Hänigsen

Hänigsen
Hänigsen
Gemeinde Uetze
Wappen von Hänigsen
Koordinaten: 52° 29′ N, 10° 6′ O52.48416666666710.09694444444455Koordinaten: 52° 29′ 3″ N, 10° 5′ 49″ O
Höhe: 55 m ü. NN
Fläche: 26,85 km²
Einwohner: 6.033 (1. Jan. 2011)
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 31311
Vorwahl: 05147
Karte

Die Lage von Hänigsen in der Gemeinde Uetze

Hänigsen (niederdeutsch Hähnsen) ist zweitgrößtes Dorf der Gemeinde Uetze. Es liegt etwa 27 km östlich von Hannover. Die derzeit rund 6000 Einwohner entsprechen etwa 30 % der Gesamtbevölkerung der Gemeinde Uetze.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Hänigsen liegt im östlichen Teil der Region Hannover nahe der Burgdorfer Aue etwas nördlich der Bundesstraße 188 zwischen Burgdorf und dem Ortsteil Uetze. Am westlichen Rand ist der Ort mit Obershagen, einem weiteren Ortsteil der Gemeinde, zusammengewachsen.

Der Burgdorfer Berg ist mit 55 m ü. NN die höchste Erhebung des Ortes.

Geschichte

St. Petri-Kirche

Hänigsen wurde 1226 erstmals urkundlich erwähnt und hieß damals noch Henighusen (das bedeutete: Ort der Sippe Henning).[1]

Im Jahr 1529 wurde die Reformation in Hänigsen eingeführt.

Zwei große Brandkatastrophen suchten den Ort heim: Im Jahr 1647 vernichtete ein Feuer einen großen Teil des Dorfes, und am Pfingstmontag des Jahres 1693 brannten 57 Gebäude ab.[2]

Am 8. Juli 1746 stand Catharina Dammann, eine noch junge schöne Schustersfrau aus Hänigsen, auf der Richtstätte des Amtes Meinersen. Die am 29. Dezember 1715 in Obershagen geborene Frau hatte versucht, ein Pferd von einer Weide wegzuführen, um es in Gifhorn zu verkaufen. Sie wurde gefasst, saß zwei Jahre im Meinerser Gefängnis und wurde vom Nachrichter Johann Christoph Funke aus Uetze, der an ihr sein „Meisterstück“ verrichtete, enthauptet.[3]

Ab dem Jahr 1852 gehörte Hänigsen zum Amt Burgdorf, vorher hat es über mehrere Jahrhunderte zum Amt Meinersen gehört.

Bekannt ist es für das älteste Erdölvorkommen in Norddeutschland sowie das tiefste Kali-Salz-Bergwerk weltweit (1525 m). Im Jahr 1905 wurde mit dem abteufen des Schachtes Riedel begonnen, der Betrieb wurde im Jahr 1909 aufgenommen. Von 1938 bis 1945 war dort ein Munitionslager der am Celler Weg errichteten Munitionsanstalt, kurz MUNA, untergebracht. Dort befand sich auch eine Außenstelle des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, deren Barackenfundamente noch heute zu sehen sind.

Unter britischer Besatzung wurde versucht, die Munition vollständig aus dem Bergwerk herauszuholen. Dabei kam es am 18. Juni 1946 zu einem Explosionsunglück, bei dem rund 10.000 t Munition detonierten. Beim Unglück starben, hauptsächlich unter Tage, 86 Menschen. Im Jahr 1996 wurde das Bergwerk stillgelegt. Das Vorhaben, im Bergwerk eine Sondermülldeponie einzurichten, wurde nach Protesten einer Bürgerbewegung und aufgrund geänderter wirtschaftlicher Bedingungen aufgegeben. Das ehemalige Bergwerk wird derzeit planmäßig geflutet.

Der Pferdeversicherungsverein Hänigsen wurde auf Initiative des Landwirts Wilhelm Pries am 16. August 1908 gegründet. 26 Landwirte waren zu Beginn dabei. Sie wählten Wilhelm Pries zum Ersten Vorsitzenden, Heinrich Müller vom Hof Nr. 39 zu dessen Stellvertreter und den Gastwirt Otto Ewald zum Rechnungsführer. Der Verein versichert heute Pferde aus Hänigsen, Uetze, Dahrenhorst, Dollbergen, Katensen, Schwüblingsen, Ahlten, Kolshorn, Burgwedel, Dachtmissen, Otze, Weferlingsen, Obershagen und Bockelskamp und deckt damit einen recht großen Einzugsbereich ab.[4]

Ebenfalls bekannt gemacht hat den Ort der Verein TSV Friesen Hänigsen von 1908. Im Rahmen der 750-Jahrfeier fand vor 2.200 Zuschauern am 8. Juni 1977 ein Freundschaftsspiel zwischen dem Fußball-Bundesligisten Werder Bremen und dem Bezirksligisten TSV Friesen Hänigsen statt (10:3 Endstand).

