Altkatholische Kirche der Mariaviten

Altkatholische Kirche der Mariaviten
Altkatholische Kirche der Mariaviten
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Basisdaten
Fläche: 312.678 km²[1]
Mitgliedschaft: Utrechter Union (seit 1924 ruhend)
Leitender Bischof: Maria Ludwik Jablonski
Diözesen: Warschau-Płock
Schlesien-Łódź
Lublin-Podlaska
angegliedert:
Provinz Frankreich
Priester: 26[2] (davon 20 im aktiven Dienst)
Pfarrgemeinden: 32[3]
Filialgemeinden: 23[3]
Gläubige: 23.670 (Stand: 2008)[2]
Bistum Warschau-Płock
Bischof: Maria Ludwik Jabłoński
Pfarrer: 5[3]
Pfarrgemeinden: 9[3]
Filialgemeinden: 6[3]
Bistum Schlesien-Łódź
Bischof: Zdzisław M. Włodzimierz Jaworski
Pfarrer: 8[3]
Pfarrgemeinden: 14[3]
Filialgemeinden: 5[3]
Bistum Lublin-Podlaska
Bischofssitz: vakant
Altbischof: Antoni M. Roman Nowak
Pfarrer: 7[3]
Pfarrgemeinden: 9[3]
Filialgemeinden: 12[3]
Kathedrale: Tempel der Barmherzigkeit & Liebe
Offizielle Website: www.mariawita.pl

Die Altkatholische Kirche der Mariaviten (Kościoła Starokatolickiego Mariawitów w RP) ist eine selbstständige katholische Kirche in Polen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kongregation der Mariaviten wurde ab November 1906 als „geduldete Sekte“ von der Duma legalisiert und 1909 später als eigenständige Kirche anerkannt. 1906 zählten die Mariaviten 50.000–60.000 Mitglieder, 1907 vierzig Priester und ca. 100.000 Gläubige.[4] Die Massenkonvertierung ist ein Ergebnis der Auseinandersetzung mit Rom. Bei den Mariaviten hatte jedes Mitglied Mitbestimmungsrechte.

Um die ärgste Not in ihrem Heimatland zu lindern, gründeten die Mariaviten mehrere hundert Armenküchen, Bibliotheken, Druckereien, Geschäfte, Hospize, Kindergärten, Schulen, Waisenhäuser, sogar Sparkassen und Webereien. Auch bauten sie Kirchen. 1911 beendeten sie den Bau der Hauptkirche in Płock, die von ihnen Tempel der Liebe und Barmherzigkeit genannte Kathedralkirche.

Ihr erster Generalminister Jan Maria Michał Kowalski, später „Vater Michael“ genannt, wurde 1909 in Utrecht durch den altkatholischen Erzbischof Gerardus Gul von Utrecht zum Bischof geweiht. 1921 verstarb die Ordensgründerin, die von den Gläubigen liebevoll Mateczka (Mütterchen) genannt wurde.

Die Einführung sogenannter „mystischer Ehen“ zwischen Priestern und Nonnen im Jahr 1924 führte zur Suspension der Mitgliedschaftsrechte in der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen. Durch die Öffnung des Priestertums für Frauen 1929 entfernte sie sich noch weiter von dem damals als katholisch geltendem Konsens.

Durch die Einführung der Frauenordination kam es auch innerhalb der Mariaviten zur Spaltung. Im Oktober 1934 forderten viele Amtsträger die Rücknahme der Neuerungen. In der Generalversammlung vom 29. Januar 1935 endete schließlich die Einheit der Mariaviten mit der Abwahl Kowalskis. Dieser Schritt, der mit 1 Kor 7,23 EU begründet wurde, führte zur Rücknahme aller als schwärmerisch geltenden Neuerungen, die Kowalski eingeführte hatte. Kowalski seinerseits sammelte seine Anhängerschaft in dem Dörfchen Felicjanów und gründete die Katholische Kirche der Mariaviten.

Gegenwart

Die Altkatholische Kirche der Mariaviten gehört zu den Gründungsmitgliedern des Polnischen Ökumenischen Rates und ist seit den 1960er Jahren Mitglied im Weltkirchenrat. Sie ist darüber hinaus seit 1997 durch eine bilaterale Kommission im Dialog mit der römisch-katholischen Kirche.

Im Bereich der Theologie, insbesondere der Sakramententheologie, hat sie – mit Ausnahme der Dogmen des Ersten Vatikanums – die römisch-katholischen Lehre bewahrt. Von ihren Frömmigkeitsformen ist sie, wie in Polen bis heute üblich, traditionell katholisch geprägt, d. h. die Anbetung des Allerheiligsten Sakrament des Altares und die Verehrung der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria stehen im Zentrum ihres Glaubens. Seit 1906 wird die Heilige Messe in der Volkssprache gefeiert; der Form nach ist sie bis heute „tridentinisch“.

