IDK

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Die Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e.V. (IDK) ist eine deutsche Sektion der War Resisters´ International (WRI). Sie ist eine Organisation von Antimilitaristen, Pazifisten und Kriegsdienstverweigerern. Die Geschäftsstelle der IDK befindet sich in Berlin-Hermsdorf (bis März 2005 im Mehringhof). Das IDK-Archiv befindet sich im Archiv aktiv (Hamburg).

Inhaltsverzeichnis

Grundsatzerklärung der Mitglieder der IDK

„Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“

Geschichte

1947 konstituierte sich in Hamburg in der Nachfolge vom Bund der Kriegsdienstgegner (BdK) die Internationale der Kriegsdienstgegner (IDK), die an die Tradition der radikalen Kriegsdienstgegnerschaft anknüpfte. Theodor Michaltscheff war Gründungsmitglied und IDK-Vorsitzender. Von 1947 bis 1966 hat Theodor Michaltscheff für die IDK die Zeitschrift Die Friedensrundschau herausgegeben.

1947/48 hatte die IDK an der gesetzlichen Verankerung des Rechtes auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz maßgeblichen Anteil (GG Artikel 4,3). Die IDK kritisierte allerdings die Einschränkungen des Rechtes auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz, insbesondere den staatlichen Zwangscharakter des Ersatzdienstes (später Zivildienst). Die IDK war beteiligt an der "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Friedensverbände", die 1948 wiedergegründet wurde und auch 1953 bei der Einrichtung des "Deutschen Ausschusses für Wehrdienstverweigerungsfragen", aus dem 1957 die "Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen" hervorging. Seitdem ist die IDK eine Mitgliedsorganisation der "Zentralstelle KDV".

Die IDK war beteiligt am Widerstand gegen die Remilitarisierung (spektakuläre Verbrennung des Generalvertrags 1952) der BRD.

Ein Teil der IDK-Gruppen unterstützte die Neutralisierungsbestrebungen der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) Gustav Heinemanns und setzte sich für Gespräche mit den osteuropäischen Staaten ein. Eine politische Strömung innerhalb der IDK war auch beteiligt an der Gründung der Partei Deutsche Friedensunion (DFU) an prominenter Stelle 1960 die IDK-Vorsitzende Renate Riemeck. Die Unterstützung der DFU Parteigründung löste eine innverbandliche Debatte aus, in der es um das IDK-Prinzip der parteipolitischen Neutralität ging. Renate Riemeck verzichtet daraufhin auf den IDK-Vorsitz und engagierte sich als Spitzenkandidatin der DFU.

Beim ersten Ostermarsch war die IDK dabei und beteiligte sich alljährlich an diesen Demonstrationen.

1967 gab es in der Bundesrepublik Deutschland die Fusion der Mehrheit der Gruppen der Internationale der Kriegsdienstgegner (IDK) mit der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) zur DFG-IdK. 1974 folgte der Zusammenschluss mit dem Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK) zur Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen. (DFG-VK).

Die IDK in Berlin (West) blieb weiterhin bestehen und hatte auch Mitglieder im gesamten Bundesgebiet. Die IDK (Berlin) beantragte nach der Gründung der DFG-IdK (s.o.) den eigenständige Status einer Sektion der War Resisters´ International. 1970 war das Aufnahmeverfahren als WRI-Sektion abgeschlossen. Erich Fried war als Förderer der IDK in dem Antragsverfahren tätig (Dokumente: archiv aktiv). In West-Berlin gab es keine Wehrpflicht. Das Wehrpflicht - Gesetz der Bundesrepublik Deutschland hatte in West-Berlin (Vier-Mächte-Status von Berlin) bis 1990 (deutsche Vereinigung) keine Gültigkeit. Die Beratung für Kriegsdienstverweigerer war immer ein Arbeitsschwerpunkt der IDK und von 1947 bis 1990 insbesondere geprägt durch den sogenannten entmilitarisierten Status von Berlin. Bis zur Einführung der Wehrpflicht in Folge der deutschen Vereinigung hat die IDK in Berlin schwerpunktmäßig Wehrpflicht-Flüchtlinge und Deserteure beraten – die IDK hat auch totale Kriegsdienstverweigerer (TKDV)(Totalverweigerung) beraten und unterstützt.

