Ifni-Krieg

Ifni-Krieg
Ifni-Krieg
Spanische Besitzungen in der Sahara (rot)
Spanische Besitzungen in der Sahara (rot)
Datum 23. Oktober 1957–3. Juni 1958
Ort Westsahara, Ifni
Ausgang Sieg Spaniens und Frankreichs
Territoriale Änderungen Tarfaya an Marokko
Friedensschluss Abkommen von Angra de Cintra
Konfliktparteien
Spanien 1945Spanien Spanien
FrankreichFrankreich Frankreich
MarokkoMarokko Marokko
Sahara-Befreiungsarmee
Befehlshaber
Flag of Spain 1945 1977.svg Francisco Franco
Flag of Spain 1945 1977.svg López Valencia

Der Ifni-Krieg, in Spanien auch der vergessene Krieg (spanisch la Guerra Olvidada) genannt, war eine Serie von bewaffneten Einfällen von marokkanischen Aufständischen und einheimischen Sahraui in die Kolonie Spanisch-Westafrika. Der Krieg begann im Oktober 1957 und fand seinen Höhepunkt in der Belagerung von Sidi Ifni.

Der Konflikt ist Teil der Entkolonialisierung, die Afrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchlief. Die marokkanische „Sahara-Befreiungsarmee“ war hauptsächlich an den Kämpfen beteiligt und konnte nach Beendigung des Konflikts mit Frankreich ihre gesamten Ressourcen auf die Eroberung des spanischen Gebietes verwenden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Stadt Sidi Ifni wurde 1860 in das spanische Kolonialreich aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das spanische Protektorat südlich der Stadt ausgedehnt und die spanische Herrschaft wurde auf der Kongokonferenz 1884 international anerkannt. 1946 wurden die verschiedenen Kolonien als Spanisch-Westafrika zusammengefasst.

Sofort nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1956 begann Marokko seinen Anspruch auf die spanischen Gebiete zu erheben, mit der Begründung, dass diese Gebiete historisch und geographisch zu Marokko gehörten. Der marokkanische Sultan Mohammed V. unterstützte diese Bestrebungen und unterstützte persönlich anti-spanische Verschwörer in Ifni.

Verlauf

Ausbruch der Kämpfe

Am 10. April 1957 brachen gewaltsame Demonstrationen gegen die Fremdherrschaft in Ifni aus, gefolgt von Streiks und der Ermordung von Spanientreuen. General Franco ließ im Juni zwei Bataillone der Spanischen Legion nach El Aaiún versetzen.

Als Antwort auf die spanische Mobilisierung sammelte sich die marokkanische Armee in der Nähe von Ifni und am 23. Oktober 1957 wurden die zwei Dörfer außerhalb von Sidi Ifni, Goulimine und Bou Izarguen, von 1500 marokkanischen Soldaten (Moukhahidine) besetzt. Damit begann die Einkesselung von Ifni. Zwei weitere Bataillone der Legion erreichten Spanisch-Sahara bevor die Kämpfe begannen.

Der Sturm auf Ifni

Am 21. November berichtete der spanische Geheimdienst, dass ein Angriff der Marokkaner von Tafraoute her unmittelbar bevorstehe. Zwei Tage später wurde die spanische Kommunikation unterbrochen und 2000 marokkanische Soldaten stürmten spanische Garnisonen und Zeughäuser in und um Ifni.

Obwohl die Marokkaner bis nach Sidi Ifni kamen, wurden sie zurückgeschlagen. Zwei spanische Außenposten wurden aufgegeben und viele andere wurden belagert.

Tiluin

In Tiluin kämpften sechzig Tiradores (spanische und einheimische Milizangehörige) gegen eine Übermacht von Hunderten von Marokkanern. Am 25. November wurde eine Rettungsaktion gestartet. Eine Staffel von fünf C.A.S.A. 2.111 Bombern (spanische Variante der Heinkel He-111) bombardierte die feindlichen Stellungen, während weitere fünf C.A.S.A. 352 Transportmaschinen (spanische Version der Junker Ju-523M) 75 Fallschirmjäger über dem Außenposten abwarf. Am 3. Dezember erreichten Soldaten des 6. Bataillons der spanischen Legion Tiluin, durchbrachen den Belagerungsring und eroberten den Flughafen. Das gesamte militärische und zivile Personal wurde auf dem Landweg nach Sidi Ifni evakuiert.