In Frankreich existiert die Altkatholische Kirche der Mariaviten mit Sitz in Paris. Sie hat ca. 5000 Mitglieder in drei Gemeinden (2 in Paris, eine in Toulouse), die von vier Priestern betreut werden. Bischof für die in Frankreich lebenden Gläubigen ist André Le Bec.

Seit 2008 führt sie mit der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union Gespräche um eine Wiederaufnahme der Mitgliedschaft.[5] Der Forderung, über den Weg einer Fusion mit der Polnisch-Katholischen Kirche in die Utrechter Union zu gelangen, stehen jedoch verschiedene Hindernisse entgegen. Nicht zuletzt sind es der Stolz auf eine über hundertjährige Geschichte und auf die Entbehrungen und Opferbereitschaft ihrer Gläubigen und Märtyrer, die sowohl unter dem nationalsozialistischen Terror als auch unter der kommunistischen Diktatur gelitten haben, während die Polnisch-Katholische Kirche in der Zeit des Kommunismus auch Phasen staatlicher Förderung erfuhr, so dass dieses historisch gewachsene Misstrauen bis heute nicht vollständig ausgeräumt werden konnte. Andererseits existieren verschiedene Formen der Kooperation, z. B. in Form von gegenseitiger sporadischer Aushilfe in der Seelsorge oder Teilnahme an der Heiligen Kommunion. Wie 2009 vermeldet wurde, wird der leitende Bischof der Mariaviten nun für fünf Jahre als Gast an die Sitzungen der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz eingeladen. Während dieser Zeit soll der Dialog intensiviert werden, um dann die Frage nach einer Mitgliedschaft stellen zu können.[6]

Leitende Bischöfe der Altkatholischen Kirche der Mariaviten in Polen

  • 1909–1935 Jan Maria Michał Kowalski (* 25. Dezember 1871; † 26. Mai 1942 KZ Dachau-Hartheim)
  • 1935–1942 Maria Klemens Philipp Feldmann (* 24. März 1885; † 15. Juni 1971)[7]
  • 1945–1953 Roman Maria Jakub Próchniewski (* 29. Februar 1872; † 13. Februar 1954)
  • 1953–1957 Wacław Maria Bartłomiej Przysiecki (* 10. Dezember 1878; † 27. Januar 1961)
  • 1957–1965 Jan Maria Michał Sitek (* 23. Oktober 1906; † 24. November 1970)
  • 1965–1972 Wacław Maria Innocenty Gołębiowski (* 8. Juni 1913; † 2. August 1985)
  • 1972–1995 Stanisław Maria Tymoteusz Kowalski (* 25. Oktober 1931; † 8. August 1995)
  • 1995–2007 Zdzisław M. Włodzimierz Jaworski (* 2. Januar 1937)
  • 2007–0000 Maria Ludwik Jablonski (* 19. Dezember 1950)

Alle Mariaviten erhalten den zusätzlichen Vornamen „Maria“.

Literatur

  • Konrad Algermissen: Konfessionskunde; Celle: Giesel, 19577; S. 746, 752, 759
  • Karol Karski: Art. Mariaviten; in: Evangelisches Kirchenlexikon, 3. Auflage, Band 3; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992; ISBN 3525501374; Sp. 282f.
  • Arthur Rhode: Bei den Mariaviten. Eindrücke von einer neuen romfreien katholischen Kirche; Lichterfelde-Berlin: Runge, 1911

Weblinks

Quellen

  1. Auswärtiges Amt des Bundesrepublik Deutschland: Länderinformation Polen
  2. a b Statistisches Jahrbuch 2008: Konzises statistisches Jahrbuch von Polen 2008 (pdf; Seite 132)
  3. a b c d e f g h i j k Altkatholische Kirche der Mariaviten: Wykaz Parafii
  4. Altkatholisches Kirchenblatt,12/72, Seite 91, Pfarrer Hans A. Frei (Bern). Nach einer Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hatte die Altkatholische Kirche der Mariaviten 2005 in 37 Pfarreien mit 27 Geistlichen geschätzte 24.158 Mitglieder. Vgl. Cyrus Salimi-Asl, Eric Wrasse, Gereon Schuch (Hrsg.): Die Transformation nationaler Politik : Europäisierungsprozesse in Mitteleuropa, DGAP, S. 242 (pdf)
  5. News der Utrechter Union: Gespräche mit der Altkatholischen Kirche der Mariaviten in Polen (PDF), Meldung von 5. Dezember 2008
  6. Christkatholisches Kirchenblatt: Mitteilung der Bischofskonferenz unter "Utrechter Union" (PDF)
  7. Amtliches Kirchenblatt der Deutschen Alt-katholischen Kirche. Bd. 9, Bonn, 15. November 1942, Nr.8

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