Am 20. November 1984 fand vor 16.000 Zuschauern im Rahmen der zweiten Runde im DFB-Pokal 1984/85 ein Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem TSV Friesen Hänigsen im Hänigser Stadion statt (Endstand 8:0).

Hänigsen hat sich außerdem von 1786 bis 1988 als größte Deckstation des Celler Landgestüts einen guten Namen in der Pferdezucht gemacht.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl stieg von 857 im Jahr 1885 aufgrund der starken Zuwanderung von Arbeitern des Kalibergwerkes sowie deren Familienangehörigen auf 2.079 Einwohner im Jahr 1939.

Als Folge des Zweiten Weltkrieges und dem Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien stieg die Zahl der Einwohner auf 4.606 im Jahr 1946 an, sank aber auf 4.253 im Jahr 1953, weil ein Teil der Neubürger wegen mangelnder Arbeit in andere Gebiete Deutschlands zog.

Als im Jahr 1974 im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen die Samtgemeinde Hänigsen Teil der Gemeinde Uetze wurde, hatte Hänigsen 4.588 Einwohner.

Durch die Ausweisung weiterer Neubaugebiete stieg die Zahl der Einwohner auf rund 6.000 im Jahr 2005 an.

Wappen

Das Hänigser Wappen basiert auf einem Entwurf der Schüler der Volksschule Hänigsen aus dem Jahre 1953. In die endgültige Fassung wurde es von Gustav Völker gebracht und am 20. Juni 1955 vom niedersächsischen Innenminister genehmigt.

Blasonierung: „Halbgespalten und geteilt; links oben in Silber ein schwarzer Ölbohrturm, rechts oben in Schwarz goldene Schlägel und Eisen, unten in Grün ein nach rechts schreitendes silbernes Pferd.“

Der Bohrturm symbolisiert die Ölindustrie in Hänigsen, Hammer und Schlägel den Kali-Bergbau, das Pferd (Hannoveraner) steht für die Landwirtschaft und Pferdezucht.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Der Ort beherbergt zwei kleine Heimatmuseen.

Eines davon ist die Hänigser Heimatstube mit vielen interessanten Exponaten aus der Ortsgeschichte. Sie ist im „Haus am Pappaul“ in der Ortsmitte untergebracht und öffnet immer am Sonntagnachmittag.

Daneben gibt es das Freilichtmuseum „Die Hänigser Teerkuhlen“ am Kuhlenberg. Schon im Jahr 1546 erwähnte der Chemnitzer Stadtarzt und Bürgermeister Georg Agricola, der zu seiner Zeit wichtige Bücher zu Bodenschätzen und Bergbau geschrieben hat, dieses Erdöl-Vorkommen. Es handelt sich somit um eines der ältesten, urkundlich nachgewiesenen Erdölvorkommen in Norddeutschland. Die frühen Bewohner des Ortes legten zwei bis drei Meter tiefe Gruben an, die dann einen Holzausbau erhielten. In diesen Gruben sammelte sich Grundwasser und auf dem Wasser sammelte sich das Erdöl. Das wurde dann abgeschöpft und als „Hängser Teer“ oder „Wagenschmer“ verkauft. Die Verwendungsmöglichkeiten reichten vom Schmiermittel bis hin zum Heilmittel für Mensch und Tier. Mit einer Kiepe auf dem Rücken lieferten die „Hänser Kiepenkerle“ das dickflüssige Öl in der Umgebung aus. Heute kümmert sich der Heimatbund Hänigsen um das Gelände. Er hat eine dieser Kuhlen wieder instand gesetzt. Die „Teerkuhle“ funktioniert auch heute noch. Die zum Teil 400 Jahre alten Stützbretter sind ebenfalls noch zu sehen. Der Heimatbund betreibt dort auch ein kleines und sehenswertes Museum zur Erdölindustrie. Darin und auf dem angeschlossenen Freigelände befinden sich Ausstellungsstücke zur Erdölindustrie, die die Entwicklung des Ortes maßgeblich mit geprägt hat.

