Altes Schiffshebewerk Henrichenburg

Altes Schiffshebewerk Henrichenburg

Das Schiffshebewerk Henrichenburg, genau genommen das alte Schiffshebewerk von 1899 und das Neue von 1962 liegen in einer Kanalstufe des Dortmund-Ems-Kanals in Waltrop-Oberwiese. Das alte Hebewerk wurde 1912 durch eine Schachtschleuse ergänzt, und 1962 durch ein neues Hebewerk ersetzt. Die Schachtschleuse wurde 1989 durch eine neue Schleuse ersetzt. Neue Schleuse und neues Hebewerk wurden bis 2005 parallel betrieben, seit dem läuft der Schiffsverkehr komplett nur noch durch die Schleuse. Alle vier Bauwerke sind Teil des Schleusenparks Waltrop.

Inhaltsverzeichnis

Das alte Schiffshebewerk

Das Alte Schiffshebewerk
Modell des Schleusenparks Waltrop
Der Schleusenpark aus der Luft
Nächtliche Impressionen während der Extraschicht 2003

Das alte Schiffshebewerk wurde nach den Plänen des Stettiner Schiffbauingenieurs Rudolph Haack gebaut und im Jahre 1899 feierlich eröffnet. Es war ein Schlüsselbauwerk des Dortmund-Ems-Kanals, denn erst mit seiner Fertigstellung konnte der Kanal bis zum Dortmunder Hafen befahren werden. Das Hebewerk ist das größte und spektakulärste Bauwerk im Verlauf des alten Dortmund-Ems-Kanals. Es wurde am 11. August 1899 von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.

Technik

Das Hebewerk war in der Lage, den damals üblichen Dortmund-Ems-Kanal-Normalkahn von 67 Metern Länge, 8,2 Metern Breite und 2 Metern Tiefgang um 14 Meter in die Wasserhaltung des Dortmunder Hafens zu heben. Ende der 50er Jahre wurde das Unterwasser um 50 cm angehoben, dadurch verringerte sich die Hubhöhe auf 13,50 m. Ein vollständiger Senk- oder Hebevorgang, einschließlich Ein- und Ausfahrt, dauerte nur etwa 12 Minuten. Der eigentliche Senk- oder Hebevorgang dauerte etwa 2,5 Minuten. Das ging deutlich schneller als mit den zur gleichen Zeit üblichen Schleusen. Zudem verbrauchte der Hubvorgang kaum Wasser aus der Dortmunder Haltung, deren gesamtes Wasser aus der unteren Haltung durch Pumpen bereitgestellt werden musste.

Die technisch äußerst interessante Konstruktion kam mit vergleichsweise niedriger Antriebsleistung zum Heben der einige 1000 Tonnen schweren Lasten von Schiff und wassergefülltem Trog aus. Die Lösung liegt im Auftrieb der insgesamt fünf zylindrischen Schwimmer, die in 40 Meter tiefe, wassergefüllte Brunnen eintauchten. Ihr Auftrieb war stets genauso groß wie das Gewicht von Schiff und Trog. Somit genügte ein relativ kleiner elektrischer Motor, mit etwa 110 kW, zum Überwinden der Reibungswiderstände, um den Trog aufwärts oder abwärts in Bewegung zu setzen. Den Bewegungsablauf steuerten vier über 20 Meter lange Gewindespindeln aus Stahl mit einem Außendurchmesser von 280 mm. Die Spindeln erhielten eine Längsbohrung von 110 mm Innendurchmesser, um eventuelle Fehler im Material aufzuspüren und um sie bei Frosttemperaturen mit Abdampf vor dem Einfrieren zu schützen.

Museum

Nach der Inbetriebsetzung des neuen Hebewerkes wurde das alte Hebewerk nach kurzer Zeit stillgelegt. Ein Jahr später im Jahr 1963 versuchte man eine Wiederinbetriebnahme. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Trog auf halbem Wege verkantet hatte und sich in keine der beiden Endlagen bewegen ließ. In diesem Zustand ist das Hebewerk bis heute verblieben und nach weiteren 30 Jahren als Museumsstück konserviert worden.

Nach der endgültigen Stilllegung verfiel das alte Hebewerk. Auch ein Abriss wurde zunächst erwogen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe beschloss 1979 das technische Denkmal als Standort des Westfälischen Industriemuseums aufzubauen. Nach Restaurierung und Rekonstruktion ist das Alte Schiffshebewerk ohne Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion zusammen mit seinem unteren Vorhafen (Unterwasser), dem oberen Vorhafen und einem Stück Kanal als Museum eröffnet. Der untere Vorhafen wird auch als Marina genutzt.

