Höntroper Loch

Höntroper Loch
Dieser Artikel beschreibt Tagesbrüche als Bergschaden. In der Astronomie und anderen Naturwissenschaften wird als Tagesbruch auch die dezimale Unterteilung des Tages bezeichnet, die meist auf Hundertstel Tage gerechnet wird und z. B. am 31. Dezember von 31,00 (0 h) bis 31,99 (kurz vor Mitternacht) läuft. Sie ist u. a. für die Ephemeridenrechnung von Bedeutung.
Pinge nach Einbruch eines alten Bergwerkstollens in Herbolzheim (Breisgau)
Tagebruch der Mine Elura in Australien

Als Tagesbruch (auch: Tagebruch, Tagbruch) bezeichnet man einen Bergschaden, der nach Verbrüchen im Untergrund bis an die Erdoberfläche (in der BergmannsspracheTag“ genannt) durchbricht. Dort wird der Schaden oft durch Risse oder kraterähnliche Einsturztrichter („Pinge“) sichtbar. Tagesbrüche treten in der Regel durch den Einsturz alter, nicht verfüllter Bergwerksstollen und -schächte auf und sind daher in Bergbauregionen besonders häufig. Sie können auch infolge von Wasserausspülungen im Untergrund (z. B. Dolinen in Karstgebieten) oder anderer geotektonischer Prozesse entstehen; bei natürlicher Ursachen wird aber eher von einen „Erdfall“ gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Tagesbrüchen

Wenn in einem durch Verwitterung instabil gewordenem Grubenbereich ein Hohlraum einbricht, kann sich ein solcher Verbruch im Laufe der Zeit bis in die Nähe der Erdoberfläche durcharbeiten. Dadurch kann es zu Bergsenkungen kommen, die an der Oberfläche beispielsweise als Mulden sichtbar werden. Diese Senkungen betragen im Ruhrgebiet bis zu 15 m und können zu einer Versumpfung der Landschaft führen, da Oberflächenwasser nicht mehr über den natürlichen Weg abgeleitet werden kann. Im Extremfall brechen die Erd- und Gesteinsmassen an der Oberfläche durch und stürzen in die unterirdischen Hohlräume ab. Es bildet sich dann ein tiefer Krater, eine sogenannte Pinge.

Die Gefahr der Entstehung von Tagesbrüchen hängt insbesondere mit der tektonischen Stabilität des Untergrunds zusammen. Starke Überdeckungen von Hohlräumen und das Vorhandensein verwitterungsresistenter Gesteine senken das Risiko von Tagesbrüchen erheblich.

Besonders schwerwiegende Bergschäden gibt es auch an den Randzonen von Kohlenabbaugebieten. Aufgrund geologischer Störungen gibt es sogenannten Sprünge in der Höhenlage der Sedimentschichten. An diesen Sprüngen sind auch die Flöze versetzt und bilden dann die Grenze des durchgängigen Abbaus eines Flözes. Besonders an diesen Stellen treten Schiefstellungen der Erdoberfläche auf und führen zu den markanten Bergschäden: Schiefstellung von Gebäuden, Rissbildung im Mauerwerk durch die Biegebeanspruchungen. In einigen Kohlenabbaugebieten wurde früher Blasversatz angewendet: Von der Erdoberfläche werden über Rohrleitungen Materialien (z. B. Berge aus der Kohlenwäsche, Filterasche) pneumatisch zu dem Abbaubetrieb gefördert und in den Alten Mann (Bruchbereich hinter dem abgebauten Flöz) geblasen. Da dieses Material nicht verdichtet werden kann und auch nicht alle Hohlräume erreicht werden können, wird etwa die Hälfte der potentiellen Bergsenkung kompensiert. Dieses Verfahren findet aber heute im Steinkohlenbergbau weltweit keine Anwendung mehr.

Diese spektakuläre Form des Bergschadens kommt vor allem im südlichen Teil des Ruhrgebietes vor, wo der Bergbau auf Steinkohlen in der Nähe der Erdoberfläche stattfand und ein massives Deckgebirge über den Flözen fehlt. Eine weitere und sehr gefährliche Art des Tagesbruches ist der Einsturz eines ehemaligen Schachtes, der nach der Beendigung des Abbaues unzureichend verfüllt wurde.

Beispiele

→ Für weitere Beispiele siehe auch Artikel Pinge.

Einige Beispiele für bekannte Tagebrüche:

  • Ein derartiges Ereignis fand am 2. Januar 2000 in Bochum-Höntrop statt, als sich mitten in einem Wohngebiet ein Krater öffnete, dessen mögliche Ausbreitung eine ganze Wohnsiedlung bedrohte. Obwohl die Sicherungsmaßnahmen sofort begannen und hunderte Kubikmeter Beton in das Loch gepumpt wurden, mussten einige Häuser aufgegeben werden. Die Ursache für den Tagesbruch war ein Unfall bei den Verfüllarbeiten an einem ehemaligen Schacht der Kohlenzeche Maria-Anna um 1900, wobei das Schachtgerüst einstürzte und sich in etwa 40 m Tiefe verklemmte. Der Schacht konnte daraufhin nicht ordnungsgemäß zugeschüttet werden. Das Ereignis geriet in Vergessenheit und wurde beim Bau der Wohnsiedlung nicht weiter beachtet. Die nachträgliche Verfüllung kostete rd. 12 Mio. DM.[1]
  • Ein weiterer Tagesbruch wurde im Februar 2008 in einer Rebanlage bei Herbolzheim (Breisgau) bemerkt. Hier war ein Stollen eines ehemaligen Erzbergbaus bis zur Oberfläche durchgebrochen. Wegen der Unwägbarkeit und der Gefahr weiterer Einbrüche wurde ein weitläufiges Gebiet rund um den Bruch dauerhaft abgesperrt.
  • 2004 wurden Tagesbrüche am Siegener Rosterberg bundesweit bekannt unter dem Namen „Siegener Loch“. Alte Hohlräume und Gänge der Grube Hohe Grethe waren eingestürzt und hatten vier Tagesbrüche mit sich gezogen. Die Sicherungsarbeiten dauerten ca. ein Jahr lang, 22.000 t Material wurden in den Berg gepumpt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel Plötzlich war die Kohle weg…, NRZ, Das Land: das Land in Kürze 11.9.2001

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