entwickelt sind.

Ein Longfrontbagger verfügt standardmäßig über einen Longfrontausleger, der prinzipiell aus drei Teilen besteht. Zwei lange Auslegerteile sind mit einem kurzem Mittelstück verbunden und so flexibel und universell steuerbar. Generell ist auch eine normale Tieflöffelausrüstung verfügbar, die mit dem Longfrontausleger ausgetauscht werden kann.

Ein LIEBHERR-Bagger 934 mit Longfront beim Abbruch eines mehrstöckigen Hauses

Longfrontbagger können Gebäude mit einer Höhe von bis zu 60 m abbrechen, ein Novum auf diesem Gebiet ist ein Teleskoplongfrontbagger einer holländischen Abbruchfirma mit 62 m Reichhöhe.

Hersteller

Caterpillar Raupenbagger
Hitachi Excavator ZX250LCN-3
Mobilbagger Cat M318
Bagger mit Hydraulikhammer in einem Steinbruch
Hydraulischer Mobilbagger von Liebherr

Wichtige Hersteller von Baggern (alphabetisch sortiert) sind:

Nicht mehr existente Hersteller sind:

  • Akerman (S), heute Volvo
  • ARA (FIN)
  • Atlas, heute TEREX/Atlas
  • Bavaria
  • Benati (I)
  • Benmac (D/I)
  • Benoto (F)
  • Benfra (I)
  • Brunieri (I)
  • Cosmoter (I)
  • Demag
  • Eder
  • Ertmer
  • Fuchs, heute Terex/Fuchs
  • Gottwald
  • Gross
  • Guria (ES)
  • Hatra
  • Halla (KO), heute Hyundai
  • Hanomag
  • Hymac (GB)
  • Kockum Landsverk (S)
  • Laltesi (I)
  • Marion Power Shovel, heute bei Bucyrus International
  • Schaeff, heute TEREX/Schaeff
  • Menck & Hambrock
  • Ogela
  • O&K Orenstein & Koppel, heute New Holland
  • Poclain (F), heute Case
  • Richier (F)
  • Priestman (GB)
  • Simit (I), heute CNH
  • Tractem (F)
  • VEB Werk Weimar
  • Weserhütte
  • Wieger
  • Wilhag
  • Wittener Baggerwerk
  • Yumbo (F)

Rekorde

Die größten Bagger sind Schaufelradbagger. Das 1978 von Krupp Industrietechnik gebaute Modell „288“ arbeitet z. Zt. im Tagebau Garzweiler (RWE Power) und ist seit seiner Inbetriebnahme bis heute der größte Bagger der Welt. Er hat ein Dienstgewicht von 12.840 t, eine Höhe von 96 m und eine Länge von 215 m.

Die nächste Größenordnung sind Schürfkübelbagger mit elektrischem Seilantrieb und Schreitwerk. Der Big Muskie arbeitete in den 1970ern und 1980ern in den USA. Er hatte ein Dienstgewicht von 12.800 t und einen Schaufelinhalt von 166 m³.

Der größte Hochlöffelbagger war der seilgetriebene Marion 6360 mit Kettenlaufwerk, genannt Capitain, von Marion Power Shovel in den USA. Das Dienstgewicht betrug 12.700 t und die Schaufel fasste etwa 138 m³. Er wurde 1992 verschrottet. Der nächstgrößere Hochlöffelbagger namens Big Brutus kann noch betrachtet werden.

Der größte Hydraulik-Bagger der Welt ist der TEREX O&K RH 400 mit 980 bis 1000 t Einsatzgewicht und einer Motorleistung von 3360 kW (ca. 4400 PS). Das Grabgefäß in der Ladeschaufelversion fasst 45 m³ (SAE 2:1). Produziert wird er in Deutschland, im TEREX O&K Werk in Dortmund-Dorstfeld.

Lärm

Als Anhaltspunkt für den Baustellenlärm eines typischen Baggers wurden in einem WHO-Bericht 90 dB in 10 m Entfernung, d. h. ca. 32 Sone angegeben.

Sicherheit

  • In Deutschland ist eine jährliche UVV-Überprüfung (nach Richtlinien der Berufsgenossenschaften) bei Baggern vorgeschrieben.
  • Ein Befähigungsnachweis (Fahrausweis) zum Führen von Baggern ist in Deutschland Voraussetzung für die ordnungsgemäße Benutzung aller kraftbetriebenen Baumaschinen (inkl. Bagger) nach Richtlinien der Berufsgenossenschaften.

Siehe auch

Weitere Informationen

Literatur

  • Kunze/Göhring/Jacob: Baumaschinen 2002
  • Ulf Böge, Stefan Heintzsch: Bagger – Die große Chronik aller deutschen Hersteller. 2002
  • Ulf Böge, Rainer Volkwein: Weserhütte Bagger. 2004
  • Ulf Böge, Stefan Heintzsch, Arnold Düßmann: Atlas Weyhausen – Siegeszug der Hydraulik. 2007

Einzelnachweise

  1. Petri Fremdwörterbuch, 13. Auflage 1888

Weblinks


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