Iglu

Iglu
Großes Iglu (Kinngait an der Südküste der Baffininsel)

Unter Iglu versteht man üblicherweise ein Schneehaus. Das Inuktitut-Wort „Iglu“, häufiger „Illu“, bedeutet allgemein „Wohnung“ und umfasst Schneehaus, Qarmaq, Zelt u. ä. Als Wohnung hat das Iglu seit den 1950er Jahren ausgedient. Bis auf wenige Ausnahmen leben die Inuit heute in Siedlungshäusern und bei winterlichen Aufenthalten auf dem Land in Holzhütten (sog. „Cabins“). Vermutlich hat sogar weit über die Hälfte der ca. 100.000 in Kanada und Grönland lebenden Inuit noch nie in einem Iglu geschlafen, und ein Iglu kann längst nicht mehr jeder Inuk bauen. Die Inuit nutzen das Iglu heute meist als Schutzhütte, wenn sie, etwa bei einem Jagdausflug, von Wetterumstürzen überrascht werden. Dieser in der Arktis nach wie vor wichtige Zweck ist auch der Grund dafür, dass Iglubauen bis zu einem gewissen Grad auch in der Schule unterrichtet wird. In manchen Siedlungen, z. B. Pond Inlet, wird das Übernachten im Iglu als Touristenattraktion angeboten.

Das Innere eines Iglus

Inhaltsverzeichnis

Bau eines Iglus

Iglubau mit Schneemesser in Cape Dorset (an der Südwestküste der Baffininsel)
Demonstration eines Iglubaus vor Schülern in Cape Dorset (an der Südwestküste der Baffininsel)

Je nach Witterungsbedingungen, akuten Bedürfnissen oder auch lokalen Gewohnheiten gelangen unterschiedliche Techniken für den Bau eines Iglus zur Anwendung:

Massivbauweise

Für ein stabiles Iglu werden Schneeblöcke benötigt, die mit einem Schneemesser oder einer Schneesäge in unmittelbarer Nähe des geplanten Bauplatzes aus der Schneedecke ausgeschnitten werden. Nach dem Schneiden des Schnees müssen die Teile etwa 40 cm hoch, 60 cm breit, 50 cm tief und zusätzlich abgeschrägt sein, damit die Ringe der Schneeblöcke nach oben immer enger werden und eine Kuppel bilden. Hierfür ist nur eine ganz bestimmte Schneeart geeignet, weshalb derartige Iglus nicht jederzeit errichtet werden können. Die Blöcke werden nacheinander in einer sich verjüngenden Spirale aufgestapelt und mit dem Schneemesser passend zugeschnitten. Der Durchmesser wird so stetig verringert, bis die Kuppel geschlossen ist. Zum Schluss werden ein oder zwei Fenster aus blanken Eisplatten (z. B. Eisstücke aus einem nahen See) eingesetzt, um das Innere etwas zu erhellen. Nach Fertigstellung wird der Eingangsbereich als Wind- und Kältefang gegraben und mit Schneeblöcken überwölbt.

Spiralbauweise

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Sie wird angewendet, wenn ohne viel Aufwand rasch ein Schutzbau errichtet werden soll. Im Gegensatz zur Massivbauweise muss dann eine Schneemauerdicke von ca. 20 cm ausreichen, wozu Schneeziegel in einer aufsteigenden Spirale aneinander gelehnt werden. Wichtig ist dabei, dass die beiden unteren Ecken auf der darunterliegenden Reihe sowie die obere Ecke am vorherigen Schneeziegel gut aufliegt. Als Abschluss wird ein Ziegel über das Loch gelegt und durch Zuschneiden eingepasst.

Schalungsiglu

Diese Art von Iglu wurde 1987 von Herman Glatz, Heeresbergführer, damals Zugführer eines Hochgebirgsjägerzuges in Mittenwald und gelernter Zimmerer als Schalungsiglu entwickelt und wird seitdem von den deutschen Gebirgsjägern als Unterkunft beim Biwak im schneebedeckten Gelände benutzt. Die Gruppe schichtet zuerst von allen Seiten einen Hügel auf. Auf diesem Hügel stehen mehrere Personen auf Skiern und verdichten den Schneehaufen. Anschließend werden zwei Löcher etwas über hüfthoch gegraben, sowie ein Verbindungstunnel, der später als Eingang dient. In eines der beiden Löcher stellen sich anschließend meist drei bis fünf Personen mit einer wasserdichten Plane, die sie über ihrem Kopf halten und mit dem Gesäß an die Innenwand des Loches drücken. Nun wird von den Seiten weiter Schnee auf das Iglu und über die Plane angehäuft und wiederum verdichtet, bis die Schneedecke sich selbst hält. Daraufhin wird die Plane entfernt und die Personen im Inneren des Iglus kriechen durch den Tunnel nach draußen. Das Iglu wird jetzt von innen ausgeschält. Die Wände erreichen bei dieser Bauart eine Stärke von 0,8m bis zu 1,50m. Das Quinzhee wird ähnlich gebaut.

Wärmeverhältnisse

Im Inneren herrschen für Arktisbewohner durchaus angenehme Wärmeverhältnisse, da der Schnee als guter Wärmeisolator wirkt. Als normal gelten Temperaturen um den Gefrierpunkt; auf dem höher als den Eingangsbereich gelegten Schlafplatz werden wegen der nach oben steigenden Warmluft sogar Plusgrade erreicht. Im Vergleich mit den Außentemperaturen können durchaus 50 Grad Unterschied bestehen; so sind beispielsweise bei einer Außentemperatur von −46° C −6° C auf Bodenhöhe (Schlafsockel) und sogar +4° C auf Schulterhöhe möglich. Wärmequellen wie menschliche Körperwärme und früher das Qulliq, heute etwa ein Benzinkocher lassen durchaus +5°;C erreichen. Höhere Temperaturen führen zum Schmelzen des Schnees und zum Durchnässen der Bewohner.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Iglu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Iglu – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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