Hypotyposis

Hypotyposis

Die Hypotyposis (griech. Abbilden, Abbildung) ist eine musikalisch-rhetorische Figur, bei der es sich um eine musikalische Ausdeutung des Textinhalts handelt.

In der klassischen Rhetorik versteht man unter Hypotyposis eine anschauliche Beschreibung eines Gegenstandes, bei der der Zuhörer den Eindruck bekommt, diesen vor Augen zu haben (Quintilian). Durch eine Hypotyposis kann somit eine Rede verdeutlicht werden und überzeugender wirken. - Näheres zum rhetorischen Gebrauch des Begriffs siehe unter dem gleichbedeutenden Stichwort Evidenz (Rhetorik).

Als musikalisch-rhetorische Figur wurde die Hypotyposis 1599 von Joachim Burmeister beschrieben. Er definierte sie als "eine Verdeutlichung eines Textes, durch die leblose Sachen den Augen scheinbar lebhaft dargestellt oder verdeutlicht werden".

Während der Begriff in der Folge nur selten verwendet wurde, hat die Hypotyposis doch von der Sache her "als die bei weitem häufigste Figur" barocker Musik zu gelten "angesichts einer Musik, deren Anliegen seit mehreren Generationen die von Zarlino so genannte imitazione della natura war" (S. Leopold).

Im 20. Jahrhundert wurde der Begriff von mehreren Autoren wieder aufgegriffen als Überbegriff für eine Klasse musikalisch-rhetorischer Figuren ("bildhafte oder hypotyposis-Klasse"), im Gegensatz etwa zu Figuren der Emphase oder solchen mit allegorischer Bedeutung. Als zu dieser Klasse gehörig gelten z. B. die Anabasis (Aufstieg) und die Katabasis (Abstieg).

Literatur

  • Dietrich Bartel: Handbuch der musikalischen Figurenlehre, Laaber 1985.
  • Hartmut Krones: Musik und Rhetorik, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil Bd. 6., 1997, Sp. 814-852
  • Silke Leopold: Barock, in: Ebd., Sachteil Bd. 1, 1994, Sp. 1235-1256
  • Art. Hypotyposis, in: Marc Honegger, Günter Massenkeil (Hg.): Das Grosse Lexikon der Musik, Bd. 4, Freiburg, Basel, Wien 1981, S. 150

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  • Hypotypōsis — (gr.), 1) Umriß, Schattenriß; 2) kurzer Abriß, Entwurf, Handbuch; 3) eine rhetorische Figur, vermöge welcher ein Gegenstand so anschaulich dargestellt wird, daß er vor Augen zu sein scheint …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hypotyposis — (griech.), Abbildung, Entwurf, Abriß; daher in der Rhetorik eine lebhafte Schilderung einer Person oder Sache, die dadurch dem Hörer gewissermaßen unmittelbar vor Augen gerückt wird …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hypotyposis — Hypotyposis, griech., rhetorische Figur, bei der man einen abwesenden Gegenstand als gegenwärtig anredet …   Herders Conversations-Lexikon

  • hypotyposis — /huy peuh tuy poh sis/, n. Rhet. lifelike description of a thing or scene. [1575 85; < Gk hypotýposis outline, copy pattern, equiv. to hypo HYPO + týposis forming, molding (týp(os) beat, impression, mold + osis OSIS)] * * * …   Universalium

  • hypotyposis — hy·po·ty·po·sis …   English syllables

  • hypotyposis —   n. vivid description …   Dictionary of difficult words

  • hypotyposis — …   Useful english dictionary

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  • Hypotypose — Die Evidenz, lateinisch evidentia, bezeichnet als rhetorische Figur eine Figur der Häufung, genauer die detaillierend konkretisierende Häufung. Sie besteht aus der Trennung des eigentlichen Hauptgedankens in mehrere koordinierte Teilgedanken, die …   Deutsch Wikipedia

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