Ihsan Nuri Pascha

Ihsan Nuri Pascha
Ihsan Nuri Pascha zu Zeit der Ararat-Aufstände (Zweiter von links in der vorderen Reihe). Die restlichen Männer vorne sind von links nach rechts Sipkanlı Halis Bey und Hasenanlı Ferzende Bey[1]
Ihsan Nuri mit seiner Ehefrau Yaşar Hanim während der Ararat-Aufstände.

Ihsan Nuri Pascha (auf kurdisch: Ihsan Nûrî Paşa; * 1892 in Bitlis; † 25. März 1976 Teheran) war eine bekannte Person der kurdischen Nationalbewegung nach dem Ersten Weltkrieg und einer der führenden Köpfe des Ararat-Aufstandes. Er war verheiratet mit Yashar Ihsan.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihsan Nuri wurde 1892 in Bitlis geboren. Seine Familie hatte eine gehobene Stellung innerhalb des Celali-Stammes. Seine Herkunft ermöglichte Ihsan Nuri eine militärische Laufbahn im Osmanischen Reich. Er besuchte die Armeeschule in Erzincan und später die Militärakademie in Istanbul. Als Leutnant diente er 1910 in Albanien, 1911-1913 im Jemen, für kurze Zeit Ersten Weltkrieg an der Dardanellen-Front, später in Georgien. An der Kaukasusfront gegen die Russen wurde er verletzt.

Nach Kriegsende erlebte Ihsan Nuri die alliierte Besatzung von Istanbul. Er lernte den Herausgeber Zeki Bey Bitlisi kenen und schrieb für dessen Zeitschrift Jin (Leben) Artikel zur kurdischen Geschichte und Kultur. Er wurde Mitglied der ersten kurdischen Vereinigung der Kürdistan Teali Cemiyeti.

Ihsan Nuri lehnte - ebenso wie nationalistische türkische Offiziere - die Besatzung durch fremde Truppen ab. Er wurde Vorsitzender der Offiziersvertretung von Istanbul und pflegte engen Kontakt mit Kamal Aldin Sami, dem Vertreter Mustafa Kemals in Istanbul.

Wegen eines gemeinsamen Komplotts mit türkischen Nationalisten zur Entführung des Kriegsministers Süleyman Schafik Pascha der Regierung unter Damat Ferid Pascha gerät Ihsan Nuri ins Fadenkreuz der Briten. Das vereitelte Komplott hatte zum Ziel den Kriegsminister an Mustafa Kemal zu übergeben.

Bei den Türken geriet er wegen seiner Mitgliedschaft in einer kurdischen Vereinigung in Verdacht. Ihsan Nuri ersuchte um Versetzung über Bitlis in den Kaukasus. Der über seine kurdischen Aktivitäten informierte Generalstab lehnt dies ab. Ihsan Nuri wurde direkt nach Trabzon versetzt, wo er von Rüschdü Pascha, Kommandant der 9. Armee, einen Befehl Mustafa Kemals erhielt, in Baku für sowjetische Unterstützung der nationalistischen Streitkräfte von Ankara zu sorgen.

Ihsan Nuri wie auch andere kurdische Armeeoffiziere setzten 1920 auf die Versprechen Atatürks auf Autonomie für die Kurden. Nach den Siegen gegen die Griechen war von diesen Versprechen keine Rede mehr.

Während seines Dienstes 1922 an der türkisch-irakischen Grenze lernte Ihsan Nuri Mitglieder der kurdischen Organisation Azadî kennen und wurde zum Leiter der Azadî in Siirt. Ihsan Nuri brachte mit drei weiteren kurdischen Offizieren das Regiment unter seine Kontrolle, das wegen des türkisch-britischen Konflikts um die Beherrschung der Ölquellen von Mosul nach Beytüşşebap (Provinz Şırnak) entsandt worden war.

Waffen und Munition des 18. Regimentes wurden an kurdische Aufständische verteilt. 350 Soldaten liefen über. Ihsan Nuri versuchte vergeblich nach Bitlis zu marschieren, um die Unabhängigkeit Kurdistans auszurufen.

Der Aufstand wurde rasch niedergeschlagen. Ihsan Nuri flüchtete erst nach Syrien und danach in den Irak zu Mahmud Berzanci. Später wurde Ihsan Nuri Mitglied der kurdischen Xoybûn, die ihn 1927 als General der Befreiungsarmee mit der Unterstützung des Ararat-Aufstandes beauftragte. Ihsan Nuris Strategie sollte am Ararat Erfolg zeigen. 1928 im Aufstandsgebiet am Ararat angekommen, benannte er das Dorf Türkmen in Kurdawa um und erklärte es zur Hauptstadt der Republik Ararat. Ihsan Nuri baute einen Verwaltungsapparat auf und ernannte Gouverneure. Dank einer mitgebrachten Druckerpresse gab er die Zeitschriften Agri, Gaziya Welat und eine Propagandaschrift mit dem Titel Agri egir dibarine ("Der Ararat lässt Feuer regnen") heraus.