1969 gab es von IDK und weiterer Mitgliedsgruppen im Republikanischer Club e.V. eine Kampagne für Bundeswehr-Deserteure in Berlin (West). West-Berliner Behörden leisteten rechtswidrig Amtshilfe für die Bundeswehr. Der Erfolg dieser Kampagne war, dass Bundeswehr-Flüchtlinge in West-Berlin ohne weitere Verfolgung von der Bundeswehr (bis 1990) leben konnten.

1972 führte die IDK eine Kampagne gegen den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., veröffentlichte eine Dokumentation über den Volksbund mit dem Titel Die Kehrseite der Medaille und rief dazu auf „dem Trojanischen Pferd des Krieges keinen Pfennig zu geben“. Dies war eine Antwort gegen die massive Spendenwerbung vom Volksbund verbunden mit einer Ideologie von Soldaten-Tugenden, die vom Bundesinnenminister und den Kultusministern der Bundesländer unterstützt wurde.

Die IDK war beteiligt an den gewaltfreien Märschen für Entmilitarisierung (1976 bis 1989), die in verschiedenen Ländern Europas stattfanden und die Entmilitarisierung der Gesellschaft durch gewaltfreie Aktionen propagierten.

In den 80er Jahren wurde auf Initiative der IDK das Libertäre Forum in Berlin initiiert. Beteiligt waren auch Aktive aus dem Umfeld Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union und der Graswurzelrevolution und andere Libertäre. Mit IDK-Unterstützung erscheint die Textsammlung zum Thema Gewaltfreie Revolution.

1982 initiierte die IDK gegen die Rüstungspolitik und Atom(kraftwerks)-Politik der Bundesregierung den Volkszählungsboykott für Ökologie und Frieden, Motto: „Die Regierung sagt, sie brauche die Informationen von uns, um besser regieren zu können. Wir sagen, wir brauchen die Informationen, um uns besser wehren zu können. Kommt die Regierung ihrer Auskunftspflicht nicht nach, so werden wir das auch nicht tun. Wenn die Regierung für Atomraketen schweigt, schweigen wir für den Frieden! - Politiker fragen - Bürger antworten nicht!“ Quelle: Umweltmagazin Nr. 6 / 12-1982 BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz) Die für 1983 geplante Volkszählung wurde u.a. auch wegen dieser Kampagne ausgesetzt.

Der Antimilitaristische Informationsdienst – AID wurde von der IDK von 1990 – 1994 herausgegeben und dokumentiert Probleme der deutschen Vereinigung und antimilitaristische Aktionen in dieser Zeit. Der AID wurde abgelöst durch die IDK-Beteiligung an der Zeitschrift tilt (Magazin gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär). tilt erschien bis Ende der 90er Jahre.

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es Diskussionen über verschiedene Positionen zur Verbindung von Humanismus und Pazifismus. Es sind unterschiedliche agnostische und atheistische Positionen für einen humanistischen Pazifismus, der sich ausschließlich auf den Menschen bezieht, von den Zielen wie von der Letztbegründung her. Die IDK ist eine säkulare Friedensorganisation, in der humanistische und religiöse Kriegsdienstverweigerer und Pazifist/innen zusammenarbeiten.

Seit 2006 ist ein Arbeitsschwerpunkt der IDK die Unterstützung von gewaltfreien Konfliktstrategien im Israel–Palästina–Konflikt. Die IDK unterstützt Kriegsdienstverweigerer/innen in Israel. Im Jahr 2008 wurde gemeinsam mit der Gruppe Israel / Besetzte Gebiete von Amnesty International Berlin die Broschüre Zur Situation der Kriegsdienstverweigerung in Israel herausgegeben. Diese Publikation war das Begleitheft zum Konzert Stimmen für Verständigung und Menschenrechte in Israel / Palästina im Labsaal, Berlin-Lübars. Die IDK würdigte und begrüßte die Preisverleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte im Dezember 2008 an die israelische Gruppe Anarchists Against the Wall und das palästinensische Bürgerkomitee des Dorfes Bil’in.