Bauwerke

  • Markante Gebäude des Ortes sind unter anderem die evangelisch-lutherische Kirche St. Petri (die ältesten Bestandteile stammen aus der Zeit um 1274), die katholische Kirche St. Barbara (erbaut 1960) sowie die Neuapostolische Kirche (erbaut 1959, seit Februar 2006 nicht mehr zu Gottesdiensten genutzt).
  • Das Freibad (1954 eingeweiht, bekannt wegen seines 10-Meter-Sprungturms) sowie das Stadion (eingeweiht 1961) wurden vom Hildesheimer Architekten Otto Immendorff geplant und dienen dem Freizeitvergnügen der Bevölkerung.
  • Im westlichen Ort steht eine der wenigen betriebsbereit erhaltenen Bockwindmühlen Deutschlands (1704 errichtet, bis 1995 gewerblich genutzt).
  • Die Schule aus dem Jahr 1911 (aufgrund der markanten Bauweise auch als Kaffeemühle bekannt) wurde im Jahr 1954 durch den im Volksmund so genannten Schafstall, im Jahr 1959 durch die Sporthalle sowie im Jahr 1964 durch den sog. Zehnklassentrakt ausgebaut. Seit 2006 ist die ehemalige Grund- und Hauptschule eine reine Grundschule, die Hauptschule wurde nach Uetze verlagert.

Vereine

Den Hänigsern steht ein reges Vereinsleben (zurzeit 39 Vereine) für die Freizeitgestaltung zur Verfügung, vom kleinsten Verein, dem Kaninchenzuchtverein, über Schachverein, Ziegenzuchtverein, Heimatbund, Männergesangverein, DLRG, Freiwillige Feuerwehr (1898 gegründet), Bürgerschützenverein (1925 gegründet) bis zum größten Verein, dem TSV Friesen Hänigsen.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Das erste Schützenfest (damals Pfingstbier genannt) wurde 1614 erwähnt. Nun wird es regelmäßig im August abgehalten und dauert drei Tage, wobei die Besonderheit darin liegt, dass es von Samstag bis einschließlich Montag dauert. Den traditionellen Schützenumzug begehen die Hänigser Vereine sowie verschiedene Schützenvereine und Spielmannszüge aus der Umgebung am Sonntag.
  • Immer am ersten Sonntag im September richtete der 1989 gegründete Mühlenverein auf dem Mühlengelände das überregional bekannte Mühlenfest aus, welches mehrere tausend Besucher anlockte. Neben Musik und anderen Darbietungen sowie handwerklicher Ausstellungen war auch die Innenbesichtigung der Bockwindmühle möglich. Derzeit wird das Fest auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
  • Ebenfalls im September findet seit 1985 auf dem Schützenplatz das Alttraktor- und Nutzfahrzeugtreffen des Die Selbstzünder – Freunde alter Nutzfahrzeuge in Niedersachsen e.V. statt.

Sonstiges

Kurioses

Der Spitzname für Hänigsen lautet Kasparland. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts trugen viele Hänigser Bürger den Vornamen Kaspar. Die Kleinbahn der Burgdorfer Kreisbahnen GmbH, die Hänigsen von 1908 bis 1961 mit Burgdorf verband, trug den Spitznamen Kasparbahn.

Unglücke

Am 4. November 1999 wurde durch Bauarbeiten eine Gasexplosion in einem Zweifamilien-Fachwerkhaus ausgelöst. Sechs Menschen starben.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Ralf Bierod: Von Henighusen zu Hänigsen – 775 Jahre aus unserer Geschichte, Eine Dorfchronik. Gestiftet von Ursula Schroeter, Schlütersche GmbH Verlag, Hannover 2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sudendorf, Hans: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Band I, Hannover/Göttingen 1859, Nr. 10 S. 8. Vgl. Ohainski, Uwe; Udolph, Jürgen: Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover, Bielefeld 1998, S. 183.
  2. Depenau, Albert: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hänigsen, Hänigsen 1998, S. 13 ff.
  3. Ausführlich: Blazek, Matthias: Die Hinrichtungsstätte des Amtes Meinersen – Eine Quellensammlung, Stuttgart 2008, S. 34 f., ISBN 978-3-89821-957-0.
  4. Blazek, Matthias: „Der Pferdeversicherungsverein Hänigsen feiert sein 100-jähriges Jubiläum“ (Faltblatt zum Jubiläum am 27. Juni 2008), Hänigsen 2008.
  5. Ergebnis Hip-Hop Day in Noderstedt http://tanzen-in-norderstedt.de/hiphop/2010%20HHD/00398/hhsolo-girlsjun/index.htm

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