IceCube

IceCube

IceCube ist ein Hochenergie-Neutrino-Observatorium, das im klaren Eis des Südpols nach knapp sechs Jahren Bauzeit und einem Jahrzehnt Vorbereitung am 18. Dezember 2010 fertiggestellt wurde. In einem Volumen von 1 km3 sollen Hochenergie-Neutrinos registriert werden, die mit den Elementarteilchen des Eises reagieren, wobei Elektronen, Myonen oder Tauonen erzeugt werden, welche mit Hilfe von hochempfindlichen optischen Sensoren (Photomultipliern) nachgewiesen werden können.

Am besten geeignet für eine Richtungsbestimmung der Neutrinos ist der Nachweis von Myonen. Die extrem seltene Kollision eines Myon-Neutrino mit einem Molekül bewirkt die Abspaltung des Nukleus und die Umwandlung des Neutrino in ein Myon. Das Myon setzt die Spur des Neutrinos fort und setzt dabei einen Kegel blauen Lichts frei, der Tscherenkov-Strahlung genannt wird. Diese extrem schwache Lichtstrahlung wird durch Photomultiplier über 100 Millionen Mal verstärkt. Mithilfe der Ankunftszeiten des Lichts an den einzelnen Sensoren errechnen die Wissenschaftler, woher das den Effekt erzeugende Neutrino kam.

Das Prinzip findet schon im AMANDA-Teleskop Anwendung und lieferte dort seit 1997 Daten. Aufgrund des Erfolges wurden die Gelder für das IceCube-Teleskop genehmigt. IceCube wird am Ende über 86 Kabelstränge mit insgesamt 5160 Sensoren verfügen, die die Leuchtspuren von Myonen, Elektronen und Tauonen aufspüren, verstärken, digitalisieren und dann zur Amundsen-Scott-Südpolstation weiterleiten. Die 677 Module von AMANDA wurden bei einigen IceCube-Analysen mitverwendet. Am 11. Mai 2009 wurde AMANDA plangemäß abgeschaltet.

Bohrstation für IceCube im Dezember 2009

Die Kabelstränge und Detektoren werden in mit heißem Wasser gebohrten Löchern versenkt, die anschließend wieder zufrieren; die Sensoren werden in Tiefen zwischen 1.450 und 2.450 Metern platziert, wo durch den enormen Druck alle störenden Luftbläschen soweit komprimiert sind, dass sie für die Ausbreitung des Lichts keine Rolle mehr spielen.

Wissenschaftler wie Francis Halzen und Christian Spiering versprechen sich davon Erkenntnisse vor allem darüber, was die Quellen der geladenen kosmische Strahlung sind, in denen auch die Neutrinos erzeugt werden. Neutrinoteleskope können aber auch Supernovae entdecken oder zur Detektion der Dunklen Materie beitragen. Auch gerichtete Strahlungsausbrüche (sog. Gamma Ray Bursts), die z. B. von schwarzen Löchern im Zentrum einer Spiralgalaxie ausgehen können, spielen eine Rolle. In dieser Hinsicht ist die Anlage und das „Drumherum“ ein explizites Beispiel für die sich rapide entwickelnde Zusammenarbeit von Hochenergiephysik und Astrophysik.

Die Gelder für den ca. 295 Millionen US-Dollar teuren Neutrinodetektor, der u.a. von der University of Wisconsin in Madison und DESY in Zeuthen entwickelt wurde, stammen überwiegend von der amerikanischen Wissenschaftsstiftung NSF. Das Projekt wird aber von Universitäten und Instituten in Schweden, Belgien, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden mitfinanziert.

Das IceCube-Team besteht insgesamt aus 260 Wissenschaftlern aus 36 Forschungsinstitutionen in acht Ländern. Neben Forschern aus den Ländern, die IceCube finanziert haben, beteiligen sich auch Wissenschaftler aus Neuseeland, Barbados und der Schweiz an der Datenanalyse. Aus Deutschland sind das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, die Universitäten RWTH Aachen, Humboldt-Universität zu Berlin, Bochum, Bonn, TU Dortmund, Mainz und Wuppertal sowie das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg beteiligt.

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