Im Rahmen der Friedensbewegung, insbesondere um die Zeitschrift Graswurzelrevolution, beteiligten sich IDK-Mitglieder an gewaltfreien Aktionen. Gewaltfreie Aktion war seit Gründung der IDK Orientierung für politisches Handeln.

Ziele

Die IDK fördert die internationalistische und antimilitaristische Gesinnung und den Völkerverständigungsgedanken sowie die Toleranz auf allen Gebieten der Kultur. Sie tritt ein für die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied in bezug auf Rasse, Geschlecht, Sprache, Religion und Weltanschauung.

Jedes IDK-Mitglied unterschreibt die Grundsatzerklärung: „Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten.“

Der Begriff Kriegsdienstgegner und Kriegsdienstgegnerinnen wird von der IDK umfassend interpretiert – als individueller und sozialer Begriff:

  • Kriegsdienst bedeutet nicht nur Dienst im Krieg, sondern Dienst am Krieg, und dieser Krieg beginnt nicht erst beim Ausbruch der Feindseligkeiten, sondern bei der psychologischen, politischen und wirtschaftlichen Vorbereitung zum Krieg.
  • Somit sind die Aufgaben in erster Linie vorbeugenden Charakters und schließen in sich die Beseitigung der Kriegsursachen und die Schaffung einer sozialen und wirtschaftlich gerechten Gesellschaftsordnung mit ein, die keine Kriege aufkommen lässt.
  • Die Verweigerung von Kriegs- und Zwangsdiensten ist eine persönliche Tat und eine soziale Aufgabe.

Der Verein macht sich zur Aufgabe, den Verweigerern und Verweigererinnen von Kriegs- und Zwangsdiensten Schutz und Hilfe zu gewähren. Politisches Ziel ist die Abschaffung von Wehrpflicht, Zwangsdiensten und Militär.

Mitglieder (u.a.)

Auszeichnungen

Der internationale Dachverband der IDK, die War Resisters´ International (WRI), erhielt 2004 den Friedrich-Siegmund-Schultze-Förderpreis verliehen.[1]

Literatur

  • Literatur von und über die IDK: siehe Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Archiv aktiv (Hrsg.): 20 Jahre Friedensrundschau - 20 Jahre Internationale der Kriegsdienstgegner (1947 - 1966), persönliche Erinnerungen von Theodor Michaltscheff. Hamburg o.J., ISBN 3-9805270-0-X
  • Guido Grünewald: Die Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK). Ihre Geschichte 1945-1968. Köln 1982
  • Wolfram Beyer (Hrsg.): G.Lakey / M.Randle, Gewaltfreie Revolution, Beiträge für eine herrschaftslose Gesellschaft. OPPO Verlag Berlin 1988
  • Albert Camus: Weder Opfer noch Henker. Herausgegeben von der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e.V. (IDK e.V.) in der Schriftenreihe des Libertären Forums Berlin, Oppo Verlag Berlin 1991
  • Wolfram Beyer (Hrsg.): Zur Theorie und Praxis des Humanismus – Kriegsdienste verweigern, Pazifismus heute (Hommage an Ossip K. Flechtheim). November 2000, Herausgegeben im Auftrag der IDK und des HVD (Humanistischer Verband Deutschlands, LV Berlin)
  • ders. (Hrsg.) für die IDK: Kriegsdienste verweigern - Pazifismus aktuell. Libertäre und humanistische Positionen. Oppo-Verlag-Berlin 2007
  • IDK / Amnesty International Berlin (Gruppe Israel / Besetze Gebiete), Hrsg.: Zur Situation der Kriegsdienstverweigerung in Israel. Berlin Juli 2008 (Begleitheft zum Konzert am 10.10.08 der KlezMischpoche (u.a.) in Berlin Lübars)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Förderpreis

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