1930 schlug die türkische Armee den Aufstand nieder. Das war das Ende der Republik Ararat. Ihsan Nuri floh in den Iran und lebte dort mit seiner Ehefrau und Tochter. Er stand unter Beobachtung des iranischen Geheimdienstes. Seine heimlich geschriebenen Bücher behandeln angesichts der Zensur im Iran hauptsächlich die Zeit bis 1930. Unter Begleitung eines SAVAK-Beamten unternahm Ihsan Nuri 1962 eine Reise nach West-Berlin. Am 25. März 1976 starb er an den Folgen eines Verkehrsunfalles.

Werke

  • Geschichte der Ursprünge des kurdischen Volkes, Kouhistan Verlag, Teheran 1955 (persisch: Tarikh risha nejadi Kurd)
  • La révolte de l’Agridagh "Ararat" (1927-1930), "Agri", éditions kurdes, Genève 1986 (weitere Ausgaben in persisch, Kurmandschi und Sorani)
  • Geschichte meines Lebens, (persisch; seine Ehefrau schrieb ebenfalls eine Biographie mit demselben Titel)

Quellen

  • Ihsan Nouri Pasha: La révolte de l’Agridagh "Ararat" (1927-1930), "Agri", éditions kurdes, Genève 1986

Einzelnachweise

  1. Rohat Alakom: Hoybûn örgütü ve Ağrı ayaklanması, Avesta, 1998, ISBN 9757112453, S. 180. türkisch

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nuri — bezeichnet die Pyramiden von Nuri nordöstlich vom Berg Barkal an der Ostseite des Nils Nuri ist der Familienname folgender Personen: Ali Akbar Nateq Nuri (* 1943), schiitischer Geistlicher Fazlollah Nuri (1842–1909), schiitischer Geistlicher… …   Deutsch Wikipedia

  • Ismet Pascha — İsmet İnönü Mustafa İsmet (seit 1934:) İnönü (* 24. September 1884 in İzmir; † 25. Dezember 1973 in Ankara) war kurdisch[1][2] türkischer Politiker der kemalistischen …   Deutsch Wikipedia

  • Azadî — Die Azadî (dt: Freiheit), offiziell Ciwata Azadiya Kurd (Gesellschaft für kurdische Freiheit), später Ciwata Xweseriya Kurd (Gesellschaft für kurdische Unabhängigkeit) war eine kurdische Organisation, die nach dem Ersten Weltkrieg in der Türkei… …   Deutsch Wikipedia

  • Aufschwungvereinigung Kurdistan — Die Kürdistan Teali Cemiyeti (dt. „Gesellschaft für den Aufstieg Kurdistans“) war eine kurdische Organisation die die Schaffung eines kurdischen Staates im Osten der heutigen Türkei zum Ziel hatte. Sie wird auch Kürt Teali Cemiyeti genannt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kürt Teali Cemiyeti — Die Kürdistan Teali Cemiyeti (dt. „Gesellschaft für den Aufstieg Kurdistans“) war eine kurdische Organisation die die Schaffung eines kurdischen Staates im Osten der heutigen Türkei zum Ziel hatte. Sie wird auch Kürt Teali Cemiyeti genannt. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Azadi — Die Azadî (dt: Freiheit), offiziell Civata Azadiya Kurd (Gesellschaft für kurdische Freiheit), später Civata Xweseriya Kurd (Gesellschaft für kurdische Unabhängigkeit) war eine kurdische Geheimorganisation, die nach dem Ersten Weltkrieg in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ararat-Aufstand — Der Ararat Aufstand (türkisch Ağrı ayaklanmaları) war eine Reihe von mehreren Aufständen von Kurden im Gebiet des Ararats. In der neu gegründeten Republik Türkei fanden mehrere Aufstände unter der Führung kurdischer Nationalisten und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ih — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Xoybun — Xoybûn oder Khoybun war eine kurdische Unabhängigkeitsbewegung und bedeutet auf deutsch in etwa Selbst sein. Gegründet wurde sie im Libanon am 5. Oktober 1927. Der vollständige Name lautet Xoybûn Ciwata Serxwebuna Kurd, was auf deutsch… …   Deutsch Wikipedia

  • Zilan-Massaker — Schlagzeile der Tageszeitung Cumhuriyet vom 13. Juli 1930. Der Text sagt: Die Säuberung hat angefangen, die Leute im Zeylantal wurden komplett vernichtet. Das Zilan Massaker oder Zilantal Massaker (Kurdisch: Komkujiya Zîlan [1] oder Komkujiya… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”