Telata

Die Befreiung von Teleta war jedoch weniger erfolgreich. Am 24. November verließ eine Kompanie Fallschirmjäger der Spanischen Legion unter dem Befehl von Kommandant Ortiz auf mehrere alten Lastwagen Sidi Ifni. Mehrfach geriet der Trupp in marokkanische Hinterhalte und am nächsten Tag waren mehrere Spanier verwundet und man war gezwungen, die Straße zu verlassen. Am 26. November gingen die Lebensmittel zu Ende und auch die Munition wurde knapp. Die Spanier sahen sich nach erneuten Angriffen gezwungen sich einzugraben. Verpflegung wurde per Flugzeug abgeworfen, aber die Verlustzahlen stiegen und auch Kommandant Ortiz wurde getötet. Am 2. Dezember brach eine Infanterieeinheit und die Verteidiger von Telata durch die marokkanischen Linien und warf den Feind zurück. Die Überlebenden der Fallschirmjägerkompanie erreichten Sidi Ifni wieder am 5. Dezember. Sie hatten zwei Tote und vierzehn Verletzte zu beklagen.

Belagerung von Sidi Ifni

Zu Beginn waren die marokkanischen Angriffe meistens erfolgreich. Innerhalb von zwei Wochen gelang es den Marokkanern und mit ihnen verbündeten Stämmen, die Kontrolle über den größten Teil von Ifni zu gewinnen und spanische Truppen, die sich im Landesinnern befanden, von der Hauptstadt zu isolieren. Simultane Angriffe wurden überall in Spanisch-Sahara durchgeführt und überall spanische Garnisonen überrannt und Konvois und Patrouillen überfallen. Die marokkanischen Einheiten brannten darauf auf Ifni zu marschieren, da man vom Beginn eines Volksaufstandes ausging. Doch die Marokkaner unterschätzen die Stärke der spanischen Verteidigung. Diese wurde von See aus von der spanischen Marine versorgt und hatten kilometerlange Schützengräben und eine Unzahl Vorposten erbaut. Am 9. Dezember befanden sich 7500 Verteidiger in der Stadt. Die Belagerung dauerte bis Juni 1958 und verlief relativ unblutig, da sich Spanien und Marokko eher auf die Kämpfe in Spanisch-Sahara konzentrierten.

Schlacht bei Edchera

Im Januar 1958 verstärkte Marokko seine Bemühungen im Kampf gegen Spanien und reorganisierte alle Armeeeinheiten zur „Sahara-Befreiungsarmee" um.

Am 12. Januar griff eine Division der Sahara-Befreiungsarmee die spanische Garnison bei El Aaiún an. Der Angriff wurde jedoch zurückgeschlagen und die Marokkaner mussten sich zurückziehen. Am 13. Januar trafen marokkanische Einheiten bei Edchera auf zwei Kompanien des 13. Bataillons der Spanischen Legion und griffen dieses an. Nach schweren und für beide Seiten Verlustreichen Kämpfen zogen sich die Marokkaner zurück.

Rückeroberung

Anfang Februar 1958 startete Spanien eine massive Offensive gegen die marokkanische Befreiungsarmee. Die 150 spanischen und französischen Kampfflugzeuge garantierten die vollkommene Lufthoheit.

Die marokkanische Bergfestung Tan-Tan fiel als erstes dem Bombardement und dem Bodenangriff zum Opfer. Die marokkanische Armee verlor 150 Soldaten und musste die Anlage aufgeben. Am 10. Februar wurden das 4., 9. und 13. Bataillon zu einer motorisierten Kampfgruppe zusammengefasst und drängten die Marokkaner aus Edchera und stießen durch Tafurdat und Smara. Am 21. Februar griff die spanische Armee, mit Unterstützung von französischen Kräften aus dem Fort Gouraud bei El Aaiún die Marokkaner an und vernichtete die marokkanische Armee zwischen Bir Nazaran und Ausert.

Folgen

Am 2. April unterzeichneten die Regierungen von Spanien und Marokko das Abkommen von Angra de Cintra. Marokko erhielt die Region von Tarfaya (Kap Juby-Kolonie), zwischen dem Fluss Draa und dem 27º 40' Breitengrad und Spanien behielt Sidi Ifni und Spanisch-Westafrika.

Spanien konnte Ifni noch bis 1969 halten, als es unter internationalem Druck (UN-Resolution 2072 von 1965) das Gebiet an Marokko abtreten musste.

Literatur

  • Santamaria, Ramiro: Ifni-Sahara, la guerra ignorada. Dyrsa Madrid. 1984.
  • Casas de la Vega, Rafael: La última guerra de Africa, Servicio de Publicaciones del Estado Mayor del Ejército. Madrid. 1985.
  • Marinas Romero, Gerardo: La Legión española en la guerra de Ifni-Sahara. in Defensa nº 117 (1988).
  • Bellles Gasulla, José: Cabo Jubi-58. Memorias de un teniente de infantería en la campaña Ifni-Sahara. Servicio de Publicaciones del Estado Mayor del Ejército. Madrid 1990.
  • Aguirre Diego, José Ramón.: “Ifni, la última guerra colonial española” en Historia 16 nº 167 (1990).
  • Aguirre Diego, José Ramón. La última guerra colonial de España: Ifni-Sahara, 1957-1958, Algazara, Málaga. 1993.
  • Simon Contreras, Miguel: Ifni y Sahara, hoy. in Ejército nº 633 (1992).

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