Hyperakusis dolorosa

Hyperakusis dolorosa
Klassifikation nach ICD-10
H93.2 Sonstige abnorme Hörempfindungen, inkl. Hyperakusis
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Unter Hyperakusis (gr. hyper über, akuo ich höre) versteht man eine krankhafte Empfindlichkeit gegenüber lautem Schall, der normalerweise noch nicht als unangenehm empfunden wird. Als schmerzhaft empfundenes Hören wird als Hyperakusis dolorosa bezeichnet.

Regelmäßig findet man eine solche Intoleranz gegenüber lautem Schall bei Schwerhörigen mit einer Haarzellschädigung im Innenohr. Solche Schwerhörige können zwar leiseren Schall nicht hören, nach Überschreiten der Hörschwelle nimmt jedoch die Lautheitsempfindung mit dem Schallpegel viel rascher zu als beim Normalhörigen, sodass bei höheren Pegeln der Schall unangenehm oder gar unerträglich laut empfunden wird. Man bezeichnet dieses Phänomen als Recruitment (siehe dort). Die überwiegende Zahl an Schallempfindungsschwerhörigen weist ein Recruitment auf und leidet daher an einer mehr oder minder ausgeprägten Intoleranz gegenüber lautem Schall. Dieses Symptom des Recruitments wird oft auch als Hyperakusis bezeichnet. Bei der Versorgung mit Hörgeräten von Schwerhörigen mit Recruitment wird durch technische Maßnahmen verhindert, dass zu lauter Schall in das Ohr abgegeben wird.

Zu unterscheiden davon sind Patienten, bei denen trotz normaler oder annähernd normaler Hörschwelle eine krankhafte Empfindlichkeit gegenüber lautem Schall besteht, bei denen die Hyperakusis also eine eigenständige Krankheit darstellt. In diesen Fällen ist offenbar die zentrale Verarbeitung des Hörens gestört. Die Ursachen können vielfältig sein (Schädel-Hirn-Traumata, Borrelien-Infektion, posttraumatische Belastungsstörung, Depression, Migräne), in den meisten Fällen bleibt die Ursache jedoch unklar. Eine Behandlung der Hyperakusis kann durch eine Tinnitus-Retraining-Therapie oder Verhaltenstherapie erfolgen, die Erfolgsquoten sind jedoch ungeklärt.

Ein besonderer Fall der Hyperakusis entsteht durch den Ausfall des Stapediusreflexes wegen einer Gesichtslähmung. Bei einer solchen Lähmung ist auch die Reflexbahn jenes Reflexes unterbrochen, der im Mittelohr zur Dämpfung lauten Schalls dient. Bei einer, wie meist, nur einseitigen Lähmung tritt die Hyperakusis nur auf der gelähmten Seite auf.

Literatur

  • Baguley DM: Hyperacusis. J R Soc Med. 2003 Dec;96(12):582-5. Review. PMID 14645606
  • Roche Lexikon Medizin. Urban & Fischer. 5. Aufl. 2003
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