Hünenbett

Hünenbett
Hünengrab bei Reinfeld (Holstein)
Hünengrab im Emsland
Stein mit Seelenloch in der volkstümlich Steinkammergrab genannten Galerie bei Züschen
Hünengrab bei Nobbin auf Rügen
Hünengrab östl. von Rerik Standort54.1204311.644527
Großsteingrab vom „Ganggrabtyp“ zwischen Dohnsen und Siddernhausen, Stadt Bergen (Landkreis Celle) Standort52.8252810.026947
Großsteingrab in Stöckse

Hünengrab, bei vorhandener rechteckiger Einfassung auch Hünenbett, ist die volkstümliche Bezeichnung für Megalithanlagen (so genannte Großsteingräber), zumeist bestehend aus Findlingen. „Hüne” lässt sich auf das mittelhochdeutsche hiune und das niederdeutsche hûne mit der Bedeutung Riese zurückführen – es sollen also Gräber für Riesen sein.

  • Im niederdeutschen Sprachraum bzw. in den Niederlanden heißen sie Hunebedden (Hünenbetten).
  • Der internationale Fachbegriff Dolmen (dän. dyssen, schwed. dösen) wird auch in Deutschland verwandt. (z. B. Großdolmen, Polygonaldolmen oder Urdolmen) Zu den Hünengräbern gehören auch die Ganggräber.
  • Im Dänischen wird dafür der zu Riese analoge Begriff Jætte (in Jættestue) was auch Riese(nstube) heißt, verwandt. (schwed. hingegen ganggriften = Ganggraber)
  • Die in Dänemark als kæmpehøje (bei Hügeln) bzw. kæmpegraven geläufigen Namen bezeichnen Hügelgräber und meinen die unlithischen Varianten der vorzeitlichen Grabarchitekur. Oft werden die „Hünengräber“ mit den in Mitteleuropa vorkommenden Hügelgräbern verwechselt, die ausschließlich aus Erdmaterial bestehen und meist aus der Bronze- oder Eisenzeit stammen. Selbst amtliche Karten bezeichnen diese manchmal fälschlicherweise als Hünengräber.

Da der Grabcharakter mancher Hünengräber inzwischen umstritten ist, bezeichnet man sie auch als Megalithanlagen. Eine weniger voluminöse Variante sind die Steinkisten, dän./schwed. stenkiste, dän. auch hellekiste für Plattenkiste.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die klassischen Hünengräber finden sich in Südskandinavien und der norddeutschen Tiefebene von der Weichsel bis in die östlichen Niederlande. Diese heute oftmals nur noch als nackte Steinhaufen erhaltenen Kammern (siehe Bilder) lagen ursprünglich unter runden oder länglichen Erdhügeln. Vom baulichen Typ her werden sie unterschieden in Dolmen, Ganggräber, Steinkistengräber, Galeriegräber oder kammerlose Hünenbetten.

Datierung

In Deutschland wurde die Zahl der Hünengräber im Jahre 1939 (in den damaligen Grenzen) mit 900 angegeben. Die Archäologen datieren die Entstehung der nordischen Variante der ansonsten über weite Teile Europas und der Welt verbreiteten Anlagen mehrheitlich in die mittlere Jungsteinzeit etwa zwischen 3500 und 2800 v. Chr..

Sonstiges

Die Comic-Figur Obelix hantiert mit „Hinkelsteinen“, jenen Steinen, aus denen Hünengräber erbaut oder als „Steinreihen“ aufgerichtet wurden. Im hessischen Volksmund wurden spaßeshalber daraus „Hühnergräber“ (Hinkel = Hühnchen).

Siehe auch

Literatur

  • Mamoun Fansa: Großsteingräber zwischen Weser und Ems. Verlag Isensee, Oldenburg 1994, ISBN 3-89442-118-5.
  • Günther Kehnscherper: Hünengrab und Bannkreis. Von der Eiszeit an; Spuren früher Besiedlung im Ostseegebiet. Urania-Verlag, Leipzig 1990, ISBN 3-332-00162-0.
  • Ingrid Schmidt: Hünengrab und Opferstein. Bodendenkmale auf der Insel Rügen. Hinstorff Verlag, Rostock 2001, ISBN 3-356-00917-6.
  • Heinz Schirnig (Hrsg.): Großsteingräber in Niedersachsen. (Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover, Bd 24, Begleitschriften zu Ausstellungen). Hildesheim, 1979
  • div. Archäologische Führer des RGZM Mainz, aus dem Verlag Phillip von Zabern (regional)
  • Walter Hansen: Riesensteingräber in Norddeutschland. Verlag F. E. Wachsmuth, Leipzig. 1936.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hünenbett Olpenitz — Das Hünenbett Olpenitz befindet sich südlich der Schleimündung in 100 m Entfernung vom Ostrand des Waldstücks Kühlen. Olpenitz gehört zur Stadt Kappeln im Kreis Schleswig Flensburg in Schleswig Holstein. Es handelt sich um ein Hünenbett in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett Gehrden — Das Hünenbett Gehrden (Detailansicht) …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett ohne Kammer — Polnisches Hünenbett ohne Kammer Das Hünenbett ohne Kammer, auch kammerloses Hünenbett genannt, in Großbritannien (Nichtmegalithische Langhügel und Steinkammerlose Long Cairns), findet sich in einem Streifen von der Bretagne über die Britischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett von Boltersen — Das Hünenbett ohne Kammer von Boltersen liegt etwa 12 Kilometer östlich von Lüneburg in Niedersachsen. Es ist eine von einst drei eng benachbarten, ihrer Findlinge beraubten Megalithanlagen am Uhlenberg, wovon eine wiederhergestellt wurde. Vor… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett von Nebel — Das Hünenbett von Nebel Das Hünenbett von Nebel befindet sich etwa 500 m nordwestlich der Norddorfer Vogelkoje auf der Insel Amrum, im Kreis Nordfriesland in Schleswig Holstein. Es hat die Sprockhoff Nr. 11 und liegt mitten in den Amrumer… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett von Waabs-Karlsminde — Das Hünenbett von Waabs Karlsminde ist eine gut restaurierte neolithische Megalithanlagen. Das Hünenbett von Waabs im Kreis Rendsburg Eckernförde in Schleswig Holstein enthält die Reste von drei querliegenden Rechteckdolmen. Es hat die Sprockhoff …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett ohne Kammer von Boltersen — Das Hünenbett ohne Kammer von Boltersen liegt etwa 12 km östlich von Lüneburg in Niedersachsen. Es ist eine von einst drei eng benachbarten, ihrer Findlinge beraubten Megalithanlagen am Uhlenberg, wovon eine wiederhergestellt wurde. Vor der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett bei Raven — Das Hünenbett bei Raven ist eine Megalithanlage der Trichterbecherkultur aus der mittleren Jungsteinzeit (3500–3000 v. Chr.), die im Wald nordöstlich des Dorfes Raven liegt. Das Dorf, das ein Ortsteil von Soderstorf in der Lüneburger Heide in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hünenbett — Hü|nen|bett, das: großes ↑Hünengrab (a) …   Universal-Lexikon

  • Nordische Megalitharchitektur — Die nordische Megalitharchitektur entstand im Wesentlichen zwischen 3500 und 2800 v. Chr. Sie ist primär ein Produkt von Gruppen der Trichterbecherkultur. Unter anderem hat Ewald Schuldt in Mecklenburg Vorpommern zwischen 1964 und 1974 über 100… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”