Das Alte Schiffshebewerk ist eine Eisenfachwerkkonstruktion mit fünf Schwimmerschächten. Der Trog und die steinernen Oberhaupt- und Unterhaupttürme sind begehbar. Im ehemaligen Kessel- und Maschinenhaus sind Maschinen, Modelle und Bilder zu sehen. Im unteren Vorhafen (Unterwasser) liegen das Polizei- und Feuerlöschboot Cerberus von 1930 und das Motorgüterschiff Franz-Christian von 1929 mit der Ausstellung Ein Arbeitsleben an Bord im Laderaum. Auf einem 400 m langen Kanalabschnitt im Anschluss an den oberen Vorhafen zeigt das Museum eine Sammlung historischer Schiffe und schwimmender Arbeitsgeräte, eine Anlege- und Verladestelle für Güterschiffe, eine Hellinganlage zur Schiffsreparatur mit historischem Drehkran von 1906 und den Kanaldurchlass mit altem Klapptor von 1914 sowie eine historische Hubbrücke von 1897.

Das Schiffshebewerk liegt an den Radwegen Dortmund-Ems-Kanal-Route, Emscher-Weg und am Emscher Park Radweg. Das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg ist heute zentraler Ankerpunkt der Route der Industriekultur.

Das neue Hebewerk

Das neue Hebewerk
Aufnahme: 2004

Das neue Hebewerk wurde 1962 eröffnet und hat eine Troglänge von 90 Metern bei einer Breite von 12 Metern und 3 Metern Wassertiefe. Die Nutzgröße beträgt 85 m x 11,40 m x 2,50 m (Nutzlänge x Nutzbreite x Tiefgang). Diese Abmessungen ermöglichen dem damals aufkommenden Europaschiff die Durchfahrt.

Technisch gesehen besitzt das neue Hebewerk das gleiche grundlegende Konstruktionsprinzip wie das alte, jedoch wurde die Konstruktion vereinfacht. Die Zahl der Schwimmer wurde auf zwei reduziert und ein Unterhaupt entfällt, weil Trog- und Haltungstor als Drehsegmenttore ausgeführt sind (sie drehen nach unten weg). Die Spindeln befinden sich in vier einzeln stehenden Türmen, auf ein verbindendes Hebewerksgerüst wurde verzichtet.

Auch das neue Hebewerk wurde bald zu klein für die Anforderungen der Kanalschifffahrt. So wurde 1989 unmittelbar nebenan die heutige Sparschleuse mit einer Länge von 190 Metern, 12 Metern Breite und einer Drempeltiefe von vier Metern errichtet.

Das neue Hebewerk wurde bis Dezember 2005 genutzt, dann wegen technischer Probleme außer Betrieb genommen. Eine erneute Inbetriebnahme ist aus Kostengründen fraglich, zumal der Dortmunder Hafen heute nicht mehr das Frachtaufkommen früherer Tage hat. Kommt es allerdings – wie im Frühjahr 2006 – zu Problemen oder Wartungsarbeiten an der modernen Schleuse, kann der Dortmunder Hafen nicht mehr angelaufen werden.

Um für den Erhalt des Hebewerks zu kämpfen, hat sich zwischenzeitlich ein Förderverein gegründet. Er möchte das Hebewerk nicht nur als Bauwerk erhalten, sondern auch im betriebstüchtigen Zustand.

Literatur

  • Eckhard Schinkel, Schiffshebewerke in Deutschland, ISBN 3-921980-37-2
  • Junker, E.: Der Bau des neuen Hebewerkes bei Henrichenburg. In: Wasser- und Schiffahrtsdirektion Münster (Hrsg.): Zur Freigabe des vollausgebauten Dortmund-Ems-Kanals am 2. April 1959. Münster 1959.
  • Krabbe, W. R.: Arbeitssituation und soziale Lage der Arbeiter beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Das Schiffshebewerk Henrichenburg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Hagen 1985.
  • Schierk, H. F.: Konstruktion und Bau des Mehrschwimmerhebewerks bei Henrichenburg. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Das Schiffshebewerk Henrichenburg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Hagen 1985.

Weblinks

51.6188777777787.33364722222227Koordinaten: 51° 37′ 8″ N, 7° 20′ 1″ O


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